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12 in 12 – Eulen nach Tokio tragen

Je süsser desto besser. Damit meine ich nicht die Bäckereien, die in Tokio wohl besser sind als irgendwo anders auf der Welt, sondern den Drang der Japaner alles knuddelig und allerliebst zu gestalten. Ein Maskottchen hier, ein Schlüsselanhänger da. Alles soll zauberhaft und liebenswert sein. Heile Welt wird in Japan gross geschrieben. Jedes Geschäft hat seine eigene putzige Comic-Figur und jedes Schild wird mit einem Cartoon ergänzt.

Der neuste Schrei in Tokio ist das Eulen-Café. Nachdem das Katzen-Café, von denen es in Tokio über 60 gibt und in dem du mit der Katze deiner Wahl Kaffee trinken kannst, schon wieder out ist, haben die Japaner die Eulen entdeckt. Wer wie Harry Potter mit einer Eule auf dem Arm seinen Kaffee oder Tee schlürfen will, der findet in Tokio unzählige Eulen-Cafés. Keine Ahnung, was die Tierschützer dazu sagen würden, doch den Japanern scheint es zu gefallen. Die stoischen Eulen lassen sich streicheln und machen gute Miene zum doch etwas bösen Spiel. So süss die Eulen sind. Die Animierdame vor dem Café schafft es nicht, mich zu begeistern. Ich lasse das Eulen-Café aus.

Wer lieber mit einem anderen Tier Kaffee trinken will, der wird in Tokio ebenfalls fündig. Im Igel-Café kriegt man eine Box mit einem kleinen Igel auf den Tisch gestellt. Den kann man dann (meist beim Schlafen) beobachten, so lange es einem Spass macht. Wer Eule und Igel langweilig findet, für den gibt es auch ein Café mit Falken, Kaninchen, Schlangen, Ziegen, Hunden und Frettchen.

All das ist nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört. Die Tierhaltung ist den Umständen entsprechend sachgerecht und die Japaner gehen sehr behutsam mit ihren Kaffee-Gästen um. Doch schräg ist es auf jeden Fall.

12 in 12: Mutig oder dumm wie Brot? Der Fugu-Test

Menschen tun immer wieder Sachen, die sie eigentlich nicht tun sollten. Mit Haien schwimmen gehen, Free Climbing, Base Jumping, Fallschirmspringen, Drogen nehmen und und und… Die Suche nach dem nächsten Nervenkitzel ist für viele ein Lebenselixier.  Gehört ihr auch dazu?

Ich würde mich nicht unbedingt als Draufgänger bezeichnen. Doch hin und wieder packt mich auch der Wahnsinn. Schon als Teenager hatte ich von dem sagenumwobenen Fisch namens Fugu gehört, den die Japaner essen, obwohl er das Gift Tetrodotoxin in  sich trägt, das bis zu 1000 Mal stärker ist Zyanid und unweigerlich zum Tod führt. In Japan gibt es nur wenige Spezialisten, die den Fisch sezieren können, ohne dass sich Gift und Fleisch vermischen. Zwei Jahre Training und dann eine enorm schwierige Prüfung sind die Voraussetzung für den Job. In Europa ist der Verkauf des Fisches denn auch in den meisten Ländern verboten.

Fugu essen gilt als Mutprobe aber auch als Delikatesse. Er soll zudem eine aphrodisierende und  berauschende Wirkung haben. Doch schon nur das Gift in der Menge eines Stecknadelkopfes führt in kürzester Zeit zum Tod, einem unangenehmen Tod, in dem man gelähmt wird und dann sozusagen im Wachschlaf leidet, bis man nicht mehr kann. Toll, warum will das jemand freiwillig ausprobieren, ja warum?

In Tokyo gibt es eine ganze Reihe von Fugu-Restaurants und auch auf dem Fischmarkt gibt es einige Spezialisten, die Fugu-Sashimi zubereiten. Mit einem speziellen Messer sezieren sie den Fisch und schneiden hauchdünne Scheiben ab. Sie wissen, was sie machen und haben einen guten “Track Record”. Die meisten Unfälle mit Fugu passieren denn auch nicht, wenn ein Spezialist am Werk ist, sondern wenn ein Angler sich den Fugu selbst zubereiten will.

Im Prinzip wollte ich keinen Fugu essen. Doch als mich ein Freund darauf ansprach, ob ich denn schon Fugu gegessen hätte, packte mich doch die Neugierde. Für weniger als 20 Franken ist eine kleine Portion superfrisches Fugu-Sashimi zu haben. Wie schlimm kann den das schon sein? Da will ich mich mal nicht lumpen lassen und kaufe gleich mal eine Portion. In gebrochenem Englisch erklärt mir der Verkäufer, Fugu sei auf dem Teller nicht gefährlich, sondern nur lebend im Aquarium. Ich solle Tiger-Fugu kaufen, denn der sei der Beste. Jaja, der sei auch giftig, schmeckt dafür aber besonders gut.

Dem Rat folge ich denn auch. Tiger-Fugu soll es sein. Mit der Beute im Rucksack mache ich mich auf den Weg nach Hause. Im japanischen Zimmer wird die Köstlichkeit ausgepackt. Etwas Bedenken habe ich schon. Jahr für Jahr beissen einige Japaner ins Gras, die vom Fugu Wunderdinge erwarten. Erst soll es auf der Zunge etwas kribbeln, dann wird sie betäubt und nach und nach setzen die Funktionen im ganzen Körper aus.

Mhhh….jetzt könnte ich noch zurück. Niemand treibt mich, Fugu zu essen. Es steht keine Wette aus und der Stolz würde nicht verletzt, wenn ich es nicht tue. Doch neugierig bin ich schon, wie so ein Fugu schmeckt. OK, ich tue es. Es ist so weit. Damit ihr ganz nahe dabei sein könnt, habe ich den Moment auf Video aufgenommen. Will he eat it or not, will he die or will he survive? Schaut Euch das Video an, dann wisst ihr mehr:

12 in 12 – Sushi essen leicht gemacht

Sushi oder genauer gesagt Nigiri Sushi essen ist einfach. Das kleine Päckchen mit Fisch und Reis mit den Stäbchen greifen, kräftig in Soja-Sauce gemischt mit Wasabi tunken, abbeissen und dann einen Haufen Ingwer hinterher. Haaaaaaaaaaaalt! So geht das auf keinen Fall. So werdet ihr in Tokio bestimmt aus dem Restaurant geworfen – na gut, das vielleicht nicht, weil die Japaner viel zu höflich sind – aber auf jeden Fall werdet ihr dort nicht viele Punkte sammeln.

Hier ein paar nützliche Grundregeln:

  • Das Sushi nie von oben mit den Stäbchen greifen, sondern immer von der Seite. So zerfällt der Reis nicht. Entgegen der landläufigen Meinung ist guter Sushireis nicht extrem klebrig und kalt, sondern eher locker und noch leicht warm. Deshalb zerfällt das Sushi auch gerne mal, wenn man es von oben packt. Es gibt übrigens auch eine Sushi-Schule, die untersagt, überhaupt Stäbchen zu verwenden. Deshalb ist es auch im besten Sushi-Restaurant mehr als nur OK das Sushi mit den Händen zu essen. Keine Angst, ich lege euch damit nicht rein, damit ihr euch das nächste Mal bei Nobu lächerlich macht. Indianerehrenwort.
  • Sushi nie in Soja-Sauce tunken. OK, mit billigem Sushi vom Take Away könnt ihr das gerne mal machen, aber bitte nicht mit Qualitäts-Sushi. Warum wollt ihr wissen? Der Reis ist wichtiger Bestandteil des Sushi. Taucht man ihn in Soja saugt er sich voll und man schmeckt ihn nicht mehr richtig. Zudem wird der Geschmack des Fischs übertüncht. Falls der Sushi-Chef vergisst, etwas Soja über den Fisch zu streichen und du starkes Verlangen nach Soja hast, dann nimm den Shoga (das ist der eingelegte Ingwer), tauche ihn in Soja und streiche ihn sanft über den Fisch. Das reicht. Hat da jemand Wasabi gesagt? Ja genau, dafür gilt die gleiche Regel.
  • Nicht vom Sushi abbeissen, schon gar nicht, wenn noch ein Topping drauf ist. Sushi ist so zubereitet, dass es genau in den Mund passt. Alle Zutaten sind exakt aufeinander abgestimmt.
  • Keine Berge des Shoga bzw. Gari (Ingwer) essen. Shoga ist dazu da, den Gaumen zu reinigen, um den Geschmack des nächsten Stücks würdigen zu können, Dazu reicht ein ganz kleines Stück. Wer zu viel Ingwer isst, der schmeckt danach gar nichts mehr. Als Gaumenreiniger ist auch der Grüntee gedacht. Warm wirkt er am besten.
  • Wenn Du das Sushi in den Mund nimmst, liegt der Fisch unten, damit er direkt mit der Zunge in Berührung kommt. Nur so kommt der Geschmack richtig zur Geltung.
  • Als Bauernregel gilt: Erst den weissen Fisch essen, dann den Thunfisch, dann Lachs, dann das Ding mit dem Ei drauf sozusagen als Nachtisch und am Schluss noch eine kleine Rolle. So signalisiert man dem Sushi-Chef, dass man fertig bestellt hat.

Ach ja, noch ein paar Kleinigkeiten. Die Miso-Suppe trinkt man direkt aus der Schale, die Stäbchen reibt man nicht aneinander, da das als Affront für das Restaurant gilt (billige Stäbchen), der Wasabi wird nicht mit Soja verrührt auch nicht bei Billig-Sushi und Ketchup gehört auch nicht auf den Fisch (Hinweis: Letzteres war nur ein Scherz).

P.S. Sushi ist übrigens immer Fisch mit Reis drunter. Ist es nur roher Fisch, dann heisst das Sashimi und wenn es gerollt ist mit dem Algenblatt nach aussen, dann heisst es Maki, wenn der Reis aussen ist, dann ist es Uramaki.

Itadakimasu (das heisst guten Appetit und das sagt man mit einer kleinen Verbeugung zu sich selbst und nicht den anderen)

12 in 12 – Bangkok – Ein kleiner Reiseführer

Bangkok ist ein Paradies, wenn es um Street Food geht, An jeder Ecke gibt es kleine Stände, wo jemand für wenig Geld Köstlichkeiten anbietet. Wer lieber mal drinnen sitzt und auch mit dem Auge isst, für den gibt es in Bangkok ebenfalls unbegrenzte Möglichkeiten. Hier ein paar meiner Favoriten:

Green Chili (Prik Yuak)

Green Chili liegt versteckt am Ende des Weekend Markets gleich hinter dem Ausgang der Metro-Station. In Tontöpfchen wird hier das beste Curry der Stadt serviert. Nicht scharf, sondern süsslich erinnert es an ein Massaman-Curry. Dazu der spezielle braune Reis, aber nur, so lange der Vorrat reicht. Ein Traum.

Thip Samai

Thip Samai. Hier gibt es das beste Pad Thai der Stadt. Das Geheimnis: Eine dünne Eischicht um die Nudeln. Eine Augenweide, den Jungs dabei zuzuschauen, wie sie die Hülle um das Gericht zaubern. Hier müsst ihr mindestens eine halbe Stunde warten – doch es lohnt sich.

Soei Restaurant

Soei Restaurant kocht die kreativste (und vielleicht auch schärfste) Küche der Stadt. Ein ehemaliger Rugby-Spieler zaubert hier Sachen auf den Tisch, die ihr nie mehr vergessen werdet. Das Curry mit Soft Shell Crabs und die Muscheln mit Wasabi. Wow! Achtung, das Restaurant hat eine neue Adresse.  Der Link führt Euch übrigens zu meinem Lieblingsfoodblog: eatingthaifood.

Sanguan Sri

Ob ihrs glaubt oder nicht – ein Grünes Curry ist in Bangkok nicht leicht zu finden. Bei uns wohl das bekannteste Thai-Gericht, ist es in Thailand eher ein Nebenschauplatz. Doch ich bin ein Fan und deshalb habe ich viel Aufwand betrieben, um dieses Restaurant zu finden. Sanguan Sri ist ein “Hole in the Wall” Restaurant mitten in der Stadt. Das Curry ist eine Wucht. Kommt rechtzeitig, sonst ist es ausverkauft.

After You Dessert Cafe

Für alle, die gerne mal was Süsses essen, kann ich das After You Cafe nur wärmstens empfehlen. Der Honey Shibuya Toast ist Perfektion.  Das Original liegt im coolen Stadtteil Ari direkt am Skytrain. Mittlerweile gibt es das After You jedoch in jeder Shopping Mall, die etwas auf sich hält. Thais lieben After You. Deshalb müsst ihr Euch auf etwas Wartezeit gefasst machen.

Terminal 21 Food Court

Wer nicht auf der Strasse essen, aber doch das Street Food Feeling haben will, der geht zur Mall Terminal 21. Der beste aller Food Courts mit den besten aller Preise. Hier isst man für einen Euro.

Issaya Siam

Zum Abschluss noch ein Restaurant, für jene, die dem Street Food nicht trauen und für Qualität auch gerne mal etwas mehr ausgeben. In einer wunderschönen alten Thai-Villa zaubert der wohl berühmteste Koch Bangkoks für seine Gäste. Bei Issaya Siam gibt es ohne Frage das beste Massaman-Curry aller Zeiten.

12 in 12 – Michelin auf der Strasse

Seit zehn Jahren baut Trang an diese Strassenecke ihren kleinen Wagen auf und zaubert Bananen-Pfannekuchen aus dem Hut bzw. aus ihrer portablen Kochplatte. Genau so muss ein Banana-Pancake schmecken. DerTeig ist aussen knusprig und innen noch ein wenig teigig, die Banane ist auf den Punkt  gereift, ein klein wenig Zucker und leicht gesüsste Kondensmilch sorgen für das gewisse Etwas.

Zehn Jahre bereitet Trang ein einziges Gericht zu. Jeder Handgriff sitzt. Das muss einfach gut sein. Sonst würden die Leute nicht Tag für Tag wiederkommen und umgerechnet weniger als 1 Euro dafür bezahlen.

Wer sich in Bangkok davor scheut, an den Strassenständen zu essen, der verpasst was. Alles ist ultrafrisch und köstlich. Ich habe hier an keinem einzigen Stand etwas ausprobiert und es danach bereut. Im Gegenteil. Ich wünschte, ich könnte sie alle testen. Alle an einmem Tag und wieder von vorne.

Ich bin ja ein im Prinzip grosser Freund des “Fine Dining“. Doch es gibt Küchen, bei denen sich Fine Dining  in ein Michelin-Restaurant einfach nicht lohnt. Thailand ist so ein Beispiel – Rom und Mexico City ebenfalls.

Die heimlichen Michelin-Stern-Köche in Bangkok sind die Street-Food-Anbieter. Gar keine Frage: Den Green Papaya Salat an der BTS-Station in Ari gleich unten an der Rolltreppe kann man nicht besser machen. Von mir kriegt der einen Michelin-Stern.

Gerichte wie Khao Soy (curried egg noodles), Hainanese-style chicken rice (khao mun gai), Khao gang (curry rice)  oder kanom pang sankaya (steamed bread with coconut custard dipping sauce) sind nur einige der Höhepunkte.  Von den meisten Gerichten, die ich probiert habe, weiss ich nicht einmal den Namen, geschweige denn was da genau drinnen war. Doch das macht gar nichts. Hauptsache es schmeckt.

Den Thais ist das Essen enorm wichtig. Wohl das Wichtigste überhaupt. Wichtiger als Religion und Shopping. Ob Strassenstand oder das neuste durchgestylte Food-Konzept. In Bangkok steht man auch gerne mal an, um den Gaumen zu verwöhnen.

Dazu fällt mir die schöne Geschichte ein, die uns ein Freund neulich erzählt hat. Seit einigen Wochen ging er in ein Buddhisten-Kloster, um dort etwas Ruhe zu finden. Er war von den Mönchen in ihren orangen Gewändern fasziniert.

Er hörte ihnen stundenlang zu und bewunderte ihre ruhigen Gespräche, ohne zu verstehen, worum es ging. Er nahm sich fest vor, besser Thailändisch zu lernen, nur um die Mönche zu verstehen und dann vielleicht erleuchtet zu werden.

Nach einigen Wochen war es dann so weit. Die ersten Gesprächsfetzen kamen bei ihm an.  “Die haben sich den ganzen Tag über Essen unterhalten – über Essen!”

Gross war seine Enttäuschung. Doch Mönche sind eben auch nur Menschen…

 

12 in 12 – Sydney – Ein kleiner Reiseführer

In Sydney kann man alles haben, was das Herz begehrt. Besonders die asiatische Küche ist hier ganz gross. Doch auch, wer lieber Fine Dining mag, kommt hier auf seine Kosten.

Mamak

Malaiische Küche ist im Moment noch unterbewertet. Alle reden nur von Vietnamesisch und Thai. Zu unrecht. Wer einmal bei Mamak den Teigfladen “Roti Chanai” mir verschiedenen Currysaucen gegessen hat, der weiss, dass es kaum was besseres gibt. Dazu hat Mamak die besten Satay-Spiesse aller Zeiten. Die Erdnussauce malaiischer Art ist noch besser als die Thai-Version und der Grillgeschmack der Spiesse ist unschlagbar.

Happy Chef

Laksa ist in Singapur und Malaysia das Standardgericht. Die Currysuppe mit Sea Food ist nirgends besser als bei Happy Chef.  Den Food-Court-Stand gibt es in Sydney gleich drei Mal und hat immer eine riesen Schlange. Das Warten lohnt sich.

 

Harry’s Cafe de Wheels

Wenn es sowas wie eine australische Spezialität gibt, dann ist das wohl der Pie. Ähnlich wie die britische Version, doch die von Harry’s Cafe de Wheels ist einfach ein Gedicht. Die Combo mit Mash und Mushy Peas ist der Hammer… und natürlich auch mit Gravy.

Uncle Tetsu

Der Cheesecake bzw. die Cheese Tarts von Uncle Tetsu, einer kleinen japanischen Kette ist “out of this world”.  Ich weiss gar nicht wieviele von denen ich gegessen habe. Einige würden sagen zu viele, ich sage zu wenige.

Automata

Wer Fine Dining bevorzugt und die Kreativität australischer Chefs testen will, der wird von Automata begeistert sein. Der beste junge Chef Asiens kocht wie kein anderer.

Burger Project

Das Fleisch ist von Cape Grim in Tasmanien und das schmeckt man. Auf jeden Fall ein Contender für den besten Burger auf diesem Planeten.

 

12 in 12 – Das Croissant als Wissenschaft – Lune

Gemäss der New York Times soll das beste Croissant der Welt nicht etwa in Paris, sondern in Melbourne gebacken werden. Das hört sich verrückt an, oder? Der Laden in Melbourne, der aller Pariser vor Neid erblassen lassen soll, heisst “Lune” und ist im übercoolen Viertel Fitzroy zu Hause. Ist ja wohl klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen kann.

Ins Leben gerufen hat  “Lune” Kate Reid, die nicht etwa Bäckerin, sondern Weltraumingenieurin gelernt hat. Nachdem Kate ihr Wissen einige Jahre für ein Formel-1-Team “verbraten” hatte, zog sie nach Paris und ging beim Bäckermeister Christophe Vasseur von “Du Pain et Des Idées” sozusagen in die Lehre. Monatelang hatte sie ihn bekniet, bei ihm ein Internship zu absolvieren, bis er schwach wurde und zusagte. Nun ist die Schülerin drauf und dran, den Meister abzulösen.

Als ich bei La Lune ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Das sieht hier aus wie ein Labor, dass in einem James-Bond-Film gut untergebracht wäre. Ein altes Lagerhaus, hochmodern eingerichtet.

Die Schaltzentrale in der Mitte, wo am Teig gefeilt wird. Hier ist es immer genau 18 Grad warm.  Die Auslage an der Kasse erinnert an einen Juwelier. Die Kreationen des Tages, sind hier aufgereiht und zwar wie am Schnürchen. Alles wirkt grosszügig und durchgestylt, gleichzeitig aber auch einladend.

Doch nun zur Gretchenfrage. Schmecken die Dinger tatsächlich so gut, wie es uns die New York Times und andere Gastro-Kritiker Glauben machen wollen? Ich kaufe ein Croissant und ein Mandel-Croissant und lege dafür umgerechntet mehr als 10 Euro auf den Tisch. Schluck…

Erst das Croissant. Schon optisch ist es ein Gedicht und zwar eines der romantischen Gattung. Eher gerade als krumm und mit jedem Biss schmeckt das Croissant mehr nach Butter – mehr aber nie zu stark. Knusprig und doch saftig, nicht zu schwer und mit einem leicht süsslichen Abgang. Ein grossartiges Croissant. Doch der Höhepunkt kommt noch.

Der Star ist nicht das traditionelle Croissant, sondern das Mandel-Croissant. Die Füllung erinnert etwas an einen Schweizer Nussgipfel, die im Ofen leicht angeknusperten Mandelsplitter, die wie durch eine magische Hand angeordnet, fest auf dem Croissant thronen, sind ein Gedicht und der Puderzucker verstärkt den Geschmack. Sowas hab ich noch nie gegessen. Besser als in Paris? Wer weiss. Doch bestimmt die besten Croissants südlich des Äquators.

Bei Lune kann man übrigens auch ein Tasting-Menu haben, das nur aus Croissants besteht. Drei Kreationen aus dem Labor und einen speziellen Kaffee dazu. Ein bisschen Firlefanz? Vielleicht. Doch amüsant ist es auf jeden Fall.

Noch etwas mehr Food Porn auf der Website von Lune

12 in 12 – In Beef We Trust – Wagyu oder Angus?

Wer gerade aus Buenos Aires kommt, der ist verwöhnt, wenn es um ein gutes Steak geht. Doch als ich auf dem Flug nach Sydney im Onboard Magazine von Air New Zealand einen Artikel über das Wagyu Beef von Blackmore in Südaustralien las, wurde ich hellhörig.  Wegen Blackmore musste die Australian Wagyu Association die gesamte Bewertungsskala für Qualität erweitern. Statt von 1 bis 9 geht die Skala nun bis 9+ und das Blackmore Wagyu hat als einziges Fleisch auf der Welt die 9+. Das kommt mir fast so absurd vor, wie bei Spinal Tap, als der Gitarrist  auf seinem Verstärker eine 11 statt eine 10 hat. “Turn it up to 11!”

Wagyu ist übrigens eine japanische Rinderart. Kommt das Rind aus der Region Kobe, dann ist es Kobe-Beef, sonst heisst es Wagyu. Das Fleisch ist besonders marmoriert und ist so zart wie kaum ein anderes Stück.

Eine 9+. Das musste ich probieren. In Sydney ist die Delikatesse beim Metzgermeister Victor Churchill zu haben, der wohl schönste Schlachterladen, den ich je gesehen habe. Im noblen Stadtteil Woollahra bietet Churchill seit 1876 das beste vom Rind an. 2009 wurde der Shop umgebaut und sahnt seither einen Design-Preis nach dem anderen ab.

Da ist es, das Blackmore Wagyu. Es thront im Kühlschrank mit seiner Glasvitrine ganz oben und wartet darauf, gegessen zu werden. Eine breite Fettschicht und dann diese Marmorierung. Ein Gedicht. Das Kilo kostet umgerechnet rund 200 Euro. Ein stolzer Preis.

Ich frage die Metzgerin, ob das Blackmore das Geld denn auch wert sei. “Das ist Ansichtssache”, meint sie. Sie erklärt mir, dass das Blackmore-Wagyu so zart sei, wie kein anderes Fleisch auf diesem Erdball. Was die Intensität des Geschmacks angehe, da habe sie aber noch was Anderes. Wagyu-Kühe werden mit Getreide gefüttert und sie bevorzuge mit Gras gefütterte Kühe. Sie zeigt mi das Black-Angus-Beef von O’Connor in Gippsland – ein paar Stunden von Melbourne entfernt. Das Sirloin für rund 50 Euro pro Kilo. Die Marmorierung ist auch sehr schön und das Stück lacht mich an. Die Luft in Gippsland sei ein Traum, das Futter bestehe aus Klee für die Mineralien und Weidelgrass für Vitamine und Proteine. Keine Hormone, keine Antibiotica, keine Chemikalien in irgendeiner Form garantieren. die Qualität.

Ich kaufe von beiden ein Stück, mache mich ganz aufgeregt auf den Weg nach Hause und schmeisse beide Prachtstücke auf den Grill. Nur ganz wenig Salz dazu und sobald der Saft austritt, ist das Fleisch so weit. Jetzt kommt der Geschmackstest. Mann ist das Wagyu-Beef zart. Sowas hab ich noch nie erlebt. Das Fleisch schmilzt fast auf der Zunge. Und das O’Connor-Beef?  Das haut mich vom Hocker. Es ist bissfester aber dennoch unglaublich “soft”. Der Eigengeschmack ist unbeschreiblich. Das Fett vereint sich mit dem Fleisch, als ob das alles genau so geplant war, damit ich es hier und jetzt und heute Abend esse. Ich glaube “we have a winner” Das Black Angus von O’Connor schlägt alles, was ich bisher gegessen habe. Danke Victor Churchill. I’ll be back!

12 in 12 – Buenos Aires – Ein kleiner Reiseführer

Food steht Buenos Aires im Mittelpunkt. Wer denkt, Fleisch schmecke zu Hause genau so gut, wie hier, der liegt falsch. Hier sind die besten Restaurants in Buenos Aires:

La Cabrera

Das Steakhaus in Palermo Soho ist zwar in so gut wie jedem Reiseführer. Doch das hat seinen guten Grund. Bei Cabrera gibt es die besten Steaks. Das Ojo de Bife ist ein Traum. Kleiner Tipp: Wer um 6:30 kommt, der kriegt 40% auf alles, ja wirklich alles.

El Trapiche

Bei El Trapiche fühl sich jeder wohl. Die Portionen sind gigantisch und alles ist klassisch und gut. Die Lasagne und das Milanese sind besonders empfehlenswert.

Nuestra Parilla

Ein Wort: Choripan: Ein Brötchen mit einer gegrillten Chorizo. Ein Gedicht. Dieser kleine Stand in San Telmo, der sich auf die Wurst spezialisiert hat, schlägt sie alle. Choripan ist das Grösste. Etwas Chimichurri drauf und weg damit. Nuestra Parilla rocks.

Yeite

Yeite hab ich euch ja bereits vorgestellt. Pamela Villars kleines Restaurant heilt alle, die eine Überdosis Steak eingefangen haben und mal was Anderes möchten.

Güerrin

Dann noch die ultimative argentinische Pizza von Güerrin. Der Ofen läuft seit 80 Jahren ununterbrochen. Einfach nur lecker.

 

12 in 12 – Das ist Pamela

Sie passt nicht ins Bild des Argentiniers, der sein Steak auf den Grill schmeisst und es so richtig fest anbraten lässt. Pamela Villar’s Händedruck ist sanft und ihre Stimme leise. Sie ist schüchtern und lieber hinten in der Küche als vorne im Restaurant. Das Unterhalten der Gäste überlässt sie lieber ihrer Schwester. Oh, ein Foto. Von mir? sagt sie erschrocken. Also gut… Trotz dieser Berührungsängste ist Pamela der neue Shooting Star der argentinischen Küche. Ihr kleines Restaurant Yeite, in einem noch weitgehend unentdeckten Teil des Stadtviertels Villa Crespo, ist das Lieblingsrestaurants der Küchenchefs von Buenos Aires.

Pamela hatte früher eine Fernsehsendung in Argentinien, wo sie Torten aller Art herbeizauberte. Jetzt mag sie es gemütlicher. In ihrem Restaurant Yeite kocht sie ganz nach dem Vorbild von Yotam Ottolenghi, dem grossen Londoner Meister der “Salatrevolution”, ganz gesund. Salate und Suppen nach italienisch-israelischem Vorbild, leichte Blätterteig-Quiches mit nicht alltäglichen Zutaten und selbstverständlich kreative Patisserie. Das alles zu extrem günstigen Preisen und natürlich super lecker.

Pamela gibt gerne Kochunterricht – vor allem für die neue Generation. Sie will ihnen zeigen, dass es einfach ist, auch mal was anderes zu kochen. Sie spricht nicht gerne über sich, doch es ist klar, dass hier was ganz besonderes heranwächst. Sie ist die Pionierin einer neuen argentinischen Kochkunst. Nach dem Prinzip “Farm to Table” sucht sie sich die Zutaten in der Umgebung und kocht nur das, was gerade “in season” ist.

Ich bin gespannt, was man von Pamela noch hören wird. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr Restaurant schon bald einmal im Dunstkreis der World’s Best Restaurant List erscheint. Doch an sowas denkt Pamela bestimmt nicht. Dazu ist sie viel zu bescheiden. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt, wieder einmal bei Pamela essen zu dürfen.