Category Archives: Reisen

12 in 12 – Die Hundeflüsterer von Mexico City

etuj7561

Sowas habe ich noch nie gesehen. Im wunderschönen Parque Espana liegen links und rechts der Promenade fast 50 Hunde. 50 HUNDE!!! Alle haben eine Leine, aber keiner von ihnen ist irgendwo festgebunden und alle sind total friedlich. Ob Pitbull, Boxer, Schäferhund oder Promenadenmischung, sie alle scheinen irgendwie hypnotisiert zu sein. Kein Bellen, kein Knurren, sondern nur verträumte Blicke.

eyqj6177

Hier sind die Hundeflüsterer von Condesa am Werk. Angel, der gerade mal 20 Jahre alt ist und sein Vater haben sich an der Federation Canofila zum Hundetrainer ausbilden lassen. Jeden Morgen holen sie die Hunde bei den “Herrchen” ab und beginnen mit dem Training, das bis zum frühen Nachmittag dauert. Nicht nur das Gehorsam der Hunde, sondern auch das Selbstbewusstsein und das Verhalten an sich werden trainiert.

Fast jeden Morgen schaue ich Angel und seinem Vater für ein paar Minuten zu. Die Hunde haben es gut. Ich wünschte mir auch, so Zen drauf zu sein. Beeindruckend. Dagegen sind die “Dog Walker” im Central Park in New York reine Amateure.

qpqe2536

In Condesa hat so gut wie jeder einen Hund.  Hundesalons gibt es denn auch an jeder Ecke. Leider käme es immer wieder mal vor, dass ein Besitzer morgens den Hund bringt und ihn nie wieder abholt, sagt Angel. “Dann bleibt er bei uns im Training, bis wir einen neuen Besitzer gefunden haben.” Der Labrador Cabo ist so einer. Der war mal ein Strassenköter, den Angel selbst aufgenommen hat. Ein Parkbesucher nahm sich dem Hund an, kam dann aber einige Monate später einfach nicht mehr vorbei. Jetzt sei Cabo wieder ohne Herrchen bei ihm zu Hause. Am liebsten würde ich Cabo gleich selbst adoptieren. Doch leider geht das nicht. Doch bei den Hundeflüsterern ist er gut aufgehoben.

yjeg6276

 

 

12 in 12 – Guadelupe: Hier wollen alle hin

atur0623

Habt ihr Euch schon mal gefragt, welches der beliebteste und meist besuchte christliche Wallfahrtsort ist? Das muss wohl Lourdes sein. Oder ist es Santiago de Compstela? Beides ist falsch. Es ist Villa de Guadelupe, ein Stadteil von Mexico City.

lllf9778

Jährlich kommen hier 20 Millionen Gläubige hin, die einem Tuch mit einem Marienbild in einer Basilika huldigen. Das Treiben hier kann man sich nur schwer vorstellen. Alle sind sie gekommen, um der Maria von Guadelupe so nahe wie möglich zu sein und ihr die Ehre zu erweisen. Auf Knien überqueren viele den gesamten Platz, um zum Eingang der Basilika zu gelangen. Einige sind wie in Trance, andere ganz still und in sich gekehrt. So eine Athmosphäre habe ich noch nie erlebt. Im inneren des Gotteshauses Gottesdienst nonstop.

fsal8933

Die Attraktion ist ein Tuch mit einem Marienbild, das über dem Altar hängt. Wer es sich näher ansehen will, der kann dies auf einem der vier Rollbänder tun, die daran vorbei gleiten. Der Andrang ist so gross, dass ans Stehenbleiben nicht zu denken ist.

tluk2173

Kurz zum Hintergrund. 1531 erschien am Stadtrand von Mexiko-Stadt dem Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin  der Überlieferung zufolge viermal eine schöne Frau, die sich als „Maria, die Mutter des einzig wahren Gottes” bezeichnete. Sie beauftragte Juan Diego, dem Bischof zu übermitteln, dass am Berg der Erscheinung eine Kapelle errichtet werden sollte, sie wolle den Menschen dort ihre Liebe zukommen lassen. Der Bischof bezweifelte den Bericht und verlangte ein Zeichen. Als tags darauf der Indio vor dem Bischof seinen Mantel ausbreitete, in dem er auf Geheiss von Maria mitten im Winter blühende, duftende Blumen gesammelt hatte, und auf dem Mantel das Gnadenbild Marias erschien, erkannte der Bischof die Echtheit der Erscheinung an und erfüllte den Wunsch des Bittstellers und errichtete die Kapelle. Eine schöne Geschichte.

nxwp5704

Die neue Basilika, die 1974 errichtet wurde, kann 40’000 Besucher aufnehmen. Guadelupe ist die Schutzpatronin Mexikos und selbstverständlich heilig. Bilder von ihr sieht man im genazen Land an jeder Ecke. In jeder Strasse gibt es einen oder mehrere Schreine in ihrem Andenken. Jesus spielt in Mexico CIty sozusagen nur eine Nebenrolle.

ledu5809

Irgendwie ist es schön anzusehen, mit welcher Harmonie und Friedfertigkeit die Besucher hier agieren. Ich bin durch den Besuch hier zwar nicht gläubiger geworden. Doch Guadelupe strahlt eine sehr angenehme Ruhe aus, die uns allen gut tut.

12 in 12 – Mexiko und die Sache mit der Immigration

Das Bild des Mexikaners, der sich, koste es was es wolle, über die amerikanische Grenze schleppt, um dort sein Glück zu suchen, ist stets vor meinen Augen. Insgesamt sollen in den USA 6,3 Mio. Mexikaner illegal wohnen. Das sind über 60% der illegalen Einwanderer in die USA. Zwischen 2009 und 2014 sind übrigens mehr Mexikaner in ihr Land zurückgekehrt, als in die USA eingewandert sind. Der Mythos des Einwanderungsstroms aus Mexiko ist also nicht ganz richtig.

img_0739

Doch wie sieht die Sache mit der Einwanderung eigentlich in Mexiko aus? Als ich heute mit der U-Bahn von unserer Station Sevilla nach Banderas fuhr, fiel mir ein Plakat auf, das Verständnis für Immigranten fordert. Ein Kolumbianer, der seit 5 Jahren im Land ist und eine Amerikanerin, die schon seit 13 Jahren hier ist, machen auf sich und das, was sie für das Land hier leisten, aufmerksam. “Valoremos a las Personas Migrantes”, was soviel heisst wie “Wir schätzen unsere Migranten” steht auf dem Plakat. So ist’s recht.

Mexiko hat rund 4 Millionen Immigranten – drei Millionen davon sollen illegal im Land sein. Die meisten der Illegalen stammen aus Honduras, El Salvador und Nicaragua.

Mexiko greift recht hart durch , wenn es um illegale Immigration geht. Nicht zuletzt auf Druck der USA natürlich. In den sieben Monaten zwischen Oktober 2014 und April 2015 deportierte Mexiko fast 100’000 illegale Einwanderer. Das sind deutlich mehr als die USA im gleichen Zeitraum ausgeschafft hat.

Wie in so vielen grossen Metropolen wird hier in Mexico City Toleranz gross geschrieben. Initiativen wie die Plakataktion in der U-Bahn gibt es einige und offenen Rassismus sieht man in Mexico City wahrscheinlich seltener, als bei uns zu Hause in Europa. Ob jemand aus Kolumbien oder El Salvador kommt, spielt keine so grosse Rolle. Das ist ganz anders als in Spanien, wo der Hass gegenüber den Lateinamerikanern doch manchmal bedenkliche Ausmasse annimmt.

Doch keine Angst. Ganz rosarot ist meine Brille dann doch nicht. Natürlich gibt es hier immer noch eine Art Rassismus, die weniger mit Landesgrenzen, als mit der Hautfarbe zu tun hat. Noch immer ist es so, dass die Chancen, eine Karriere zu machen, hier deutlich besser sind, wenn deine Hautfarbe möglichst hell ist. Das Bild hat sich zwar verbessert. Doch wer in einem schicken Restaurant sitzt, der kann sicher sein, dass der Tischnachbar eher aussieht, als ob er aus Madrid, als aus einem Bauerndorf in Mexiko kommt. Doch das ist ein weltweites Phänomen. Eine Art Rassismus, die wohl nie ganz aussterben wird.

 

 

12 in 12 – Art Deco und Art Nouveau in Mexico City

dzyd0633

Heute nur mal eine kleine Beobachtung. Die Architektur in Mexico City ist von Art Deco und Art Nouveau geprägt. Es soll weltweit die grösste Ansammlung dieser Stilrichtungen sein. Hunderte, wenn nicht tausende Gebäude – eines schöner als das andere – reihen sich hier aneinander. Besonders im Stadtteil Condesa gibt Art Deco den Ton an. Hier durch die Strassen zu laufen, ist wie von einer Sekunde auf die andere in eine andere Epoche einzutauchen.

tucq4920

lksh3104

Das Prunkstück, das Art Deco und Art Nouveau so schön vereint, wie kein Anderes, ist der 1934 eröffnete Palacio de Bellas Artes, in dem schon Maria Callas aufgetreten ist. Von Aussen ist das Gebäude Art Nouveau (Architekt Adam Boari), während innen Art Deco dominiert (Federico Mariscal).

vmhp0490

Der Palacio de Bellas Artes steht mitten im Stadtzentrum und hat 1987 den Status eines UNESCO-Erbes erlangt. Heute befinden sich neben einer wunderschönen Konzerthalle noch zwei grossartige Museen im Palacio. Für mich waren bisher immer New York, Miami und Paris die klassischen Art Deco-Art Nouveau Protagonisten. Doch Mexico City kann das noch besser – wer hätte das gedacht.

vvvj5891

12 in 12 – Mexico is the Shit

 

chamarra_poniendo_el_nombre_mexico_en_alto_4_460x290

Ach ja, falls Ihr Euch fragt, wie die Mexikaner mit den Nachrichten, dass Mexikanerhasser Donald Trump bald Präsident ist und dann mit Mexiko aufräumen wird, umgehen, kann ich Euch beruhigen. Sie nehmen es mit viel Humor. Wie sonst… Ganz angesagt in CDMX, wie Mexico City hier nur genannt wird, sind im Moment T-Shirts und Jacken mit dem Aufdruck “Mexico is the Shit”. Get it? Find ich schon sehr cool, denn Mexiko ist wirklich einfach nur der Hammer.

Witzig ist auch zu beobachten, wie sich hier die amerikanischen Touristen andauernd entschuldigen, dass The Donald gewählt wurde. Ja, tut uns leid, das mit unserem Idioten als Präsidenten. Augustin, dem hier unsere Wohnung gehört, ist dann immer ganz verstört. “Erstens haben wir einen Präsidenten, der noch schlimmer ist als Trump (Enrique Pena Nieto) und zweitens können die ja persönlich nichts dafür” sagt er. Ist bestimmt nett gemeint von den Amis.

untitled-4_large

Ach ja, “Mexico is the Shit.” Das sagen die Erfinder des Spruchs, eine Designergruppe aus CDMX dazu:

This isn’t just a jacket, it’s a statement.
It is an opportunity to remind the world that Mexico is great! That everything made in Mexico is done right. It is a tribute to all those Mexicans around the world that are shifting global culture with their beautiful hearts and brilliant minds; it’s a way to show that we are many and we are together; that we are raising the standards, reminding the world that our voice matters.

Hier könnt ihr die Jacke bestellen.

12 in 12 – Bitte Mezcal und nicht Tequila

gqht8160

Als ich hier in Condesa in einer Bar neulich eine Margarita bestelle, schaut mich der Barkeeper ganz schräg an. “Sin sal” (ohne Salz) sage ich noch und habe damit wohl ganz verspielt. Ich schaue meinen Kollegen Carlos an und der sagt ganz trocken: “Ne Margarita bestellt man in Mexiko nicht. Das ist was Amerikanisches.” Echt? Das kann doch nicht sein. Für mich war die Margarita immer die Königin der mexikanischen Drinks und Tequila der König. Falsch gedacht. Im Prinzip gibt es nur einen Herrscher über die mexikanischen Spirituosen und der ist der Kaiser und heisst Mezcal.

img_6348edit

Den Fehler werd ich so schnell nicht mehr machen. Mezcal statt Tequila, ich habs’ geschnallt.

Doch gibt es zwischen Tequila und Mezcal wirklich einen so grossen Unterschied? frage ich am nächsten Tag Maria. Beides werde doch aus Agave hergestellt. Oh, da war ich nochmals ins Fettnäpfchen getreten. Das ist zusammengefasst, was Maria mir auf meine unschuldige Bemerkung in einer kleinen Schimpftirade an den Kopf warf: Tequila ist Industrieproduktion, während Mezcal meist nach alten Rezepten von kleinen Familienproduzenten hergestellt wird.

aga

Tequila darf nur aus Agave Tequilana Weber produziert werden, die aus Feldanbau stammt. Die intensive Kultivierung und Züchtung dieser Sorte hat die Biodiversität in den Anbauregionen nachhaltig verarmen lassen. Mezcal darf aus allen Sorten von Agaven hergestellt werden, insbesondere auch wild wachsenden. Der grösste Teil stammt jedoch aus Agave angustifolia (Espadín) , der Urform von A. Tequilana Weber, die noch richtig tiefen Geschmack hat.

Tequila wird unter hohem Druck in wenigen Stunden in Industriebottichen gedämpft. Mezcal wird tagelang langsam in Erd- und Steinöfen eingedämpft. Tequila wird bis zu 49% Zucker zugesetzt, Mezcal lediglich 20%. Zur Gärung von Mezcal kommen keine Beschleuniger zum Einsatz. Tequilla wird  bei hoher Hitze destilliert, Mezcal bei geringerer Hitze über längere Zeit.

quiquiriqui_tasting05

Mezcal schmeckt tatsächlich anders als Tequila – deutlich rauchiger. Ich stelle Ähnlichkeit mit einem Single Malt Whisky fest und das kommt wohl nicht von ungefähr. Einerseits benutzen viele Mezcal-Hersteller alte Whisky-Fässer zur Reifung. Anderseits ist der Herstellungsprozess durchaus vergleichbar.

Mezcalerias (Bars, die auf Mezcal spezialisiert sind), schiessen mittlerweile besonders in den USA wie Pilze aus dem Boden. Das  hat dazu geführt, dass die grossen Produzenten mittlerweile auch ihre Mezcal-Marken haben und die hohe Kunst des Mezcal-Destillierens damit in Gefahr bringen. Sie kaufen immer mehr kleine Agave-Plantagen zusammen. Immer mehr Familienbetriebe werden schwach und verkaufen. Pleas don’t…

Eine Mezcal-Marke, die auch in uneren Breitengraden erhältlich ist und die ihre Sache gut macht, ist Alipus. Probiert doch mal ein Glas…denn Mezcal ist zu Recht der Kaiser der mexikanischen Spirituosen.

Ach ja, und wer Euch erzählt, dass ein richtiger Mezcal einen Wurm drin hat, der ist ein Gringo…

12 in 12 – Bedient euch, ihr Designer

Es ist kein Geheimnis, dass die grossen Designer gerne Motive  abkupfern, die hunderte, ja manchmal gar tausende von Jahren alt sind. Wer hier in Mexico City die Relikte der Azteken anschaut, der kommt nicht mehr aus dem Staunen raus.

Hier einige wunderschöne  Muster, die doch gut als Stoffvorlage für die Herren Ford, Simmons oder Lagerfeld dienen könnten, oder nicht? Bedien dich Tom, wenn du willst. Trau dich.

tkox8188

mmfh8940

walz4302

xzlr3866

12 in 12 – Slim und Rodin mal 380

ddrm7584

Einige von Euch werden den Namen Carlos Slim kennen, andere nicht. Na dann will ich Euch kurz auf die Sprünge helfen. Herr Slim lebt in Mexico City und ist der reichste Mensch der Welt. Jahr für Jahr duelliert er sich mit Bill Gates um diesen Titel.  Sein Vermögen hat er dank der Privatisierung des mexikanischen Telekomgiganten Telmex gemacht. Zack – so einfach geht das.

eiwq8087

Wie Gates hat auch Slim eine Stiftung, die viel Gutes tut und die viel Geld in Kunst investiert. Als ich las, dass die Stiftung hier in Mexico City ein Museum gebaut hat, das eine der weltweit wichtigsten Kunstsammlungen beherbergt, dachte ich mir: Da muss ich hin. Das Museo Soumaya haut einen schon visuell um. Sechs Stockwerke voller Kunst. Insgesamt sollen es 66’000 Werke sein. Der Wert liegt bei weit über 1 Mrd. US-Dollar.  Alles gibt es hier: Van Gogh, Degas, Picasso, Miro, Dali und und und.

qfuv9482

Doch nichts, aber auch gar nichts kann einen auf den Besuch des obersten Stockwerks vorbereiten. Hier stehen in einem einzigen Raum fast wahllos zusammengewürfelt 380 Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin. 380 SKULPTUREN VON AUGUSTE RODIN!!! Ich weiss nicht genau was das soll. Schön ist das irgendwie nicht mehr, sondern eher unheimlich. Man bewegt sich in einem Raum, aus dem jedes andere Museum schon stolz wäre, eine einzige der Skulpturen zu haben. Irgendwie Verschwendung. Man kann sich keinem einzelnen Werk widmen, sondern ist völlig verloren und überfordert. Tage später kann ich mich an keine einzige der Skulpturen mehr erinnern. Ob Carlos das gewollt hat?

img_0328

Na gut, es gibt zwei Sachen, die diesen Wahnsinn irgendwie rechtfertigen. Erstens hat Carlos Slim das Museum zu Ehren seiner Frau gebaut, die leider 1999 im Alter von nur 50 Jahren verstarb.  Das Museum trägt deshalb auch ihren Namen. Zweitens ist das Museum für alle umsonst, denn jeder soll sich ein Bild von den schönen Künsten machen können. Naja, ich sagte ja schon, irgendwie rechtfertigen. 380 Skulpturen von Rodin in einem Raum…

liky0651

12 in 12 – Es gibt Musik in Mexiko

Mexiko hat wohl die interessanteste Musikszene Lateinamerikas. Ich habe hier einige echt coole Bands live gesehen. Hier sind die, von denen ich glaube, dass es wert ist, dass ihr Euch die mal anschaut bzw. anhört.

Tessa Ia

Die 21-jährige ist Schauspielerin und hat gerade ihr Debut-Album abgliefert. Sie ist so herrlich erfrischend und macht einfach nur gute Laune – mir zumindest.

Rey Pila

Rey Pila ist für mich die beste Band Mexikos. Ihr Debut 2009 wurde von Paul Mahajan produziert, der schon The National, die Yeah Yeah Yeahs und TV on the Radio seinen Stempel aufgesetzt hatte. Das neuste Werk ist von niemand anderem als Julian Casablancas von den Strokes Co-Produziert. Das hört man:

 

Sotomayor

Die Zwillinge Raul und Paulina Sotomayor sind Sotomayor, eine Elektroband mit sphärischen Einflüssen. Guter Lounge Sound und das mein ich nicht despektierlich.

 

Juan Soto

Der mexikanische Meister der Disco-Musik ist live eine Wucht. Da wird ungewollt das Tanzbein geschwungen. Wipp, Wipp, Wipp und drehen…es lebe der mexikanische Produzent und DJ.

Sol Pereyra

Dann ist das noch Sol Pereyra, die zwar aus Argentinien stammt aber in Mexico City ein zweites zu Hause gefunden hat. Unbeschwerter Pop-Rock.

 

12 in 12 – Frida und Diego

Ihr Schmerz ist in jedem ihrer Bilder sichtbar, ihre Energie unmittelbar spürbar und ihre Zielstrebigkeit und das Chaos auf den ersten Blick erkennbar. Umso erstaunlicher ist es, dass das Atelier Mexikos berühmtester Tochter Frida Kahlo eine Ruhe ausstrahlt, wie kaum ein anderer Platz auf dieser Welt. Hier im Süden von Mexico City, im Stadtteil San Angel, hat Frida zusammen mit ihrem Diego zwischen 1934 und 1940  ihre wichtigsten Werke geschaffen: Sie im blauen und Diego im weissen Haus. Das vom Bauhaus beeinflusste Gebäude wurde für die beiden Streithähne vom gemeinsamen Freund und Stararchitekten Juan Gorman gebaut.

hvkq3768

Diego ist übrigens kein geringerer als Diego Riviera, Mexikos liebster Sohn und bedeutendster Maler, der unsterblich in Frida verliebt war, sie dennoch immer wieder unglücklich machte und sie gleich zweimal geheiratet hat. Die Ehe als wild zu bezeichnen, ist sicher eine Untertreibung.

Ich bin mir nicht ganz sicher, warum mich Frida Kahlo so fasziniert. Wie wohl die Meisten bin ich erst 2002 in Kontakt mit der grossen Künstlerin gekommen, als Salma Hayek die Hauptrolle in “Frida” spielte, und Frida sowohl die Frauen- als auch die Männerwelt zu Füssen lag. Der biographische Film, der zwei Oscars abräumte, brachte  die Symbolfigur des Feminismus, die sich weigerte, ihre kräftigen Augenbrauen auszudünnen und ihren Damenbart zu rasieren und der es  dennoch gelang, Männer wie Trotsky, Picasso, Max Ernst, Paul Éluard, Joan Miró und Kandinsky in ihren Bann zu ziehen, einem breiten Publikum nahe.

acwo5352

Zeit ihres Lebens litt Frida unter den Folgen eines Busunfalls. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag wurde ihr eine Stange durch den Rücken gebohrt. Über Jahre hinweg trug sie deshalb ein Korsett und verspürte immer wieder grosse Schmerzen.  Ihre unzähligen Selbstportraits haben auch deshalb immer etwas sehr strenges und unnahbares an sich.

dmhq4712

Diese Schmerzen ertrug sie ihr ganzes Leben lang, rauchte, trank und erzählte unanständige Witze. Einmal sagte sie: “Doktor, wenn sie mich diesen Tequila trinken lassen, dann verspreche ich Ihnen, dass ich zu meiner Beerdigung nicht trinken werde.” Frida Kahlo schuf mit ihren Bildern etwas völlig Neuartiges – Dinge und Motive, die zu ihrer Zeit alles andere als normal waren. So malte Frida Kahlo farbenfrohe Pflanzen, Tiere, traumähnliche, mystische und religiöse Motive ebenso wie nackte und verwundete Körper, Skelette und Totenköpfe – häufig thematisiert sie in ihren Bildern Geburt und Tod, Sexualität und Gewalt.

diego-rivera-y-frida-kahlo-770x490

Die Künstlerin zog immer wieder Männerkleidung an und hob in einigen ihrer Selbstporträts ihren Damenbart und ihre kräftigen Augenbrauen besonders hervor. Ein Enfant Terrible, das sich keine Grenzen setzen liess und sich auch sexuell immer genau das machte, was ihr Spass machte. Sie liess sich nie unterkriegen, egal wie schwer gerade alles war. Zitat von ihr:

“Letztlich sind wir fähig, sehr viel mehr auszuhalten, als wir uns vorstellen können.”

1954 im Alter von 47 Jahren starb Frida offiziell an einer Lungenentzündung – die meisten Kunsthistoriker gehen jedoch von einem Selbstmord aus. Diego Riviera kam über ihren Tod nie hinweg. Hier in San Angel ist all das  spürbar. Doch neben all diesem Schmerz spüre ich noch etwas anderes. Ich spüre, dass im Leben vieles möglich ist. Man muss, wie es Frida immer getan hat, nur daran glauben und es auch versuchen. Das kann in Glück oder in Schmerzen Enden. Beides gehört zum Leben und beides sind Erfahrungen, die das Leben bereichern.

kahlo-self-portrait-801x1024

Übrigens, der Vater von Frida kam aus einer bürgerlichen deutschen Familie aus Pforzheim wanderte jedoch mit 18 Jahren nach Mexiko aus. Aus Carl Wilhelm wurde vier Jahre später Guillermo Kahlo, der 1898 die Tochter eines Fotografen heiratete. Frida erblickte neun Jahre später, am 6. Juni 1907, das Licht der Welt.

flowerseller

Hier der Link zum vollständigen Film, ganz umsonst auf Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=z32lIlzHMvQ