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12 in 12 – Rom – Ein kleiner Reiseführer

Dass Rom nicht die beste Stadt ist, wenn ihr euch die kulinarischen Wunder dieser Welt vorknöpfen wollt, hab ich euch ja schon gesagt. Doch egal. Wenns um italienische Küche geht, dann ist das hier das Paradies. Damit ihr nicht ganz so verloren seit bei eurem nächsten Rom-Aufenthalt: Hier unsere Lieblingsadressen:

 

Forno Campo de’ Fiori

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Wenns um Backwaren aller Art geht, dann gibt es für mich nur den Forno Campo de’ Fiori. Ob Crostata mit Kirschen, Pizza aller Art oder Biscotti, hier is alles perfekt. Am allerbesten schmeckt die Pizza Bianca. Nein, das ist nicht Pizza mit Käse, sondern die römische Version von Focaccia. Viel dünner, saftiger und vor allem viel besser als Focaccia – kein Tag in dem ich nicht im Forno ein Stück Bianca gekauft habe.

Roscioli Caffè

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Das Roscioli Caffè ist meiner Meinung nach das Kronjuwel aus der Roscoli-Familie, die noch ein Restaurant und eine Bäckerei umfasst. Hier ist immer was los und alles schmeckt grandios. Die kleinen Gebäcke sind hohe Kunst und das immer dazu gereichte Glas Wasser mit Orangenschnitz passt sowas von gut zu deinem Caffè. Eine wahre Freude. Der Geheimtipp hier: Das Club Sandwich. Kein Scherz. Das ist das beste Club Sandwich auf diesem Planeten.

Hosteria Romana

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Die Hosteria Romana ist zwar kein Geheimtipp und es gibt auch den einen oder anderen Touristen, der da drin sitzt. Doch egal. Die Carbonara (eine römische Spezialität!) ist ein Traum und die Artischocken – entweder alla Guida oder Romana sind schon allein die Reise nach Rom wert. Die Kellner sind übrigens auch grandios. Sie gehören sozusagen zum Inventar.

Gelateria La Romana

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Unter den Gelaterie einen Favoriten zu finden ist nicht einfach. Doch unter dem Strich ist es wohl die Gelateria Romana. Davon gibt es einige in Rom. Crocante Della Nonna, alle Varianten des Nuss-Glace, die Blutorangen-Variation sind nur einige der Top-Gusti. Noch ein Tipp: Statt der normalen Schlagsahne die mit Zabaione nehmen (ist übrigens umsonst) und das Cono unten mit flssiger Schokolade füllen lassen.

Pizzeria Al Marmi

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An der Viale di Trastevere, 53 befindet sich die Pizzeria Al Marmi. Kein Rom-Aufenthalt ist komplett ohne einen Besuch dort. Nehmt euch einen Platz drinnen, um das Treiben so richtig beobachten zu können. Die Pizza ist erste Klasse und die Stimmung noch besser. Geht rechtzeitig, denn die Schlange kann lang sein. Erwartet keinen neapolitanische Pizza mit dicker Kruste. Hier gibt es die römische, die dünn und kross ist.

Caffè Peru

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Zu guter Letzt noch das Lieblings-Caffè bzw.  Bar, das Caffè Peru.  Der Caffè ist zwar nicht der beste der Stadt (viellicht der viertbeste), doch das Ambiente ist sowas von authentisch und einfach perfekt – egal zu welcher Tageszeit. Hier fühlt man sich immer pudelwohl.

 

12 in 12 – Der Priester und das Bier

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Kurz nach 10. Wie fast jeden Morgen bin ich auf dem Weg zur Bar Peru, um dort meinen zweiten Caffè zu trinken. Als ich reinkomme, fällt mir ein Priester in seiner traditionellen schwarzen, bis obenhin zugeknöpften Soutane auf. Nur der Ansatz des weissen Kollars schaut etwas hervor. Er sitzt allein an einem Tisch neben dem Eingang. Vor ihm steht ein Bier, genauer gesagt ein Peroni.  Genussvoll nippt der Priester am Glas mit dem kühlen Gerstensaft.  Er sieht zufrieden aus.

Ich weiss ncht warum. Doch im ersten Moment erschrecke ich leicht. Ein Priester trinkt ein Bier um 10 Uhr morgens? Das kann doch nicht… Doch dann fasse ich mich wieder. Warum denn nicht. Erstens wird er bestimmt schon seit 4 oder 5 Uhr morgens auf den Beinen sein und im Gegensatz zu mir sein Tageswerk schon mehr oder weniger hinter sich haben. Zweitens ist er keineswegs angeheitert, geschweige denn besoffen und drittens, was geht mich das überhaupt an. Jeder so, wie er es mag.

In Rom ist die katholische Kirche allgegenwärtig. Insgesamt gibt es hier 1600 Kirchen und Kapellen und über 5000 Priester. An jeder Ecke trifft man eine Wallfahrtsgruppe, angereiste oder einheimische Geistliche und immer wieder Nonnen und Mönche. An den Espressotheken stehen Priester Schulter an Schulter mit dem Banker und Schreiner, auf der Piazza diskutieren sie genau so heftig miteinander wie alle anderen und ja, in der Bar trinken auch sie gerne ein Bier . Sie gehören ganz einfach ins Strassenbild. Das hat was Beruhigendes und Harmonisches an sich. Berührungsängste zwischen Glauben und Plebs scheint es hier kaum zu geben. Das ist sicher nur eine oberflächliche Betrachtungsweise – doch zumindest die Oberfläche ist schön anzusehen.

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12 in 12 – Das ist Yanira

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„Wann heiratest Du mich nun endlich“, fragt der Gemüsehändler auf dem Campo de’ Fiori. „Ciao bella“ hört man von links und von rechts, „Wo warst Du denn so lange, hast du mich schon vergessen“, einen Stand weiter. Wer mit Yanira unterwegs ist, der kann sich im Hintergrund halten und in Ruhe durch die Strassen schlendern. Die 29-jährige zieht mit ihrer offenen Art und ihrer Ausstrahlung die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich.

Yanira ist aus Buenos Aires und lebt erst seit einem Jahr in Rom. Das römische Lebensgefühl hat sie schon voll und ganz aufgesaugt. “Ja klar, die Männer machen auch hier mal die eine oder andere Bemerkung”, sagt sie. “Doch im Vergleich zu Argentinien, wo Männer einfach keinen Respekt haben und du eine Bulldogge sein musst, damit du sie abwehren und aushalten kannst, ist es hier sehr angenehm.”

In Argentinien fühlte sich Yanira nie sicher, wenn sie die Strasse entlang ging. Unzählige Male wurde sie ausgeraubt. “Egal, wie vorsichtig ich war, jedes Smartphone wurde mir abgenommen.” In Rom hingegen fühlt sich Yanira frei – in jeder Hinsicht. Sie wohnt mit ihrem Freund in einem Studio etwas ausserhalb des Zentrums. “Die meisten anderen mieten sich nur ein Zimmer in einer Wohnung. Doch das wollten wir nicht”, sagt sie.

Yanira hat zwei Universitätsabschlüsse. Sie arbeitet als Übersetzerin für die renommierte Sapienza Universität und als Reiseführerin für Withlocals. Ihr Englisch ist fehler- und akzentfrei. Italienisch spricht sie wie eine Einheimische. Ihre Passion gehört aber dem Tanz. Vor kurzem hat sie ein Stipendium für die Tanzschule La Pirouette ergattert. Jetzt will sie es nochmals wissen. “Jeder denkt, nur weil du aus Argentinien bist, könntest du tanzen, vor allem den Tango . Doch das wird dir nicht einfach in die Wiege gelegt”, sagt sie bestimmt.  Yanira ist sehr glücklich in Rom, hat einen Freund aus Sizilien, will hier eine Familie gründen und ihre Kinder aufziehen. Doch zuvor will sie noch reisen, viel reisen.

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Dass sich Yanira in Italien so wohl fühlt, hat einen guten Grund. Ihre Familie kommt ursprünglich aus Italien, genauer gesagt aus Udine. Ihr Grossvater war, wie so viele andere Italiener, nach Argentinien ausgewandert. Deshalb hat Yanira auch einen italienischen Pass. Vor einem Jahr hatte sie ihre Familie in Udine und danach auch Rom besucht. Sie wusste sofort: das ist mein zu Hause.

Zwei Drittel der Argentinier und damit über 25 Millionen, haben italienische Wurzeln. Nirgends anders gibt es so viele Italienstämmige. Seit dem 19.Jahrhundert wandern Italiener immer dann aus, wenn es dem Land schlecht geht – am liebsten nach Argentinien.

Heute geht der Strom auch in die andere Richtung. Wer italienische Vorfahren hat, kann die Staatsbürgerschaft beantragen. Das machen immer mehr. Zwar geht es Italien nicht unbedingt rosig und wer sich hier umhört, weiss, dass es für die Jugend kaum keine Jobs gibt. Doch besser als in Argentinien, wo die Wirtschaft seit bald 20 Jahren darbt, ist es wohl schon, auch wenn die Löhne in Italien unter Druck sind. Yanira erzählt von einer Freundin aus Argentinien, die drei Universitätsabschlüsse hat und auch nach Italien wollte. Sie hatte ein Jobangebot von einer Sprachschule – für 1300 Euro im Monat. Das war einfach zu wenig. Jetzt lebt sie in Amsterdam.

Was sie nicht mag an Rom? Die Busse. Das sei eine Zumutung mit dem öffentlichen Transport hier und in die hoffnungslos überfüllte U-Bahn musste man sie am Anfang reinschieben. Ach ja und die Bürokratie sei ein Albtraum. “Sie wurde hier erfunden glaube ich”, scherzt sie. Doch nach einer Weile merkt man wie der Hase läuft und dass es nur drauf ankommt, die richtigen Leute zu kennen. Plötzlich gehe alles wie von alleine. Eine richtige Römerin.

 

 

12 in 12 – So trinkt man einen Caffè

caffe-2Wie trinkt man einen Caffè? Eine dumme Frage? Vielleicht. Ich will hier auch niemanden belehren. Richtig oder falsch gibt es nicht. Doch hier meine Methode, die ich mir in Rom angeeignet habe:

Zuallererst die Basics. Ein Caffè ist in Italien immer ein Espresso – in meinen Augen die einzig akzeptable Art, Kaffee zu trinken. Wer also in Italien in eine Bar geht und einen Caffè bestellt, kriegt einen Caffè, nicht einen Latte, nicht einen Americano, nicht eine Schale oder einen was auch immer: einen Caffè.

Die wichtigste Regel gleich vorweg: Von dem Moment an, wo man den Caffè kriegt, hat man 10 bis maximal 20 Sekunden Zeit, bevor der Caffè stirbt.

Stirbt? Ja, genau. Stirbt, tot, aus und vorbei. Danach kann man ihn gleich weggiessen.
Und ja, genau deshalb trinken die Italiener ihren Caffè immer an der Bar. Sie wollen ihn nicht sterben sehen.

Warum die 20- (oder für manche auch  10) Sekundenregel? Also: Der Espresso und damit die schwarze Flüssigkeit, ist das Herz des Caffè, die Crema (nennen wir sie mal salopp Schaum) die Seele. Die Crema ist der bittere Teil des Caffè. Sie “schwimmt” obenauf  und an ihr beissen sich Barristas (und Jura-Kaffeemaschinen) oft die Zähne aus. Nach spätestens 20 Sekunden löst sich die Crema mehr oder weniger auf und verschwindet aus dem Caffè. Die Seele steigt in den Himmel, der Geschmack auch und der Kaffee ist tot.

Also, wenn man die Tasse kriegt, dann mit dem Löffel kurz umrühren, um Luft in die Flüssigkeit zu rühren, Herz und Seele etwas zu vermischen, wodurch sich das Aroma erst so richtig entfaltet. Dann mit zwei oder maximal drei kleinen Schlucken den Caffè trinken.

Der Caffè wird mit ca. 80 Grad oder etwas drüber gebrüht. Die Tasse ist vorgewärmt. Dennoch kühlt sich der Caffè gleich etwas ab. Der Metalllöffel hilft da auch nicht.  Die Temperatur bleibt für 20 Sekunden auf rund 65 Grad. Das ist perfekt.

Ein Glas Wasser zum Caffè ist nicht Pflicht, aber ratsam. So neutralisiert man die Geschmacksnerven, um den Kaffee richtig geniessen zu können.
So einfach ist das.

Bester Caffè in Rom? Roscioli. Der Kaffee dort ist von Gianni Frasi di Giamaica Caffè aus Venedig. Kostenpunkt: 1 Euro. Der Italiener sagt übrigens: Sobald Du mehr als einen Euro für einen Caffê bezahlst, wurdest Du über den Tisch gezogen.

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 4

Cinema Farnese
Ein Fall für Alfredo Conte

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Kapitel 4

30 Jahre wohnt Roberto Ginelli in der gleichen Wohnung. Er ist bescheiden geblieben. Daran hat auch der grosse Erfolg seines Forno Campo de’ Fiori nichts geändert. Das Mansardenzimmer liegt nur einen Steinwurf von seiner Bäckerei entfernt, an der Vicolo delle Grotte, fünf Stockwerke die steilen Treppen hinauf. Inspektor Alfredo Conte ist ganz ausser Atem, als er oben ankommt. Er muss erstmal tief durchatmen.

Das Klingeln hat Ginelli nicht gehört.  Conte klopft dreimal sanft an der Tür. Ein Schlurfen, ein Schlüsseldrehen und die Tür geht auf. Dunkel war es in der Wohnung von Ginelli. Ein mächtiges durcheinander und zwar nicht das der Sorte geordnetes Chaos, sondern schlimmer. Papierhaufen überall und ein unangenehmer Geruch. Hinter den Stapeln sieht man die Umrisse eines Cheminées. Auf dessen Sims steht schön eingerahmt ein Schwarz-Weissfoto von seiner grossen Liebe Mariella Novelli aus der Schulzeit. Irgendwie traurig anzusehen. Die unerwiderte Liebe. Doch für Sentimentalitäten war jetzt keine Zeit. Das wusste der Inspektor.

„Komm, wir gehen nach draussen“ sagt Ginelli, zieht den Vorhang auf und öffnet die Balkontüre. Wow. Das ist Magie. Vom kleinen Balkon sieht man über die Dächer von Rom, direkt auf die Hügel Trasteveres und die wunderschöne Chiesa San Trinidad del Pellegrini. In der Ferne ist der Petersdom zu sehen. „Giuliano, ich muss ein ernstes Wörtchen mit dir reden“ kommt Conte gleich zur Sache. „Ich habe gehört, du hast Novelli am Abend vor seinem Tod in der Öffentlichkeit bedroht. Du hast zu ihm gesagt, er habe dein Leben zerstört, dich verraten und getäuscht und dafür werde er büssen, schwer büssen.“

Ginelli nickt. Er lässt den Blick Richtung Trastevere schweifen. „Ich habe ihm aber nichts angetan. Das musst du mir glauben, Alfredo, auch wenn ich zugeben muss, dass mich Novellis Tod nicht trifft. Er hat nichts anderes verdient. „Das hat niemand verdient,“ entgegnet Conte und schickt die Frage nach der Beretta hinterher. „Ja, das stimmt. Ich habe eine Beretta. Die ist auch ganz legal angemeldet. Irgendwo hier muss sie sein.” Ginelli macht sich daran, einige der Papierhaufen zur Seite zu schieben. Dann bückt er sich und nimmt einen Teil der Fussleiste ab. Aus dem Geheimfach zieht er eine Schachtel, die er sogleich öffnet. Sie ist leer.

Keine Beretta. Ginelli ist entsetzt. „Ich weiss auch nicht…sie war letzte Woche noch da. Ganz bestimmt. Das kann nicht sein. Niemand wusste, wo ich sie versteckt habe und Besuch hatte ich auch keinen. Ich weiss nicht.” Conte bleibt gelassen und legt Ginelli die Hand auf die Schulter. “OK, wenn du es wirklich nicht weisst, brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen. Ich bitte dich trotzdem, die Stadt vorerst nicht zu verlassen. Ich muss da ein paar Sachen klären.

Es sah nicht gut aus für Ginelli. Doch war er tatsächlich in der Lage, jemandem den Revolver an die Schläfe zu legen und  eiskalt abzudrücken?

Zurück auf dem Revier findet Conte einen Zettel auf seinem Schreibtisch. GEHEN SIE ZUM GRUNDBUCHAMT steht dort in grossen Lettern drauf. Hatte das mit dem Mord im Cinema Farnese zu tun? Warum zum Grundbuchamt? Ging es ums Kino, um das Hotel, die Bäckerei oder vielleicht das Theater oder gab es eine weitere Spur, die er bisher noch nicht berücksichtigt hatte? Conte knöpfte sein hellbeiges Hemd zu und machte sich auf den Weg. Draussen fegte der Wind durch die Strassen des Centro Storico. Der Inspektor wollte sich auf keinen Fall erkälten.

Cinema Farnese Kapitel 1
Cinema Farnese Kapitel 2
Cinema Farnese Kapitel 3

12 in 12 – Einbahnstrasse – Clet Abraham

Hier im Centro Storico von Rom gibt es einen witzigen Graffitikünstler, der sein Unwesen treibt. Ist Banksy in Rom oder hat Invader, der Franzose mit den witzigen Space Invader Mosaiken, eine neue Passion?

Nein, die veränderten Verkehrsschilder sollen von Clet Abraham gesprayt werden, heisst es. Er ist ursprünglich Franzose und damit seit einigen Jahren auch in anderen Städten in Italien, sowie international in New York und London unterwegs. Auf Instagram seht ihr, was er alles so cooles macht.

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12 in 12 – Was zu Hause ist

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„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird“, hatte schon der deutsche Dichter Christian Morgenstern vor über 100 Jahren festgestellt.

Ich weiss nicht wie es Euch geht. Doch für mich hat der alte Herr Morgenstern damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Zu Hause zu sein, sich zu Hause zu fühlen, ist die Grundvoraussetzung fürs Glücklich sein. Das Gefühl, mit einer Landschaft, mit Menschen, mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen verbunden zu sein, gehört zu unseren wichtigsten Grundemotionen.

Zu Hause ist für mich nicht dort, wo ich geboren oder zur Schule gegangen bin und auch nicht dort, wo ich meine erste eigene Wohnung oder ersten Job hatte, sondern dort, wo ich mich wohl fühle oder wie es Morgenstern besser sagte: verstanden werde.

Doch was trägt dazu bei, dass man sich wohl fühlt bzw. verstanden wird? Ist es der Ort, die Bleibe oder die Leute, mit denen man sich umgibt? Wie schnell entsteht ein zu Hause und wie lange ist es das? Eine Bauernregel dazu gibt es keine und eine Antwort darauf kann ich auch nicht geben – doch subjektive Empfindungen habe ich schon.

Moskau schenkte mir die wunderschöne Erfahrung, mich schon nach nur einer Woche zu Hause zu fühlen. Das war ein Glücksfall – ein unerwarteter. Unsere Wohnung war dabei der zentrale Faktor. Hier war ein Künstler zu Hause. Hier hatte jeder einzelne Gegenstand seine Bedeutung. Hier lagen positive Gedanken in der Luft. Auf wundersame Weise führte das zu einer Vertrautheit und einem Wohlfühlen, das mir Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit gegeben hat. Wie ist das bei Euch zu Hause?

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In Rom erlebe ich Ähnliches. Zwar lässt mich die modern und unpersönlich eingerichtete Wohnung, ganz nahe des so charmanten Campo de’ Fiori, kalt. Doch schon das Schweifen lassen des Blickes von der Terrasse über die Dächer Roms, die Geräusche, die von der Strasse nach oben dringen und die Spaziergänge durch verwinkelte Gassen, machen mich zufrieden und lassen mich ein ganz klein wenig zu Hause fühlen.

Es wird oft unterschätzt, dass auch eine Stadt ein Freund sein kann. Ein guter, richtiger Freund. Ein Freund, der zu einem steht und der einen nie enttäuscht. New York beispielsweise ist mein Freund. Mein Freund New York, mit dem ich sechs Jahre zusammenlebte, aber den ich vor über zehn Jahren verlasen habe, wartet auf mich und ist immer für mich da, wenn ich ihn brauche. Ich verstehe ihn und er mich, auch wenn ich ihn eine Weile nicht gesehen habe. Er gibt mir Geborgenheit, in der Sekunde, in der ich wieder die Luft um ihn einatme. Dieser Freund hört mich, unterstützt mich, lacht mich nicht aus, lässt mich in Ruhe, tritt mir in den Arsch, stärkt mir den Rücken, bewahrt mich vor Fehlern und lässt mich gleichzeitig Fehler machen. Er kämpft für mich.

Ich bin gespannt, welche der 12 Städte, die wir in den nächsten Monaten besuchen, auch zu meinem Freund und Partner in Crime werden. Ich will da noch gar kein Urteil fällen – auch nicht für Moskau und Rom. Denn Freundschaften bzw. Freunde werden erst so richtig getestet, wenn man sich länger nicht mehr sieht.

Ich bin davon überzeugt, dass das Heimatgefühl auch davon geprägt wird, wie lange man irgendwo verweilt. Wiederholte Abläufe, die sich emotional positiv auswirken, tragen dazu bei. Der allmorgendliche Gang zum Forno Campo de Fiori und die flotte Begrüssung dort, das Erwachen der Stadt beim Joggen entlang des Tibers, das Lächeln des Barristas bei Roscioli, wenn er mich fragt, ob ich noch ein Glas Wasser will, das „Salve“ beim Tabacchiere wenn ich die Buskarte kaufe – das alles kann, je öfter sich die Abläufe wiederholen, Heimatgefühle auslösen und zwar starke und bleibende.

Die Wohnung, die Stadt und die Leute. Ja, die Leute. Ich könnte mir kaum vorstellen, dass sich ein zu Hause entwickeln kann, ohne die Vertrautheit und Liebe einer oder mehrerer Personen. Das zu entwicklen an einem neuen Ort ist schwierig – sehr schwierig.  Einen guten Freund oder einen Partner zu finden, der einem Vertrautheit, Geborgenheit und…ja genau, Heimatgefühle gibt, ist die Grundvoraussetzung für Zufriedenheit. Da habe ich grosses Glück, dass diese Person bei mir in jeder Stadt ganz einfach immer mit dabei ist.

Heimat ist ein innerer Zustand.

12 in 12 – Der allererste San Lorenzo Carnival

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Die Musik dröhnt durch die Strassen. Südamerikanische Klänge und Rhythmen, die auch noch so zurückhaltende Passanten dazu animieren, das Tanzbein zu schwingen oder mindestens leicht mit dem Fuss zu wippen.  Das ist der allererste San Lorenzo Carnival, der in direkter Zusammenarbeit mit seinem Pendant im Londoner Stadtteil Notting Hill ins Leben gerufen wurde. Eine wunderbar farbige Angelegenheit. Frohe, glückliche Gesichter überall, eine begeisternde Atmosphäre, pure Lebensfreude  und eine ganz grosse Prise Spontanität. So wie es in Notting Hill wohl vor 30 Jahren mal war, bevor dort der Kommerz einzog.

Dass die Veranstaltung in San Lorenzo,  Roms vielfältigstem und spannendsten Quartier, weitab vom Luxus der Via Condotti, stattfindet, ist kein Zufall. Künstler, Arbeiter und Studenten leben hier Schulter an Schulter. Das ist noch das richtige Rom.  Die grösste Universität Europas, die Sapienza mit seinen 200 000 Studenten, ein wunderschönes ethnisches Wirrwarr, Graffitis an den Wänden, unzählige Bars und Clubs. Das macht San Lorenzo zu einem Mikrokosmos unseres Planeten – so wie wir (oder zumindest ich) ihn gerne überall hätten.

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Schwalbe fliegt nach… – 12 in 12 in der NZZ

c7115924-66cd-4d01-bf61-52a67e07ee48Heute ist der erste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Den Anfang macht Moskau. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze  Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen

 

 

12 in 12 – Essen in Italien: Traum oder Albtraum?

Die Pizza Rosso vom Forno Campo de' Fiori ist ein Gedicht.
Die Pizza Rosso vom Forno Campo de’ Fiori ist ein Gedicht.

In irgendwelchen Seminaren habe ich mal gelernt, dass man eine Kritik immer mit einem Lob einleiten soll. „Softening the blow“ nennt man das auf Englisch treffend. Also wende ich diesen Trick doch gleich mal an.

Das Essen in der italienischen Hauptstadt ist ein Traum. Die Pizza von Da Remo, das Tiramisu von Zum, die Carbonara von Roscioli, das Suppli von Supplizio, die Bianca vom Forno Campo de Fiori und das Eis vom Palazzo Del Freddo – ein Gedicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, kann ich sagen, dass ich diese Klassiker noch nirgends so gut in dieser Qualität gegessen habe. Perfektion. Absolute Perfektion.

Doch darüber hinaus?  – und ich bin mir bewusst, dass ich hier viele in ihrem Stolz verletze und wohl auf wenig Gegenliebe stosse. Darüber hinaus gibt es in Rom nichts, wenn es um die Gaumenfreuden geht. Hier gibt es nur italienische Küche und zwar meist genau so, wie es die Nonna schon damals, als alles noch besser war, gekocht hat und kein bisschen anders. Ja, das schmeckt zwar ausgezeichnet. Doch es ist auch langweilig. Sehr langweilig. Zum einschlafen langweilig.

Zu einer Hauptstadt, die Weltformat haben will, gehört auch die internationale Küche. Ja klar, es gibt hier Sushi und auch mal einen passablen Burger. Doch gross ist die Auswahl nicht. Während es in anderen Grossstädten nur so von Thais, Vietnamesen, Mexikanern, Indern, Peruanern, Franzosen, Spaniern, Amerikanern und ja – Italienern! wimmelt, und jedes interessante Gastrokonzept immer wieder neu erfunden und gemischt wird, ist hier Funkstille.

Im Gambero Rosso, Italiens wichtigstem Restaurantfüher, gibt es über ein Dutzend Restaurantkategorien, die jede eine eigene Rangliste hat. Von der Pizzeria, zur Trattoria über die Osteria bis hin zur Rosticceria… alles wird bewertet. Eine einzige Kategorie beschäftigt sich mit der Küche ausserhalb Italiens und die heisst lapidar: Ethnisch. Sie steht ganz verschupft am Ende des Buches. Acht der zehn Top-Restaurants in der Kategorie ethnisch sind Japaner…

Warum ist das so? Warum haben die Italiener (und sogar die eher aufgeschlossenen Grosstädter aus Rom) Angst vor Veränderung, Angst (oder von mir aus auch keine Lust), etwas Neues auszuprobieren? Die einfache Antwort ist: Wer eine so gute Küche hat, wie wir, der braucht kein Sushi und kein Curry. Doch dass das engstirnig und reaktionär ist, das muss ich hoffentlich niemandem beweisen. Die Angst vor Veränderung gibt es nicht nur bei den Gaumenfreuden, sondern zieht sich in Italien durch alle Zweige der Gesellschaft. Die Mode der Masse hat sich in den letzten 50 Jahren erstaunlich wenig verändert, das Fernsehprogramm, die italienischen Schlager, das Kulturangebot und die Produkte im Supermarkt: alles wie gehabt.

Man lebt in der Vergangenheit und merkt nicht, dass sich die Welt weiter dreht. Ich will jetzt nicht behaupten, dass das auch der Grund ist, warum Italien wirtschaftlich nicht mehr so solide da steht und Innovationen, die zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit beitragen, fehlen. Doch denkt mal darüber nach…

So schön das Gefühl der Italianita und des Bella Italia ist, schön wäre es, wenn man etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung und Offenheit für Neues zeigen würde. Doch zwingen kann man dazu niemanden.

So, es ist Zeit, ans Mittagessen zu denken. Ich habe richtig Lust auf eine Portion Spaghetti Amatriciana – wahrscheinlich gehe ich zu Da Enzo.