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12 in 12 – In Beef We Trust – Wagyu oder Angus?

Wer gerade aus Buenos Aires kommt, der ist verwöhnt, wenn es um ein gutes Steak geht. Doch als ich auf dem Flug nach Sydney im Onboard Magazine von Air New Zealand einen Artikel über das Wagyu Beef von Blackmore in Südaustralien las, wurde ich hellhörig.  Wegen Blackmore musste die Australian Wagyu Association die gesamte Bewertungsskala für Qualität erweitern. Statt von 1 bis 9 geht die Skala nun bis 9+ und das Blackmore Wagyu hat als einziges Fleisch auf der Welt die 9+. Das kommt mir fast so absurd vor, wie bei Spinal Tap, als der Gitarrist  auf seinem Verstärker eine 11 statt eine 10 hat. “Turn it up to 11!”

Wagyu ist übrigens eine japanische Rinderart. Kommt das Rind aus der Region Kobe, dann ist es Kobe-Beef, sonst heisst es Wagyu. Das Fleisch ist besonders marmoriert und ist so zart wie kaum ein anderes Stück.

Eine 9+. Das musste ich probieren. In Sydney ist die Delikatesse beim Metzgermeister Victor Churchill zu haben, der wohl schönste Schlachterladen, den ich je gesehen habe. Im noblen Stadtteil Woollahra bietet Churchill seit 1876 das beste vom Rind an. 2009 wurde der Shop umgebaut und sahnt seither einen Design-Preis nach dem anderen ab.

Da ist es, das Blackmore Wagyu. Es thront im Kühlschrank mit seiner Glasvitrine ganz oben und wartet darauf, gegessen zu werden. Eine breite Fettschicht und dann diese Marmorierung. Ein Gedicht. Das Kilo kostet umgerechnet rund 200 Euro. Ein stolzer Preis.

Ich frage die Metzgerin, ob das Blackmore das Geld denn auch wert sei. “Das ist Ansichtssache”, meint sie. Sie erklärt mir, dass das Blackmore-Wagyu so zart sei, wie kein anderes Fleisch auf diesem Erdball. Was die Intensität des Geschmacks angehe, da habe sie aber noch was Anderes. Wagyu-Kühe werden mit Getreide gefüttert und sie bevorzuge mit Gras gefütterte Kühe. Sie zeigt mi das Black-Angus-Beef von O’Connor in Gippsland – ein paar Stunden von Melbourne entfernt. Das Sirloin für rund 50 Euro pro Kilo. Die Marmorierung ist auch sehr schön und das Stück lacht mich an. Die Luft in Gippsland sei ein Traum, das Futter bestehe aus Klee für die Mineralien und Weidelgrass für Vitamine und Proteine. Keine Hormone, keine Antibiotica, keine Chemikalien in irgendeiner Form garantieren. die Qualität.

Ich kaufe von beiden ein Stück, mache mich ganz aufgeregt auf den Weg nach Hause und schmeisse beide Prachtstücke auf den Grill. Nur ganz wenig Salz dazu und sobald der Saft austritt, ist das Fleisch so weit. Jetzt kommt der Geschmackstest. Mann ist das Wagyu-Beef zart. Sowas hab ich noch nie erlebt. Das Fleisch schmilzt fast auf der Zunge. Und das O’Connor-Beef?  Das haut mich vom Hocker. Es ist bissfester aber dennoch unglaublich “soft”. Der Eigengeschmack ist unbeschreiblich. Das Fett vereint sich mit dem Fleisch, als ob das alles genau so geplant war, damit ich es hier und jetzt und heute Abend esse. Ich glaube “we have a winner” Das Black Angus von O’Connor schlägt alles, was ich bisher gegessen habe. Danke Victor Churchill. I’ll be back!

12 in 12 – “Australian Humor”

Wer “Australian Humor” googelt, der findet als allererstes Ergebnis einen Eintrag auf der Website der australischen Regierung, die einem ganz offiziell erklärt, was australischer Humor genau ist.  Humor erklären ist zwar immer so eine Sache – doch das steht da drauf:

“Australian humor has a long history that can be traced back to our origins as convict colonies. It is therefore no surprise that a national sense of humour quickly developed that responded to those conditions. This unique sense of humour is recognised (although maybe not always understood) the world over as being distinctly Australian. Our humor is dry, full of extremes, anti-authoritarian, self-mocking and ironic.”

Ich kann mich an australische Filme wie Muriel’s Wedding, Strictly Ballroom und natürlich Crocodile Dundee mit dem legendären Paul Hogan erinnern, die mein Bild von Australien geprägt haben. In der Tat ist es kein Klischee, dass die Australier immer alles etwas lockerer nehmen.  Schon allein das kollegiale “mate”, wenn man jemanden trifft, lockert ein Gespräch auf und das altbekannte “no worries” entschärft jede unangenehmen Situation.

Mein  neuer australischer Lieblings-Comedian ist übrigens Sam Simmons, der damit Jim Jeffries abgelöst hat. Der ist mit seinem preisgekrönten Programm “Not a People Person” neulich im Sydney Opera House aufgetreten und ist sowas von schräg. Er hat Känguruhände…Das müsst ihr Euch anschauen:

Und noch ein Schmankerl von früher:

https://www.youtube.com/watch?v=POJtaO2xB_o

12 in 12 – Ich habe ein Smartphone, also bin ich

Ich habe ja auch ein Smartphone und kann mir kaum vorstellen, ohne das Gadget zu leben. Ich fühle mich fast hilflos, wenn der Akku meines geliebten iPhones auf Null ist. Das gebe ich gerne zu.  Doch es muss Grenzen geben. Ich habe das Gefühl, dass dieses kleine Ding Schuld daran ist, dass wir nicht mehr miteinander sprechen, und was fast noch schlimmer ist, dass wir nicht mehr in der wunderschönen Welt leben, die direkt vor uns liegt, sondern in der Welt des kleinen Screens.

Das ist nicht nur in unseren Breitengraden so, sondern ich sehe das überall, wo ich hinschaue und hinkomme. Als ich gestern auf der Tribüne des Australian Open sass und vom fünften Satz des packenden Spiels zwischen dem Amerikaner John Isner und dem Deutschen Mischa Zverev in den Bann gezogen wurde, war mein Sitznachbar seit einer halben Stunde in irgend einen Chat auf seinem iPhone vertieft. Das durfte doch wohl nicht sein. Da gibt es Hochspannung pur direkt und live vor ihm und er spielt ununterbrochen mit seinem Telefon..

Noch krasser verhielten sich unsere Tischnachbarn aus Japan in einem Restaurant in Buenos Aires. Während ihm seine Partnerin ihr Herz ausschüttete, spielte der Typ munter auf seinem Galaxy irgend ein Mortal Combat Spiel. Er schaute nicht mal vom Bildschirm auf, geschweige denn gab er eine Antwort zurück und das während des gesamten Mittagessens. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Die beiden waren dabei nicht etwa mitten in einem Streit, sondern es schien sich um ein ganz einfaches “Gespräch ” zu handeln. Am schockierendsten daran war, dass ihr das wenig auszumachen schien. So läuft die Konversation bei denen wohl immer ab.

Gespräche ohne Augenkontakt, den Daumen immer auf dem Bildschirm des Smartphones, jederzeit bereit, alles stehen und liegen zu lassen für die Anweisungen, die einem das Telefon gibt. Das geht zu weit. Diese Angewohnheit, eine Whasapp-Nachricht immer sofort beantworten zu müssen, auch wenn man gerade in ein Gespräch vertieft ist, ist schon eine Unart. Ja, ich hasse es auch, wenn ich ein wichtiges Email schreibe, und die Antwort auf eine einfache Frage erst zwei Tage später kommt, wenn ich sie nicht mehr brauche. Doch als Grundregel sollte gelten, dass das richtige Leben vor dem Leben auf dem Bildschirm kommt. Dein Gegenüber fühlt sich nämlich wie ein Stück Dreck, wenn Du eine willkürliche Nachricht beantwortest, dazu vielleicht noch entspannst lachst, weil das so lustig war, was dir geschickt wurde, während sich dein Gesprächspartner Däumchen drehend überflüssig vorkommt.

Untersuchungen zeigen, dass je mehr der Partner in einer Beziehung das Smartphone benutzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Breakups ist. Auch interessant: Viele Partner sind eifersüchtiger auf das Smartphone als auf einen Konkurrenten aus Fleisch und Blut. Das Smartphone ist nicht nur ein Relationship Killer, sondern schadet der Interaktion unter uns allen. Eine Studie hat ergeben, dass die Empathie der Jugendlichen in den letzten zehn Jahren drastisch nachgelassen hat. Ein Zeichen unserer Zeit, das mir gar nicht gefällt. Mehr Gefühl und weniger Technologie. Irgendwie wärs schön. “Smartphone ergo sum” sollte nicht unser Mantra sein.

12 in 12 – Ich nehme mir ein Buch

Ein Büchergestell an einer Hauswand in Bondi Beach. Lord of the Rings, „The Long Goodbye“ von Raymond Chandler, “Tropic of Cancer” von Henry Miller, ein Buch über die Geschichte des Surfens und sogar „Sofia, der Tod und ich“ von Thees Ulmann auf Deutsch. Nicht schlecht, die Auswahl. Ich schaue mich um, wo der Eingang für den Buchlanden ist, denn den Ulmann würde ich mir gerne kaufen. Ich suche vergebens.

Abgesehen vom Eingang eines Fischrestaurants finde ich nichts, das nach einem Laden aussieht. Ich frage einen Passanten, ob er weiss, wo diese Bücher hingehören. „Ach, das ist die Street Library. Die Bücher kannst Du einfach nehmen, Mate und im Gegenzug wieder eins hinstellen. Wenn Du gerade keins dabei hast, kannst Du das auch später machen“ sagt er. Ganz umsonst nach dem Honour System. Nein, echt? Das ist ja der Hammer.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt in Sydney im November 2015. Mittlerweile gibt es über hundert dieser Street Libaries. Manchmal sind es kleine, vogelhausähnliche Gestelle, mit nur zehn Büchern, dann wieder mehrere Regale aneinandergereiht mit hunderten von Romanen und Sachbüchern. So eine schöne Sache. Ein Fenster in die Seele der Nachbarschaft sozusagen. Du siehst, was Dein Quartier liest und denkt, wofür man sich interessiert und kannst daran teilnehmen.

Sowas sollte man echt überall machen. Warum eigentlich nicht? Nichts spricht dagegen, finde ich aber wirklich gar nichts.

12 in 12 – It Takes Two to Tango

“Tango is a vertical expression of a horizontal desire”,  hat schon der englische Schriftsteller George Bernard Shaw gesagt. Das übersetze ich jetzt nicht und lasse es einfach mal so stehen.

Ich will mir gar nicht anmassen, in nur einem Monat zum Tangoexperten avanciert zu sein. Ich bin weit davon entfernt, besonders wenn es um die eigenen Fähigkeiten des Tango tanzen geht. Meilenweit um ehrlich zu sein. Doch eins weiss ich: Tango ist eine Kunstform, die der klassischen Musik und dem Ballett nicht im Geringsten nachsteht.

Ich habe die Grössen des Tangos singen gehört, die Meister des Bandoneons spielen sehen dürfen, Milongas, wie die Tangoparties hier heissen,  besucht und Tanzprofis bestaunt. Tango ist grossartig. Ich hatte bis jetzt immer gedacht, das Bandoneon sei ein unnützes Instrument, das nur für Schunkelveranstaltungen geeignet ist. Doch da muss ich meine Meinung aber sowas von revidieren. Wer ein Tango-Orchester live erlebt und die Leidenschaft, Lust und das Feuer spürt, der weiss, dass das Bandoneon seinen Platz gefunden hat und zwar im Tango.

Tango-Tänzer strahlen Stolz aus, wie kaum jemand anderes. Ein alter Mann, der zuvor gebrechlich auf seinem Stuhl sitzt, ist wie verwandelt, wenn er über die Tanzfläche stolziert. Aus einer verlorenen Seele wird ein feuriger Draufgänger. Der Kampf zwischen Mann und Frau, das hin- und her, die Verzweiflung und die Sehnsucht, das Verlangen und die Wut, das Anklagen und das Flehen, die Herausforderung und die Zurückweisung, der Misserfolg und der Erfolg. Das alles spürt man, wenn man den Tango erlebt und zwar schon beim Zuschauen.

Entstanden ist der Tango übrigens Ende des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires. Seit 2009 ist er sogar UNESCO-Weltkulturerbe. So richtig los ging es in den 30er Jahren, als Carlos Gardel den Tango der Welt nahe brachte. Argentinien boomte damals als Getreide- und Fleischlieferant für Europa. Die Leute hatten genügend Geld, das Radio verbreitete die Musik bis ins hinterste und letzte Dorf und an jeder Ecke schossen die Tangoclubs aus dem Boden. Bis heute ist Tango im Blut jedes Argentiniers.

Richtig Tango tanzen werde ich wohl nie können. Doch der Tango hat  einen Patz in meinem Herzen sicher. Astor Piazolla und Carlos Gardel “worked their magic.”

Und hier noch Tango-Stunden mit Barack Obama:

12 in 12 – Wo seid ihr alle?

Es ist halb acht Uhr Abends an einem Mittwoch und wir haben Hunger. Auf zu unserem Lieblingsrestaurant, dem Klassiker El Trapiche in unserem Stadtteil Palermo Hollywood. Die Tür ist zu, das Licht ist aus. Öffnungszeit: von 20 Uhr bis 1:45 Uhr Morgens. OK, wir kommen in einer Dreiviertelstunde wieder.

20:15. Das Licht ist an. Im El Trapiche mit seinen wohl fast 100 Tischen ist es ruhig. Nur zwei Tische sind besetzt, einer mit einem älteren Ehepaar, das sich ein fettes Stück Fleisch teilt, am andern sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die gerade eine riesige Portion Patatas Espanola serviert kriegt.

Wir schauen die Karte an und lassen uns etwas Zeit. Als die Vorspeise um 20:45 kommt, sind es immer noch die zwei Tische und wir, die sich den enormen Speisesaal miteinander teilen. Die Bedienung scherzt herum. Sie hat Zeit und Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm oder kommt niemand mehr? Die Wirtschaftslage und so…wer weiss?

“Wie spät ist es eigentlich”? frage ich meine Frau, als ich mir ein Stück Lasagne mit einem Berg Sauce schöpfe. “Keine Ahnung. Wohl so halb zehn” meint sie. Es ist  bereits kurz vor 22 Uhr. Mittlerweile haben sich drei oder vier weitere Tische gefüllt. Das Restaurant ist aber noch immer recht leer. Da geht die Tür auf. Eine Familie mit drei kleinen Kindern kommt Punkt zehn hereinspaziert. Zwei Minuten später stolzieren vier Frauen, die wohl zusammen arbeiten, in den Saal, dann eine Gruppe Männer in typisch argentinischen Moccasins, die hier bestimmt Stammgast sind. Im Minutentakt kommen neue Gäste.

Es ist 22:30. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Es ist ein Tohuwabohu, die Stimmung ist grandios und die Luft vibriert. Die Kellner zischen an uns vorbei mit Lasagne, Steaks, Weinflaschen, Bier, Flan, Chorizo, Camarones und allem anderen, was das Herz begehrt. Überall glückliche Gesichter.

Es ist 23 Uhr. Wir bezahlen, nachdem wir noch einen Coupe mit Brombeeren und Himbeeren verschlungen haben.  Den Rest der monstergrossen Lasagne haben wir einpacken lassen. Das Restaurant brummt.

So ist es in Argentinien. Die Leute kommen nicht spät, sondern mega spät zum Essen. Egal ob mit Kind und Kegel – vor 22 Uhr geht hier gar nichts. Ich habe keine Ahnung wie die das machen und dann am nächsten Tag putzmunter zur Arbeit gehen. Doch darüber denkt hier niemand nach. “Seize the day” heisst das Motto. Wer weiss was morgen ist, heute lassen wir es uns gut gehen.  Sehr erfrischend, diese Lebenseinstellung.

 

Schwalbe fliegt nach…12 in 12 in der NZZ

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Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Mexico CIty. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen.

P.S. 12 in 12 ist jetzt übrigens auch auf “Neon”, ihr wisst schon, das intellektuelle Ding aus dem Hause “Stern”

12 in 12 – Das ist Jorge

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Jorge ist IT-Spezialist oder sowas ähnliches. Jorge hat ein klitzekleines Geschäft im Stadtteil Roma Norte in Mexico City. Der Laden ist sein ganzer Stolz. Vor zwei Jahren, kurz vor seinem 50. Geburtstag, hat er sein Erspartes zusammengekratzt und den Shop eröffnet. Es laufe gut, sagt er und lächelt.

Bei Jorge ist man immer richtig, wen es um elektronische Geräte geht. Wenn das iPhone kaputt ist, schaut man bei Jorge vorbei. Er wird’s schon richten. Keinen Adapter für die Steckdose? Ja genau, Jorge hat ihn. Und wer in der Nachbarschaft einfach nur einen Schwatz halten will, für den hat Jorge auch immer ein offenes Ohr.

Ich war dringend auf Jorges Hilfe angewiesen, denn ich brauchte Kopien von einer Musik-CD und zwar gleich 20 Stück. Das CD-Rom-Laufwerk meines MacBooks hatte den Geist aufgegeben und mir blieb nichts anderes übrig, als alles auf einen USB-Stick runterzuziehen und bei Jorge vorbeizuschauen.

Ob er das machen kann, frage ich ihn. „Claro que si“ meint er. Bis Nachmittags um fünf sei alles fertig. Super. Den USB-Stick brauche er nicht, denn er habe bereits alles auf seinen Harddrive kopiert. Alles klar. Easy peasy…

Nachmittags um fünf. Jorge verkauft gerade ein Keyboard an eine überglückliche Kundin. Gut, dass ich vorbei komme, meint er. Er brauche den USB Stick doch nochmal, denn er habe die Daten nicht richtig runtergeladen. Ob denn morgen auch noch reiche für die Kopien. Aber sicher. Gar kein Problem. Ich gehe zurück in die Wohnung und hole den USB-Stick. Jorge kann endlich loslegen.

Am nächsten Morgen um 10 sei alles fertig. Mit den Öffnungszeiten nimmt es Jorge nicht so genau. Um 11 ist noch niemand da. Ich komme um 12 wieder. Alles zu. Na ja, dann geh ich eben erst Mittag essen. Danach habe ich Glück. Jorge steht vor seinem uralten Desktop Computer und grinst. Er hätte noch was erledigen müssen, entschuldigt er sich. Ach ja, die CD’s. „Es ging nicht, da ich das Modem nicht an den PC anschliessen konnte“ meint er. Wie bitte? Warum braucht er das Internet für eine einfache Kopie? Naja, ich habe ja auch nicht viel Ahnung und Jorge ist schliesslich der Spezialist. Er könne da alles heute Abend zu Hause machen, meint er. Dort habe er einen besseren Computer. Ob er sicher sei, dass morgen alles bereit ist, frage ich. „Claro que si“ kommt es wie aus der Pistole geschossen. Morgen um 10 sei alles fertig.

Ich warte bis Mittags. Der Rolladen ist noch immer nicht hochgezogen. Ich schaue die Strasse entlang und sehe Jorge. Er kauft sich gerade einen Kaffee. Puh, Glück gehabt. Er habe ein Problem, meint er. Die CD’s sind kopiert, aber der Songname kam nicht mit. Das soll auch am Internet liegen. Ich zeige ihm, dass auf der Harddisk und dem Stick alles drauf ist. Nein, es gehe nur mit Internet. OK. Ob ich denn noch einen Tag warten könne. Naja, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an und bezahlt habe ich Jorge ja auch noch nicht. „Claro que si“ sage ich und zottle wieder von dannen.

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Ich komme mir vor wie bei Groundhog Day. Der Wecker klingelt, Frühstück wird gemacht und der tägliche Besuch bei Jorge steht an. Was wird es dieses Mal sein? Als er mich kommen sieht, kramt er im Regal rum, dann in seinem Aktenkoffer. Wo sind die CD’s? Er ruft seine Frau an. Ja, er hat sie zu Hause vergessen. In zwei Stunden sind sie da, verspricht er. Ach ja, einer der Songs hätte nicht drauf gepasst. Mhh. Das hatte ich ihn am Anfang schon gefragt. Er hatte da noch gesagt, dass bestimmt alle Songs drauf passen. Doch egal. Hauptsache die CD’s sind fertig.

Zwei Stunden später. Jorge hat die CD’s. Er spielt mir die Erste stolz in seinem Auto vor. Gleich merke ich, dass die Reihenfolge völlig durcheinander geraten ist. Wir legen die CD in seinem Laptop ein und siehe da, auch die Songnamen fehlen noch immer. Das könne er gleich wieder gut machen. Er habe das Modem und alle sei bereit. Ob er dazu nicht alle CD’s von neuem brennen müsse, will ich wissen. Jaja schon, doch das macht gar nichts. Um 4 Uhr Nachmittags sei alles gemacht.

5 Uhr Nachmittags. Jorge ist noch am Brennen. Noch zwei, dann sei er fertig. Ich lege eine der fertigen CD’s, die er in eine Schokoladenschachtel gelegt hat, in das Laufwerk seines zweiten Laptops. Ich traue meinen Augen nicht. Der erste Song ist gleich zweimal drauf, der fünfte ebenfalls und insgesamt sind es 22 Songs statt 20. Dazu hat er nur 16 statt 20 CD’s kopiert. Das ist nicht nur auf der Test-CD so, sondern auf allen 16.

Jorge ist das mega peinlich. Er ist mit seinem Latein am Ende. Er hat sich Mühe gegeben, doch ich glaube, besser wird’s nicht. „Vielleicht mögen die Leute ja die Songs so gern, dass sie sie zweimal hören wollen“, sagt er scherzhaft und versucht zu retten, was zu retten ist. Irgendwie tut er mir Leid, denn er hat sich viel Zeit genommen und Mühe gegeben und jetzt war alles umsonst. Er gibt mir die 16 CD’s, Geld will er dafür keins haben.

Jorge mag zwar nicht der nächste Zuckerberg oder Gates sein. Doch ein guter Kerl ist er allemal. Ich gebe ihm die Hand und er entschuldigt sich tausend Mal.
Es wird mir fehlen, nicht mehr jeden Tag bei Jorge vorbeizuschauen. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt.

Nachtrag:

In Argentinien hab ich die CD’s dann getestet, was gar nicht so einfach war. Ich hatte ja kein CD-Rom-Laufwerk mehr, in der Wohnung gab es keinen CD-Spieler und ein Geschäft mit CD-Spielern ist hier eher eine Seltenheit. Nach einigen Tagen fand ich dann endlich doch ein Geschäft. Erste CD – Disc Error – Zweite CD: Ebenfalls Disc Error. Das kann doch nicht sein. Jorge, was hast Du denn bloss gemacht?. Dritte CD ebenfalls Disk error. SO ging das weiter bis zur letzten. Von den 16 CD’s war gerade mal eine CD brauchbar. Sowas aber auch. Da hab ich nun drei Wochen “on and off” damit verbracht, die CD’s zu brennen und dann gar kein happy end. C’est la vie sagt man da wohl. Jetzt muss es ein Attachment bzw. ein Download tun…

 

 

12 in 12 – Die Hundeflüsterer von Mexico City

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Sowas habe ich noch nie gesehen. Im wunderschönen Parque Espana liegen links und rechts der Promenade fast 50 Hunde. 50 HUNDE!!! Alle haben eine Leine, aber keiner von ihnen ist irgendwo festgebunden und alle sind total friedlich. Ob Pitbull, Boxer, Schäferhund oder Promenadenmischung, sie alle scheinen irgendwie hypnotisiert zu sein. Kein Bellen, kein Knurren, sondern nur verträumte Blicke.

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Hier sind die Hundeflüsterer von Condesa am Werk. Angel, der gerade mal 20 Jahre alt ist und sein Vater haben sich an der Federation Canofila zum Hundetrainer ausbilden lassen. Jeden Morgen holen sie die Hunde bei den “Herrchen” ab und beginnen mit dem Training, das bis zum frühen Nachmittag dauert. Nicht nur das Gehorsam der Hunde, sondern auch das Selbstbewusstsein und das Verhalten an sich werden trainiert.

Fast jeden Morgen schaue ich Angel und seinem Vater für ein paar Minuten zu. Die Hunde haben es gut. Ich wünschte mir auch, so Zen drauf zu sein. Beeindruckend. Dagegen sind die “Dog Walker” im Central Park in New York reine Amateure.

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In Condesa hat so gut wie jeder einen Hund.  Hundesalons gibt es denn auch an jeder Ecke. Leider käme es immer wieder mal vor, dass ein Besitzer morgens den Hund bringt und ihn nie wieder abholt, sagt Angel. “Dann bleibt er bei uns im Training, bis wir einen neuen Besitzer gefunden haben.” Der Labrador Cabo ist so einer. Der war mal ein Strassenköter, den Angel selbst aufgenommen hat. Ein Parkbesucher nahm sich dem Hund an, kam dann aber einige Monate später einfach nicht mehr vorbei. Jetzt sei Cabo wieder ohne Herrchen bei ihm zu Hause. Am liebsten würde ich Cabo gleich selbst adoptieren. Doch leider geht das nicht. Doch bei den Hundeflüsterern ist er gut aufgehoben.

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12 in 12 – Art Deco und Art Nouveau in Mexico City

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Heute nur mal eine kleine Beobachtung. Die Architektur in Mexico City ist von Art Deco und Art Nouveau geprägt. Es soll weltweit die grösste Ansammlung dieser Stilrichtungen sein. Hunderte, wenn nicht tausende Gebäude – eines schöner als das andere – reihen sich hier aneinander. Besonders im Stadtteil Condesa gibt Art Deco den Ton an. Hier durch die Strassen zu laufen, ist wie von einer Sekunde auf die andere in eine andere Epoche einzutauchen.

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Das Prunkstück, das Art Deco und Art Nouveau so schön vereint, wie kein Anderes, ist der 1934 eröffnete Palacio de Bellas Artes, in dem schon Maria Callas aufgetreten ist. Von Aussen ist das Gebäude Art Nouveau (Architekt Adam Boari), während innen Art Deco dominiert (Federico Mariscal).

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Der Palacio de Bellas Artes steht mitten im Stadtzentrum und hat 1987 den Status eines UNESCO-Erbes erlangt. Heute befinden sich neben einer wunderschönen Konzerthalle noch zwei grossartige Museen im Palacio. Für mich waren bisher immer New York, Miami und Paris die klassischen Art Deco-Art Nouveau Protagonisten. Doch Mexico City kann das noch besser – wer hätte das gedacht.

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