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12 in 12 – Ich nehme mir ein Buch

Ein Büchergestell an einer Hauswand in Bondi Beach. Lord of the Rings, „The Long Goodbye“ von Raymond Chandler, “Tropic of Cancer” von Henry Miller, ein Buch über die Geschichte des Surfens und sogar „Sofia, der Tod und ich“ von Thees Ulmann auf Deutsch. Nicht schlecht, die Auswahl. Ich schaue mich um, wo der Eingang für den Buchlanden ist, denn den Ulmann würde ich mir gerne kaufen. Ich suche vergebens.

Abgesehen vom Eingang eines Fischrestaurants finde ich nichts, das nach einem Laden aussieht. Ich frage einen Passanten, ob er weiss, wo diese Bücher hingehören. „Ach, das ist die Street Library. Die Bücher kannst Du einfach nehmen, Mate und im Gegenzug wieder eins hinstellen. Wenn Du gerade keins dabei hast, kannst Du das auch später machen“ sagt er. Ganz umsonst nach dem Honour System. Nein, echt? Das ist ja der Hammer.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt in Sydney im November 2015. Mittlerweile gibt es über hundert dieser Street Libaries. Manchmal sind es kleine, vogelhausähnliche Gestelle, mit nur zehn Büchern, dann wieder mehrere Regale aneinandergereiht mit hunderten von Romanen und Sachbüchern. So eine schöne Sache. Ein Fenster in die Seele der Nachbarschaft sozusagen. Du siehst, was Dein Quartier liest und denkt, wofür man sich interessiert und kannst daran teilnehmen.

Sowas sollte man echt überall machen. Warum eigentlich nicht? Nichts spricht dagegen, finde ich aber wirklich gar nichts.

12 in 12 – Pfui Spinne?

Australien hat sie alle. So gut wie jedes gefährliche Tier kriecht oder läuft hier irgendwo rum, Toll. Das gilt ganz besonders für die lieben Spinnen. Ob Redback, Funnel Web oder Huntsman – Australien ist mit ihnen gesegnet – im Überfluss.

Spinnen waren noch nie meine Lieblingstiere. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich als Kind fast durchgedreht bin, wenn sich eine der riesigen schwarzen Hausspinnen bei mir im Zimmer verkrochen hatte und ich nicht genau wusste, wo sie war. Über die Jahre habe ich meine Abneigung allerdings etwas abgelegt. Spinnen sind ja auch nur Tiere.

Als ich in Syndey das Plakat für die Ausstellung: “Spiders, Alive and Deadly” im Australia Museum sah, wusste ich, dass ich da hin musste. 400 gefährliche Spinnen auf einem Haufen und zwar lebendig. Da kann einem schon mal etwas mulmig zu Mute werden.

Tatsächlich läuft einem ein kalter Schauer den Rücken herunter, wenn einem die Huntsman-Spinne, die einer Vogelspinne ähnlich sieht und bis zu 30 Zentimeter Spannweite haben kann, sozusagen auf der Nase herumtanzt, einen ansieht und sagt: Du bis machtlos gegen mich… Die Funnel Web hingegen, die wohl die gefährlichste aller Spinne, sieht gar nicht so übel aus. Doch mit ihr ist nicht zu Spassen.

Ich bin beeindruckt, wie spielerisch die australischen Kinder in der Ausstellung mit den “Creepy Crawlies” umgehen. Kein Wunder, sie sind ja mit den Tieren aufgewachsen. “Look daddy, a Huntsman…just like at home”.  Die gefährlichsten Spinnen gibt es nämlich nicht etwa irgendwo im Outback, wo es niemanden schert, sondern in Sydney und Melbourne. Mitten in der Stadt.  Spinnen mögen die Nähe der Menschen und halten sich, warum auch immer gerne in Schuppen und Lagerhallen auf. Sie springen, hüpfen, rennen und beissen.

Der Höhepunkte der Ausstellung ist neben dem Giftmelken durch einen Wissenschafltler der Spinnentunnel, in dem man von hunderten von Spinnen umzingelt ist. Hoffentlich fällt mir da keine auf den Kopf.  Nichts für schwache Nerven.

Auf dem Weg zum Bus nach der Ausstellung quer durch den botanischen Garten bin ich besonders aufmerksam, wenn ich zwischen den Sträuchern hindurch husche. Mein Gott, da gibt es ja Spinnen und Spinnennetze en masse. Hunderte…Krasse Sache.

Keine Ahnung, ob die Dinger giftig sind, doch eine Mischung aus Faszination, Bewunderung, Respekt und etwas Angst mischt sich im Blut, als ich mit meiner Kamera so nahe wie möglich an die Spinnen rangehe.

Redback, Funnel Web, Wolf Spider, Huntsman, sie alle sind durchaus  gefährlich – auch für den Menschen. Doch wie so oft zeigt die Statistik, dass all die Angst und Räubergeschichten extrem übertrieben sind.

Im April ist an der Ostküste Australiens tatsächlich jemand wegen dem Biss einer Red Back Spider gestorben. Es war der erste tödliche Spinnenbiss seit 37 Jahren.

12 in 12 – Der grosse Honigkrieg

Bei der Zwischenlandung in Auckland auf dem Weg nach Sydney hätte ich fast den Anschlussflug verpasst, weil mich der Shop mit den neuseeländischen Spezialitäten in den Bann gezogen hatte. Gefrorene Abalone-Muscheln, Wundercreme aus Schafsmilch und  ein Serum, das aus dem Gift der Bienen gewonnen wird.  Doch am meisten fasziniert hatte mich eine kleine Dose Honig. Manuka-Honig stand da drauf. Kostenpunkt umgerechnet rund 350 Euro. Was steckte dahinter? So eine Art Royal Jelly?

Der Verkäufer hatte schon das Glänzen in den Augen, als ich das Glas genau studierte. “Das ist was ganz besonderes. Der  Manuka-Honig wird aus dem Blütennektar der Südseemyrte (Manuka) erzeugt  und ist ein Naturheilmittel” erklärt er mir. “Heilmittel gegen was?” will ich wissen. “Der hilft gegen Allergien, schliesst Wunden, fördert die Verdauung, zerstört Bakterien, stärkt das Immunsystem und lindert Atembeschwerden aller Art. ” Aha, ein Wundermittel also.

Er gibt mir einen klitzekleinen Löffel zum probieren und ich muss sagen: Er schmeckt. Der Verkäufer macht mich darauf aufmerksam, dass es den Honig nur in Neuseeland gibt und dass der Tennisspieler Novak Djokovic seine Turniere nur gewinnt, weil er ein grosser Fan des Honigs sei. Dennoch bin ich nicht restlos überzeugt und verzichte ich auf einen Kauf.

In Sydney angekommen, sehe ich im Organic Food Store in Bondi Beach wieder diesen Manuka Honig. Dieses Mal kommt er aus Australien. “Ich dachte, Manuka kommt nur aus Neuseeland” frage ich die Verkäuferin unschuldig. “Ja, das hätten die Kiwis wohl gerne”, sagt sie. “Die Südseemyrte mit ihren einmaligen Wirkstoffen wächst auch in Südaustralien. Doch im Moment bekriegen sich unsere beiden Länder, wer im Endeffekt den Namen benutzen darf.”

Der König unter den Manuka-Produkten ist jener Honig, der einen Unique Manuka Factor (UMF) von 25+ hat. Damit wird die antibakterielle Wirkung des Honigs gemessen. Das Kilo kostet weit über 1000 Euro.

Die Neuseeländer berufen sich darauf, dass Manuka ein Wort der Ureinwohner Neuseelands, der Maori sei und dass der Name deshalb zu Neuseeland gehöre. Als Präzedenzfall führen sie Champagner und Scotch Whiskey an.  Australien vertritt den Standpunkt, dass die gleiche Pflanze auch den gleichen Namen tragen darf. Noch gibt es keinen endgültigen Entscheid. Doch es geht um Geld – viel viel Geld.

In einer Woche werde ich in Melbourne am Australian Open sein. Da werde ich ganz besonders darauf achten, ob Novak Djokovic ein Glas Manuka-Honig auf dem Court verschlingt. Wenn das wirklich so sein sollte, dann verspreche ich Euch eins: Ich werde so viel Manuka-Honig verschlingen, bis ich der Nachfolger von Roger Federer bin.

 

 

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 7

Hier ist es endlich. Das letzte Kapitel des Krimis Cinema Farnese:

Cinema Farnese

Ein Fall für Alfredo Conte

Kapitel 7

Inspektor Alfredo Conte hatte die Puzzleteile fein säuberlich zusammengesetzt. So sah es aus.

Stefano Totti hatte seit Jahren ein Auge auf das Cinema Farnese geworfen. Er hatte Novelli immer wieder bearbeitet, ihm das Kino doch für seine neue Trattoria „Stefano“ zu überlassen. Als er ihm dann vor wenigen Monaten anbot, gleichberechtigter Teilhaben zu werden, wurde Novelli schwach und sagte zunächst zu. Doch nach einigen Tagen hatte Novelli, für den das Kino sein ganzes Leben war, seine Meinung geändert. Er hatte im Vertrag, den Conte bei der Hausdurchsuchung von Novellis Büro gefunden hatte, die Klausel entdeckt, dass Totti nach einem Jahr die Option hatte, ihn für 250’000 Euro aus dem Vertrag zu kaufen. Wutentbrannt hatte Novelli beim Grundbuchamt seinen Antrag zurückgezogen. Totti hatte mehrere Male versucht, Novelli umzustimmen – ohne Erfolg.

Totti wusste, dass die Erben von Novelli kein Interesse am Kino hatten. Sie waren schon lange aus Rom nach Mailand gezogen und hatten keine Zeit, sich um das Cinema Farnese zu kümmern. Totti’s Plan war, das Kino nach dem Tod von Novelli kurzerhand zu kaufen. Conte hatte Novelli‘s Tochter Roberta angerufen und von ihr erfahren, dass sich vor einigen Tagen tatsächlich jemand erkundigt hatte, ob sie Pläne für das Kino habe. Das konnte nur Totti gewesen sein.

Auch wusste Totti, dass der Bäckermeister Roberto Ginelli unsterblich in Giulianos Ehefrau Mariella verliebt war. Als Giuliano am Abend vor der Tat in der Bar Peru in aller Öffentlichkeit die Drohung gegen den Kinobesitzer aussprach, kam Totti die glorreiche Idee. Er wusste von einigen feuchtfröhlichen Abenden mit Bruno und Piselli auf der Terrasse der kleinen Wohnung von Ginelli, dass dieser, versteckt in einer kleinen Box, eine Beretta besass. Während Ginelli am Abend vor dem Mord wie immer in der Backstube war, brach Totti in die Wohnung des Bäckers ein und packte sich die Waffe.

Totti hatte mit allen Mitteln versucht, Conte auf die falsche Fährte zu bringen und die Beretta immer wieder ins Spiel gebracht. Doch einmal zu viel. Mit seiner doch sehr bestimmten Vermutung, dass die Beretta von Ginelli verschwunden sei, hatte sich Totti nur noch verdächtiger gemacht.

Nachdem Totti bei Ginelli im Kino mit seinem Plan, eine Trattoria zu eröffnen, ein letztes Mal auf Granit gebissen hatte, erschoss er ihn kaltblütig. Danach ging er direkt zu seinem Freund Piselli. Totti wusste, dass ihm der Hotelbesitzer ein Alibi geben würde. Er nützte die verzweifelte Lage Pisellis mit dem kriselnden Hotel, das baufällig war und nur noch rote Zahlen schrieb, aus. Die Rechnung ging zunächst auf. Piselli gab zu Protokoll, dass die beiden zur Tatzeit den ganzen Abend mit einer Flasche Wein bei ihm auf der Terrasse gesessen seien. Im Gegenzug lieferte Totti Piselli eine halbe Million Euro ab, mit der er dann sein Hotel umbauen konnte.

Genau da lag der Schwachpunkt in Totti‘s Plan. In dem Moment, als er Piselli an Bord holte, gab er die Kontrolle aus der Hand. Piselli konnte Totti nicht ausstehen und das nicht erst, seit er seine finanzielle Notlage ausnutzen wollte, um sich da Hotel unter den Nagel zu reissen. Totti hatte Piselli immer wieder spüren lassen, dass er ein Versager war und ihm bei jeder Gelegenheit vorgehalten, welche Fehler er mit seinem Hotel gemacht hatte. Dazu kam, dass Piselli die Geduld fehlte, mit dem Umbau seines Hotels zu warten. Er gab Totti’s Geld gleich aus, statt still zu halten, bis Gras über die Sache gewachsen war.

Piselli war es denn auch, der Alfredo Conte die Nachricht mit dem Grundbuchamt zukommen liess und den Inspektor damit auf die richtige Fährte gebracht hatte. Dabei hatte der Hotelbesitzer wohl nicht damit gerechnet, dass Conte  im Grundbuchamt auch auf seine Pläne für den Umbau des Wintergartens stossen würde. Conte hatte Piselli durchschaut und ihm das bei seinem Besuch schonungslos offenbart. Womit Conte nicht gerechnet hatte war, dass Piselli  ihm bei dieser Gelegenheit gleich noch das letzte Puzzleteil zur Lösung des Falls präsentieren würde.

Totti hatte Piselli in der Nacht nach der Tat eine weitere Aufgabe übertragen: Er sollte die Beretta verschwinden lassen. Doch das hatte Piselli nie getan. Die Forensiker identifizierten die Beretta schnell als Tatwaffe und fanden, obschon Totti die Waffe gut abgewischt hatte, noch Fragmente seiner Fingerabdrücke. Das hatte auch die letzte Zweifel an der Schuld von Stefano Totti aus dem Weg geräumt.

Inspektor Conte hatte einen weiteren Fall gelöst. Ein Fall, der ihm sehr nahe ging. Als er am nächsten Mittag seine Pizza Rosso bei Roberto Ginelli holte, kam ihm Mariella Novelli entgegen. In einer Tasche trug sie eine frische Crostata. Seit 30 Jahren war sie nicht mehr im Forno bei Roberto gewesen.  Zu schmerzhaft wäre der Besuch für beide gewesen. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, drehte sich um, und warf Roberto einen scheuen Blick zu, ehe sie erhobenen Hauptes über dden Campo de Fiori stolzierte.

12 in 12 – Städterating Buenos Aires

Das ist der letzte Eintrag aus Buenos Aires. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Die Portenos sind nicht ganz leicht zu knacken. Doch wenn man ihnen einmal gezeigt hat, dass man nicht nur ein “doofer Tourist” ist, dann werden sie charmant und redselig. Auf jeden Fall sind sie total “real”.

Kulturelles Angebot: 8

Das war die grösste Überraschung. In Buenos Aires gibt es immer was spannendes zu tun. Ob klassische Musik, Tangoveranstaltungen, Theater, Popkonzerte oder Kunst an sich. Buenos Aires hat die Nase im Wind. Dazu kommt, dass fast alles umsonst ist. Gratis und franko. Das Centro Cultural Kirchner ist die beste Kulturinstitution, die ich irgendwo auf dieser Welt kenne. Dazu das Centro Cultural Recoleta und das Glück ist perfekt.

Food: 7

Dass es hier das beste Fleisch der Welt gibt, ist nicht nur ein Klischee. Dazu kommen leckere Pizzas, Pasta, Salate und Empanadas.D ie Atmosphäre ist immer familiär. Toll!  Auch internationale Küche fehlt nicht. Doch da gibt es noch etwas Nachholbedarf.

Preisniveau: 7

Nach Mexico City hat es im Vergleich jede Stadt schwer. Doch wer etwas aufpasst, was er kauft, der kommt in Buenos Aires mit wenig Geld durch. Die Metro kostet weniger als 50 Cent und ein mega fettes Steak gibt es für 15 Euro.

Öffentlicher Verkehr: 5

Da gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Die U-Bahn fährt nur bis 23 Uhr und das Fahrradsystem ist ein Albtraum. Doch Uber und die Zuverlässigkeit des ÖV insgesamt machen das Ganze immerhin deutlich besser als in Rom.

Wetter/Klima: 8

Jetzt ist hier Sommer und das Klima ist perfekt. Doch in BA ist es das ganze Jahr über mild. Im Winter regnet es zwar recht oft, doch draussen Sitzen ist auch dann noch immer möglich.

Sicherheit: 7

Buenos Aires hat keinen sehr guten Ruf, wenn es um Sicherheit geht. Doch davon haben wir überhaupt nichts gespürt. Wir haben uns pudelwohl gefühlt.

Fun/ Feel-Good-Faktor: 8

Hier ist immer was los. Spass lauert sozusagen an jeder Ecke und zu Hause fühlt man sich auch. BA ist auch ein wenig The city that never sleeps…

Coolness/Kreativität: 7

Hier vibriert es. Die Leute sind cool drauf, ziehen sich auch gerne mal schön an und man merkt, dass hier viele Künstler und sonstige Kreative zu Hause sind. Kultur liegt den Leuten hier im Blut.

Gesamtergebnis: 64 Punkte

Hier der Vergleich zu den anderen Städten. Ganz knapp hat es nicht für den Spitzenplatz gereicht. Platz drei im Moment.

Next stop: Sydney

12 in 12 – Buenos Aires – Ein kleiner Reiseführer

Food steht Buenos Aires im Mittelpunkt. Wer denkt, Fleisch schmecke zu Hause genau so gut, wie hier, der liegt falsch. Hier sind die besten Restaurants in Buenos Aires:

La Cabrera

Das Steakhaus in Palermo Soho ist zwar in so gut wie jedem Reiseführer. Doch das hat seinen guten Grund. Bei Cabrera gibt es die besten Steaks. Das Ojo de Bife ist ein Traum. Kleiner Tipp: Wer um 6:30 kommt, der kriegt 40% auf alles, ja wirklich alles.

El Trapiche

Bei El Trapiche fühl sich jeder wohl. Die Portionen sind gigantisch und alles ist klassisch und gut. Die Lasagne und das Milanese sind besonders empfehlenswert.

Nuestra Parilla

Ein Wort: Choripan: Ein Brötchen mit einer gegrillten Chorizo. Ein Gedicht. Dieser kleine Stand in San Telmo, der sich auf die Wurst spezialisiert hat, schlägt sie alle. Choripan ist das Grösste. Etwas Chimichurri drauf und weg damit. Nuestra Parilla rocks.

Yeite

Yeite hab ich euch ja bereits vorgestellt. Pamela Villars kleines Restaurant heilt alle, die eine Überdosis Steak eingefangen haben und mal was Anderes möchten.

Güerrin

Dann noch die ultimative argentinische Pizza von Güerrin. Der Ofen läuft seit 80 Jahren ununterbrochen. Einfach nur lecker.

 

12 in 12 – Das ist Pamela

Sie passt nicht ins Bild des Argentiniers, der sein Steak auf den Grill schmeisst und es so richtig fest anbraten lässt. Pamela Villar’s Händedruck ist sanft und ihre Stimme leise. Sie ist schüchtern und lieber hinten in der Küche als vorne im Restaurant. Das Unterhalten der Gäste überlässt sie lieber ihrer Schwester. Oh, ein Foto. Von mir? sagt sie erschrocken. Also gut… Trotz dieser Berührungsängste ist Pamela der neue Shooting Star der argentinischen Küche. Ihr kleines Restaurant Yeite, in einem noch weitgehend unentdeckten Teil des Stadtviertels Villa Crespo, ist das Lieblingsrestaurants der Küchenchefs von Buenos Aires.

Pamela hatte früher eine Fernsehsendung in Argentinien, wo sie Torten aller Art herbeizauberte. Jetzt mag sie es gemütlicher. In ihrem Restaurant Yeite kocht sie ganz nach dem Vorbild von Yotam Ottolenghi, dem grossen Londoner Meister der “Salatrevolution”, ganz gesund. Salate und Suppen nach italienisch-israelischem Vorbild, leichte Blätterteig-Quiches mit nicht alltäglichen Zutaten und selbstverständlich kreative Patisserie. Das alles zu extrem günstigen Preisen und natürlich super lecker.

Pamela gibt gerne Kochunterricht – vor allem für die neue Generation. Sie will ihnen zeigen, dass es einfach ist, auch mal was anderes zu kochen. Sie spricht nicht gerne über sich, doch es ist klar, dass hier was ganz besonderes heranwächst. Sie ist die Pionierin einer neuen argentinischen Kochkunst. Nach dem Prinzip “Farm to Table” sucht sie sich die Zutaten in der Umgebung und kocht nur das, was gerade “in season” ist.

Ich bin gespannt, was man von Pamela noch hören wird. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr Restaurant schon bald einmal im Dunstkreis der World’s Best Restaurant List erscheint. Doch an sowas denkt Pamela bestimmt nicht. Dazu ist sie viel zu bescheiden. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt, wieder einmal bei Pamela essen zu dürfen.

12 in 12 – Schmeckt’s wirklich so gut?

Ist es euch auch schon mal so gegangen, dass ihr in den Ferien was neues entdeckt und euch das so gut schmeckt, dass ihr davon gleich was mit nach Hause nehmt? Ihr seid felsenfest davon überzeugt, dass ihr was gefunden habt, das ihr von jetzt an jede Woche essen oder trinken werdet. Ganz bestimmt.

Dann kommt ihr nach Hause und merkt, dass euch die vermeintliche Köstlichkeit überhaupt nicht mehr schmeckt. Sie wandert erst in den Kühlschrank, dann nach ganz hinten im Kühlschrank un zu guter letzt meist in den Papierkorb.

Ich kann mich noch erinnern, als ich in Griechenland vor ein paar Jahren zum Essen immer Ouzo getrunken habe. Das schmeckte so wunderbar. Gleich eine Flasche gekauft, versteht sich und dann…zu Hause habe ich den Ouzo nicht mehr angefasst. Ähnlich ging es in Südafrika mit dem Roibos-Tee. Wie lecker fand ich den und als ich den Teebeutel zu Hause ins Wasser sinken liess, konnte ich den Geruch schon nicht ausstehen, geschweige denn den Geschmack.

Schaut doch mal bei euch im Likörschrank oder der Vorratskammer. Ich bin mir sicher, dass ihr da einige solche Fundstücke habt.

Jetzt hab ich wieder was gefunden, von dem ich überzeugt bin, dass das für immer und ewig zu meinen Favoriten gehören wird: Dulche De Leche. Diese karamellartige Creme aus Milch, Zucker und Vanille ist sowas von Lecker. Vor allem als Glacé-Geschmack aber auch als Brotaufstrich, im Milchreis oder im Kuchen gibt es für mich nichts Besseres als das braune Gold Namens Dulche de Leche.

Entstanden ist Dulche De Leche der Legende nach in Argentinien per Zufall. Die Köchin des argentinischen Diktators Joan Manuel De Rosas vergass irgendwann im 19.Jahrhundert einen Topf mit Milch und Zucker (für den Mate-Tee) auf der Feuerstelle  Sie fand dann eine braune Creme, die ihr Dienstherr und sein Gegner Juan Lavalle dann bei einem Zusammentreffen zu Friedensgesprächen ratzeputz aufassen.

Jetzt frage ich mich, wieviele Töpfe Dulche de Leche ich mir kaufen soll. Möglichst viele sagt mein Herz. Doch mein Verstand weiss: Das wird wieder so eine dieser Dinge sein, die einem hier schmecken und zu Hause dann im Schrank verrotten.

12 in 12 – It Takes Two to Tango

“Tango is a vertical expression of a horizontal desire”,  hat schon der englische Schriftsteller George Bernard Shaw gesagt. Das übersetze ich jetzt nicht und lasse es einfach mal so stehen.

Ich will mir gar nicht anmassen, in nur einem Monat zum Tangoexperten avanciert zu sein. Ich bin weit davon entfernt, besonders wenn es um die eigenen Fähigkeiten des Tango tanzen geht. Meilenweit um ehrlich zu sein. Doch eins weiss ich: Tango ist eine Kunstform, die der klassischen Musik und dem Ballett nicht im Geringsten nachsteht.

Ich habe die Grössen des Tangos singen gehört, die Meister des Bandoneons spielen sehen dürfen, Milongas, wie die Tangoparties hier heissen,  besucht und Tanzprofis bestaunt. Tango ist grossartig. Ich hatte bis jetzt immer gedacht, das Bandoneon sei ein unnützes Instrument, das nur für Schunkelveranstaltungen geeignet ist. Doch da muss ich meine Meinung aber sowas von revidieren. Wer ein Tango-Orchester live erlebt und die Leidenschaft, Lust und das Feuer spürt, der weiss, dass das Bandoneon seinen Platz gefunden hat und zwar im Tango.

Tango-Tänzer strahlen Stolz aus, wie kaum jemand anderes. Ein alter Mann, der zuvor gebrechlich auf seinem Stuhl sitzt, ist wie verwandelt, wenn er über die Tanzfläche stolziert. Aus einer verlorenen Seele wird ein feuriger Draufgänger. Der Kampf zwischen Mann und Frau, das hin- und her, die Verzweiflung und die Sehnsucht, das Verlangen und die Wut, das Anklagen und das Flehen, die Herausforderung und die Zurückweisung, der Misserfolg und der Erfolg. Das alles spürt man, wenn man den Tango erlebt und zwar schon beim Zuschauen.

Entstanden ist der Tango übrigens Ende des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires. Seit 2009 ist er sogar UNESCO-Weltkulturerbe. So richtig los ging es in den 30er Jahren, als Carlos Gardel den Tango der Welt nahe brachte. Argentinien boomte damals als Getreide- und Fleischlieferant für Europa. Die Leute hatten genügend Geld, das Radio verbreitete die Musik bis ins hinterste und letzte Dorf und an jeder Ecke schossen die Tangoclubs aus dem Boden. Bis heute ist Tango im Blut jedes Argentiniers.

Richtig Tango tanzen werde ich wohl nie können. Doch der Tango hat  einen Patz in meinem Herzen sicher. Astor Piazolla und Carlos Gardel “worked their magic.”

Und hier noch Tango-Stunden mit Barack Obama:

12 in 12 – Die heilige Gesichtscreme

Zu sagen, dass das eine heilige Gesichtscreme ist und dass sie vom Papst persönlich empfohlen wird, wäre zwar übertrieben, doch auch nicht total falsch. Ich traue meinen Augen nicht, als ich in der Eingangshalle der Basilica Menor de San Francisco Monserrat ein kleines Geschäft entdecke. In der Vitrine vor dem Laden steht neben kleinen religiösen Andenken auch ein Topf mit Gesichtscreme. Komisch, denke ich, die verkaufen Kosmetika in einer bedeutenden Kirche. Dem muss ich auf den Grund gehen.

Die Franziskanerkirche steht nur einen Steinwurf von der grossen Kathedrale, in der Papst Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires amtete. Der Papst war den Franziskanern und der Kirche immer sehr verbunden. Schliesslich wählte er seinen Namen nach Franz von Assisi.

Aber zurück zu der Gesichtscreme. Im Laden ist gerade ein älterer Herr dabei, sechs Töpfe der Gesichtscreme zu kaufen. Er erklärt uns, dass die Creme der Grund sei, warum er noch immer so jung aussehe.  Schon beeindruckend. Das Wundermittel werde von Franziskanermönchen weit ausserhalb von Buenos Aires in einer kleinen Abtei hergestellt. Auch das Royal Jelly, das hier in Pillenform verkauft wird, habe eine grosse Wirkung – auch das stammt alles von den Franziskanermönchen.

Der Verkäufer im Laden pflichtet dem Herrn bei. Er ist zurückhaltend und unglaublich nett. Er erklärt uns, dass es die Creme nur hier gebe und dass die Leute von weit her kommen, um sie zu kaufen. “Das ist bestimmt teuer” denke ich. Doch weit gefehlt. Ein Topf des Wundermittels kostet umgerechnet gerade mal 4 Euro. Na dann, schaden kann es ja nicht. Meine Frau schlägt zu. Vier Töpfe gehen über den Ladentisch. Der ältere Herr freut sich und verspricht uns, dass wir den Entscheid nicht bereuen werden. Der Verkäufer packt alles schön säuberlich ein und schenkt uns noch ein Glas Honig. “Der schmeckt nur gut und kann sonst nichts” sagt er.

Ich bin gespannt, wie die Creme wirkt. Die Inhaltsstoffe jedenfalls sind alle natürlich und ohne Konservierungsstoffe. Wie gesagt, schaden kann es ja kaum was und wer weiss. Nicht dass ich besonders gläubig bin. Doch wenn so ein Laden in einer renommierten Kirche seinen Platz haben darf und die Preise so tief sind, dass das bestimmt kein grosses Geschäft ist, dann kann man schon mal schwach werden. Falls es wirklich was nützt, halte ich Euch natürlich auf dem Laufenden.