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12 in 12 – Der ungewöhnliche Aufstieg der Misty Copeland

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Mit 13  wohnte Misty Copeland mit ihrer Mutter und fünf Geschwistern  in einem schäbigen Motelzimmer auf engstem Raum. Sie hatte noch nie Ballett getanzt, geschweige denn Unterricht genommen.  Das war 1995.

Fast Foward…12 Jahre später.  Misty Copeland steht in der New Yorker Oper im Lincoln Center in Don Quixote auf der Bühne, ist die allererste schwarze Prima Ballerina des American Ballet Theater und schwebt mit ihrer fragilen und dennoch selbstbewussten Grazie wie auf einer Wolke über die Bühne. Damit zieht sich mich und das gesamte Publikum von der ersten Sekunden an in ihren Bann. Als der Vorhang fällt, springe ich begeistert auf und huldige das Genie Namens Misty Copeland mit einer minutenlangen Standing Ovation. Als ich ich umsehe, bemerke ich , dass sie alle stehen. Misty Copeland ist angekommen und zwar ganz oben.

Wie kam es, dass ein Mädchen, das bis sie 13 Jahre alt war, noch nie Ballett getanzt hatte, so eine Karriere hinlegte? In einem Beruf, wo es als zu spät gilt, wenn man mit 6 Jahren in die Ballettstunde kommt, weil Andere schon mit zwei oder drei Jahren angefangen haben.

Misty wollte Kunstturnerin werden. Seit sie klein war, trainierte sie dafür wie eine Wahnsinnige. Schon damals merkte sie, dass sie den Rhythmus im Blut hatte. Schliesslich war ihre Mutter schon eine Tänzerin. Doch in San Pedro, Kalifornien, mit allen Geschwistern in einem Motelzimmer war an Kunstturnen auf hohem Niveau, geschweige denn and  Ballett im Lincoln Center in New York, nicht  zu denken.

In der Schule besuchte Misty das sogenannte Drill Team, in dem eine Art künstlerisches Exerzieren gibt wurde. Ihre Lehrerin Elisabeth Cantine fiel sofort auf, das Misty anders war, als die anderen und  schlug ihr vor, die Ballettschule ihrer Kollegin Elisabeth Kantine zu besuchen. Misty sah Ballett als Ausweg aus der hoffnungslosen Situation zu Hause und begann zu tanzen. Sie war kräftiger als alle andern Schülerinnen, ihr Füsse grösser, ihre Figur weiblicher und ihre Haut dunkler. Dennoch war sie nach kurzer Zeit Klassenbeste und stellte alle in den Schatten.

Doch dann entschied sich Misty”s Mutter in eine andere Stadt zu ziehen und die Ballettschule war zu weit weg. Sie hatte keine Zeit mehr, Misty dort hinzufahren und verbot ihr, Ballett zu tanzen. Der Traum schien ausgeträumt. Doch ihre Ballettlehrerin liess nicht locker. Misty zog bei ihr und ihrem neuen Ehemann kurzerhand ein und verklagte ihre Mutter, die verlangte, dass Misty sofort nach Hause kommen sollte. Nach jahrelangem hin- und her setzte sich Misty durch, sprach daraufhin 15 Jahre nicht mehr mit ihrer Mutter. Ihre Entschlossenheit zahlte sich aus. Im Jahr 2000 schaffte sie das Undenkbare und wurde ins  American Ballett Theater aufgenommen. 2007 avancierte sie zur Solistin und wurde 2015 als erste schwarze Tänzerin zur Prima Ballerina des American Ballett Theater ernannt.

Der Weg dahin war mehr als nur steinig.  Mittlerweile ist Misty Copeland ein Superstar, der nicht nur auf der klassischen Ballettbühne, sondern auch im der Popkultur und dem modernen Tanz eine der ganz Grossen ist. Den Erfolg hat sie verdient. Was ich an diesem Abend im Lincoln Center gespürt habe, als ich Misty Copeland in Don Quixote auf der Bühne sah, werde ich nie mehr vergessen.

Schaut euch an, was Misty kann. Erst traditionell. dann modern:

https://www.youtube.com/watch?v=PTdeXwZY_sI

P.S. Diese Mal sind die Fotos leider nicht von mir.

12 in 12 – Für immer auf Reisen?

Neun Monate bin ich nun auf Reisen. Ich kann mich noch gut an die Fragen meiner Freunde erinnern.

Wird dir da nicht irgendwann langweilig?

Ist es nicht schwierig, so lange von zu Hause weg zu sein?

Fühlt man sich in diesen Städten nicht einfach nur fremd?

Ist es zu Hause denn nicht einfach am Schönsten?

Hast Du keine Angst, dass Du danach keinen Job mehr findest?

Die Antwort auf alle diese Fragen ist ein klares NEIN.  Mir wird nicht langweilig, von zu Hause  weg zu sein macht mir nichts aus, denn ich habe mich bisher in allen Städten pudelwohl gefühlt und Angst, dass ich keinen Job mehr finde, habe ich auch nicht.

Wenn man sich immer nur darum Sorgen macht, was sein könnte, wenn alles schlecht läuft, dann macht man in seinem Leben nie was, bleibt zu Hause sitzen, sieht das Glas immer als halb leer, erweitert nie seinen Horizont, riskiert nie was und versauert. Irgendwann denkt man dann: Ach hätte ich nur…

Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass man im Leben nur glücklich sein kann, wenn man sich nicht immer Sorgen um alles macht. Deshalb verfahre ich nach folgendem Prinzip (oder versuche es zumindest):

Ich mache mir Sorgen. Kann ich das, worüber ich mir Sorgen mache, ändern? Nein? Dann mache ich mir auch keine Sorgen.

Klar kann man nicht die Augen vor den wirklichen Problemen des Lebens verschliessen. Doch ich bin davon überzeugt, dass 90% aller Sorgen, die dann oft zu Konflikten, Streitereien, Diskussionen, Flaschen Entscheiden und Unglück führen, völlig unnötig sind.

Neun Monate – neun Städte. Drei Städte liegen noch vor mir. Ehrlich gesagt: Ich könnte nochmals 12 dranhängen und dann nochmals 12. Oder noch besser: 12 Städte in 12 Wochen; pro Stadt versteht sich. So intensiv wie auf dieser Reise habe ich noch nie gelebt. All die Eindrücke, die Begegnungen, die Erfahrungen und vor allem die Gewissheit, dass ich mich fast überall zurecht finden und wohl fühlen kann. Solange es nette Menschen gibt, bin ich zufrieden.

Doch es ist auch OK für mich, nach einem Jahr wieder nach Hause zu kommen; und damit meine ich Zürich. Ich mag es, gewisse Automatismen zu entwickeln, Vertrautheit und Geborgenheit zu spüren, bekannte Gesichter um mich zu haben und alles schon zu kennen. Mache ich mir auch ein bisschen Sorgen? fragt ihr jetzt bestimmt. Klar mach ich mir die. Wer weiss schon genau, wie man dann reagiert, wenn es so weit ist. Fragt mich in drei Monaten noch mal. Doch kann ich das jetzt ändern? Kann ich das beeinflussen?  Nein. Also, warum dann Sorgen machen?

 

 

 

12 in 12 – Die Kathedrale von Ground Zero

Ich habe am 11. September 2001 in New York gewohnt und die brennenden Twin Tower, die ich von unserem Dach am Waverley Place fassungslos angestarrt hatte, noch vor mir, als ob es gestern war. Die Zeit danach war die Schlimmste, aber auch die Schönste, die ich in New York verbracht habe. Die Schlimmste wegen der Trauer und der Ungewissheit, die Schönste, weil ich mich noch nie so verbunden mit New York und vor allem den New Yorkern gefühlt hatte. Das werde ich nie mehr vergessen.

Was danach kam, wissen wir alle. Der unnötige Krieg, Hass, Intoleranz und Terroranschläge – bis heute, 16 Jahre später. Nichts ist mehr so, wie es mal war und das liegt nicht nur am 9. September 2011, sondern vor allem daran, was danach kam.

Ich war in der Zwischenzeit oft in New York, denn ich vermisse die Stadt, die meine Freund auf Lebenszeit, also quasi mein BFF ist. Ich weiss. nicht genau warum. Doch zum Ground Zero hatte es mich bei keinem dieser Besuche getrieben. Bis jetzt.

Ich wollte weniger das Memorial, sondern mehr den neuen, Oculus genannten Bahnhof sehen, der mit sieben Jahren Verspätung vergangenes Jahr endlich fertig gestellt wurde. Das Gebäude neben den einstigen Zwillingstürmen des World Trade Centers wurde vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava erbaut und kostete am Ende 3,85 Milliarden Dollar – knapp zwei Milliarden Dollar mehr als ursprünglich geplant.

Der Architekt, der in Zürich an der ETH studierte und dessen erstes Werk der Bahnhof Stadelhofen in Zürich war, hat nichts von seiner Kreativität verloren und bleibt seinem Konzept  aus der Tierwelt treu. Die 111 Meter langen und 49 Meter hohe Stahlrippen-Halle  erinnert an das Skelett eines Dinosauriers oder vielleicht auch and das Gerippe eines Gürteltiers. Man spüre dabei die Wiederauferstehung eines Tod gesagten, hat Calatrava mal gesagt. Besser könnte man es nicht beschreiben.

Von aussen soll der Bahnhof eine weisse, flatternde Taube darstellen. Auch der berühmte Phönix aus der Asche war ein Vorbild. Mich erinnert es allerdings mehr an den Amerikanischen Adler oder an ein unheimliches Fabelwesen.

Während ich  im Inneren des Gebäudes an Ruhe, Licht und Andacht denke, schiessen mir von Aussen eher Stichworte wie Angriff, Gefahr und Sturz  durch den Kopf. Das war wohl nicht die Absicht von Calatrava.

Doch egal – auf jeden Fall hat das Gebäude ohne Zweifel den Wow-Effekt auf seiner Seite. Wer in die grosse Halle tritt, der kommt nicht darum herum, in Ehrfurcht zu erstarren. Die Sonnenstrahlen, die von oben durch die Deckenfenster kommen, geben dem Ganzen ein himmlisches Antlitz. Trotz hektischem Treiben bleibt eine gewisse Grundruhe, die der Nervosität der Pendler gut tun.

Zum ersten Mal sehe ich auch das Ground Zero Memorial oder wie es offiziell heisst das National September 11 Memorial. An den Stellen der zerstörten Zwillingstürme befinden sich, „Fussabdrücken“ gleich, zwei grosse Becken. Diese sind mit einer Kupferumrandung versehen, in die die Namen der 2983 Menschen gefräst sind, die bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und vom 26. Februar 1993 ums Leben kamen.

Unmengen von Wasser fliesst in ein schwarzes Loch in der Mitte des Memorial. Kein schöner Anblick wie ich finde. Das Wasser erinnert mich an  Sterblichkeit und Vergänglichkeit sowie die Plötzlichkeit des Todes. Unaufhaltsam fliesst das Wasser in das schwarze Loch und ist weg – für immer. Vielleicht soll genau das auch die Reaktion sein. Schliesslich ist hier kein Vergnügungspark, sondern ein Ort der Besinnung.

Weniger Lobenswert hingegen finde ich das noch dazugestellte Museum zu 9/11. Das Museum an sich mag zwar ganz OK sein. Doch dass man 25 Dollar dafür verlangt, seinen Respekt  zu erweisen und die Geschichte Revue passieren zu lassen, das finde ich nicht OK.

 

12 in 12 – FLEXN ist the new big thing

Contortion, Street Dance, Video Games, Gun Fights, Bone Breaking, Robotics und viel viel Kreativität – das ist FLEXN, der neue Trendtanz, der aus den Strassen Jamaicas und. vor allem den Dance Halls in Brooklyn bald die Welt erobern wird.

Es ist sowas von ansteckend, den FLEXN-Tänzern zuzusehen. Sie wachsen in der Hood auf, in der es oft keine Perspektiven gibt und tragen statt Messerstecher-Duellen, Tanzduelle aus. Sie verrenken sich, pausieren, drehen sich im Kreis und sind dabei graziös wie eine Ballerina und stolz wie ein Weltmeister.

Hinter ihnen steht der MC, der dazu einen Rap einlegt, spinnen die DJ’s coole Tracks und es wird geflachst, gelacht und gescherzt. So ähnlich muss es zu und her gegangen sein, als damals die ersten Breakdancer ihre Moves gezeigt haben. Doch FLEXN ist kein Abklatsch von Break Dance, sondern steht für sich alleine.

Die Armory in der Upper East Side (of all places) gibt den Street Kids Eine Opportunity of a Lifetime zusammen mit dem Künstlerprojekt The Shed und hat FLEXN zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Anders als Break Dance oder Electronic-Dance hat FLEXN seine eigene Identität und Sprache im Bereich des Postmodernen Tanzes.

FLEXN ist mehr als nur einTanz. FLEXN ist eine Lebenseinstellung. Entsanden in Folge der Gerichtsurteile und der Aufregung um Rassismus in Zusammenhang mit Michael Brown in Ferguson, Missouri, und Eric Garner in New York City, wurde diese kraftvolle Arbeit unter der Regie des FLEXN-Pioniers Reggie (Regg Roc) Gray und des Regisseurs Peter Sellars ins Leben gerufen.

Die Tänzer strahlen grosse Menschlichkeit aus. Alles ist improvisiert und “real”. FLEXN steckt and und macht Spass. Oft sind die Story Lines brutal. Schiessereien mit tödlichem Ausgang, Prügeleien und die Flucht vor der Gefahr stehen immer wieder im Mittelpunkt.

Hier entsteht gerade etwas Grosses. Von Brooklyn auf die Bretter, die die Welt bedeuten. FLEXN oder auch Flexing oder manchmal Bone Breaking (weil die Bewegungen so insane sind) heisst der Tanz. Merkt es Euch: FLEXN is the thing.

Hier ein Video aus der Show aus dem Armory:

12 in 12- Ist Prospect Park der bessere Central Park?

Frederick Law Olmsted. Der Name ist unsterblich mit dem wohl schönsten Stadtpark der USA verbunden, dem Central Park. Es war das Jahr 1858 und nach der Planungs- und Bauzeit von 15 Jahren wurde die Oase in Mitten der Metropole 1873 eröffnet.

Für mich wird der Central Park immer einen besonderen Platz behalten. Rudern auf dem See, Joggen um das Reservoir, Faulenzen auf dem Great Lawn, Schlittschuh laufen auf dem Ice Rink, die Summer Concert Series, Shakespeare in the Park, die Strassenkünstler…ach wie ist das schön.

Doch Central Park sind auch unzählige Touristen, eklige Hot Dogs und Stände mit hässlichen Souvenirs. Schön wäre es, einen Park zu haben, der  relativ unentdeckt und genauso schön wie der Central Park ist.

Herr  Olmsted, können sie uns da weiterhelfen? Ja? Tasächlich? Wie heisst der Park, den sie ebenfalls kreiert haben und der ähnlich gross wie der Central Park ist? Prospect Park? In Brooklyn? Ach….

In der Tay. Der Prospect Park in Brooklyn, unweit von Downtown und zwischen Prospect Heights und Park Slope  mit seiner grandiosen Grand Army Plaza, dem Triumphbogen, der Brooklyn Library, dem Brooklyn Museum, dem Botanical Garden, dem Zoo und dem idyllischen See ist genau der Park, den ich gesucht habe. Danke Herr Olmsted, dass sie den 1865 auch noch gleich kreiert haben.

Hier gibt es hunderte von Vogelarten, Frösche, Schildkröten, Hasen und Füchse.  Hier wird Baseball gespielt, gegrillt, gelacht und getanzt. Die Stimmung an einem Frühsommertag ist kaum zu überbieten. Zu sagen, der Prospect Park sei der bessere Central Park scheint mit durchaus berechtigt zu sein.

12 in 12 – Das vergessene Stadion ist auferstanden

Nothing ever happens in Queens. Der New Yorker Stadtteil, der gleich viele Einwohner wie Manhattan und Brooklyn hat, ist langweilig. Der Ruf eilt Queens oft zu Recht voraus. Zwar gibt es schöne “Pockets” wie Jackson Heights, Astoria oder Flushing, Doch insgesamt kann man Queens durchaus links liegen lassen….bis vor Kurzem.

Der Grund, warum Queens wieder von sich Reden macht, ist das Forrest Hills Stadium, dieses Amphitheater des West Side Tennis Clubs im Stadtteil Forrest Hills vor den Toren der Stadt. 68 Mal wurde hier das US Open ausgetragen (Flushing Meadows eat your heart out), 10 Mal der Davis Cup Final und in den 60er und 70er Jahren traten hier die Beatles, die Stones, Frank Sinatra, Barbara Streisand, Jimmy Hendrix und Bob Dylan in legendären auf.

Doch seit 2011 stand das Amphitheater, das für 14000 Zuschauern Platz bietet, leer und drohte zu verfallen. Bis sich eine Gruppe findiger Unternehmer zusammensetzte, ignorierte, dass das Stadium in langweiligen Queens steht und kurzerhand die Renovation beschloss.

Jetzt tritt hier wieder auf, was Rang und Namen hat – im schönsten Stadion New Yorks, ja vielleicht sogar Amerikas. Jeder Platz bietet erstklassige Sicht, der Sound ist grandios und die Infrastruktur hält die Balance zwischen Modern und Vintage wie nirgends anders.

Als The XX auf die Bühne treten und ihr Song Crystalized aus den Lautsprechern schallt, weiss ich, dass das heute ein besonderer Abend wird. Forrest Hills Stadium und The XX. Ein weiterer historischer Abend im Forrest Hills Stadium

12 in 12 – Donald, wo sind deine Supporter?

Ich kenne persönlich kaum jemanden, der für Donald Trump abgestimmt hat. Dennoch, er ist amerikanischer Präsident und hat die deutliche Mehrheit der US-Bundesstaaten gewonnen.

Im Moment gibt es an den Stammtischen New Yorks nur ein Thema: Gibt es ein Impeachment gegen Donald Trump, tritt er irgendwann freiwillig zurück, stolpert er über die Russland-Affäre, die Entlassung des FBI-Chefs, innerparteiliche Streitigkeiten oder wird er sonst wie aus dem Amt gedrängt?

Hier in New York gibt es überall Anti-Trump-Kundgebungen. Mal sind es  nur eine Handvoll Demonstranten, dann Hunderttausende, die gegen das “Regime Trump” durch die Strassen ziehen. Wenn man Umfragen glaubt, hat Trump jedoch noch immer eine starke Mauer hinter sich. Der mittlere Westen und der Bible Belt sind klar pro Trump und nennen die Impeachment-Rufe eine Hexenjagd.

Doch eine Frage stelle ich mich schon: Wo sind diese Leute, für die Trump der Retter in der Not, der vom Himmel gesandte, der Auserwählte, ja der Glücksfall des Jahrtausends ist? Wo sind die? Warum gehen die nicht auf die Strasse und demonstrieren dagegen, wie ihr Präsident behandelt wird? Leave our president alone! We don’t want a biased media! lies, lies, lies, lies! sollte es durch die Strassen von New York, Chicago, Washington, Saint Louis und Denver schallen.

Doch nichts dergleichen. Sie machen die Faust im Sack, schauen Fox News und glauben daran, dass alles wieder gut wird. Donald wirds schon richten. Er hat gesagt, das alles Ok sei und ist drauf und dran, das Land so zu entzweien, wie es noch kein anderer Präsident vor ihm getan hat.

Wo seid ihr, ihr Trump-Supporter?

 

12 IN 12 – Poppp! und da war das MacBook kaputt

Heute Morgen war die Freude gross. Popp – und der Bildschirm meines MacBooks war schwarz. Sofort einen Termin an der Genius Bar im Apple Shop des neuen World Trade Center gemacht, Zwei Stunden später war ich dort und der Genius stand schon bereit.

Bad news. Es sieht ganz danach aus, als ob das Keyboard total kaputt ist und auch sonst nicht mehr alles im Lot ist. Warum das so ist, weiss auch das Genie nicht genau, doch es koennte mit Fluessigkeit zu tun haben.

Nun sitze ich seit mindestens 4 Stunden hier im Apple Shop und habe mir eine Harddisk gekauft, um ein Backup zu erstellen. Ganze 69 von 500 GB sind schon durch…nach sechs Stunden. Wie es weiter geht, weiss ich leider nicht, doch ein Genie nach dem anderen kuemmert sich herzzerreissend um mich. Es sieht so aus, als ob das Update nicht mehr durchgeht, bis der Shop um 9pm zumacht.

Ich komme wohl im Endeffekt kaum darum herum, einen neues MacBook zu kaufen. Mit Computern ist das so wie  mit Autos. Wenn dir der Techniker sagt, das Ding sei kaputt, dann ist es kaputt. Also, sorry, ihr Trendengel. Es sieht so aus, als ob es in den naechsten Tagen keinen Eintrag gibt auf dieser Seite. Nicht mein Fehler natuerlich, sondern die Technik, die alte Technik….

Die naechsten Tage verbringe ich  im Apple-Shop…oder davor in einem Yelt. Das wolte ich schon immer mal erleben.

 

12 in 12 – Birding als Lebenselixir

Zu dritt sitzen sie auf einer Bank mitten im Tompkins Square zwischen Avenue A und B. Sie haben ein Fernglas und einen Fotoapparat mit riesigem Teleobjektiv um den Hals. Alle sind so zwischen 50 und 60 Jahre alt, tragen eine blassgrüne Parka, weisse Turnschuhe und schon etwas abgetragene Jeans.

Sind sie das jetzt etwa diese berühmten Paparazzi, die den Stars nachjagen, um das beste und unvorteihafteste Foto zu schiessen? Doch auf wen warten sie? Hier in Alphabet City sind nicht unbedingt die grossen Stars zu Hause. Doch man weiss ja nie. Lady Gaga soll sich hier für eine Wohnung interessieren und Madonna wohnte ja auch mal hier in der Nähe.

Plötzlich springen sie alle drei auf und laufen ganz aufgeregt Richtung Parkmitte. Haben sie Gaga entdeckt? Ich auf jeden Fall kann sie nicht sehen. Doch die Jungs sind ja auch Profis.  Sie richten das Fernglas nach oben. Nach oben? Ja, nach oben. “I got it”, sagt einer und wechselt sein Fernglas gegen seine Kamera aus. Klick und nochmals klick. Der Money Shot ist m Kasten. Ich traue mich erst nicht, die drei zu stören. Doch dann tue ich  es trotzdem. “Was fotografiert ihr denn da oben?” will ich wissen. “I discovered a Magnolia Warbler” oder auf Deutsch: “Ich habe einen Magnoliensänger entdeckt”. Ich schaue hoch in die Baumkrone der grossen Birke. Tatsächlich. Da ist er. Keine Lady Gaga, sondern ein Vogel. Die gelbe Kehle, die hervortretenden schwarzen Längsstreifen auf der gelben Brust und die breit schwarz gerandeten Schwanzfedern. Ein Prachtsexemplar.

“Wir sind Birder oder von mir aus auch Bird Watcher“, sagt Bob, der sich inzwischen vorgestellt hat. Er mache das seit Jahren, wieviele genau will er mir nicht sagen. Er sei jeden Tag hier im Tompkins Square. Manchmal gehe er aber in den Central oder Prospect Park und ein paar Mal im Jahr auch auf einem “Field Trip”. Es gäbe rund 300 verschiedene Vogelarten in New York, eine der artenreichsten Vogelgegenden in den USA. Davon habe er schon fast 200 fotografiert. Noch viel zu tun also. Ich wage nicht, zu fragen, was er davon habe. Doch denken tue ich das schon.

85 Millionen Amerikaner sollen sich für Vögel interessieren. Das reicht vom gelegentlichen Füttern von Vögeln bis hin zum total angefressenen Vogelbeobachten tagein tagaus. “Du kannst immer und überall Vögel beobachten und wenns dunkel ist, dann hörst Du dir das Gezwitscher an und wenn du gut bist, weisst du genau, welcher Vogel da singt.” meint Bob. “Vögel sind mein Lebenselixir” sagt er noch.

Ehrlich gesagt, finde ich es schon etwas amüsant, dass hier drei erwachsene Männer nichts anderes tun, als Vögel zu beobachten – tagein tagaus. Doch ich muss auch sagen, dass schon nur die halbe Stunde, die ich auf der Bank sass und Vögel im Visier hatte, sehr beruhigend und erfrischend war. Vögel beobachten hat etwas unschuldiges und entschleunigendes. Und ist es nicht gerade das, was oftmals so wichtig ist. Das Leben entschleunigen und dem Stress des Alltags, des immer alles schnell und aufregend zu gestalten zu entfliehen – zumindest ab und zu?

Ich habe keine Ahnung, wie sich Bob und seine zwei Kumpanen so ein Leben leisten können. Doch “good for them”.  Seit ich mit Bob gesprochen habe, fallen mir die Vogelbeobachter in New York an jeder Ecke auf. Teilweise sind es Gruppen von 20 oder mehr, die alle mit dem Fernglas und der Superkamera bewaffnet an irgendeinem Busch stehen und glänzende Augen haben.  Was auch immer man vom Bird Watching halten mag – auf jeden Fall ist das um Meilen besser als Plain Watching. An einem Flughafen zu stehen und die Nummern der ankommenden Passagierflugzeuge aufzuschreiben ist einfach nur…na sagen wir mal…schräg.

Wie ernst man Birding nehmen kann, könnt ihr auch im Film The Big Year mit Steve Martin, Jack Black und Owen Wilson verfolgen:

 

 

 

Schwalbe fliegt nach – 12 in 12 in der NZZ

Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Los Angeles. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen.