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12 in 12 – Shinto hört sich gut an

Ich bin kein religiöser Mensch und wenn ich mir die neue TV-Serie mit Jude Law als Young Pope ansehe, dann frage ich mich schon, ob Katholizismus das gelbe vom Ei ist.

Auch wenn ich mich wohl als Atheist bezeichnen würde, stelle ich mir manchmal die Frage, ob es einen Gott gibt und was das mit uns Menschen alles so auf sich hat. Eine Antwort darauf habe ich selbstverständlich keine. Da muss ich euch enttäuschen. Doch hier in Japan bin ich zumindest einen Schritt näher gekommen, wenn es darum geht, Religion zu verstehen und zu akzeptieren. Hier gibt es zwei Religionen, die eng miteinander verwandt sind. Einmal der Buddhismus, genauer gesagt der Mahayana-Budismus, der verschiedenen Buddhas huldigt und dann ist da noch der Shintoismus.

Ich bin absolut kein Experte und die Feinheiten der Shinto-Religion sind mir noch immer fremd. Doch das Grundkonzept finde ich gar nicht so abwegig. Im Shinto gibt es keinen Gründer, keinen richtigen Gott, sondern nicht so eng definierte Kamis und keine heilige Schrift im engeren Sinne.

Die beiden Schriften Kojiki und Nihonshoki sind eher historisch-mythologische Zeugnisse. Shinto basiert auf dem Prinzip, in Harmonie mit der Natur zu leben. Man strebt nach einem “Magokoro”, was soviel bedeutet wie ein aufrichtiges Herz zu haben.

Ein aufrichtiges Herz. Das hört sich doch gut an. Einer der wichtigsten Schreine des Shinto-Glaubens ist der Meji-Schrein in Tokio. Wer im Yoyogi-Park die  Anlage betritt, den überfällt eine stoische Ruhe, die sehr angenehm ist.

Shinto stellt die Rücksichtnahme auf die natürliche sowie die eigene soziale Umwelt und Ordnung in den Mittelpunkt. In dieser Betonung einer auf gegenseitiger Hilfe beruhenden Harmonie, die auch auf die Welt als Ganzes ausgedehnt werden kann, lässt sich ein Bekenntnis zu menschlicher Solidarität finden, wie es auch den universalistischen Weltreligionen zu eigen ist.

Wie gesagt, ich bin kein religiöser Mensch. Doch die menschliche Solidarität als Mantra zu haben und daran zu arbeiten, dass man mit gutem Gewissen sagen kann, man habe ein aufrichtiges Herz , das würde uns doch allen gut tun. Gerade in weltpolitisch schwierigen Zeiten. Religion hin oder her.

12 in 12 – Jeden Tag ein König

Von mir gibt es eine Fotoserie, wie ich als Baby auf dem “Töpfchen” sitze und so tue, als ob ich eine grosse Rede schwinge. Damals muss ich mich in dem Moment wie ein kleiner König gefühlt haben.

In Japan bin ich  jeden Tag ein König, wenn ich aufs “Töpfchen” gehe. Wie so vieles im Land der aufgehenden Sonne ist auch die Toilette perfektioniert. Das fängt damit an, dass der Klodeckel automatisch nach oben klappt, sobald man sich der Toilette nähert. Der Sitz ist bereits vorgeheizt. Besonders an kalten Wintertagen ist das willkommen. Alles ist supersauber. Meist spielt beruhigende Musik, die einen so richtig entspannen lässt.

Wer zum ersten Mal eine japanische Toilette besucht, ist total überfordert. Schwer zu verstehende Zeichen und dutzende von Knöpfen weisen darauf hin, was das Klo alles kann. Man hat Angst überhaupt einen Knopf zu drücken. Doch wenn man sich etwas Zeit nimmt, dann wird schnell klar, wie es funktioniert.

Wer das Geschäft verrichtet hat, der greift nicht zum WC-Papier, sondern  drückt auf den Knopf, der einen sanften Wasserstrahl auslöst, der alles fein säuberlich und automatisch putzt. Die Stärke wird individuell angepasst und die Temperatur ist genau die Richtige. Japanische Forscher haben herausgefunden, dass die bevorzugte Strahltemperatur knapp über der Körpertemperatur liegt – etwa bei 38 °C. Die Düsenposition lässt sich ebenfalls manuell ändern. Spitzenmodelle bieten sogar vibrierende und pulsierende Wasserstrahlen, die nach Angaben der Hersteller gegen Verstopfung und Hämorrhoiden wirksam sein sollen. Die neuesten Typen können sogar Seife in den Wasserstrahl mischen, um bessere Reinigungsergebnisse zu erreichen. Eine andere weitverbreitete Funktion ist das Warmluftgebläse, meist zwischen 40 und 60 °C variierbar, um die mit dem Wasserstrahl gereinigten Körperregionen zu trocknen.

Zum Schluss wird das ganze WC automatisch geputzt und desinfiziert. Auch der Geruch verschwindet einfach so und völlig magisch. Topmodelle sind gar in der Lage, den Stuhl und Urin zu analysieren und vor sich anbahnenden Krankheiten zu warnen.

Ich hatte solche Toiletten zwar auch schon mal gesehen, doch ich dachte immer, das wäre nur ein Gimmick, den kaum ein Japaner wirklich benutzt. Doch eine Statistik zeigt, dass 78% der Japaner so ein Ding zu Hause haben. In Restaurants und öffentlichen Toiletten sind die Alleskönner sogar die absolute Regel.

Mit den Toiletten ist es mit so vielem im Leben. So lange man es nicht kennt, vermisst man es auch nicht. Doch wenn man es einmal erlebt hat, dann kann man nur schwer zurück – oder könnt ihr Euch vorstellen ohne Internet, Geschirrspüler oder, um eine extremes Beispiel zu wählen, Strom zu leben?

Und noch was. In Japan begann das Zeitalter der High-Tech-Klos im  1980 mit der Einführung der Washlet G-Serie durch Toto. Das Washlet basierte ursprünglich auf einer Erfindung des Schweizers Hans Maurer, der 1957 das Dusch-WC unter dem Namen Closomat erfand und im europäischen Markt ohne grossen Erfolg einführte.

Ach ja und einen Vorteil hab ich fast vergessen. Einen Vorteil, der viele Beziehungskrisen verhindert und für Harmonie sorgt. Der WC-Deckel schliess am Ende des Besuchs automatisch!

12 in 12 – Die innere Ruhe finden

Ob ihr es glaubt, oder nicht, es ist gar nicht so einfach, sich auf so einer Reise mal so richtig zu entspannen, runter zu kommen, die Gedanken des Alltags beiseite zu legen und einfach nur zu sein. Ich weiss nicht wie es euch geht, doch ich stehe ständig unter Strom und habe das Gefühl, ich müsse jetzt gleich was tun.

Die Japaner haben ein gutes Mittel gegen diese innere Unruhe und das heisst Onsen. Onsen ist die japanische Bezeichnung für eine heisse Quelle. Ganz Japan befindet sich auf vulkanisch aktivem Gebiet und deshalb gibt es fast überall im Land unzählige Onsen. Ja, ich weiss, was ihr jetzt denkt. Jetzt ist der Schwalbe richtig alt geworden. Er geht in ein Thermalbad und pflegt dort seine alten Knochen. Jaja, schon gut. Wartet doch einen Augenblick.

Also,  zurück zum Onsen. Die schönsten Onsen gibt es in Hakone, rund zwei Stunden Zugfahrt von Tokio entfernt. In den Wäldern unweit des Mount Fuji gibt es vulkanische Quellen, die magische Heilwirkung haben sollen. Fast jedes Hotel hat sein eigenes Onsen und hütet es wie seinen Augapfel.

Ein Onsen zu besuchen ist ein kleines Abenteuer. Natürlich ist man hier die einzige Langnase und Englisch ist für die meisten ein Fremdwort. Das wäre ja im Prinzip auch nicht weiter schlimm. Doch da es im Onsen unzählige Verhaltensregeln gibt, bewegt man sich in den ersten Minuten wie auf Eierschalen.

Alles ist nach Geschlechtern getrennt. Die Schuhe müssen sofort ausgezogen und in einen Sack gesteckt werden. Dann zieht man sich aus und schreitet nur mit einem Waschlappen bewaffnet, in den Baderaum. Es dampft überall. Erst wäscht man sich kräftig. Man rubbelt und schrubbt und kriegt dazu alle erdenklichen Hilfsmittel. In der Regel gibt es zwei oder drei Badebecken drinnen, eine Sauna und einige Becken draussen, meist mitten im Wald mit viel Bambus und Naturstein und  atemberaubender Aussicht.

Man schaut mit einem Auge, wie die ebenfalls nur mit einem Waschlappen bewaffneten Einheimischen die Sache angehen und macht einfach alles nach. Vor allem wird sich im Onsen so richtig entspannt. Das hört sich genau so an wie im Thermalbad, sagt ihr jetzt bestimmt und habt damit auch nicht ganz unrecht.

Doch dann macht es plötzlich “klick”. Auf einen Schlag fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Der Bambuswald rückt näher, das Sulfat des Wassers steigt mir zu Kopf, ich höre sanfte Klänge, die direkt aus dem Wald kommen und der Naturstein wärmt sich langsam auf.  Der ganze Ballast löst sich und ich schwebe im Wasser. Es ist schön hier im Onsen. Ich vergesse die Zeit und auch den Raum und lasse mich von meinen Gedanken treiben. Ich weiss nicht, ob es die Dämpfe des Bads sind, die Umgebung oder ob es nur an meiner positiven Einstellung liegt, doch ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt.

Im Onsen hier in Hakone habe ich meine innere Ruhe gefunden. Danke Hakone. Wenn ich zurück in Tokio bin, dann werde ich bestimmt dem Sento in unserer Strasse einen Besuch erstatten. Ein Sento ist sozusagen der kleinere Bruder des Onsen und ihn gibt es in  Japan in jedem Quartier. Im Gegensatz zum Onsen muss ein Sento das Wasser nicht von einer Heilquelle beziehen, funktioniert sonst aber nach dem gleichen Prinzip. Ein Sento ist wie wie der Onsen ein Ort der Entspannung, wo der strikte Verhaltenskodex, der das soziale Leben regelt, gelockert ist und die Hierarchien eingeebnet sind. Im Sento schwitzt der kleine Angestellte gleichberechtigt neben dem Firmenboss – in Japan sonst ein nur selten anzutreffendes Bild.

12 in 12 – Alle lieben Hachiko

Im Stadtteil Shibuya leuchten die Neonschilder um die Wette und die Menschenmassen strömen in die unzähligen Kaufhäuser. Alles ist bunt und irgendwie verrückt. In Mitten dieses Wahnsinns erblicke ich eine Bronzestatue. Ein Hund thront dort erhaben und stolz auf einem Sockel und schaut dem Treiben gelassen zu.

Ich frage einen Passanten, was es mit der Statue auf sich hat. Er schaut mich entgeistert an, als habe ich ihn gerade gefragt, ob man Fussball mit einem Ball spielt oder ob wir hier in Tokio sind. “Das ist unser Hachiko” sagt er. Ich überspiele gekonnt, dass mir der Name Hachiko nichts sagt und ziehe erstmal von dannen. Später erfahre ich, dass Hachiko nicht nur Japans berühmtester Hund, sondern wohl der berühmteste und meist geliebte Japaner überhaupt ist. Das hat seinen guten Grund.

Hachiko gehörte dem Universitätsprofessor Hidesaburo Ueno. In den Zwanziger Jahren holte der Hund der Rasse Akita sein Herrchen jeden Tag vom Bahnhof in Shibuya ab. Er sass am Gleis Nummer sieben und wusste genau, wann der Professor ankommt. Als dieser 1925 während einer Vorlesung an einer Hirnblutung starb, zog die Witwe aus Tokio fort. Hachiko fand bei Verwandten in einem anderen Stadtteil ein neues zu Hause. Doch da hielt es ihn nicht lange.

Nach wenigen Tagen machte sich Hachiko auf den Weg nach Shibuya. Jeden Nachmittag setzte er sich dort am Bannhof auf das Perron des Gleis Nummer sieben und wartete geduldig auf sein Herrchen. Anfangs wurde er am Bahnhof als Störenfried betrachtet und von den Stationsvorstehern immer wieder verjagt. Passagiere beschwerten sich beim Personal, Bahnmitarbeiter misshandelten ihn sogar. Der Hund wurde geschlagen, manchmal mit Farbe beschmiert. Davon liess sich Hachiko aber nicht abhalten. Jeden Tag kehrte er zurück und wartete – vergebens.

Nach drei Jahren hatte der Stationsvorsteher erbarmen und baute Hachiko ein kleines Ruheplätzchen. An einem Herbsttag 1928 erkannte ein ehemaliger Student von Professor Ueno den Hund wieder. Er schrieb gerade eine Arbeit über Akita-Hunde. 1932 veröffentlichte er einen Artikel zu Hachiko und dessen Leidensweg, der den treuen Hund über Nacht zum Liebling der Nation machte. 1934 wurde Hachiko dann die Bronzestatue am Bahnhof von Shibuya errichtet. Hachiko sass teilnahmslos mit traurigen Hundeaugen daneben, als die Statue eingeweiht wurde. Nach der Zeremonie zottelte er wieder von dannen, steuerte auf das Gleis Nummer sieben zu und wartete.

1935 wurde Hachiko in einer Strasse in Shibuya Tod aufgefunden. Er war an Lungen- und Herzkrebs gestorben. Ob Sonne, Regen oder Schnee. Hachiko hatte zehn Jahre lang jeden Tag auf sein Herrchen gewartet. Das Land trauerte um Hachiko. Sein Körper befindet sich heute präpariert im Nationalmuseum der Naturwissenschaften im Tokioter Bezirk Ueno, wo ihn Tag für Tag Schulklassen bestaunen.

Hunde sind ein Phänomen. Es ist schon unglaublich, wie treu und loyal die Vierbeiner sein können. Egal, wie sie behandelt werden, sie wissen, wo sie hingehören. Schon herzzerreissend. In Tokio hinterlässt Hachiko noch heute seine Spuren. Eine der wichtigsten Buslinien ist die Hachiko-Linie, überall werden T-Shirts und kleine Figuren mit seinem Antlitz verkauft und wenn in Spielfilmen oder Werbeclips ein Hund vorkommt, dann ist es bestimmt ein Akita.

Auch berühmte und weniger berühmte Poeten haben sich Hachiko’s Geschichte zu Herzen genommen. Ein kleines Beispiel:

I will see him again, in heaven I will,
Our adventures will never end, the end, until.
They take one more picture, they all start to cry,
I will wait for you until the day I die.

Ach ja, selbstverständlich hat sich auch schon Hollywood der Geschichte bedient. “A Dog’s Tale” hiess der Film. Lasse Halström führte Regie und Richard Gere übernahm die Rolle des Professors. Natürlich spielte der Film nicht in Japan, sondern in Amerika…

Doch die Tränendrüsen werden auch auf Amerikanisch kräftig gedrückt. Schaut Euch die Szene an und sagt mir mit gutem Gewissen, dass ihr da keine Träne verdrückt habt:

12 in 12 – Westworld meets Blade Runner

Hattet ihr das auch schon mal, dass ihr durch die Strassen irrt und Euch fragt, ob das wirklich alles gerade passiert oder ob ihr nur träumt? Dass ihr irgendwie auf Wolken schwebt und das Gefühl habt, ihr seid nicht wirklich da, sondern beobachtet alles nur aus der Distanz? Hattet ihr Euch auch schon mal gefragt, was Realität überhaupt ist und ob ihr gerade in der realen Welt lebt?

Genau so fühlt man sich in Tokio; wie in einem Traum oder wie im Film „Westworld meets Blade Runner“. Alles ist irgendwie unwirklich und unverständlich aber perfekt, fast zu perfekt. Auch der Film Truman Show fällt mir dazu ein. Der Zug ist immer auf die Sekunde pünktlich, die Leute sind so hilfsbereit und freundlich als seien sie dazu programmiert, in den Läden ist immer alles so aufgeräumt und schön aufgestellt, dass man sich fragt, wer das immer wieder so herrichtet. So perfekt kann doch niemand sein.

Alles sieht aus, wie eine Filmkulisse. Man weiss nicht, ob hinter der Fassade der Häuser überhaupt irgendjemand wohnt oder ob da einfach Nichts ist. Alles ist sowas von geordnet, und das kommt von jemandem, der im wohl geordnetsten der geordneten Länder aufgewachsen ist – dachte ich zumindest.

Tokio ist fremd und vertraut zugleich. Ein Supermarkt ist auch hier ein Supermarkt und die U-Bahn die U-Bahn. Dennoch ist alles anders. Das liegt meiner Meinung nach nicht nur an den japanischen Schriftzeichen, sondern an der japanischen Kultur, die über hunderte von Jahren gewachsen ist, ohne grosse Einflüsse von Aussen zu haben. Japan als High-tech-Leader hat vieles selber entwickelt und nicht einfach übernommen oder kopiert. Deshalb ist es so wunderschön anders. Realität oder nicht? Westwolrld oder Truman Show? Egal. Mir gefällt es in Tokio. Bis jetzt ist vieles zwar noch Lost in Translation. Doch ich arbeite daran und kann es kaum erwarten, mehr über diese Traumwelt zu erfahren.

12 in 12 – Bangkok loves Tokyo

In Bangkok ist alles japanisch. Sushi-Restaurants, Ramen, Gyoza, japanische Mode, J-Pop, Anime, Manga, japanische Filme in den Kinos und und und. Während japanische Touristen in Europa und besonders in den USA oft  belächelt werden, sind sie hier die grossen Stars.

“Ich liebe Japan” sagt die knapp 30-jährige Aunyawee, die ein japanisches Comme-dse-Garcons-Shirt an hat. “Wenn die was machen, dann aber richtig” sagt sie. Thailänder wachsen mit der japanischen Kultur auf. Cartoons wie Sailor Moon und Doraemon laufen hier im Fernsehen rauf und runter. Japaner gelten als “sophisticated”, reich und schön.

Japan ist der grösste Investor in Thailand. 4500 Unternehmen aus dem Land der aufgehenden Sonne haben hier eine Niederlassung. Ein grosser Teil der Infrastruktur in Thailand wird ebenfalls von Japan aus finanziert. Vergessen sind die Differenzen aus dem zweiten Weltkrieg. Damals wechselte Thailand kurz vor Kriegsende die Seiten und in den Strassen wurde gefeiert, als Japan kapitulierte.

Wer in Thailand etwas auf sich hält, der fliegt nach Japan. Dank der Billig-Airline Air Asia und dem wirtschaftlichen Boom ist das für viele Thailänder durchaus erschwinglich geworden. Die japanische Küche vor Ort erleben, einmal an einer Manga-Convention dabei sein und die Lieblings-J-Pop-Band endlich mal live sehen. Das steht ganz oben auf der Liste der jungen Thais.

Zwischen den beiden Ländern gibt es durchaus Parallelen. Beide haben einen König, Buddhismus spielt eine besondere Rolle, die Länder sind sicher, die Leute freundlich und hilfsbereit. Die Thailänder bewundern die Japaner. Sie möchten auch gerne so sein – innen und aussen.  Weiss, weisser, am weissesten, japanisch…oder so ähnlich.

Einen grossen Unterschied gibt es aber. Während in Japan der soziale und gesellschaftliche Druck und die Konformität wohl so ausgeprägt ist, wie nirgends andes auf der Welt, gilt in Thailand weitgehend: Leben und Leben lassen. Ich hoffe, das bleibt auch so, denn die Unbeschwertheit ist genau das, was das Land ausmacht.

12 in 12 – Japanische Invasion in Moskau

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Was hat ein japanischer Getränkeautomat in einer Unterführung in Moskau zu suchen? DyDo steht drauf und alle Getränke sind japanischer Herkunft mit japansicher Beschriftung. Verwirrend. Das ist keine Versehen. In jeder, aber wirklich jeder Unterführung und jeder Metrostation in Moskau stehen bis zu 20 Automaten. Wie bestellt und nicht abgeholt. Auf Hochglanz poliert, in Reih und Glied. Kein Schabernack oder eine Filmkulisse. Sie sind wirklich da. Einsam und allein. In bald vier Wochen Moskau habe ich noch keinen einzigen Russen gesehen, der dort etwas kauft. KEINEN EINZIGEN.

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Die Automaten stehen nicht erst seit gestern da. Die ersten wurden vor zwei Jahren aufgestellt. Der riesige japanische Getränkekonzern DyDo hat mit der Stadt Moskau einen Vertrag abgeschlossen, der ihm erlaubt, 90’000!!! Automaten aufzustellen. Wie viele es bisher sind, ist schwer zu sagen. Doch es dürften mehrere Tausend sein. DyDo ist optimistisch und nach eigener Aussage davon überzeugt, dass Moskau mit seinen 12 Mio. Einwohnern 200’000 dieser Automaten absorbieren kann. Sehr schräg. Soda mit Pfirsichgeschmack, Ingwergetränke und andere japanische Köstlichkeiten sind im Angebot. Passt das zu den Russen?

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DyDo gibt zu Protokoll, der russische Kunde würde die japanische Qualität schätzen und sei gerne bereit, etwas mehr für ein Qualitätsprodukt zu bezahlen. Aha. Das sieht verdammt nach Fokus-Gruppen, Brainstorming in den Managementetagen Tokios und ausgiebigem Market Research aus….Wer sich das nur ausgedacht hat. Doch Moment. Da geht tatsächlich ein etwa 20-jähriger Russe auf den Automaten zu. Genau das Zielpublikum, das sich die Marketingurus wünschen. Er bleibt vor dem Automaten stehen, schaut sich alles genau an und…greift in den Münzauswurf, um zu sehen, ob da Kleingeld liegen geblieben ist. Nichts drin. Na wie könnte da auch was drin sein. Niemand benutzt die Automaten.