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12 in 12 – Alle Wege führen zum Étoile

Heute mach ich mal einen kleinen Quiz mit Euch. Jeder kennt bestimmt den Arc de Triomphe. Der Triumphbogen steht in Mitten des Place Charles-de-Gaulle oder des Étoile, wie ihn die Pariser nennen. Die Champs-Elisées kommt vom Place de la Concorde und führt sozusagen direkt durch den Bogen. Auf der anderen Seite des Bogens heisst sie dann übrigens Avenue de la Grande-Armée.

Doch wieviele Strassen bzw. Avenues gehen insgesamt vom Triumphbogen aus weg bzw. führen direkt zum Étoile? Was meint ihr? Eine Kreuzung bzw. ein Kreisel mit wie vielen Abzweigungen? Überlegt mal kurz.

Ihr wisst es nicht? Höchstens sieben? OK, dann will ich euch etwas auf die Sprünge helfen. Eine normale Kreuzung hat vier “Ausgänge”. Der Étoile ist keine normale Kreuzung, sondern ein riesiger Kreisel. Dann sagen wir doch mal, dass er neben den üblichen vier Ausgängen nochmals jeweils einen zwischendurch hat. Das wären dann acht Strassen, die vom Triumphbogen in alle Himmelsrichtungen weggehen.

Doch das reicht noch nicht.  Acht sind zu wenige. Dann nehmen wir auf jeder Seite nochmals eine weitere Abzweigung dazu und kommen auf zehn. Fast – aber noch nicht ganz. Insgesamt sind es 12 Wege, die zum Étoile führen. 12 Strassen bzw. 12 Avenues mit unterschiedlichen Namen.

Ich glaube nicht, dass es irgendwo noch eine verwirrendere Kreuzung gibt – die Grösste ist sie auf jeden Fall noch immer. Kleine Mutprobe gefällig? Fahrt mal mit dem Fahrrad um den Place Charles-de-Gaulle. Ihr seid echt gut, falls ihr es schon beim ersten Versuch in die richtige Avenue schafft.

12 in 12 – Yves und Simone

 

Auf dem Friedhof Père Lachaise im Norden von Paris geben sich die Berühmtheiten sozusagen die Hand. Ob Wilde, Morrison, Piaff, Molière, Chopin, Bizet,  Callas, Chabrol, Colette, Delacroix, La Fontaine, Proust, Saint Exupéry oder Trintignant; sie alle sind hier begraben.

Inspiration und Nachdenklichkeit machen sich breit. Doch kein Grab berührt mich so, wie das von Yves Montand und Simone Signoret. Nur zwei Namen auf einem Stein. Dazu ein Blumenstrauss. Sonst Nichts. Keine Daten, keine Lobeshymnen.

Trotzdem spürt man hier endlose Liebe. 34 Jahre waren sie verheiratet. Das Traumpaar der französischen Unterhaltung, das sich unermüdlich für die Anliegen der Unterdrückten und Schwachen eingesetzt hatte und schon in den 50er Jahren aktiv gegen Kernwaffen aller Art protestiert hatte.

Sie waren unzertrennlich und stehen so für Paris, wie wohl kein anderes Paar.

Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,
Da muss des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.

Das ist nicht von mir, sondern von Hoffman von Fallersleben; passt aber so schön zur Stimmung, die ich vor dem Grab von Yves und Simone verspüre.

Eternal Love sagt man so oft. Zwei Namen auf einem Stein. Hier kann man sie spüren.

Ihre Geschichte:

12 in 12 – Les Bains (ohne Douches) lebt wieder

Sowas hatte Paris noch nicht gesehen. Als Les Bains Douches 1978 seine Tore öffnete, waren in diesem legendären Club nicht nur die reichen Pariser unter sich, sondern alles war etwas abgefuckter als irgendwo anders. Schwarze Jugendliche und Drag Queens gaben sich die Hand. Schnell war Les Bains Douches der angesagteste Club in Paris und für ein paar Jahre das Club-Epizentrum der Welt.

Keith Haring, Grace Jones, Debbie Harry, David Bowie, Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Jean-Paul Gaultier waren Stammgast. Karl Lagerfeld, Catherine Deneuve und Keith Richards sollen gar mal abgewiesen worden sein. Nacht für Nacht warteten die Huldiger an der Rue du Bourg-l’Abbé, um einmal dabei zu sein. Eingerichtet war der Club von einem jungen Philip Stark und aufgelegt hatte in den grossen Jahren ein damals unbekannter David Guetta. Statt wie im New Yorker Studio 54, wo Disco und Funk liefen, spielte im Les Bains Joy Division.

Dazu kamen Bands wie Echo & The Bunnymen, Simple Minds und  DAF, die hier ihre ersten Konzerte gaben. Auch Depeche Mode spielte im Les Bains, als sie noch niemand kannte. Mitte der Achtziger Jahre kam dann die Zeit der Supermodels im Les Bains. So manche Party endete im berühmten Pool.

Um die Jahrtausendwende hatte das Les Bains seinen Glanz verloren und schloss fast unbemerkt seine Tore. Doch seit 2015 ist es wieder so weit. Das Les Bains ist wieder da. Mit seinem Club Im Keller und einem kleinen, sehr exklusiven Hotel. 13 Millionen Euro hat es gekostet, das Haus aus dem Koma zu holen. Seine wichtigsten Daten sind auf die Hotelhandtücher gestickt: 1885 – 1978 – 2014 (die Eröffnung hatte ein Jahr Verspätung).

Jetzt stehen sie wieder Schlange die jungen Schönen von Paris. Alles ist etwas schicker geworden und Label wie Dior und Yves Saint Laurent feiern hier ihre Parities während der Fashion Week. Ganz hat Les Bains sein Flair für Underground jedoch nicht verloren. Einmal im Monat werden die heissesten Bands der Gegenwart eingeladen, die kurz vor dem Durchbruch stehen. An so einem Abend hatte ich das Glück, auch da zu sein.

Am Eingang steht ein Schrank von einem Mann, der überraschend freundlich meine Eintrittskarte kontrolliert. Dann zwei typische Pariserinnen, die mir zeigen, wo es lang geht. The Beautiful Crowd ist wieder da. Zwei Stockwerke nach unten und da ist es. Das Pool gibt es immer noch und die schwarzweisen Kacheln ebenfalls. Les Bain ist in neuem Glanz erstrahlt. Rappelvoll und heiss. So soll es sein. Leif Vollebekk legt auf seinem Piano los, ehe die superheisse Band Dream Wifes mit ihrerselbstbewussten isländischen Sängerin auftrumpft. Zum Schluss noch Noga Erez aus Tel Aviv, die schräge Rhythmen aus Israel mitgebracht hat. Les Bains (ohne Douches) ist wieder da!!!

 

12 in 12 – Trump und Napoleon

Der Invalidendom. Ein Prunkbau direkt am Ufer der Seine.  Dort ist Napoleon Bonaparte alias Napoleon I begraben. Der Feldherr erfreut sich in Frankreich noch immer grosser Beliebtheit. Als Urvater der Grande Nation und als “Soldat der Revolution” wird er verehrt und als “Erfinder” des Code Civil bewundert.

Neben seiner Grabstätte fällt mir eines seiner Zitate auf. “Partout ou  mon regne a passé il a laissé des traces durable de son bienfait” Zu Deutsch heisst das soviel wie: “Überall wo ich gewirkt habe, hinterlasse ich Spuren von nachhaltiger wohltuender Wirkung.”

Das erinnert mich verdammt an einen anderen Möchtegern-Napoleon und zwar den von da drüben aus den USA. Genau das denkt und sagt doch unser lieber Donald Trump die ganze Zeit. The Donald ist davon überzeugt, dass er schon jetzt der grösste aller Präsidenten ist und alles was er macht, pures Gold ist.

Make America great again” könnte ebenfalls direkt aus der Feder Napoleons stammen. Napoleon hat denn auch mal gesagt: “Ich habe schon jetzt mehr gemacht als alle Könige vor mir zusammen” oder war das unser Donald?

