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12 in 12 – Der König ist Tod, lang lebe der König (kind of)

Der neue König Rana X aka König Vajiralongkorn

Wir sind im schönen alten Lido-Kino in Bangkok und haben es uns gerade gemütlich gemacht. Gleich beginnt der japanische Film “Tomorrow I Will Date with Yesterday’s You”, eine gute Vorbereitung auf unsere nächste Destination. Da springen plötzlich wie von der Tarantel gestochen alle Zuschauer auf und starren gebannt auf die Leinwand. Aus den Lautsprechern dröhnt die königliche Hymne und auf dem Screen erscheinen minutenlang Portraits des neuen Königs Vajiralongkorn alias Rama X. Auch wir kommen nicht darum herum, aufzustehen und dem König unseren Respekt zu erweisen. Man ist hier ja schliesslich nur Gast.

Der verstorbene König Bhumibol

Thailand hat schwierige Jahre hinter sich. Zwei Militärputschs, immer wieder neue Regierungen, Proteste en masse. Seit die Militärjunta die Fäden zeiht ist die Verfassung ausser Kraft. Die Rechte der Bürger wurden stark eingeschränkt. Die Lage warüber Jahre hinweg bereits angespannt und dann passierte das, wovor alle Angst hatten.

Im Herbst des vergangenen Jahres starb König Bhumibol, der 70  Jahre im Amt war und von den Thailändern als Halbgott verehrt wurde. Er war Vorbild und Ersatzvater für alle und hatte sich immer rührend um das Wohl seines Volkes gekümmert. “Als  Bhumibol starb, dachte ich, dass es jetzt vorbei ist mit meinem Thailand” erzählt uns ein Ladenbesitzer im Stadteil Ari.

Nach 30 Tagen Staatstrauer hatten viele mit neuen Protesten und gewaltsamen Auseinandersetzungen gerechnet. Dazu kam, dass der neue König Vajiralongkorn eine umstrittene Persönlichkeit ist. Vajiralongkorn gilt als Playboy und Partylöwe, war drei Mal verheiratet, hat lange Zeit in Deutschland gelebt und wird wohl nie die Anerkennung erreichen, die sein Vater genossen hatte. Wie durch ein Wunder geht das Leben in Thailand jedoch ganz normal weiter. Die Thais sind ein gelassenes Volk. “Life goes on” ist ihr Motto. Zwar gibt es an jeder Ecke noch Bilder und Schreine für den verstorbenen König und trägt die Mehrheit der Staats- und Büroansgestellten noch immer schwarze Kleidung. Doch Feindseeligkeit gegenüber der Militärjunta und dem 64 Jahre alten  neuen König ist keine zu spüren. Ein wenig mag dabei auch helfen, dass für Majestätsbeleidigung eine Gefängnisstrafe von 3 bis 15 Jahren ausgesprochen werden kann und das auch öfter mal angewendet wird.

Ach ja, die Nachfrage nach schwarzer Kleidung war zwischenzeitlich so hoch, dass die Regale in den Läden leergefegt waren. Das hatte zur Folge, dass die Preise für schwarze T-Shirts das mehrfache des normalen Niveaus erreichten. Die Regierung beschloss daraufhin, dass jeder, der schwarze Kleidung zu überhöhten Preisen verkauft, hart bestraft wird. Das hat gewirkt. Mittlerweile ist schwarze Kleidung wieder überall zu normalen Preisen erhältlich.

Trotz politischer Unruhen sind 2016 so viele Touristen nach Thailand gereist wie nie zuvor. Bangkok fühlt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit extrem sicher an. Wer also irgendwelche Bedenken hat, hier Ferien zu machen, der kann diese beruhigt ablegen.

12 in 12 – Hoch lebe das Goethe Institut

Eine riesige Villa im Thai-Stil mit Garten, ein Restaurant, ein Buchladen und einer Strasse, die nach ihm benannt ist. Das Goethe-Institut in Bangkok ist eine kleine Oase in Mitten der Hektik von Bangkok. Am Abend läuft draussen ein deutscher Film mit Thai-Untertiteln, die Stimmung ist ausgelassen und natürlich ist alles völlig umsonst.

Wie in den fünf Städten zuvor ist das Goethe Institut immer die erste Anlaufstelle für mich, wenn es um kulturelle Veranstaltungen geht. Hier wird die Deutsche Kultur und die jeweils einheimische gekonnt vermischt. Das Programm ist immer allererste Sahne. Ob es darum geht, in Mexico City die coolste Electronica-Musik der beiden Länder zusammenzubringen, in Rom einen deutschen Regisseur zur Fragestunde aufzubieten oder in Buenos Aires einheimische Künstler mit ihren deutschen Mitstreitern zusammenzubringen; das Goethe Institut hat immer einen Trumpf im Ärmel.

Der offizielle Auftrag des 1951 gegründeten Instituts ist die “Förderung der Kenntnis deutscher Sprache im Ausland, die Pflege der internationalen kulturellen Zusammenarbeit und Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes.” Typisch Deutsch könnte man sagen. Ich sage: Hut ab. Das Netzwerk des Goethe Instituts in über 90 Ländern ist unglaublich. Insgesamt sind es 160 an der Zahl. Mir hat das Goethe Institut auf dieser Reise ein Stück Heimat fern von der Heimat gegeben und gleichzeitig auch etwas den Horizont für das Neue und Fremde erweitert. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

P.S. Ein ähnliches Ständchen kann ich auch der Alliance Francaise winden. Auch das französische Pendant zum Goethe Institut ist ein Geschenk des Himmels für jeden, der für  längere Zeit in einer fremden Stadt lebt.

12 in 12 – Futter für die Enten

“Bis heute haben wir nie gestritten”, erzählt uns ein europäischer  Freund , der seit bald 20 Jahren hier in Bangkok lebt. Er spricht von seiner Ex-Frau, einer Thailänderin, von der er sich vor einigen Jahren scheiden liess. Es sei schwierig gewesen, eine emotionale Nähe aufzubauen, sagt er. Dennoch ist er davon überzeugt, dass Thailänderinnen und Europäer grundsätzlich gut zusammenpassen. Während die Thailänderin sehr schätzt, dass der Europäer im Gegensatz zu den einheimischen Männern generell treu ist, mögen viele Europäer die klaren traditionellen Verhältnisse, die den Mann als Oberhaupt der Familie sieht. Ach so…

Doch dann kommt’s. “Doch die thailändischen Frauen können auch anders” meint er. Wenn man sie zu stark reizt, dann schneiden sie ihrem Mann auch gerne mal den Penis ab.” Wie bitte? Ja, Thailand sei das Land mit den meisten “Penis-Enthauptungen”. OK… Tatsächlich ist dem so. Eine kurze Recherche ergibt, dass es in Thailand seit den Siebziger Jahren an der Tagesordnung ist, dass die Frau, die herausfindet, dass ihr Mann sie betrogen hat, wartet bis er am Abend eingeschlafen ist und dann ratzfatz mit dem Küchenmesser zuschlägt. Dann wird das Corpus Delicti den Enten, die traditionell unter dem auf Stelzen gebauten Haus “wohnen”, zum Frass vorgeworfen.

Gregory Bechtel und Cecilia Tiller haben dieses Verhalten für das Medical College of Georgia (in Atlanta) untersucht und sind zum Schluss gekommen, dass den meisten Taten drei Ereignisse vorangegangen waren:

1. Eine finanzielle Krise im Haushalt

2. Schwerer Alkoholkonsum des Ehemanns kurz vor dem Ereignis

3. Öffentliche Demütigung der Ehefrau, nachdem bekannt wurde, dass der Mann eine Geliebte hat.

Aus dieser “thailändischen Tradition” ist  dieser häufig zu hörende Spruch entstanden: “Ich muss jetzt besser nach Hause, sonst haben die Enten was zu essen”.

12 in 12 – Weiss, weisser am weissesten

Schon bei der Fahrt vom Flughafen von Bangkok in die Wohnung erschlagen mich die Plakate für Hautcreme, Spritzen und Pillen, die nur ein Ziel haben: die Haut so weiss wie möglich zu machen. Wir in Europa geben alles dafür, endlich mal braungebrannt zu sein und hier in Thailand ist das grosse Ziel jeder Frau, so weiss wie möglich auszusehen? Schon schräg.

Wer glaubt, das sei der Versuch der Thailänderin, so weiss wie eine Europäerin auszusehen, der täuscht sich gewaltig. Die Obsession hat einen ganz anderen Hintergrund. Wer dunkle Haut hat, der gilt als arm. Das gilt nicht nur in Thailand, sondern überall in Asien. Dunkle Haut ist ein Zeichen für viel Arbeit an der Sonne, gebückt auf dem Feld. Dunkle Haut gilt als schmutzig und ist – ja Gott bewahre uns – ein Zeichen des Alterns. “Tua Dam” heisst auf Thai “schwarzer Körper” und ist hier ein schlimmes Schimpfwort.

Das hat zur Folge, dass viele Thais nie ans Meer gehen, und das im Land mit den schönsten Sandstränden der Welt. In  Bangkok sieht man immer wieder Frauen mit einem Sonnenschirm herumstolzieren oder gar mit einem Tuch bedeckt. Ja keinen Sonnenstrahl abkriegen, ist die Devise. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum Shopping Malls hier so beliebt sind.

Je heller die Haut, desto schneller gehts mit der Karriere. Traurig, aber wahr. Helle Haut gilt nicht nur als schön, sondern ist auch ein Zeichen von hoher Intelligenz. Die Kosmetikindustrie haut selbstverständlich kräftig in diese Kerbe. “Zu helle Haut gehabt und den Job nicht bekommen? Wir helfen!” heisst ein Slogan. Thais sind Besessen mit der hellen Haut der Koreaner und Japaner. So wollen sie auch aussehen. Sie probieren deshalb alles, um ihre Pigmente weisser zu machen.

Wissenschaftlich ist die Wirkung der Behandlungen äusserst umstritten. Während die Mittel, die in den Kosmetikabteilungen verkauft werden, in der Regel recht harmlos sind, werden unter dem Tisch Sachen verkauft, und im Hinterzimmer Sachen gespritzt, die extrem gefährlich sind. Vitamin-C-Cocktails und Glutathion sind noch die harmloseren Seren. Zudem leiden die Abwehrkräfte der Haut, durch die Weissheitstherapie.

Der grosse Trend im Moment sind übrigens Hautcremen mit Schneckenextrakt (Snail Whitening). Die soll besonders weiss machen und die Haut zudem straffen. Die Bloggerwelt spielt verrückt und in jedem Kosmetikgeschäft sind die Tuben der Creme en masse aufgestapelt. Die armen Schnecken…

Hier noch ein Youtube Video für eine der harmloseren Cremen:

12 in 12 – Städterating Sydney

Das ist der letzte Eintrag aus Sydney. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

Etwas mehr als ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Die australische Lockerheit ist sicher ansteckend. Doch unter der lockeren Oberfläche gibt es durchaus auch eine gewisse Staatshörigkeit. In Australien gibt es mehr Regeln als in den meisten europäischen Ländern

Kulturelles Angebot: 8

Dafür, dass Sydney am Ende der Welt liegt, ist das Angebot absolut erstklassig. Festivals en Masse, eine vibrierende Musikszene, Theater, Museen. Alles is auf internationalem Top-Niveau. Eine wahre Freude.

Food: 7

Dass Australien eine Vielfalt an gastronomischen Einflüssen bietet hat wohl zwei Gründe: Erstens gibt es keine australische Küche und so ist der Australier offen für alles und zweitens ist Australien und insbesondere Sydney ein Einwandererhub. Besonders die asiatische Küche ist hier absolute Spitze. Die Qualität der Zutaten ist zudem “out of this world”.

Preisniveau: 5

Wenn man vorher in Mexico City und Buenos Aires war, dann muss man sich erst wieder an die höheren Preise gewöhnen. Doch unter dem Strich ist Australien nicht teuer. Wenn man ein wenig aufpasst, wo man was kauft, dann ist Australien durchaus mit Europa vergleichbar.

Öffentlicher Verkehr: 6

Der ÖV in Sydney ist verbesserungsfähig. Zu wenige Metro-Linien, kein öffentliches Fahrradsystem und oft starker Verkehr führen oft zu Wartezeiten. Was allerdings cool ist, sind die öffentlichen Schiffs-Linien, die einen je nach Wohnort direkt zur Arbeit bringen.

Wetter / Klima: 8

Sommer ist Winter und Winter ist Sommer, wenn ihr wisst was ich meine. In Sydney ist es das ganze Jahr über schön. Manchmal wird es etwas gar warm, doch dann ist die Abkühlung an einem der 70 Strände der Stadt nicht weit.

Sicherheit: 9

In Sydney gibt es glaube ich das Wort Kriminalität gar nicht. Hier fühlt man sich absolut sicher.

Fun/Feel-Good Faktor: 8

Spass haben kann man in Sydney eine ganze Menge. Alles ist einen Tick lockerer und einfacher.

Coolness/Kreativität: 6

Sydney ist nicht die kreativste aller Städte. In Australien gibt da Melbourne den Ton an. Hier ist man eher etwas konservativ und traditionell. Doch das muss nicht zwangsläufig was Schlechtes sein.

Total: 64 Punkte

Das ist Platz drei, gleichauf mit Buenos Aires und ganz knapp hinter Mexico City und Moskau. Hier noch der Überblick:

12 in 12 – No Worries, Mate – Rugby Sevens

Wie kann man nur so locker drauf sein? Als das als Polzist verkleidete Paar in seinen Mittvierzigern auf dem Grossbildschirm eingeblendet wird und dazu das Thema von Miami Vice durch die Lautsprecher dröhnt, stehen die beiden spontan auf und legen eine Tanzeinlage hin, die das Publikum im Allianz-Stadion in Sydney zum Rasen bringt.

Das ist kein Einzelfall. Die meisten der Zuschauer der Rugby Sevens in Sydney haben sich verkleidet – hier nennt man das Fancy Dress – und haben sowas von einer “good time” ohne dabei vulgär oder anstrengend zu sein. Sie sind einfach nur ausgelassen und freuen sich, heute hier zu sein.

Das Leben nur halb so Ernst nehmen, den Tag geniessen, leben und leben lassen. Da kann man sich ein ganz grosses Stück von abschneiden. Das Ganze ist ansteckend. Je länger ich hier bin, desto stärker sind die Symptome auch bei mir. Irgendwie hat es mich auch erwischt. Ich hoffe, ich werde diesen Virus nicht so schnell wieder los.

12 in 12 – Es gibt (fast) keine Haie in Bondi Beach

Es ist besser geworden. Doch manchmal packt mich die Angst völlig unverhofft und irrational. Egal ob beim Schwimmen im Bodensee, im Mittelmeer oder in der Badewanne…Selachophobie, die Angst vor Haien, ist bei mir allgegenwärtig. Sobald ich nicht mehr stehen kann, den Boden nicht mehr sehe, und zu viel über die süssen Fische nachdenke, kriege ich Panik. Jaja, ich weiss, dass das völlig unbegründet ist und wie gesagt, es ist besser geworden. Doch die Phobie ist immer noch da.

Bondi Beach
Bullenhai

Da konnte es ja wohl nichts besseres geben, als freiwillig über einen Monat ins Paradies der Haie, direkt an den Strand von Bondi Beach, zu gehen, den Ort, den der Sydney Morning Herald als einen der weltweiten  “Hot Spots” für Haiangriffe bezeichnet. Diese Auszeichnung erhält Bondi nicht ganz ohne Grund. Hier gibt es sie alle: Weisser Hai, Bullenhai und Tigerhai. Die grossen drei sind da.

Dagegen gibt es nur ein Mittel: Selbstüberlistung – und darin bin ich besonders gut. Fakten helfen. 500 Meter vor der Küste von Bondi Beach ist ein Haifisch-Netz aufgespannt, das dazu da ist, die Haie davon abzuhalten, in die Nähe des Strands zu schwimmen und dort ihr Unwesen zu treiben. Dazu hat man gerade sogenannte “Smarte Bojen installiert”, die die Life Guards per App alarmieren sollen, sobald ein Hai an ihnen vorbei schwimmt. Alles klar. Das reicht mir. Selbstüberlistung erfolgreich abgeschlossen. Seit einem Monat gehe ich jeden Morgen ins Meer Schwimmen und habe kaum einen Gedanken an die Haie verschwendet. Genaueres über Haie in Bondi wollte ich nicht wissen – zumindest bis gestern nicht.

Die Titelgeschichte des “Sydney Morning Herald” von gestern stach mir sofort ins Auge. “Haifischnetzte sind oft gar nicht da” steht da in grossen Lettern. “Your life is at stake!”. Viele Vertragspartner  sollen die Netze überhaupt nicht spannen bzw. die meisten Netze hätten  grosse Löcher, heisst es. Ein weiterer Artikel im “Guardian” kommt gar zum Schluss, dass die Netzte wenig nützen und die Haie entweder drüber schwimmen oder drum herum. Allein im letzten Jahr gab es in der Region um Sydney annähernd 20 gefährliche Haiangriffe – auch in Bondi Beach hiess es kurz bevor wir angekommen sind: Haialarm. 2015 gab es in Australien 98 Haiangriffe. 98!!!

Komisch, dass ich mich dadurch dennoch nicht aus der Ruhe bringen lasse. Heute Morgen bin ich wieder Schwimmen gegangen und habe keinen Weissen Hai  gesehen. Es ist eine weitere Statistik, die mich beruhigt. Der letzte tödliche Haiangriff in Bondi Beach lieg 85 Jahre zurück. Das war 1932.  2010 hatte dann ein Hai einen Surfer übel zugerichtet, doch der Surfer hat überlebt. Ich nehme das Risiko in Kauf. Es scheint mir sehr klein zu sein. “Calculated Risk” nennt man das. Dennoch habe ich weiterhin grossen Respekt vor dem Meer. Es ist faszinierend und unheimlich zugleich genau so wie die Haifische.

P.S. Ach ja, ausnahmsweise hab ich die Fotos hier mal nicht selber gemacht und bin auch recht froh darüber.

Für die Sensationslustigen hier noch ein Video aus dem Hafenbecken von Sydney (gestellt?): 

12 in 12 – Die Reise der Blume

Geblüht

Die Blume blüht. Zartrosa oder grell in Rot.

Sie ist perfekt, ohne Effort und Anstrengung.

Sie kann nicht sprechen,  hat aber eine magnetisierende Ausstrahlung.

Die Blume buhlt um die Gunst der Retterin. Mit ihrer Schönheit  und ihrem Duft lockt sie.

Sie hat nicht lange Zeit, denn die Blüte ist vergänglich.

Doch der Erfolg ist ihr gewiss.

Die Biene naht, setzt sich auf die Blume und schabt den Blütenstaub mit ihrem Oberkiefer und Vorderbeinen ab.

Dabei befruchtet sie das Blütenorgan der  Blume.

Die Blume strahlt. Ihre Aufgabe ist erfüllt. Es wird bald neue Blumen geben.

Die Blume weiss, dass sie jetzt in Ruhe vor sich hin blühen kann. Das Leben der Blume ist simpel und schön.

Die Fotos habe ich im Royal Botanic Garden in Sydney aufgenommen, vielleicht der schönste Park der Südhalbkugel. Die Vegetation in Australien ist spektakulär. Eine Augenweide und was fürs Herz und das Gemüt.

12 in 12 – Das Croissant als Wissenschaft – Lune

Gemäss der New York Times soll das beste Croissant der Welt nicht etwa in Paris, sondern in Melbourne gebacken werden. Das hört sich verrückt an, oder? Der Laden in Melbourne, der aller Pariser vor Neid erblassen lassen soll, heisst “Lune” und ist im übercoolen Viertel Fitzroy zu Hause. Ist ja wohl klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen kann.

Ins Leben gerufen hat  “Lune” Kate Reid, die nicht etwa Bäckerin, sondern Weltraumingenieurin gelernt hat. Nachdem Kate ihr Wissen einige Jahre für ein Formel-1-Team “verbraten” hatte, zog sie nach Paris und ging beim Bäckermeister Christophe Vasseur von “Du Pain et Des Idées” sozusagen in die Lehre. Monatelang hatte sie ihn bekniet, bei ihm ein Internship zu absolvieren, bis er schwach wurde und zusagte. Nun ist die Schülerin drauf und dran, den Meister abzulösen.

Als ich bei La Lune ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Das sieht hier aus wie ein Labor, dass in einem James-Bond-Film gut untergebracht wäre. Ein altes Lagerhaus, hochmodern eingerichtet.

Die Schaltzentrale in der Mitte, wo am Teig gefeilt wird. Hier ist es immer genau 18 Grad warm.  Die Auslage an der Kasse erinnert an einen Juwelier. Die Kreationen des Tages, sind hier aufgereiht und zwar wie am Schnürchen. Alles wirkt grosszügig und durchgestylt, gleichzeitig aber auch einladend.

Doch nun zur Gretchenfrage. Schmecken die Dinger tatsächlich so gut, wie es uns die New York Times und andere Gastro-Kritiker Glauben machen wollen? Ich kaufe ein Croissant und ein Mandel-Croissant und lege dafür umgerechntet mehr als 10 Euro auf den Tisch. Schluck…

Erst das Croissant. Schon optisch ist es ein Gedicht und zwar eines der romantischen Gattung. Eher gerade als krumm und mit jedem Biss schmeckt das Croissant mehr nach Butter – mehr aber nie zu stark. Knusprig und doch saftig, nicht zu schwer und mit einem leicht süsslichen Abgang. Ein grossartiges Croissant. Doch der Höhepunkt kommt noch.

Der Star ist nicht das traditionelle Croissant, sondern das Mandel-Croissant. Die Füllung erinnert etwas an einen Schweizer Nussgipfel, die im Ofen leicht angeknusperten Mandelsplitter, die wie durch eine magische Hand angeordnet, fest auf dem Croissant thronen, sind ein Gedicht und der Puderzucker verstärkt den Geschmack. Sowas hab ich noch nie gegessen. Besser als in Paris? Wer weiss. Doch bestimmt die besten Croissants südlich des Äquators.

Bei Lune kann man übrigens auch ein Tasting-Menu haben, das nur aus Croissants besteht. Drei Kreationen aus dem Labor und einen speziellen Kaffee dazu. Ein bisschen Firlefanz? Vielleicht. Doch amüsant ist es auf jeden Fall.

Noch etwas mehr Food Porn auf der Website von Lune

12 in 12 – Die Rettungsschwimmer von Bondi Beach

Da sticht mich doch was im Wasser. Aua, das brennt. Was ist das bloss? Ich hoffe keine Würfelqualle, deren Berührung  tödlich enden kann. Doch sind die nicht mehr im Nordosten Australiens zu Hause? Daumen drücken. Ich schwimme sofort an Land zurück und warte erstmal ab. Das Brennen lässt nicht nach. Was soll ich nur machen? Wieviel Zeit habe ich noch, bevor das Gift wirkt? Soll ich einen der Rettungsschwimmer fragen, ob er mir helfen kann oder mache ich mich da nur lächerlich? Egal. Better safe than sorry. Ich gehe auf den Rettungsschwimmer zu und erkläre ihm, was passiert ist. Ach ja, das war sone Qualle, meint er. “Don’t worry man. Put some ice on it and the pain will go away in a bit”. Aha, dacht ich es mir doch. Fehlalarm. 15 Minuten später war der Schmerz wieder weg.

Nicht Pilot oder Lokomotivführer und auch nicht Feuerwehrmann, sondern Rettungsschwimmer in Bondi Beach ist der Traumjob jedes australischen Kids. Der berühmteste Strand Australiens und einer der besten Surfspots der Welt, zieht sie alle an, ob Sprachstudent oder Hollywood-Star. Der weisse Sand, das türkise Wasser und die oft riesigen Wellen sind einzigartig. Bondi Beach ist denn auch als nationales Denkmal geschützt. Das alles als Rettungsschwimmer jeden Tag sein zu Hause zu nennen, sieht in der Tat wie ein Traumjob aus – wären da nicht die 5000 Rettungseinsätze pro Jahr und der superharte Fitnesstest, den jeder Rettungsschwimmer bestehen muss, bevor er ein Bondi Lifeguard wird.

Logisch, dass die Action am Strand auch in einer Reality Show festgehalten wird. Seit 2006 gibt es “Bondi Rescue” im australischen Fernsehen. Kaum zu glauben, was es am Strand an einem ganz gewöhnlichen Tag so alles zu tun gibt. Jahr für Jahr räumt “Bondi Rescue” den Preis für das “Most Popular Factual Program” in Australien ab. Die Rettungsschwimmer sind mittlerweile kleine Stars, die alle paar Minuten um ein Selfie gebeten werden.

Aaron Graham ist seit 17 Jahren Rettungsschwimmer in Bondi Beach.  Seit er laufen kann, steht er auf dem Surfboard und zwar jeden Tag. Da lag die Karrierewahl Rettungsschwimmer irgendwie auf der Hand. Nicht jede Rettung ist erfolgreich, Er erinnert sich an einen asiatischen Studenten, der die Strömung völlig unterschätzt hatte und Anfang Jahr ertrank. Sie hatten alles versucht, um ihn wieder zu beleben, Doch es sollte nicht sein. Wohl sein schwärzester Moment als Rettungsschwimmer. “Die Augen immer auf dem Wasser haben. Immer auf dem Wasser” ist sein Hauptratschlag an andere Rettungschwimmer.  Ob er auch schon Mal Damen gerettet hat, die nur vorgetäuscht haben, am ertrinken zu sein? Ja, das passiert immer wieder. Doch das seien meistens rundliche Pommies, lacht er.

Jeder kennt die Rettungsschwimmer von Malibu aka Baywatch. Doch Bondi Rescue muss sich hinter denen bestimmt nicht verstecken. Die Jungs sind cool, haben die Sache im Griff und nehmen alles nicht ganz so ernst. Genau das macht die Life Guards von Bondi Rescue aus. Ihr wollt auch ein Bondi Life Guard werden und wundert euch, was man dabei so verdient? Das sind maximal 60000 australische Dollar, was weniger als 40’000 Euro entspricht. Immer noch interessiert?

Ach ja, ein richtiger Bondi Rescue Lifeguard ist übrigens nur der in einer blauen Uniform. Die rot-gelb gekleideten Lifeguards mit ihrem eher lustigen Käppchen sind Freiwillige, die an anstrengenden Tagen ganz unentgeltlich aushelfen.

Und noch ein Clip aus der TV-Show Bondi Rescue: