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12 in 12 – Wie es ist, ohne H&M und Gap zu leben

Schliesst die Augen und stellt Euch vor, mitten in einer Grossstadt reiht sich ein Laden an den anderen und keiner davon heisst H&M, Gap, Zara, Topshop, Primark, Foot Locker, Tiger, oder Uniqlo.

Schwer vorzustellen, hab ich Recht?  Doch genau so ist es hier in Buenos Aires. Wer hier als Europäer durch die Strassen schlendert, der sieht nur vereinzelt Geschäfte, die ihm bekannt vorkommen. Hier gibt es hunderte von super netten Boutiquen und anderen Geschäften, die ihren Ursprung alle in Argentinien haben.

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Das sollte doch eigentlich spannend sein, denn die Globalisierung hat viele der grossen Städte sowas von langweilig gemacht. Die Einkaufsstrasse in London sieht fast so aus, wie die in Paris und auch in New York, Hongkong und Schanghai sind die grossen Konsummeilen oft identisch und fast so wie zu Hause. Besonders krasse Ausmasse nimmt das jeweils in den grossen Shopping Centern an, die man kaum mehr auseinanderhalten kann.

Im Prinzip schön, dass es hier in Buenos Aires noch Individualität gibt, sei es auch nur, weil sich die grossen Ladenketten wegen der unsicheren Wirtschaftslage und der weiten Wege nicht nach Argentinien trauen.

Eigentlich sollte das schön und spannend sein, habe ich gesagt. Eigentlich – und jetzt kommt der Knaller: Ist es irgendwie aber nicht, zumindest nicht auf den ersten Blick und unmittelbar. Und da sind wir wieder beim Thema Heimat und Heimatgefühle. Ganz erschreckt musste ich feststellen, dass mir Läden, die mir bekannt vorkommen und die ich gerne mag, ein gutes Gefühl und auch eine gewisse Sicherheit geben, egal ob zu Hause oder in Buenos Aires . Ich weiss, was mich erwartet, was die Preise sind, was ich dort kaufen kann und wie ich mich dort bewege. Ich weiss nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, doch so ist das nunmal. Irgendwie traurig. Ich bin auf die Masche der Grosskonzerne voll reingefallen. Aber da kann man nichts dran ändern.

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Ich habe immer über die Leute gelacht, die in einer fremden Stadt gleich den nächsten McDonald’s ansteuern und auch die Japaner schräg angeschaut, die in Rom unbedingt jeden Abend Sushi essen wollten und werde dies auch weiterhin tun. Denn zum Reisen und zum Leben generell gehört Abenteuer und Offenheit, sonst entwickelt man sich keinen Schritt weiter. Doch ein kleinwenig nachvollziehen kann ich diese Einstellung mittlerweile schon.

Wie mit allem ist die Reaktion auf die unbekannten Läden und das Fehlen des Vertrauten nur der unmittelbare Eindruck. Was einem auf den ersten Blick fremd vorkommt, wird einem mit der Zeit vertrauter und man lernt es zu schätzen. Die Kreativität der Läden in Buenos Aires ist erfrischend. Doch gebt mir etwas Zeit. Ich muss mich erst noch aklimatisieren.

12 in 12 – Das ist Jorge

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Jorge ist IT-Spezialist oder sowas ähnliches. Jorge hat ein klitzekleines Geschäft im Stadtteil Roma Norte in Mexico City. Der Laden ist sein ganzer Stolz. Vor zwei Jahren, kurz vor seinem 50. Geburtstag, hat er sein Erspartes zusammengekratzt und den Shop eröffnet. Es laufe gut, sagt er und lächelt.

Bei Jorge ist man immer richtig, wen es um elektronische Geräte geht. Wenn das iPhone kaputt ist, schaut man bei Jorge vorbei. Er wird’s schon richten. Keinen Adapter für die Steckdose? Ja genau, Jorge hat ihn. Und wer in der Nachbarschaft einfach nur einen Schwatz halten will, für den hat Jorge auch immer ein offenes Ohr.

Ich war dringend auf Jorges Hilfe angewiesen, denn ich brauchte Kopien von einer Musik-CD und zwar gleich 20 Stück. Das CD-Rom-Laufwerk meines MacBooks hatte den Geist aufgegeben und mir blieb nichts anderes übrig, als alles auf einen USB-Stick runterzuziehen und bei Jorge vorbeizuschauen.

Ob er das machen kann, frage ich ihn. „Claro que si“ meint er. Bis Nachmittags um fünf sei alles fertig. Super. Den USB-Stick brauche er nicht, denn er habe bereits alles auf seinen Harddrive kopiert. Alles klar. Easy peasy…

Nachmittags um fünf. Jorge verkauft gerade ein Keyboard an eine überglückliche Kundin. Gut, dass ich vorbei komme, meint er. Er brauche den USB Stick doch nochmal, denn er habe die Daten nicht richtig runtergeladen. Ob denn morgen auch noch reiche für die Kopien. Aber sicher. Gar kein Problem. Ich gehe zurück in die Wohnung und hole den USB-Stick. Jorge kann endlich loslegen.

Am nächsten Morgen um 10 sei alles fertig. Mit den Öffnungszeiten nimmt es Jorge nicht so genau. Um 11 ist noch niemand da. Ich komme um 12 wieder. Alles zu. Na ja, dann geh ich eben erst Mittag essen. Danach habe ich Glück. Jorge steht vor seinem uralten Desktop Computer und grinst. Er hätte noch was erledigen müssen, entschuldigt er sich. Ach ja, die CD’s. „Es ging nicht, da ich das Modem nicht an den PC anschliessen konnte“ meint er. Wie bitte? Warum braucht er das Internet für eine einfache Kopie? Naja, ich habe ja auch nicht viel Ahnung und Jorge ist schliesslich der Spezialist. Er könne da alles heute Abend zu Hause machen, meint er. Dort habe er einen besseren Computer. Ob er sicher sei, dass morgen alles bereit ist, frage ich. „Claro que si“ kommt es wie aus der Pistole geschossen. Morgen um 10 sei alles fertig.

Ich warte bis Mittags. Der Rolladen ist noch immer nicht hochgezogen. Ich schaue die Strasse entlang und sehe Jorge. Er kauft sich gerade einen Kaffee. Puh, Glück gehabt. Er habe ein Problem, meint er. Die CD’s sind kopiert, aber der Songname kam nicht mit. Das soll auch am Internet liegen. Ich zeige ihm, dass auf der Harddisk und dem Stick alles drauf ist. Nein, es gehe nur mit Internet. OK. Ob ich denn noch einen Tag warten könne. Naja, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an und bezahlt habe ich Jorge ja auch noch nicht. „Claro que si“ sage ich und zottle wieder von dannen.

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Ich komme mir vor wie bei Groundhog Day. Der Wecker klingelt, Frühstück wird gemacht und der tägliche Besuch bei Jorge steht an. Was wird es dieses Mal sein? Als er mich kommen sieht, kramt er im Regal rum, dann in seinem Aktenkoffer. Wo sind die CD’s? Er ruft seine Frau an. Ja, er hat sie zu Hause vergessen. In zwei Stunden sind sie da, verspricht er. Ach ja, einer der Songs hätte nicht drauf gepasst. Mhh. Das hatte ich ihn am Anfang schon gefragt. Er hatte da noch gesagt, dass bestimmt alle Songs drauf passen. Doch egal. Hauptsache die CD’s sind fertig.

Zwei Stunden später. Jorge hat die CD’s. Er spielt mir die Erste stolz in seinem Auto vor. Gleich merke ich, dass die Reihenfolge völlig durcheinander geraten ist. Wir legen die CD in seinem Laptop ein und siehe da, auch die Songnamen fehlen noch immer. Das könne er gleich wieder gut machen. Er habe das Modem und alle sei bereit. Ob er dazu nicht alle CD’s von neuem brennen müsse, will ich wissen. Jaja schon, doch das macht gar nichts. Um 4 Uhr Nachmittags sei alles gemacht.

5 Uhr Nachmittags. Jorge ist noch am Brennen. Noch zwei, dann sei er fertig. Ich lege eine der fertigen CD’s, die er in eine Schokoladenschachtel gelegt hat, in das Laufwerk seines zweiten Laptops. Ich traue meinen Augen nicht. Der erste Song ist gleich zweimal drauf, der fünfte ebenfalls und insgesamt sind es 22 Songs statt 20. Dazu hat er nur 16 statt 20 CD’s kopiert. Das ist nicht nur auf der Test-CD so, sondern auf allen 16.

Jorge ist das mega peinlich. Er ist mit seinem Latein am Ende. Er hat sich Mühe gegeben, doch ich glaube, besser wird’s nicht. „Vielleicht mögen die Leute ja die Songs so gern, dass sie sie zweimal hören wollen“, sagt er scherzhaft und versucht zu retten, was zu retten ist. Irgendwie tut er mir Leid, denn er hat sich viel Zeit genommen und Mühe gegeben und jetzt war alles umsonst. Er gibt mir die 16 CD’s, Geld will er dafür keins haben.

Jorge mag zwar nicht der nächste Zuckerberg oder Gates sein. Doch ein guter Kerl ist er allemal. Ich gebe ihm die Hand und er entschuldigt sich tausend Mal.
Es wird mir fehlen, nicht mehr jeden Tag bei Jorge vorbeizuschauen. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt.

Nachtrag:

In Argentinien hab ich die CD’s dann getestet, was gar nicht so einfach war. Ich hatte ja kein CD-Rom-Laufwerk mehr, in der Wohnung gab es keinen CD-Spieler und ein Geschäft mit CD-Spielern ist hier eher eine Seltenheit. Nach einigen Tagen fand ich dann endlich doch ein Geschäft. Erste CD – Disc Error – Zweite CD: Ebenfalls Disc Error. Das kann doch nicht sein. Jorge, was hast Du denn bloss gemacht?. Dritte CD ebenfalls Disk error. SO ging das weiter bis zur letzten. Von den 16 CD’s war gerade mal eine CD brauchbar. Sowas aber auch. Da hab ich nun drei Wochen “on and off” damit verbracht, die CD’s zu brennen und dann gar kein happy end. C’est la vie sagt man da wohl. Jetzt muss es ein Attachment bzw. ein Download tun…

 

 

12 in 12 – Mexiko und die Sache mit der Immigration

Das Bild des Mexikaners, der sich, koste es was es wolle, über die amerikanische Grenze schleppt, um dort sein Glück zu suchen, ist stets vor meinen Augen. Insgesamt sollen in den USA 6,3 Mio. Mexikaner illegal wohnen. Das sind über 60% der illegalen Einwanderer in die USA. Zwischen 2009 und 2014 sind übrigens mehr Mexikaner in ihr Land zurückgekehrt, als in die USA eingewandert sind. Der Mythos des Einwanderungsstroms aus Mexiko ist also nicht ganz richtig.

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Doch wie sieht die Sache mit der Einwanderung eigentlich in Mexiko aus? Als ich heute mit der U-Bahn von unserer Station Sevilla nach Banderas fuhr, fiel mir ein Plakat auf, das Verständnis für Immigranten fordert. Ein Kolumbianer, der seit 5 Jahren im Land ist und eine Amerikanerin, die schon seit 13 Jahren hier ist, machen auf sich und das, was sie für das Land hier leisten, aufmerksam. “Valoremos a las Personas Migrantes”, was soviel heisst wie “Wir schätzen unsere Migranten” steht auf dem Plakat. So ist’s recht.

Mexiko hat rund 4 Millionen Immigranten – drei Millionen davon sollen illegal im Land sein. Die meisten der Illegalen stammen aus Honduras, El Salvador und Nicaragua.

Mexiko greift recht hart durch , wenn es um illegale Immigration geht. Nicht zuletzt auf Druck der USA natürlich. In den sieben Monaten zwischen Oktober 2014 und April 2015 deportierte Mexiko fast 100’000 illegale Einwanderer. Das sind deutlich mehr als die USA im gleichen Zeitraum ausgeschafft hat.

Wie in so vielen grossen Metropolen wird hier in Mexico City Toleranz gross geschrieben. Initiativen wie die Plakataktion in der U-Bahn gibt es einige und offenen Rassismus sieht man in Mexico City wahrscheinlich seltener, als bei uns zu Hause in Europa. Ob jemand aus Kolumbien oder El Salvador kommt, spielt keine so grosse Rolle. Das ist ganz anders als in Spanien, wo der Hass gegenüber den Lateinamerikanern doch manchmal bedenkliche Ausmasse annimmt.

Doch keine Angst. Ganz rosarot ist meine Brille dann doch nicht. Natürlich gibt es hier immer noch eine Art Rassismus, die weniger mit Landesgrenzen, als mit der Hautfarbe zu tun hat. Noch immer ist es so, dass die Chancen, eine Karriere zu machen, hier deutlich besser sind, wenn deine Hautfarbe möglichst hell ist. Das Bild hat sich zwar verbessert. Doch wer in einem schicken Restaurant sitzt, der kann sicher sein, dass der Tischnachbar eher aussieht, als ob er aus Madrid, als aus einem Bauerndorf in Mexiko kommt. Doch das ist ein weltweites Phänomen. Eine Art Rassismus, die wohl nie ganz aussterben wird.

 

 

12 in 12 – Gefährliche Vorurteile

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Mit Vorurteilen ist das so eine Sache. Niemand kann mir erzählen, dass er sich nicht Vorurteile bildet und sich nie von Aussagen Anderer beeinflussen lässt.  Wenn Donald Trump sagt, alle Mexikaner seien Vergewaltiger und Kriminelle, dann schüttelt man zwar den Kopf und ist empört. Doch wenn man etwas Unwahres nur oft genug wiederholt, dann bleibt im Unterbewusstsein meist etwas hängen.

Um nochmals den Weisen Donald heranzuziehen. Er brauchte nur immer und immer wieder zu wiederholen, dass Hillary Clinton “crooked” sei , was zu Deutsch soviel wie korrupt und betrügerisch bedeutet, und irgendwann wurde das zu einem Fakt. Ja, Hillary ist “crooked”. Warum, das interessierte dann plötzlich niemanden mehr. Man vergass sogar, wer das ursprünglich gesagt hatte. Das nennt man dann Indoktrination und was daraus entstehen kann, dass wissen wir hoffentlich alle.

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“Vorurteile sind die Vernunft der Narren” hat schon der französische Philosoph Voltaire gesagt und das vor über 300 Jahren.  Aktueller könnte diese Aussage nicht sein. Jeder will sich unsere komplexe Welt so einfach wie möglich machen und dazu sind Vorurteile das einfachste Mittel.  Vorurteile nehmen in unsicheren Zeiten übrigens exponentiell zu. Schöne Aussichten.

Zurück nach Mexiko…Fragt Euch doch mal, was Euer Bild eines Mexikaners ist. Was stellt Ihr Euch genau vor und wie ist diese Vorstellung entstanden. Seit mal ehrlich. Ich will gar nicht versuchen, Eure Gedanken zu lesen. Doch glaubt mir, sie sind von Vorurteilen geprägt.

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Ich will mich da nicht ausschliessen. Auch ich habe Vorurteile und zwar eine ganze Menge – auch über Mexikaner. Richtig einschätzen kann man Menschen sowieso immer erst dann, wenn man sie trifft, mit ihnen spricht, ihnen zuhört und auf sie eingeht.

Ich weiss, dass ich mich hier aufs Glatteis bewege und kräftig generalisiere. Doch hier meine Charakterisierung der Mexikaner.

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Die Mexikaner sind herzensgute Menschen. Ich habe selten Leute erlebt, die so hilfreich sind und das ohne jeglichen Hintergedanken. Mexikaner sind taktvoll und können zuhören, sind interessiert, freuen sich, dass man da bist, setzen alle Hebel in Bewegung, dass sie dir deinen Wunsch erfüllen können und lassen dich in der Regel in Ruhe, wenn du gerade keine Lust hat, mit ihnen zu sprechen. Mexikaner sind alles andere als überheblich, machen einen glücklichen Eindruck, egal ob sie auf der Strasse frisch gepressten Orangensaft verkaufen oder ob sie gerade zur Mittagspause aus ihrem Grossraumbüro kommen und im schicken Restaurant ihre Portion Sushi verzehren.

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Mexikaner lieben ihr Land und sind stolz darauf, dass  Mexiko in den letzten 20 Jahren einen ganz grossen Schritt nach vorne gemacht hat. Mexikaner sind keineswegs immer laut, sondern auch gerne mal nachdenklich,  Mexikaner sind nicht alle kriminell Herr Trump, sondern die ganz grosse Mehrheit arbeitet hart, egal ob als Bäcker, Anwalt oder Schuhputzer. Kurz und gut: Mexikaner sind mir viel näher, als ich das jemals gedacht hätte. Sie sind wundervoll. Ich verstehe mich gut mit ihnen. Ich hoffe, sie sich auch mit mir, denn sie haben ganz bestimmt auch Vorurteile, wenn es um einen Gringo aus Europa geht.

12 in 12 – Bitte Mezcal und nicht Tequila

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Als ich hier in Condesa in einer Bar neulich eine Margarita bestelle, schaut mich der Barkeeper ganz schräg an. “Sin sal” (ohne Salz) sage ich noch und habe damit wohl ganz verspielt. Ich schaue meinen Kollegen Carlos an und der sagt ganz trocken: “Ne Margarita bestellt man in Mexiko nicht. Das ist was Amerikanisches.” Echt? Das kann doch nicht sein. Für mich war die Margarita immer die Königin der mexikanischen Drinks und Tequila der König. Falsch gedacht. Im Prinzip gibt es nur einen Herrscher über die mexikanischen Spirituosen und der ist der Kaiser und heisst Mezcal.

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Den Fehler werd ich so schnell nicht mehr machen. Mezcal statt Tequila, ich habs’ geschnallt.

Doch gibt es zwischen Tequila und Mezcal wirklich einen so grossen Unterschied? frage ich am nächsten Tag Maria. Beides werde doch aus Agave hergestellt. Oh, da war ich nochmals ins Fettnäpfchen getreten. Das ist zusammengefasst, was Maria mir auf meine unschuldige Bemerkung in einer kleinen Schimpftirade an den Kopf warf: Tequila ist Industrieproduktion, während Mezcal meist nach alten Rezepten von kleinen Familienproduzenten hergestellt wird.

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Tequila darf nur aus Agave Tequilana Weber produziert werden, die aus Feldanbau stammt. Die intensive Kultivierung und Züchtung dieser Sorte hat die Biodiversität in den Anbauregionen nachhaltig verarmen lassen. Mezcal darf aus allen Sorten von Agaven hergestellt werden, insbesondere auch wild wachsenden. Der grösste Teil stammt jedoch aus Agave angustifolia (Espadín) , der Urform von A. Tequilana Weber, die noch richtig tiefen Geschmack hat.

Tequila wird unter hohem Druck in wenigen Stunden in Industriebottichen gedämpft. Mezcal wird tagelang langsam in Erd- und Steinöfen eingedämpft. Tequila wird bis zu 49% Zucker zugesetzt, Mezcal lediglich 20%. Zur Gärung von Mezcal kommen keine Beschleuniger zum Einsatz. Tequilla wird  bei hoher Hitze destilliert, Mezcal bei geringerer Hitze über längere Zeit.

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Mezcal schmeckt tatsächlich anders als Tequila – deutlich rauchiger. Ich stelle Ähnlichkeit mit einem Single Malt Whisky fest und das kommt wohl nicht von ungefähr. Einerseits benutzen viele Mezcal-Hersteller alte Whisky-Fässer zur Reifung. Anderseits ist der Herstellungsprozess durchaus vergleichbar.

Mezcalerias (Bars, die auf Mezcal spezialisiert sind), schiessen mittlerweile besonders in den USA wie Pilze aus dem Boden. Das  hat dazu geführt, dass die grossen Produzenten mittlerweile auch ihre Mezcal-Marken haben und die hohe Kunst des Mezcal-Destillierens damit in Gefahr bringen. Sie kaufen immer mehr kleine Agave-Plantagen zusammen. Immer mehr Familienbetriebe werden schwach und verkaufen. Pleas don’t…

Eine Mezcal-Marke, die auch in uneren Breitengraden erhältlich ist und die ihre Sache gut macht, ist Alipus. Probiert doch mal ein Glas…denn Mezcal ist zu Recht der Kaiser der mexikanischen Spirituosen.

Ach ja, und wer Euch erzählt, dass ein richtiger Mezcal einen Wurm drin hat, der ist ein Gringo…

12 in 12 – Slim und Rodin mal 380

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Einige von Euch werden den Namen Carlos Slim kennen, andere nicht. Na dann will ich Euch kurz auf die Sprünge helfen. Herr Slim lebt in Mexico City und ist der reichste Mensch der Welt. Jahr für Jahr duelliert er sich mit Bill Gates um diesen Titel.  Sein Vermögen hat er dank der Privatisierung des mexikanischen Telekomgiganten Telmex gemacht. Zack – so einfach geht das.

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Wie Gates hat auch Slim eine Stiftung, die viel Gutes tut und die viel Geld in Kunst investiert. Als ich las, dass die Stiftung hier in Mexico City ein Museum gebaut hat, das eine der weltweit wichtigsten Kunstsammlungen beherbergt, dachte ich mir: Da muss ich hin. Das Museo Soumaya haut einen schon visuell um. Sechs Stockwerke voller Kunst. Insgesamt sollen es 66’000 Werke sein. Der Wert liegt bei weit über 1 Mrd. US-Dollar.  Alles gibt es hier: Van Gogh, Degas, Picasso, Miro, Dali und und und.

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Doch nichts, aber auch gar nichts kann einen auf den Besuch des obersten Stockwerks vorbereiten. Hier stehen in einem einzigen Raum fast wahllos zusammengewürfelt 380 Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin. 380 SKULPTUREN VON AUGUSTE RODIN!!! Ich weiss nicht genau was das soll. Schön ist das irgendwie nicht mehr, sondern eher unheimlich. Man bewegt sich in einem Raum, aus dem jedes andere Museum schon stolz wäre, eine einzige der Skulpturen zu haben. Irgendwie Verschwendung. Man kann sich keinem einzelnen Werk widmen, sondern ist völlig verloren und überfordert. Tage später kann ich mich an keine einzige der Skulpturen mehr erinnern. Ob Carlos das gewollt hat?

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Na gut, es gibt zwei Sachen, die diesen Wahnsinn irgendwie rechtfertigen. Erstens hat Carlos Slim das Museum zu Ehren seiner Frau gebaut, die leider 1999 im Alter von nur 50 Jahren verstarb.  Das Museum trägt deshalb auch ihren Namen. Zweitens ist das Museum für alle umsonst, denn jeder soll sich ein Bild von den schönen Künsten machen können. Naja, ich sagte ja schon, irgendwie rechtfertigen. 380 Skulpturen von Rodin in einem Raum…

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12 in 12 – Das Paradies der Sinne

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Es riecht nach Geranien, Maiglöckchen, Lavendel und nach Rosen. Ich  stehe vor der Perfumeria Tacuba 13, der Königin unter den über 20 Parfümerien an der Calle de Tacuba.

Das ist hier nicht Sephora oder Douglas. Hier stehen keine durchgestylten Flacons von Tom Ford und Yves Saint Laurent in den Regalen, sondern hier wird gemischt und zwar von Hand und das seit 1932. Hier kann jeder sein eigenes Parfum zusammenstellen oder eines der grossen Designer nachmischen lassen. Hunderte, ja vielleicht gar tausende von Flaschen mit Essenzen stehen hier in den Regalen.

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Die Kopfnote, die man unmittelbar nach dem Auftragen riecht, die  Basisnote, die nach einigen Minuten in den Vordergrund tritt und die Herznote, die noch lange danach bleibt – alles kann individuell gewünscht werden und das für 3 Euro pro Flacon. Es macht Spass, den Frauen hinter der Theke zuzusehen, wie sie vorsichtig mischen und riechen. 1500 Kunden kommen hier jeden Tag rein und erfüllen sich einen grossen Traum für wenig Geld.

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Entstanden ist die Parfumerie in den 30er Jahren, als das alte Gesetz, Parfums ohne Luxussteuer zu importieren, aufgehoben wurde. Seither wurde die Fertigkeit der Parfümherstellung perfektioniert. Einige sagen, die Angestellten der Perfumeria Tacuba 13 könnten gar mit den berühmten Nasen aus Grasse an der Côte d’Azur mithalten. Das kann ich mir durchaus vorstellen.

Die Spezialität hier in der Perfumeria Tacuba ist übrigens ein Duft, der Glück in der Liebe bringen soll. Orangenblüten, Jasmin, Gardenien und Veilchen sind das Geheimnis. Soll ich Euch eine Flasche mitbringen?

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12 in 12 – La Catrina stiehlt allen die Show

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An jeder Ecke sieht man heute in Mexico City weiss geschminkte, elegante und selbstbewusste Frauen, die ihren Mund schwarz verziert haben und wie ein Skelett oder ein Untoter aussehen. Die stolzen Damen erinnern mich etwas an Frida Kahlo. Es ist sie aber nicht. Die Figur heisst La Catrina und ist die ungekrönte Königin des Dia de Muertos, des Tag der Toten.

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La Catrina geht auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als der Kupferstecher Jose Guadeloupe Posada die Gestalt erfand, um sich über die mexikanische Oberschicht, die immer bestrebt war, sehr europäisch zu wirken, lustig zu machen.

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Als die mexikanische Revolution 1910 begann, die 1911 zum Sturz des Diktators Porfirio Diaz führte,  tauchte das Bild der La Catrina immer wieder auf. Sie symbolisierte das  Ende der Diktatur und der Macht der Oberschicht (naja, das Letztere hat nicht ganz geklappt).

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Spätestens als Diego Rivera, der berühmteste Maler Mexikos, der mit Frida Kahlo verheiratet war, La Catrina in seinem Gemälde “Sonntagsträumerei in der Alameda” aufgreift, hat sich der Kult um La Catrina verselbstständigt.

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“Catrina” ist im Spanischen ein Ausdruck für eine wohlhabende oder reiche Person, allerdings mit abwertendem und sarkastischem Unterton. Die Mexikaner lachen dem Tod ins Gesicht. Dass La Catrina eine reiche Frau symbolisiert kommt nicht von ungefähr. Wenn der Tod kommt sind wir alle gleich steckt als “Message” auch etwas hinter dieser Symbolik.

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Heute steht La Catrina für Freiheit, Revolution und Unabhängigkeit und natürlich auch für starke Frauen. Viva La Catrina!!!

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Der Kupferstich als Ursprung der La Catrina
Der Kupferstich von Jose Guadeloupe Posada als Ursprung der La Catrina.

 

12 in 12 – Das Städterating für Rom

Das ist der letzte Eintrag aus Rom. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

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Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

Die Römer sind äusserst freundlich. Doch manchmal lassen sie dich spüren, dass du hier nur ein Tourist bist.

Kulturelles Angebot: 7

Die Stadt bietet einiges, wenn es um traditionelle Unterhaltung geht. Doch wer Progressives und Überraschendes sucht, der ist hier nicht in der richtigen Stadt.

Food: 7

Wer italienisches Essen liebt (und das tun wir), der ist hier im Paradies. Wer aber gerne auch mal über den Tellerrand schielt, der geht hier leer aus.

Preisniveau:  6

Rom ist bestimmt nicht teuer – schon gar nicht wenn man es mit der Schweiz vergleicht. Doch billig ist Rom auch nicht. Den Espresso für 80 Cent würde ich in Sachen Qualität und Preis jedoch gerne überall hin mitnehmen.

Öffentlicher Verkehr: 2

Ich weiss gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Der ÖV in Rom ist ein Desaster. Busse kommen oft gar nicht, U-Bahnlinien existieren gerade mal zweieinhalb, Taxis gibt es viel zu wenige und ein City-Bike-System? Fehlanzeige. Das ist wirklich ein Ärgernis und versaut einem hin- und wieder mal den Tag.

Wetter/Klima: 8

Wenn das Thermometer im Oktober noch 20 Grad anzeigt, dann ist alles im Lot. Herrlich ist es hier.

Sicherheit: 8

In Rom haben wir uns zu jeder Tages-und Nachtzeit sicher gefühlt. Das ist schon sehr angenehm und hat uns positiv überrascht.

Fun/Feel-Good-Faktor: 7

Es ist schön, in Rom zu sein. Schon kleine Vergnügen, wie de tägliche Spaziergang runter zur Espressobar machen glücklich.

Coolness/Kreativität: 6

Das hat uns doch etwas überrascht. Rom ist eine altmodische Stadt, die in jeder Hinsicht lieber zurück als nach vorne schaut.

GESAMTRATING: 57 von 90 Punkten

Das reicht im Moment zu Platz zwei hinter Moskau (65 Punkte)

Nächster Halt: Mexico City

12 in 12 – Rom – Ein kleiner Reiseführer

Dass Rom nicht die beste Stadt ist, wenn ihr euch die kulinarischen Wunder dieser Welt vorknöpfen wollt, hab ich euch ja schon gesagt. Doch egal. Wenns um italienische Küche geht, dann ist das hier das Paradies. Damit ihr nicht ganz so verloren seit bei eurem nächsten Rom-Aufenthalt: Hier unsere Lieblingsadressen:

 

Forno Campo de’ Fiori

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Wenns um Backwaren aller Art geht, dann gibt es für mich nur den Forno Campo de’ Fiori. Ob Crostata mit Kirschen, Pizza aller Art oder Biscotti, hier is alles perfekt. Am allerbesten schmeckt die Pizza Bianca. Nein, das ist nicht Pizza mit Käse, sondern die römische Version von Focaccia. Viel dünner, saftiger und vor allem viel besser als Focaccia – kein Tag in dem ich nicht im Forno ein Stück Bianca gekauft habe.

Roscioli Caffè

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Das Roscioli Caffè ist meiner Meinung nach das Kronjuwel aus der Roscoli-Familie, die noch ein Restaurant und eine Bäckerei umfasst. Hier ist immer was los und alles schmeckt grandios. Die kleinen Gebäcke sind hohe Kunst und das immer dazu gereichte Glas Wasser mit Orangenschnitz passt sowas von gut zu deinem Caffè. Eine wahre Freude. Der Geheimtipp hier: Das Club Sandwich. Kein Scherz. Das ist das beste Club Sandwich auf diesem Planeten.

Hosteria Romana

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Die Hosteria Romana ist zwar kein Geheimtipp und es gibt auch den einen oder anderen Touristen, der da drin sitzt. Doch egal. Die Carbonara (eine römische Spezialität!) ist ein Traum und die Artischocken – entweder alla Guida oder Romana sind schon allein die Reise nach Rom wert. Die Kellner sind übrigens auch grandios. Sie gehören sozusagen zum Inventar.

Gelateria La Romana

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Unter den Gelaterie einen Favoriten zu finden ist nicht einfach. Doch unter dem Strich ist es wohl die Gelateria Romana. Davon gibt es einige in Rom. Crocante Della Nonna, alle Varianten des Nuss-Glace, die Blutorangen-Variation sind nur einige der Top-Gusti. Noch ein Tipp: Statt der normalen Schlagsahne die mit Zabaione nehmen (ist übrigens umsonst) und das Cono unten mit flssiger Schokolade füllen lassen.

Pizzeria Al Marmi

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An der Viale di Trastevere, 53 befindet sich die Pizzeria Al Marmi. Kein Rom-Aufenthalt ist komplett ohne einen Besuch dort. Nehmt euch einen Platz drinnen, um das Treiben so richtig beobachten zu können. Die Pizza ist erste Klasse und die Stimmung noch besser. Geht rechtzeitig, denn die Schlange kann lang sein. Erwartet keinen neapolitanische Pizza mit dicker Kruste. Hier gibt es die römische, die dünn und kross ist.

Caffè Peru

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Zu guter Letzt noch das Lieblings-Caffè bzw.  Bar, das Caffè Peru.  Der Caffè ist zwar nicht der beste der Stadt (viellicht der viertbeste), doch das Ambiente ist sowas von authentisch und einfach perfekt – egal zu welcher Tageszeit. Hier fühlt man sich immer pudelwohl.