Beide “Feldherren” haben die Aufbruchsstimmung im Land dazu benutzt, an die Macht zu kommen, ohne wirklich von den Prinzipien und der Ungerechtigkeit im Land überzeugt gewesen zu sein. Doch Napoleon hat einen wichtigen Beitrag geleistet, den Trump wohl nie leisten wird. Er hat den Code Civil entwickelt und eingeführt. Den Grundsatz des heutigen Rechtsstates und wenn man so will der modernen Zivilisation. Das haben wir Napoleon zu verdanken.

Als wichtige Grundsätze wurden im Code Civil die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, Freiheit für alle und der Schutz des privaten Eigentums festgeschrieben. Die Forderungen der Französischen Revolution wurden somit hier auch in Rechtsform umgesetzt.

Festgelegt wurden im Code Civil auch die Trennung von Kirche und Staat und die freie Berufswahl.

Ach ja, da ist noch ein wichtiger Unterscheid. Napoleon “did make France great again”.

Eine Gemeinsamkeit haben die beiden dann doch noch. Ihre “Wohnungen waren mit den selben, goldüberschütteten, geschmacklosen Möbeln eingerichtet. Immerhin.

 

 

12 in 12 – Die Dornenkrone von Jesus

Ich kann es kaum glauben, als ich es höre. Die Dornenkrone, die Jesus am Kreuz getragen hat, soll sich in der Kirche Notre Dame befinden, der Kirche die heute dank dem berühmten Glöckner wohl jedes Kind kennt. Die echte, 2000 Jahre alte Dornenkrone. Ein schlechter Scherz? Keineswegs.

Die Krone ist nicht etwa weggeschlossen, sondern wird den Gläubigen jeden ersten Freitag im Monat in einer Prozession präsentiert. Doch damit nicht genug. Die Krone wird nicht nur gezeigt, sondern am Ende eines kurzen Gottesdienstes kann jeder der will, die Krone aus allernächster Nähe begutachten und ihr einen Kuss geben. Nein, nein, das habe ich nicht geträumt. Das ist wirklich so. Indianerehrenwort.

Es ist kurz vor drei Uhr. Ich sitze in der vierten Reihe der Notre Dame de Paris, die von 1163 bis 1345 errichtet und  eine der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs ist. Ich musste weder anstehen, noch einen Ausweis zeigen, noch als Test das Vater Unser aufsagen. Ich bin einfach so in der Kirche.

Mit Weihrauch und Dutzenden von Priestern begleitet wird die Dornenkrone sowie ein Nagel, mit dem Jesus ans Kreuz gehängt wurde und auch ein Stück Holz des Kreuzes in die Kirche getragen.

Das ist schon ein schräger Film. Ich bin im Prinzip ja nicht gläubig und fühle mich etwas fehl am Platz. Doch irgendwie ist das Ganze schon ergreifend. Die Leute neben und vor mir sind teilweise wie in Trance. Sie singen und sie huldigen. Es herrscht eine sonderbare Spannung.

Da ist sie nun, die in Glas eingebettete Krone. Ganz ohne Sicherheitspersonal wird sie durch den Raum getragen in einer Kirche, die nur gut gefüllt, doch keineswegs überfüllt ist. Die möglicherweise wichtigste Reliquie des Christentums ist nur wenige Meter von mir entfernt,

Mir schiesst durch den Kopf, wieviel die Krone wert ist. Unbezahlbar ist sie wohl. Im Gegensatz zu einem Ölbild von Basquiat, das gerade für über 100 Mio, Euro an einer Auktion wegging, existiert die Krone nur ein einziges Mal. Ein Dieb hätte hier recht leichtes Spiel…weg mit diesen Gedanken, Warum komme ich nur auf solche Ideen?

Ob die Krone wirklich echt ist oder nicht, ist Glaubenssache. Das Material der Krone ist in der Bibel nicht überliefert. Verschiedene Pflanzen, wie Christusdorn oder Weissdorn, kommen dafür in Frage.  Der französische König Ludwig IV. erwarb die Reliquie neben anderen ebenfalls weltbekannten Reliquien, wie Teilen des Kreuzes und der Spitze der Lanze des römischen Hauptmannes Longinus 1237 in Konstantinopel und liess zu deren Aufbewahrung die Kapelle Sainte-Chapelle errichten. Ab 400 nach Christus gibt es Nachweise, dass es sich wirklich u die Krone handelt. Davor sind die Aufzeichnungen uneinheitlich.

Jetzt kommt der grosse Moment. Ich werde dazu aufgefordert, mich in die Reihe zu stellen und die Krone zu huldigen. Ich kann nicht anders, als mich auch anzustellen. Gleich ist es so weit. Soll ich, wie alle vor mir, der Krone auch noch einen kleinen Kuss geben? Darf ich das überhaupt als “Papierchrist”? OK, ich muss mich  entscheiden. Ich denke mir, dass wenn es tatsächlich einen Gott gibt, er bestimmt nichts dagegen haben wird, wenn ich ihm meine Ehre erweise. Wenn nicht, dann küsse ich eben ein Glasgefäss. Macht ja auch nichts.

Die Krone und ich. Ganz unter uns. Ein kleiner Kuss, ein Schritt nach links und schon ist der Spuk vorbei. Eine  ganz besondere Erfahrung. Auf jeden Fall habe ich mich extrem ruhig und ausgeglichen gefühlt. Eine gute Sache. Ich gehe aus der Kirche und weiss nicht so recht, was gerade mit mir geschehen ist. Die Jesuskrone in der Notre Dame und ich mittendrin. Wer hätte das gedacht…

12 in 12 – Minimalismus in Perfektion

Alles ist so herrlich funktional und einfach. Kein Stein wurde hier verbaut, der nur der Ästhetik dient, sondern alles hat seinen Sinn und Zweck.

20 Minuten mit dem Zug vom Gare St. Lazard steht eines der grössten Meisterwerke der modernen Architektur: Die Villa Savoye des Schweizer Architekten Le Corbusier.

Ja, genau. Das ist der Architekt, der mal gesagt hatte: “Alle Häuser sollten von Gesetzes wegen weiss sein”, und weiss ist sie denn auch die Villa Savoye

Corbusier hatte sein legendäres Manifest der Architektur geschrieben und es in der Villa Savoye in Poissy 1928 bis 1931 perfekt umgesetzt.

Die Villa steht hochgelegen auf einem weitläufigen Grundstück, inmitten einer grossen Wiese umgeben von Laubbäumen und mit Sicht auf die Seine. Seit 2016 ist die Villa ein Weltkulturerbe der Unesco.

Das Haus strahlt eine Ruhe aus, die in nur wenigen Gebäuden zu finden ist. Licht durchflutet die Räume, ohne störend zu sein. Die Fenster sind unterteilt, um eine gewisse Privatsphäre und vor allem auch gleichmässiges Licht zu garantieren. Alles ist zeitlos gebaut. Eine Seltenheit in der modernen Architektur. Oft sehen Gebäude schon nach zehn Jahre so aus, als ob sie nicht mehr zu unserer schnelllebigen Welt passen. Die Villa Savoye könnte heute noch genau so gebaut werden und wäre auch heute noch ein Meisterwerk.

Ein weiteres Zitat von Le Corbusier fällt mir da ein, wenn ich vor der Villa stehe.”Ich bevorzuge das Zeichnen gegenüber dem Reden. Zeichnen geht schneller und lässt weniger Raum für Lügen.” Das passt so gut. Ehrlicher könnte ein Haus kaum sein als die Villa Savoye. What you see is what you get. Keine Beschönigungen.

Le Corbusier hatte sich während des Baus mit der Familie Savoye zerstritten. in den 50er Jahren übernahm die Stadt Poissy das Haus und wollte es abreissen. Erst massive Proteste und der Einsatz des französischen Kulturministers verhinderten das Undenkbare. Zum Glück.

Neben der Villa Tugendhat (Ludwig Mies van der Rohe, 1930), Fallingwater (Frank Lloyd Wright, 1937) und dem Haus Schminke (Hans Scharoun, 1933) gehört die Villa Savoye zu den bedeutendsten Wohnhäusern der Moderne.

Das sind die fünf Punkte des Manifests “Fünf Punkte zu einer neuen Architektur:

  1. Die Pfosten: Ein Raster von Betonstützen ersetzt die tragenden Mauern und wird zur Grundlage der neuen Ästhetik.
  2. Die Dachgärten auf einem Flachdach können sowohl als Nutzgarten wie auch zum Schutz des Betondachs dienen.
  3. Die freie Grundrissgestaltung (offener Grundriss) und damit der Wegfall von tragenden Mauern ermöglicht eine flexible Nutzung des Wohnraums.
  4. Das Langfenster durchschneidet die nichttragenden Wände entlang der Fassade und versorgt die Wohnung mit gleichmässigem Licht.
  5. Die freie Fassadengestaltung wird ermöglicht durch eine Trennung der äußeren Gestaltung von der Baustruktur.

12 in 12 – Irgendwas stimmt hier nicht

Es ist halb zehn Uhr Abends. Im Hinterhofclub La Loge im 11e Arrondissement steht gleich die französische Hipsterentdeckung Pi Ja Ma auf der Bühne. Ich stehe am Rand des Saals und schaue mir das Publikum an. Sie sehen nicht viel anders aus als in Berlin oder in London. Viele haben ein Bier in der Hand, tragen Stan Smith und vornehmlich schwarze Kleidung. Doch irgendwas ist dennoch anders. Irgendwas.

Da es bestimmt noch 20 Minuten geht, bis Pi Ja Ma ihren grossen Auftritt hat, nehme ich mal mein iPhone aus der Tasche. Es kann ja sein, dass ich eine total wichtige Nachricht verpasst habe. Nicht auszudenken, wenn ich die nicht gleich sehe…

Genau in diesem Moment geht mir ein Licht auf. Ich weiss jetzt, was hier anders ist, als überall anders. Ausser mir spielt hier niemand mit seinem Handy. Kein Einziger hat das Verlangen, mit der Aussenwelt verbunden zu sein. Kein Einziger starrt in seinen Screen und kein Einziger tippt wie wild, um allen via Instagram, Snapchat, Facebook oder Twitter zu zeigen, wie toll sein Leben ist.

Mann ist das erfrischend. Das Ganze strahlt so eine uhnheimliche Ruhe aus. Ich checke kurz, ob das alles nur daran liegt, dass hier im Saal kein guter Empfang ist. Doch nein, der Empfang ist klasse. Das Publikum verzichtet also ganz freiwillig auf das Smartphone. Dass ich das noch erleben darf… Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben.

Jetzt ist es endlich so weit. Pi Ja Ma steht auf der Bühne. Sie legt los und ist klasse. Sie singt, malt und bezirzt. Das Publikum ist begeistert und dennoch halten nicht alle wie blöd ihr Phone in die Höhe und nehmen eine Show auf, die sie bestimmt nie mehr wieder anschauen werden. Bien fait, Paris. Je vous adore.

Falls ihr Euch fragt, wer diese Pi Ja Ma eigentlich ist. Voilà:

 

12 in 12 – Das beste Baguette

Wo der Pariser sein Baguette kauft, ist eine Glaubensfrage.Sag ja nicht, dass das Baguette überall gleich schmeckt. Da versteht der Pariser absolut keinen Spass, denn für ihn gibt es da extrem grosse Unterschiede. Die Stadt Paris organisiert denn auch jedes Jahr einen Wettbewerb, bei dem das beste Baguette von Paris ausgewählt wird. Der Gewinner erhält 4000 € Preisgeld und hat die Ehre, den Präsidentenpalast für ein Jahr zu beliefern.

Folgende Kriterien sind entscheidend:

„Le goût, la cuisson, la mie, l’odeur et l’aspect“. Auf Deutsch: der Geschmack, die Backzeit, das Innere Erscheinungsbild, der Duft und das Äussere.

Die eingereichten Baguettes haben strikte Bedingungen zu erfüllen. Das Brot muss zwischen 55cm und 65cm lang sein, 250g bis 300g wiegen und darf nicht mehr als 18g Salz enthalten.

Der Gewinner 2016 hat seinen Laden gleich bei uns um die Ecke. Charles und Mickael Reydellet, ein Bäcker-Duo, das in der Bäckerei „La Parisienne“ arbeitet, hatten letztes Jahr den grossen Preis abgeräumt. Es versteht sich von selber, dass ich da gleich am ersten Tag hinmusste. Das Baguette kostet 1.20 Euro und kriegt die Balance zwischen Knusprigkeit und Saftigkeit perfekt hin.

Der Gewinner 2017, der ein weiteres Mal vom Rive Gauche kommt, hat den Sieg mit einem Baguette de Tradition davongetragen. Das ist ein Baguette ohne Zusatzstoffe und ist die Bevorzugte Variante der Pariser. Sami Bouattour aus dem 13e Arrondissement ist der grosse Gewinner.

Wenn ihr mich fragt, schmecken alle Baguettes in Paris, die von einem richtigen Bäcker und nicht von Carrefour kommen, einfach klasse. Ein kleiner Tipp: Kauft immer das “Tradition”,  Ob das Beste der Besten oder eins, das keinen Preis gewonnen hat; wenn die Pariser etwas ganz genau wissen ,dann ist es, wie ein Baguette zu schmecken hat..

Die Gewinner seit 2000

12 in 12 – Städterating New York

Der letzte Eintrag aus New York. Der Moment, die Stadt zu bewerten ist gekommen:

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

Die New Yorker sind ein ehrlicher Haufen. Das bringt ihnen innerhalb der USA einen unfreundlichen Ruf ein. Das ist sicher nicht verdient, ist aber auch nicht ganz falsch. Verglichen mit dem sonnigen Gemüt der Los Angelinos sind die New Yorker ohne Frage einen Tick weniger nett.

Kulturelles Angebot: 10

Viel besser geht es nicht. Deshalb eine verdiente 10. Wem es hier langweilig wird, der ist selber schuld. Kultur en masse. Kleiner Kritikpunkt: Die Tickets am Broadway werden langsam lächerlich teuer.

Food: 8

New York war für mich mit London immer die beste Food-Stadt der Welt. Doch wenn man die Großstädte miteinander vergleicht, dann hat New York seinen Vorsprung mittlerweile aufgebraucht. Alles, was “Fine Dining” betrifft ist in New York absolute Spitze. Doch wenn es um Street Food geht, dann sind Los Angeles, Tokio, Bangkok und Mexiko City New York um Längen voraus.

Preisniveau: 4

New York ist teuer geworden, sehr teuer – fast zürichteuer…auch im nationalen Vergleich ist New York nur was fürs gut gefüllte Portemonnaie.

Öffentlicher Verkehr; 6

Die U-Bahn muss auf Vordermann gebracht werden. Zu wenige Züge, zu viele “Signaling Problems” und zu viel Geratter. Zudem währen mehr Linien zu wünschen, die Brooklyn mit Queens verbinden. Das Fahrradsystem ist zwar schön, doch auch hier herrscht im Vergleich zu Paris, London und Moskau Aufholbedarf.

Wetter/Klima: 6

Ich kenne das Klima dank fünf Jahren in New York zum Glück gut, sonst wäre das Rating noch etwas tiefer ausgefallen. Wer Jahreszeiten mag, der mag New York. Der Sommer ist heiss und feucht, der Winter kalt. Ich mag das Wetter, doch perfekt ist es sicher nicht.

Sicherheit: 8

Wie so viele Metropolen ist auch New York total sicher geworden. Das gilt nicht nur für Manhattan, sondern auch für Brooklyn und Queens. Das ist schön.

Fun/Feel-Good-Factor: 9

In New York kann man einfach ohne Plan loslaufen und spätestens an der übernächsten Ecke bleibt man hängen, da dort etwas Überraschendes passiert – eine Qualität, die nur wenige Städte haben. New York is fun!

