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12 in 12 – Glück ist nur eine Frage der Zeit

Überall in Bangkok gibt es sie. Die Verkäufer mit ihrem kleinen Klapptisch, die Lose der staatlichen Lotterie verkaufen. 80 Bath oder umgerechnet  2 Euro kostet ein Los, was für einen Thailänder eine Menge Geld ist. Jeder dritte Thailänder kauft sich  so ein Los. Zweimal im Monat werden die Zahlen ausgelost; jeweils ein grosses Ereignis.

Die knapp 20-jährige Araya hat dieses Mal gleich drei Lose gekauft. Die Nummern habe sie von ihrem Goldfisch zugeflüstert bekommen, der sein Futter aus verschiedenen mit Zahlen gekennzeichneten Töpfen herausholt. Das ergibt die jeweilige Glücksnummer, erzählt sie stolz. Sie wolle reich werden, sagt sie und ist davon überzeugt, dass dieses Mal ihr grosser Tag ist. Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Die Auszahlquote der Thai-Lotterie beträgt gerade mal 60%, weltweit die tiefste für ein Glücksspiel. Zum Vergleich: beim Pferderennen werden in der Regel 81% ausbezahlt, beim Spiel mit den einarmigen Banditen 89% und beim Blackjack gar 98%.

Das hält Araya nicht davon ab, ihr Glück zu versuchen, immer und immer wieder. Schliesslich ist die Thai Lotterie die einzige legale Form des Glücksspiels in Thailand. Gewinner ist, wer eine der ausgelosten Dreierkombinationen hat. Dieses Mal sind das 066, 807, 426 und628.

Araya hat keine dieser Kombinationen und geht auch dieses Mal leer aus.” Na, macht nichts, vielleicht kann ich in der Untergrundlotterie noch was für meine Tickets kriegen” meint sie.

Neben der offiziellen Lotterie gibt es noch die Untergrundlotterie, eine halbwegs illegale Institution (was auch immer das heisst). Die Thailändische Regierung versucht seit Jahren, gegen die Untergrundlotterie vorzugehen. Die gegenwärtige Militärregierung hat das gar zu einer ihrer Top-Prioritäten gemacht. Bisher ohne Erfolg. In den verschiedenen Untergrundlotterien wird mehr Geld umgesetzt, als mit der staatlichen Version.

Wie Araya genau im Untergrund noch was für ihre Lose kriegen will, weiss ich nicht. Araya zieht von dannen. Traurig ist sie jedoch nicht. Sie weiss, dass es schon in zwei Wochen wieder die grosse Chance geben wird, reich zu werden. Dann will sie vier Lose kaufen. Ihr Goldfisch wird sie dieses Mal bestimmt nicht im Stich lassen.

 

12 in 12 – Muay Thai – Die Fabel von Kamon und Pana

Kamon kann nichts aus der Ruhe bringen. Er hat ein Lächeln auf den Lippen und wie immer sein schwarzes Poloshirt an. Kamon zieht im Channel 7 Stadion in Bangkok die Fäden, wenn es um Wetten beim Thai Boxen, oder wie es bei den einheimischen heisst, Muay Thai, geht. Er hat Jahre gebraucht, bis er sich seine Position erkämpft hat. Doch jetzt kann ihm niemand mehr was vormachen.

Plötzlich hält Kamon fünf Finger nach oben, was heisst, dass er in der nächsten Runde auf den Favoriten setzt und eine Quote von 5:1 bietet. Er schaut ins Publikum und findet Pana. Der nickt ihm zu und geht die Wette ein. Pana ist der alte weise Mann unter den Gamblern. Eine Institution im Channel 7 Stadion.

Der Favorit in der roten Hose dominiert die nächste Runde. Kamon hat das richtige Gespür gehabt. Für Pana hingegen ist es ein bitterer Abend. Da hilft auch sein graues Glückshemd nichts. Zum wiederholten Male hat er gegen Kamon verloren. Pana ist noch ein Wettteufel der alten Generation. Ohne technische Hilfe verlässt er sich einzig und allein auf seine Erfahrung und sein geschultes Auge. Seit über 40 Jahren kommt er zum Muay Thai.

Kamon weiss, dass er dank Technik einen Vorteil hat und das nützt er eiskalt aus. Die Kämpfe werden live am TV übertragen. Er hat drei Handys auf einem Pappkarton befestigt und einen Kopfhörer im Ohr. So holt er sich Zusatzinformationen von seinen Helfern, die zu Hause vor dem TV zuschauen. Wenn er mit ihnen spricht, dann hält er sich immer den Karton vor den Mund. Man weiss ja nie, ob hier einer Lippen lesen kann.

Pana kann seine Pechsträhne nicht akzeptieren. Gegen Kamon zu verlieren, schmerzt besonders. Schliesslich war Pana zuvor mal die Eminenz der Wettgemeinde des Channel-7-Stadions. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Der letzte Kampf steht an. Pana will sich das verlorene Geld wieder zurückholen. In der ersten von fünf Runden wird kaum gewettet. Traditionell ist die zum Abtasten da. So richtig los geht es erst in Runde 3 und 4, dann aber so richtig. Das Stadion kocht, das eigene Wort kann man dann schon lange nicht mehr verstehen und im Ring wird es richtig blutig.

Im  Muay Thai wird nicht nur mit der Hand geboxt, sondern sind Ellenbogen, Knietechniken und das Clinchen erlaubt. Die im Muay Thai bekannteste Technik ist der Kick mit dem blanken Schienbein, meist auf den Oberschenkel oder Rippenbereich gezielt. Je nach Reglement und Profistufe des Kämpfers können Knietritte zum Kopf zulässig sein. Insgesamt gibt es 50 Punkte zu holen. Oft passiert es, dass ein Kämpfer in der fünften Runde durch das hinhalten der beiden Handschuhe signalisiert, dass er weiss, dass er den Kampf verloren hat. Um das Gesicht zu wahren, akzeptiert der Gegner dieses Zeichen und verzichtet darauf, die letzte Runde noch mit voller Wucht durchzuboxen und seinen Gegner noch stärker zu verletzten. Thai Boxen gilt als eine der gefährlichsten Kampfsportarten.

Zurück zu Pana und Kamon. Die vierte Runde steht an. Der Kämpfer in der roten Hose hat das Geschehen bisher klar dominiert. Pana glaubt an ihn und bietet Kamon mit einem schnellen Handzeichen eine Quote von 4:1 an. Um wieviel es in diesem Moment geht, ist mir nicht ganz klar. Angesichts der Blicke meiner Sitznachbarn muss es um sehr sehr viel Geld gehen. Kamon zögert keine Sekunde. Er geht die Wette ein. Er rechnet damit, dass der Underdog in den ersten Runden nur geblufft hat.

Der Gong. Runde 4 beginnt. Plötzlich schlägt der der Underdog in der blauen Hose zu. Zwei- dreimal mit dem Ellenbogen und dann…. ein Kniestoss zum Kopf. Dabei springt er auf und dann knallt’s. Ein Raunen geht durch die Menge. Der Favorit hält sich zwar auf den Beinen, doch er wird angezählt. Der Rest der Runde geht im gleichen Takt weiter. Kamon hat sein berühmtes Lächeln auf den Lippen.  Pana hingegen versteht die Welt nicht mehr. War das heute nur Glück oder ist er der Sache einfach nicht mehr gewachsen?

Für Kamon hingegen lief heute wieder mal alles nach Plan. Er zählt nach dem Kampf ungeniert die Geldscheine. Hier würde sich niemand trauen, gegen den Wettkönig etwas zu unternehmen und ihm die Scheine abzunehmen. Neben ihm stehen  zwei etwas breitschultrigere Kollegen. Die dürften das im Fall der Fälle ohnehin verhindern.

Nach dem Kampf sehe ich Pana draussen. Er holt sich an einem Stand einen Nudelsuppe udn setzt sich auf einen roten Plastikstuhl. Gedankenversunken stochert er in seiner Schüssel herum. Traurig oder wütend sieht er dabei nicht aus. Bestimmt denkt er gerade an die buddhistische Weisheit: “Groll mit sich herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle –in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich dabei nur selbst.” Bestimmt.

Schwalbe fliegt nach…12 in 12 in der NZZ

Sydney lässt Euch noch nicht ganz in Ruhe. Einen hab ich noch…Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Sydney. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen.

Und hier noch ein Link zu allen anderen Portraits in der NZZ

12 in 12 – Es gibt nicht nur eine Religion

Es ist faszinierend, den Thailändern zuzuschauen, wie sie dem Gott Brahma am Erewan-Schrein in Mitten der chaotischen Stadt ihre Ehre erweisen. Hier bittet man um Geld, Liebe, beruflichen Erfolg aber auch Gesundheit und Erleuchtung. Blumenkränze, Weihrauch und kleine Elefantenfiguren überall. Hier war es auch, wo vor anderthalb Jahren bei einem Bombenanschlag 20 Menschen ums Leben kamen. Davon ist mittlerweile nur noch wenig zu spüren.

94% der Thailänder glauben an Buddah, genauer gesagt praktizieren sie den Theravada-Buddhismus,  die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Zwar wird der Buddhismus durchaus noch sichtbar gelebt,  gibt es überall Tempel von gross und prunkvoll bis hin zum kleinen Schrein vor der Haustür. Es gehört für viele auch zum Tagesritual, Blumen oder andere Gaben niederzulegen.

Doch in Bangkok gibt es noch eine andere mächtige Religion, die dem  Buddhismus kräftig Konkurrenz macht und die heisst Shopping. Der meist fotografierte Ort in ganz Thailand ist denn auch nicht etwa der Grand Palace Tempel, sondern die Shopping Mall Paragon.

In Bangkok gibt es so viele Shopping Malls wie nirgends anders auf diesem Planeten. Nicht mal Dubai, Hongkong und Singapur können da mithalten. Alllein an der Meile zwischen MBK und Central Embassy warten über 5000 Läden auf ihre Anbeter. Alles ist hochmodern und versucht so viel Spass auszustrahlen, wie nur möglich. Am Wochenende gibt es für die Bewohner von Bangkok, die etwas auf sich halten, denn auch nur ein Ziel: Ab in die Mall. Hier fühlt man sich wohl unter Gleichgesinnten. Das Gemeinschaftsgefühl dank Konsum wird in Bangkok gross geschrieben.

Dass Konsum für so viele Thailänder noch vor dem Buddhismus kommt, müssen auch die Buddhistischen Mönche neidlos anerkennen. Phra Paisan Visalo, einer der einflussreichsten Mönche des Landes, sorgte mit dem Zitat: “Konsum ist die neue Religion Thailands. Früher ging man am freien Tag in den Tempel, heute geht man in die Mall” vor einiger Zeit für Schlagzeilen. In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Mönche in Thailand halbiert. Die Generation iPhone hat andere Interessen.

12 in 12 – Der König ist Tod, lang lebe der König (kind of)

Der neue König Rana X aka König Vajiralongkorn

Wir sind im schönen alten Lido-Kino in Bangkok und haben es uns gerade gemütlich gemacht. Gleich beginnt der japanische Film “Tomorrow I Will Date with Yesterday’s You”, eine gute Vorbereitung auf unsere nächste Destination. Da springen plötzlich wie von der Tarantel gestochen alle Zuschauer auf und starren gebannt auf die Leinwand. Aus den Lautsprechern dröhnt die königliche Hymne und auf dem Screen erscheinen minutenlang Portraits des neuen Königs Vajiralongkorn alias Rama X. Auch wir kommen nicht darum herum, aufzustehen und dem König unseren Respekt zu erweisen. Man ist hier ja schliesslich nur Gast.

Der verstorbene König Bhumibol

Thailand hat schwierige Jahre hinter sich. Zwei Militärputschs, immer wieder neue Regierungen, Proteste en masse. Seit die Militärjunta die Fäden zeiht ist die Verfassung ausser Kraft. Die Rechte der Bürger wurden stark eingeschränkt. Die Lage warüber Jahre hinweg bereits angespannt und dann passierte das, wovor alle Angst hatten.

Im Herbst des vergangenen Jahres starb König Bhumibol, der 70  Jahre im Amt war und von den Thailändern als Halbgott verehrt wurde. Er war Vorbild und Ersatzvater für alle und hatte sich immer rührend um das Wohl seines Volkes gekümmert. “Als  Bhumibol starb, dachte ich, dass es jetzt vorbei ist mit meinem Thailand” erzählt uns ein Ladenbesitzer im Stadteil Ari.

Nach 30 Tagen Staatstrauer hatten viele mit neuen Protesten und gewaltsamen Auseinandersetzungen gerechnet. Dazu kam, dass der neue König Vajiralongkorn eine umstrittene Persönlichkeit ist. Vajiralongkorn gilt als Playboy und Partylöwe, war drei Mal verheiratet, hat lange Zeit in Deutschland gelebt und wird wohl nie die Anerkennung erreichen, die sein Vater genossen hatte. Wie durch ein Wunder geht das Leben in Thailand jedoch ganz normal weiter. Die Thais sind ein gelassenes Volk. “Life goes on” ist ihr Motto. Zwar gibt es an jeder Ecke noch Bilder und Schreine für den verstorbenen König und trägt die Mehrheit der Staats- und Büroansgestellten noch immer schwarze Kleidung. Doch Feindseeligkeit gegenüber der Militärjunta und dem 64 Jahre alten  neuen König ist keine zu spüren. Ein wenig mag dabei auch helfen, dass für Majestätsbeleidigung eine Gefängnisstrafe von 3 bis 15 Jahren ausgesprochen werden kann und das auch öfter mal angewendet wird.

Ach ja, die Nachfrage nach schwarzer Kleidung war zwischenzeitlich so hoch, dass die Regale in den Läden leergefegt waren. Das hatte zur Folge, dass die Preise für schwarze T-Shirts das mehrfache des normalen Niveaus erreichten. Die Regierung beschloss daraufhin, dass jeder, der schwarze Kleidung zu überhöhten Preisen verkauft, hart bestraft wird. Das hat gewirkt. Mittlerweile ist schwarze Kleidung wieder überall zu normalen Preisen erhältlich.

Trotz politischer Unruhen sind 2016 so viele Touristen nach Thailand gereist wie nie zuvor. Bangkok fühlt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit extrem sicher an. Wer also irgendwelche Bedenken hat, hier Ferien zu machen, der kann diese beruhigt ablegen.

12 in 12 – Futter für die Enten

“Bis heute haben wir nie gestritten”, erzählt uns ein europäischer  Freund , der seit bald 20 Jahren hier in Bangkok lebt. Er spricht von seiner Ex-Frau, einer Thailänderin, von der er sich vor einigen Jahren scheiden liess. Es sei schwierig gewesen, eine emotionale Nähe aufzubauen, sagt er. Dennoch ist er davon überzeugt, dass Thailänderinnen und Europäer grundsätzlich gut zusammenpassen. Während die Thailänderin sehr schätzt, dass der Europäer im Gegensatz zu den einheimischen Männern generell treu ist, mögen viele Europäer die klaren traditionellen Verhältnisse, die den Mann als Oberhaupt der Familie sieht. Ach so…

Doch dann kommt’s. “Doch die thailändischen Frauen können auch anders” meint er. Wenn man sie zu stark reizt, dann schneiden sie ihrem Mann auch gerne mal den Penis ab.” Wie bitte? Ja, Thailand sei das Land mit den meisten “Penis-Enthauptungen”. OK… Tatsächlich ist dem so. Eine kurze Recherche ergibt, dass es in Thailand seit den Siebziger Jahren an der Tagesordnung ist, dass die Frau, die herausfindet, dass ihr Mann sie betrogen hat, wartet bis er am Abend eingeschlafen ist und dann ratzfatz mit dem Küchenmesser zuschlägt. Dann wird das Corpus Delicti den Enten, die traditionell unter dem auf Stelzen gebauten Haus “wohnen”, zum Frass vorgeworfen.

Gregory Bechtel und Cecilia Tiller haben dieses Verhalten für das Medical College of Georgia (in Atlanta) untersucht und sind zum Schluss gekommen, dass den meisten Taten drei Ereignisse vorangegangen waren:

1. Eine finanzielle Krise im Haushalt

2. Schwerer Alkoholkonsum des Ehemanns kurz vor dem Ereignis

3. Öffentliche Demütigung der Ehefrau, nachdem bekannt wurde, dass der Mann eine Geliebte hat.

Aus dieser “thailändischen Tradition” ist  dieser häufig zu hörende Spruch entstanden: “Ich muss jetzt besser nach Hause, sonst haben die Enten was zu essen”.

12 in 12 – Weiss, weisser am weissesten

Schon bei der Fahrt vom Flughafen von Bangkok in die Wohnung erschlagen mich die Plakate für Hautcreme, Spritzen und Pillen, die nur ein Ziel haben: die Haut so weiss wie möglich zu machen. Wir in Europa geben alles dafür, endlich mal braungebrannt zu sein und hier in Thailand ist das grosse Ziel jeder Frau, so weiss wie möglich auszusehen? Schon schräg.

Wer glaubt, das sei der Versuch der Thailänderin, so weiss wie eine Europäerin auszusehen, der täuscht sich gewaltig. Die Obsession hat einen ganz anderen Hintergrund. Wer dunkle Haut hat, der gilt als arm. Das gilt nicht nur in Thailand, sondern überall in Asien. Dunkle Haut ist ein Zeichen für viel Arbeit an der Sonne, gebückt auf dem Feld. Dunkle Haut gilt als schmutzig und ist – ja Gott bewahre uns – ein Zeichen des Alterns. “Tua Dam” heisst auf Thai “schwarzer Körper” und ist hier ein schlimmes Schimpfwort.

Das hat zur Folge, dass viele Thais nie ans Meer gehen, und das im Land mit den schönsten Sandstränden der Welt. In  Bangkok sieht man immer wieder Frauen mit einem Sonnenschirm herumstolzieren oder gar mit einem Tuch bedeckt. Ja keinen Sonnenstrahl abkriegen, ist die Devise. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum Shopping Malls hier so beliebt sind.

Je heller die Haut, desto schneller gehts mit der Karriere. Traurig, aber wahr. Helle Haut gilt nicht nur als schön, sondern ist auch ein Zeichen von hoher Intelligenz. Die Kosmetikindustrie haut selbstverständlich kräftig in diese Kerbe. “Zu helle Haut gehabt und den Job nicht bekommen? Wir helfen!” heisst ein Slogan. Thais sind Besessen mit der hellen Haut der Koreaner und Japaner. So wollen sie auch aussehen. Sie probieren deshalb alles, um ihre Pigmente weisser zu machen.

Wissenschaftlich ist die Wirkung der Behandlungen äusserst umstritten. Während die Mittel, die in den Kosmetikabteilungen verkauft werden, in der Regel recht harmlos sind, werden unter dem Tisch Sachen verkauft, und im Hinterzimmer Sachen gespritzt, die extrem gefährlich sind. Vitamin-C-Cocktails und Glutathion sind noch die harmloseren Seren. Zudem leiden die Abwehrkräfte der Haut, durch die Weissheitstherapie.

Der grosse Trend im Moment sind übrigens Hautcremen mit Schneckenextrakt (Snail Whitening). Die soll besonders weiss machen und die Haut zudem straffen. Die Bloggerwelt spielt verrückt und in jedem Kosmetikgeschäft sind die Tuben der Creme en masse aufgestapelt. Die armen Schnecken…

Hier noch ein Youtube Video für eine der harmloseren Cremen:

12 in 12 – Städterating Sydney

Das ist der letzte Eintrag aus Sydney. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

Etwas mehr als ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Die australische Lockerheit ist sicher ansteckend. Doch unter der lockeren Oberfläche gibt es durchaus auch eine gewisse Staatshörigkeit. In Australien gibt es mehr Regeln als in den meisten europäischen Ländern

Kulturelles Angebot: 8

Dafür, dass Sydney am Ende der Welt liegt, ist das Angebot absolut erstklassig. Festivals en Masse, eine vibrierende Musikszene, Theater, Museen. Alles is auf internationalem Top-Niveau. Eine wahre Freude.

Food: 7

Dass Australien eine Vielfalt an gastronomischen Einflüssen bietet hat wohl zwei Gründe: Erstens gibt es keine australische Küche und so ist der Australier offen für alles und zweitens ist Australien und insbesondere Sydney ein Einwandererhub. Besonders die asiatische Küche ist hier absolute Spitze. Die Qualität der Zutaten ist zudem “out of this world”.

Preisniveau: 5

Wenn man vorher in Mexico City und Buenos Aires war, dann muss man sich erst wieder an die höheren Preise gewöhnen. Doch unter dem Strich ist Australien nicht teuer. Wenn man ein wenig aufpasst, wo man was kauft, dann ist Australien durchaus mit Europa vergleichbar.

Öffentlicher Verkehr: 6

Der ÖV in Sydney ist verbesserungsfähig. Zu wenige Metro-Linien, kein öffentliches Fahrradsystem und oft starker Verkehr führen oft zu Wartezeiten. Was allerdings cool ist, sind die öffentlichen Schiffs-Linien, die einen je nach Wohnort direkt zur Arbeit bringen.