Coolness/Kreativität: 8

New Yorker haben etwas cooles und Abgeklärtes an sich. Trotz Gentrifizierung gibt es immer noch kreative Ecken, auch wenn man dafür oft nach Brooklyn gehen muss. Sie “Supercreatives” sind in New York nicht mehr ganz so häufig zu finden, wie noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Da haben Städte wie London, Berlin und Paris New York vielleicht gar den Rang abgelaufen. Zudem ruht sich die breite Masse etwas auf dem guten Ruf aus…

Gesamtergebnis: 65 Punkte. Das ist zusammen mit Moskau Platz 4 im Zwischenklassement.

Nächster Stopp: Paris.

 

12 in 12 – Brooklyn – Ein kleiner Reiseführer

Da ihr Manhattan ja bestimmt alle schon kennt und wir ja in Prospekt Heights im wunderschönen Stadtteil Brooklyn wohnen, möchte ich gerne meine Lieblingsplätze in Brooklyn mit Euch teilen. Getraut Euch, beim nächsten Besuch in New York nach Brooklyn zu gehen, ja vielleicht dort zu wohnen. Manhattan war gestern und Brooklyn ist heute. Hier gibt es noch Authentizität, Kreativität und Überraschungen an jeder Ecke. Hierher haben es die meisten Touristen noch nicht geschafft, obschon Nachbarschaften wie Park Slope, Gowanus, Prospekt Heights, Carroll Gardens, Williamsburg, Bushwick und mit Abstrichen auch Bedford Stuyvesant (BedStuy) so wunderschön lebenswert sind. In Brooklyn ist die gesamte Musikszene zu Hause, gibt es kleine Theater überall,hat sich die kreative Gastroszene festgesetzt und buhlen kreative Boutiquen um deine Brieftasche. Ach ja und Brooklyn ist sicher. Echt. Indianerehrenwort. Doch hier erstmal die Tipps:

Olmsted

Mitten in Prospect Heights haben Küchenchef Greg Baxtrom und der Farmer Ian Rothman zusammengespannt und geben dem Schlagwort Farm to Table im Restaurant Olmsted eine neue Dimension. Kreativste Küche ohne Firlefanz zu Brooklyn-Preisen stehen in diesem absoluten “Gem” ganz hoch im Kurs.  Baxtrom war vorher bei Blue Hill und in Norwegen und das spürt man. Der “Carrot Crepe  ist mit das Beste, was ich auf dieser Reise gegessen habe. Der Name des Restaurants stammt übrigens von Herrn Olmsted, dem Designer des Central und des Prospekt Parks.

Chuko

Der Ramen bei Chuko ist der vielleicht beste außerhalb Japans. Sowas Nudelsuppe zu nennen, wäre einfach ein Frevel. Was die Jungs hier an der Venderbuilt Avenue auf den Tisch zaubern, ist einfach nur Comfort Food pur und gleichzeitig grosse Kunst.

Alta Calidad

Ein Neuankömmling in Prospekt Heights ist Alta Calidad, ein mexikanisches Restaurant von Chef Akhtar Nawab, das nicht nur einen Tick besser ist, als alle anderen mexikanischen Restaurants in New York, sondern auch einen Tick kreativer. Die Heuvos Divorciados zum Brunch sind ein Gedicht.

L’Antagoniste

Sie waren die ersten, die auf Bedford-Stuyvesant gesetzt hatten und das mit klassischer französischer Küche. Wer hätte gedacht, dass das funktioniert. Kaum war man da, kam James Beard vorbei und von da an ging es für L’Antagnoniste von Erfolg zu Erfolg. Gemütlich eingerichtet mit Austern, Hummer, Fois Gras und allem, was den französischen Gastrohimmel so schön macht.

Doughnut Plant

Best Donuts – Period. Mehr braucht ihr nicht zu wissen. Geht zu Doughnut Plant. Hier das Ding mit Coconut-Creme.

Court Pastry Shop

Den Laden gibt es schon seit es Brooklyn gibt und die Mandelkekse  (Almond Cantucci) auch. Allein diese Köstlichkeit ist die Reise zu Court Party Shop an der Court Street in Carola Gardens wert.