Wetter / Klima: 8

Sommer ist Winter und Winter ist Sommer, wenn ihr wisst was ich meine. In Sydney ist es das ganze Jahr über schön. Manchmal wird es etwas gar warm, doch dann ist die Abkühlung an einem der 70 Strände der Stadt nicht weit.

Sicherheit: 9

In Sydney gibt es glaube ich das Wort Kriminalität gar nicht. Hier fühlt man sich absolut sicher.

Fun/Feel-Good Faktor: 8

Spass haben kann man in Sydney eine ganze Menge. Alles ist einen Tick lockerer und einfacher.

Coolness/Kreativität: 6

Sydney ist nicht die kreativste aller Städte. In Australien gibt da Melbourne den Ton an. Hier ist man eher etwas konservativ und traditionell. Doch das muss nicht zwangsläufig was Schlechtes sein.

Total: 64 Punkte

Das ist Platz drei, gleichauf mit Buenos Aires und ganz knapp hinter Mexico City und Moskau. Hier noch der Überblick:

12 in 12 – Tod der Plastiktüte!!!

Harris Farm ist ein wunderschöner Bio-Supermarkt in Sydney, der herrlich reife Calypso Mangos, kremige Joghurt mit Passionsfrucht, perfekte T-Bone-Steaks aus Gippsland und himmlisch duftende Pains au Chocolat verkauft. Ich liebe es, bei Harris Farm einzukaufen. Doch als ich das erste Mal an die Kasse komme, bin ich schockiert; nicht etwa weil mich die Kassiererin freundlich fragt, wie es mir geht, sondern weil sie meine Sachen einfach so in drei riesige Plastiktüten einpackt, als wenn das die normalste Sache der Welt wäre. Als ich ihr sage, dass ich meine eigene Tüte dabei habe, weiss sie erst gar nicht recht, wovon ich spreche. Sie gibt mir die Sachen fast wiederwillig ohne Plastiktüte und ich packe sie in meinen Rucksack.

Australien war für mich immer ein Vorbild, wenn es um Natur und Umweltschutz geht. Das grosse Ozonloch hatte hier doch bestimmt alle auf den Plan gerufen. Doch während Länder wie Somalia, Kenia, Tansania, Uganda und China die Plastiktüten längst ganz verboten haben, wird in Sydney und auch in Melbourne weiter kräftig Plastik verschwendet.

Freunde, die ich hier frage, warum die Tüten noch immer nicht verboten sind, zucken ratlos mit der Schulter. Ja, stimmt eigentlich. Doch die Tüten seien bestimmt biologisch abbaubar meinen sie. Ein wenig Nachforschung ergibt, dass einerseits längst nicht alle Plastiktüten, die in Australien umsonst abgegeben werden, biologisch abbaubar sind und anderseits auch biologisch abbaubare Tüten aus Plastik sind und der abbaubare Plastik als einziger Vorteil in kleinere Teile zerfällt, aber weiterhin Plastik bleibt.

Seit 2003 arbeitet Australien an einem Verbot von Plastiktüten. Jedes Jahr heisst es, man sei jetzt bald so weit. 14 Jahre später gibt es noch immer keinen Erlass und aus der Bevölkerung kommt viel zu wenig Druck. Australien, Du solltest dich schämen. Nur zur Erinnerung: Es dauert 1000 Jahre, bis eine Plastiktüte vollständig abgebaut ist. 500 bis 1000 Milliarden Plastiktüten sind bereits im Umlauf. 300 Millionen davon sind irgendwo im Atlantik verteilt. Allein in Australien werden jährlich 4 Milliarden Plastiktüten produziert. 1 Million Vögel und über 100’000 Delphine, Schildkröten und andere Meerestiere sterben jedes Jahr, weil sie sich in Plastiktüten verstricken oder ihren Magen mit Plastiktüten verstopfen. Um Plastiktüten herzustellen braucht man Öl. In den USA allein sind es 12 Millionen Fass Öl pro Jahr, die dafür eingesetzt werden. Die könnte man alle locker sparen.

Immerhin, einige Regionen, darunter Tasmanien und das Northern Territory, haben die Tüten bereits verboten. Wenn alles gut läuft, sollten die anderen Regionen in den nächsten zwei Jahren folgen. In Queensland soll da Verbot 2018 in Kraft treten. “Don’t Trash our Oceans” steht in Bondi Beach auf einem grossen Graffiti. Ja, bitte auch nicht mit Plastiktüten.

12 in 12 – Die Rettungsschwimmer von Bondi Beach

Da sticht mich doch was im Wasser. Aua, das brennt. Was ist das bloss? Ich hoffe keine Würfelqualle, deren Berührung  tödlich enden kann. Doch sind die nicht mehr im Nordosten Australiens zu Hause? Daumen drücken. Ich schwimme sofort an Land zurück und warte erstmal ab. Das Brennen lässt nicht nach. Was soll ich nur machen? Wieviel Zeit habe ich noch, bevor das Gift wirkt? Soll ich einen der Rettungsschwimmer fragen, ob er mir helfen kann oder mache ich mich da nur lächerlich? Egal. Better safe than sorry. Ich gehe auf den Rettungsschwimmer zu und erkläre ihm, was passiert ist. Ach ja, das war sone Qualle, meint er. “Don’t worry man. Put some ice on it and the pain will go away in a bit”. Aha, dacht ich es mir doch. Fehlalarm. 15 Minuten später war der Schmerz wieder weg.

Nicht Pilot oder Lokomotivführer und auch nicht Feuerwehrmann, sondern Rettungsschwimmer in Bondi Beach ist der Traumjob jedes australischen Kids. Der berühmteste Strand Australiens und einer der besten Surfspots der Welt, zieht sie alle an, ob Sprachstudent oder Hollywood-Star. Der weisse Sand, das türkise Wasser und die oft riesigen Wellen sind einzigartig. Bondi Beach ist denn auch als nationales Denkmal geschützt. Das alles als Rettungsschwimmer jeden Tag sein zu Hause zu nennen, sieht in der Tat wie ein Traumjob aus – wären da nicht die 5000 Rettungseinsätze pro Jahr und der superharte Fitnesstest, den jeder Rettungsschwimmer bestehen muss, bevor er ein Bondi Lifeguard wird.

Logisch, dass die Action am Strand auch in einer Reality Show festgehalten wird. Seit 2006 gibt es “Bondi Rescue” im australischen Fernsehen. Kaum zu glauben, was es am Strand an einem ganz gewöhnlichen Tag so alles zu tun gibt. Jahr für Jahr räumt “Bondi Rescue” den Preis für das “Most Popular Factual Program” in Australien ab. Die Rettungsschwimmer sind mittlerweile kleine Stars, die alle paar Minuten um ein Selfie gebeten werden.

Aaron Graham ist seit 17 Jahren Rettungsschwimmer in Bondi Beach.  Seit er laufen kann, steht er auf dem Surfboard und zwar jeden Tag. Da lag die Karrierewahl Rettungsschwimmer irgendwie auf der Hand. Nicht jede Rettung ist erfolgreich, Er erinnert sich an einen asiatischen Studenten, der die Strömung völlig unterschätzt hatte und Anfang Jahr ertrank. Sie hatten alles versucht, um ihn wieder zu beleben, Doch es sollte nicht sein. Wohl sein schwärzester Moment als Rettungsschwimmer. “Die Augen immer auf dem Wasser haben. Immer auf dem Wasser” ist sein Hauptratschlag an andere Rettungschwimmer.  Ob er auch schon Mal Damen gerettet hat, die nur vorgetäuscht haben, am ertrinken zu sein? Ja, das passiert immer wieder. Doch das seien meistens rundliche Pommies, lacht er.

Jeder kennt die Rettungsschwimmer von Malibu aka Baywatch. Doch Bondi Rescue muss sich hinter denen bestimmt nicht verstecken. Die Jungs sind cool, haben die Sache im Griff und nehmen alles nicht ganz so ernst. Genau das macht die Life Guards von Bondi Rescue aus. Ihr wollt auch ein Bondi Life Guard werden und wundert euch, was man dabei so verdient? Das sind maximal 60000 australische Dollar, was weniger als 40’000 Euro entspricht. Immer noch interessiert?

Ach ja, ein richtiger Bondi Rescue Lifeguard ist übrigens nur der in einer blauen Uniform. Die rot-gelb gekleideten Lifeguards mit ihrem eher lustigen Käppchen sind Freiwillige, die an anstrengenden Tagen ganz unentgeltlich aushelfen.

Und noch ein Clip aus der TV-Show Bondi Rescue: