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12 in 12 – Berlin – Data Kitchen: The Future is Now

Keine Stadt ist so Cutting Edge wie Berlin. Das behauptet die deutsche Hauptstadt zumindest gerne von sich selber. Na gut, dann will ich  das doch gleich mal testen.

Data Kitchen heisst das Versuchsobjekt und liegt etwas versteckt in den Hackeschen Höfen in Berlin Mitte.

“Der digitaliserte Automat! Slow food fast”

heisst der Werbespruch der Data Kitchen.  Entwickelt wurde alles von Startup-König Heinz Gindullis in Zusammenarbeit mit SAP. Das will schon was heissen.

Bestellt wird ausschliesslich über eine App bzw. den Browser. Ja, das ist per se nichts Neues. Auch bei Starbucks kann ich den Kaffee über meine App bestellen. Doch wartet ab.

Ich sitze in Kreuzberg, Es ist kurz nach 12 Uhr Mittag. Ich habe Hunger. Ich bestelle auf der App von Data Kitchen einen kleinen Bio-Salat, frisches Gemüse und einen Strammen Max. Um Punkt 12:45 will ich es bereit stehen haben. In zwei Minuten ist alles bestellt und  bezahlt. Jetzt muss ich nur noch hin.

Ich mach mich fertig, schwinge mich aufs Fahrrad und bin um 12:43 da. Auf meiner App sehe ich, dass das Essen gleich fertig ist. Ich betrete die Data Kitchen  und werde von einer digitalen Wand begrüsst – Good Wall wird sie genannt. Rund 20 Boxen mit modernsten Screens, hinter denen sich Essen verbirgt.

In dem Moment fängt eine Box an zu leuchten. Mein Name wird eingeblendet. Dahinter mein Essen. Ein perfekt zubereiteter Salat und in der nächsten Box mein Biogemüse. Mit der App öffne ich das Sesam per Knopfdruck. Die Klappe geht auf und ich schnappe mir meine Bestellung. Wie von Geisterhand geht die Box gleich wieder zu. Schon cool.

Die Temperatur stimmt aufs Grad. Das Gemüse ist super frisch und alles schmeckt klasse. Der Salat ist ein Gedicht und der stramme Max, der etwa zehn Minuten später bereit steht, denn die App weiss, dass man nicht alles miteinander essen kann, eine Geschmacksexplosion.

Keine Roboter, die herumfahren, keine 3D-Drucker, die für dich kochen, sondern eine richtige Küche und ein gemütlicher Raum. Hinter dem Tresen steht ein echter Mensch, der sogar kurz nach vorne kommt, um zu helfen, falls irgendwas mit den Boxen schief gehen sollte.

“Slow Food – fast” ist keine leere Versprechung. Alles klappt wie am Schnürchen. Der Grosse Vorteil? Man muss weder aufs Essen, noch  auf die Rechnung warten. Keine unnötige Ablenkung, sondern volle Mittagspause ohne Ärger.

Berlin hat den ersten Test bestanden. Cutting Edge in der Tat. Würde ich wieder kommen? Ja, doch weniger wegen der Technologie, sondern wegen des tollen Essens. Die Data Kitchen rocks.

Ihr könnt es euch nicht so richtig vorstellen? Watch the Video:

 

 

 

 

 

 

12 in 12 – Rive Gauche vs. Rive Droite

In Paris ist man entweder Rive Gauche oder Rive Droite. Was das heisst? Man ist entweder vom Ufer südlich der Seine (Rive Gauche) oder nördlich der Seine (Rive Droite). Es ist zwar nicht ganz so krass wie in London, wo der Nord-Londoner kaum mal nach Südlondon geht und umgekehrt. Doch ähnlich ist es schon. Mein Vermieter im 6eme Arrondissement an der Rue du Cherche-Midi hat am Kühlschrank ein Magnet mit der Aufschrift: “100% Rive Gauche”. Ich glaube, er ist seit Jahren nicht mehr auf der anderen Seite gewesen…

Historisch gesehen wird das Rive Droite von Handel, Wirtschaft und Luxus geprägt, das Rive Gauche von Kultur und Bildung. Das ist heute anders. Die Stadt hat sich weiterentwickelt.

Rive Droite sind Louvre, Champs Elisées, die Börse und die Ausgangsviertel um Bastille und Belleville. Das Rive Gauche sind der Eifelturm, der Jardin du Luxembourg und das Paris aus dem Bilderbuch.

Um herauszufinden, welches Flussufer tatsächlich besser ist, steigen die beiden Seiten für euch in den Ring. Über zehn Runden wird ausgeboxt, wer den Titel davonträgt.

Runde 1: Kultur und Museen

Da hat das Rive Droite die Nase vorne. Nicht nur der Louvre und das Grand Palais, sondern auch die Mehrzahl der coolen Gallerien sind auf der rechten Flussseite. Das gilt auch für Theater und Konzertsäle. Da  kann die Left Bank mit  Rodin Museum und Musée d’Orsay nicht ganz mithalten.

Rive Gauche 0 :1 Rive Droite

Runde 2: Bilderbuchparis

Klarer Sieger Rive Gauche. Im 5., 6., und 7. Arrondissement ist es so schön, wie ihr es in euren kühnsten Träumen kaum vorstellen könnt. Paris aus dem Bilderbuch. Kein Wunder, dass das 6eme die höchsten Quadratmeterpreise der Stadt hat, wenn es ums Wohnen geht.

Rive Gauche 1:1 Rive Droite

Runde 3: Restaurants

Das ist eine schwierige Entscheidung. Die schöneren Bistros mit mehr Flair und weniger Touristen gibt es ohne Frage im Rive Gauche. Doch sowohl die Gourmettempel dieser Stadt als auch die kreativen Food-Konzepte haben im Rive Droite die Nase vorn. Winner: Rive Droite

Rrive Gauche 1: 2 Rive Droite

Runde 4: Grünflächen

Die Tuileries sind zwar nett (Rrive Droite). Doch der Jardin du Luxembourg schlägt sie alle. Zusammen mit dem Jardin des Plantes, der auch zum Rive Gauche gehört und dem Champ de Mars, ist das ein klarer Win fürs Rive Gauche.

Rive Gauche 2:2 Rive Droite

Runde 5: Hipster-Faktor

Da war das Rive Gauche mal ganz weit vorne mit all den Philosophen von Voltaire über Rousseau und De Beauvoir. Doch mittlerweile geht im Norden die Post ab – ob im nördlichen Marais, am Kanal, in Belleville oder Oberkampf. Das Rive Droite gewinnt.

Rive Gauche 2:3 Rive Droite

Runde 6: Lifestyle Shopping

Das ist eine enge Kiste. Zwar hat das Rive Droite auch alle Luxustempel und viele kleine süsse Geschäfte. Doch so gemütlich und kreativ wie im Rive Gauche ist es dann doch nicht. Dazu kommen viele coole Vintage Shops am linken Ufer.

Rive Gauche 3:3 Rive Droite

Runde 7: Food, Patisserien und Boulangerien

Da gewinnt das Rive Gauche hands down. Die Grande Epicerie, die Märkte, die Patisserien, Bioshops. Einfach ein Traum.

Rive Gauche 4: 3 Rive Droite

Runde 8: Ausgehen

Direkt an der Seine ist es auf der linken Seite deutlich besser. Die Bistros und Weinbars des Rive Gauche haben viel mehr Charme als ihre Brüder und Schwestern im Norden. Klar, die Hipsterbars sind mehr im Norden (trotz Wanderlust) . Doch fürs Hipstertum hat das Rive Droite schon einen Punkt gekriegt. Ich stimme für das Rive Gauche.

Rive Gauche 5:3 Rive Droite

Runde 9: Surprise Factor

Auf der Nordseite des Flusses wird man eher mal überrascht, als auf der Südseite. Hier gibt es eher schräge Vögel, Streitereien, Dreck, Staunen und Ärger. Das alles ist toll. Ich mag Dreck und Ärger… Der Punkt geht ans Rive Droite.

Rive Gauche 5:4 Rive Droite

Runde 10: Wohfühlfaktor

Das ist noch ein Soft Faktor- ich weiss. Doch für mich ist er unglaublich wichtig. Zwar mag ich sonst die kreativen und progressiven Quartiere der grossen Metropolen besonders gut und das würde für die nördlichen Pariser Quartiere sprechen. Doch in Paris ist das irgendwie anders, weil hier Tradition noch gelebt wird weil sie hier nicht fehl am Platz ist . Total subjektiv wie alles auf Trendengel geht der Punkt deshalb ans Rive Gauche.

Endresultat:

Rive Gauche 6:4 Rive Droite

Das Rive Gauche ist mein Favorit und das 6eme Arrondissement mein Lieblingsviertel.

 

 

12 in 12 – Let them eat cake!

Kuchen oder Brot? Egal. Das meinte schon Marie Antoinette, die Frau von Louis XVI. Sie wurde durch das Zitat: “Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen” berühm und berüchtigt. Dass sie das nie gesagt hat, interessiert heute nur noch die Geschichtsforscher. Erstens heisst es im Original aus Les Confessions von Jean-Jaques Rousseau; “Dann sollen sie Brioche essen” und nicht wie immer wieder falsch übersetzt wird “Kuchen”, und zweitens schrieb Rousseau das Zitat lediglich einer grossen Prinzessin und nicht Marie Antoinette  zu. Marie Antoinette war zur Zeit der Veröffentlichung von Les Confessions erst zehn Jahre alt und noch keine grosse Prinzessin.

Soviel zur Historie. Keine Frage. Ich habe eine Schwäche für gute Backwaren und himmlische Patisserie. Genauso wie ich die Italiener nicht ausstehen kann, die behaupten, dass guter Kaffee nur in Italien serviert wird, kann ich aber auch die Franzosen nicht riechen, die ein Eclair nur dann überhaupt probieren, wenn es in Frankreich hergestellt wurde oder wenn der Bäcker immerhin Franzose ist.

Ich bin der Meinung, dass sich in jeder Grossstadt Patisserien finden lassen, die genauso gute Süssigkeiten herstellen, wir die Franzosen. Doch eines muss ich den Franzosen lassen. Während ich in allen anderen Städten zuerst mal drei Nieten ziehe, bis ich die richtige Bäckerei ider Konditorei  gefunden habe, gibt es in Paris Boulangerien und Patisserien en masse. Oft sind es zwei bis drei oder gar vier im gleichen Strassenzug innerhalb von 100 Metern – eine  meist besser als die andere.

Kleiner Einschub, um Verwirrung zu vermeiden: Eine Boulangerie ist übrigens auf Brot und einfaches Gebäck spezialisiert. Manchmal bietet die Boulangerie  auch Sachen wie Millefeuille, Eclairs und Früchtetörtchen an. Doch die sind oft eher zweitklassig. Auch Sandwiches und Getränke sind beim Boulanger im Angebot.Eine Patisserie ist auf gut  Deutsch eine Konditorei und ist somit ausschliesslich auf Feingebäck spezialisiert. Ihr wisst schon, was ich damit meine.

Hier sind meine Favoriten, in Paris aus der Welt der Patisserien unterteilt nach ihren Spezialitäten:

Eclair

Eigentlich mag ich keine Eclairs. Wenn bei uns an der Kuchentheke nur noch das Eclair übrig war, dann bin ich jeweils wieder aus dem Laden gelaufen. Doch seit ich weiss, wie ein richtiges Schokoladen-Eclair schmecken muss, liebe ich die Dinger. Das Beste gibt es im Stohrer, der ältesten Patisserie von Paris (seit 1730 im Geschäft). Lasst Euch nicht davon täuschen dass hier auch  Touristen ein- und ausgehen. Die Eclairs sind grandios.

Lemon Meringue

Das beste Lemon Meringue gibt es bei Karamel. Der Bäcker macht alles in Perfektion und hat so gut wie alle Preise gewonnen, die man gewinnen kann. Während Lemon Meringue sonst schon mal zu süss sein kann, ist hier alles in Perfektion ausbalanciert. I want one!!!

Saint-Honoré

Die etwas abgewandelte Version des französischen Klassiker macht Pain Pain so wie kein Anderer. Lecker.

Millefeuille

Ein Millefeuille hat aber sowas von gar nichts mit einer Kremeschnitte zu tun. Der Teig ist so richtig erdig und nicht fast roh und die Vanillecreme ist komplex und nicht einfach Pudding. Carl Marletti kann das am besten.

Schokolade

Alain Ducasse ist für viele der beste Koch der Welt. In Paris stellt er in einem kleinen Laden (es gibt drei Filialen) Schokolade her. Die Tafeln sind nicht ganz billig. Doch es lohnt sich. Ja, Lindt ist auch nicht schlecht. Doch das hier ist nochmals eine andere Dimension.

12 in 12 – Die Subway ist New York nicht würdig

 

Für mich war die New Yorker Subway immer einer der Gründe, warum ich diese Stadt liebe und warum sie besser ist, als fast alle Metropolen dieses Planeten.

Besonders die sogenannten Express Trains, die im Eiltempo von West Fourth Street über 14th Street zum Times Square rasten und auch einen Trip in abgelegenere Stadtteile ein Vergnügen machten, fand ich immer toll. Das war immer so viel besser, als in London, wo die U-Bahn an jeder Haltestelle stehen blieb und so vor sich hin tuckerte.

Doch mittlerweile ist die New Yorker U-Bahn nur noch ein grosses Ärgernis. Während in London nicht nur der Takt der einzelnen Linien, sondern auch die Streckenführung, die Signalanlagen und die ganze Infrastruktur verbessert wurde, rattert die New Yorker U-Bahn oft nur noch im Schneckentempo vor sich hin. Die Signalanlagen sind über ein halbes Jahrhundert alt, die Wagen sind so laut, dass man sich kaum unterhalten kann und die Taktfrequenz ist auf einigen Linien so träge, dass man sich oft fragt, ob überhaupt noch ein Zug kommt (Zeitangaben Fehlanzeige). Allein seit 2012 haben sich die Verspätungen, die auf “Overcrowding” zurückzuführen sind, in New York vervierfacht.

Mindestens 50 Milliarden Dollar müssten investiert werden, um die Subway wieder auf den Standard zu bringen, den die Stadt verdient hat. Doch damit tut sich New York schwer.  Immerhin wurden vor Kurzem 30 Mrd. bereitgestellt, die in den nächsten fünf Jahren ausgegeben werden sollen.

Das ist bitter nötig. Der L-Train ist immer wieder ganz ausser Betrieb, der Q-Train überfüllt und ich habe noch nie so viele sogenannte Replacement Busse gesehen, die den Transport im Falle eines U-Bahn-Ausfalls gewährleisten.

Dabei hört man immer wieder die Ausrede, dass es schwer sei, mit den aus dem Boden gestampften Transportsystemen in Städten wie Schanghai oder Singapur mitzuhalten. Doch auch alteingesessene Systeme wie sie in Moskau oder Tokio zu bestaunen sind, funktionieren um Lichtjahre besser als die Subway in New York.

OK, es gibt Lichtblicke. Nach Jahrzehnten der missglückten Planung ist die 2nd Avenue Subway nun endlich fertig. Darauf ist New York stolz wie Oskar. Doch auch diese Linie scheint mir schon etwas “out of date” zu sein, wenn ich sie mit anderen Metropolen vergleiche.

Komm schon, New York, streng dich etwas mehr an. Ich habe ja gar nichts gegen das Rattern der etwas altmodischen Bahnwagen. Das gibt einem auch irgendwie das Gefühl, des hier zu Hause seins. Doch die 6 Millionen Pendler, die jeden Tag auf die Subway angewiesen sind, haben Besseres verdient.

12 in 12 – Kaffee – Drip, Espresso oder Cold Brew?

Für mich war im Prinzip immer klar, dass ich Kaffee nur nach der Espresso-Methode trinke und dass alles andere zweitklassig ist. Nirgends ist so viel Koffein und auch Geschmack drinnen, wir in einem auf Espresso basierten Kaffee, sei das nun ein ganz kurzer Ristretto oder ein Latte mit zwei oder drei Espresso-Shots. Diese Meinung wurde während meines meines Rom-Aufenthalts nochmals bekräftigtFilterkaffee? Pfui Spinne. So hat vielleicht mal meine Grossmutter Kaffee gemacht. Doch halt, ist das wieder einmal eines dieser Vorurteile? Wer in den Hipsterbars dieser Welt verkehrt, der stellt fest, dass der sogenannte Drip Coffee, wie die Trendsetter den guten alten FIlter-Kaffee nennen, den Espresso teilweise ganz verdrängt hat. Besonders, wenn es um einen grossen Kaffee in der Kaffeetasse geht, wählen immer mehr Kunden den Kaffee aus dem Filter.


Die Barristas leeren das Heisse Wasser ganz langsam direkt in den FIlter, der entweder über einer Tasse oder einer kleinen Kanne steht.Manchmal wird dazu noch etwas mit einem Löffel umgerührt, damit die Kaffeekörner besonders gut mit dem Wasser in Berührung kommen. Langsam tropft dann der Kaffee in die Tasse. Der Geschmack ist überraschend kräftig und delikat. Mit keiner anderen Methode schmeckt man die Unterschiede der Röstung und der Herkunft der Bohne so gut heraus, wie mit der Filtermethode.

Doch da sich über Geschmack ja bekanntlich streiten lässt, will ich die Sache mal wissenschaftlich angehen. Wir trinken Kaffee ja nicht zuletzt wegen dem Muntermacher Koffein. Espresso hat mehr Koffein, da der Wasserdruck alles aus der Bohne rauspresst. Tatsächlich?

Ein Espresso hat im Schnitt 64 Milligramm Koffein. Ein Espresso von Starbucks hat gar etwas mehr und zwar 75 Milligramm. Der Venti Latte von Starbucks enthält drei Espressoshots und damit 225 Milligramm Koffein. Wie sieht das bei einem fachgerecht gemachten Filterkaffe aus? Wenn man als fairen Vergleich wieder Starbucks heranzieht sieht das so aus. Der Pike Place House Brew hat auf Basis des Venti 415 Milligram Kaffein, der Blonde Roast gar 445. Das ist annähernd doppelt soviel Koffein wie ein Espressogetränk und sieben Mal soviel wie ein normaler Espresso.

Cold Brew bei Blue Bottle

Wer ein Superhipster ist, der bestellt ja nur noch Cold Brew, den kalt gefilterten Kaffee. Der hat übrigens noch mehr Koffein als ein normal gefilterter Kaffee. Der Cold Brew von Blue Bottle Coffee  zum Beispiel, der mit Nitro gekühlt wird und dadurch einen Schaum wie ein Guinness entwickelt, ist echt klasse und hat bis zu 500 Milligram Koffein.
Wer also beim Italiener um die Ecke einen doppelten Espresso bestellt, um richtig wach zu werden, der sollte lieber zu Starbucks gehen und einen Filterkaffe bestellen….

12 in 12 – Birding als Lebenselixir

Zu dritt sitzen sie auf einer Bank mitten im Tompkins Square zwischen Avenue A und B. Sie haben ein Fernglas und einen Fotoapparat mit riesigem Teleobjektiv um den Hals. Alle sind so zwischen 50 und 60 Jahre alt, tragen eine blassgrüne Parka, weisse Turnschuhe und schon etwas abgetragene Jeans.

Sind sie das jetzt etwa diese berühmten Paparazzi, die den Stars nachjagen, um das beste und unvorteihafteste Foto zu schiessen? Doch auf wen warten sie? Hier in Alphabet City sind nicht unbedingt die grossen Stars zu Hause. Doch man weiss ja nie. Lady Gaga soll sich hier für eine Wohnung interessieren und Madonna wohnte ja auch mal hier in der Nähe.

Plötzlich springen sie alle drei auf und laufen ganz aufgeregt Richtung Parkmitte. Haben sie Gaga entdeckt? Ich auf jeden Fall kann sie nicht sehen. Doch die Jungs sind ja auch Profis.  Sie richten das Fernglas nach oben. Nach oben? Ja, nach oben. “I got it”, sagt einer und wechselt sein Fernglas gegen seine Kamera aus. Klick und nochmals klick. Der Money Shot ist m Kasten. Ich traue mich erst nicht, die drei zu stören. Doch dann tue ich  es trotzdem. “Was fotografiert ihr denn da oben?” will ich wissen. “I discovered a Magnolia Warbler” oder auf Deutsch: “Ich habe einen Magnoliensänger entdeckt”. Ich schaue hoch in die Baumkrone der grossen Birke. Tatsächlich. Da ist er. Keine Lady Gaga, sondern ein Vogel. Die gelbe Kehle, die hervortretenden schwarzen Längsstreifen auf der gelben Brust und die breit schwarz gerandeten Schwanzfedern. Ein Prachtsexemplar.

“Wir sind Birder oder von mir aus auch Bird Watcher“, sagt Bob, der sich inzwischen vorgestellt hat. Er mache das seit Jahren, wieviele genau will er mir nicht sagen. Er sei jeden Tag hier im Tompkins Square. Manchmal gehe er aber in den Central oder Prospect Park und ein paar Mal im Jahr auch auf einem “Field Trip”. Es gäbe rund 300 verschiedene Vogelarten in New York, eine der artenreichsten Vogelgegenden in den USA. Davon habe er schon fast 200 fotografiert. Noch viel zu tun also. Ich wage nicht, zu fragen, was er davon habe. Doch denken tue ich das schon.

85 Millionen Amerikaner sollen sich für Vögel interessieren. Das reicht vom gelegentlichen Füttern von Vögeln bis hin zum total angefressenen Vogelbeobachten tagein tagaus. “Du kannst immer und überall Vögel beobachten und wenns dunkel ist, dann hörst Du dir das Gezwitscher an und wenn du gut bist, weisst du genau, welcher Vogel da singt.” meint Bob. “Vögel sind mein Lebenselixir” sagt er noch.

Ehrlich gesagt, finde ich es schon etwas amüsant, dass hier drei erwachsene Männer nichts anderes tun, als Vögel zu beobachten – tagein tagaus. Doch ich muss auch sagen, dass schon nur die halbe Stunde, die ich auf der Bank sass und Vögel im Visier hatte, sehr beruhigend und erfrischend war. Vögel beobachten hat etwas unschuldiges und entschleunigendes. Und ist es nicht gerade das, was oftmals so wichtig ist. Das Leben entschleunigen und dem Stress des Alltags, des immer alles schnell und aufregend zu gestalten zu entfliehen – zumindest ab und zu?

Ich habe keine Ahnung, wie sich Bob und seine zwei Kumpanen so ein Leben leisten können. Doch “good for them”.  Seit ich mit Bob gesprochen habe, fallen mir die Vogelbeobachter in New York an jeder Ecke auf. Teilweise sind es Gruppen von 20 oder mehr, die alle mit dem Fernglas und der Superkamera bewaffnet an irgendeinem Busch stehen und glänzende Augen haben.  Was auch immer man vom Bird Watching halten mag – auf jeden Fall ist das um Meilen besser als Plain Watching. An einem Flughafen zu stehen und die Nummern der ankommenden Passagierflugzeuge aufzuschreiben ist einfach nur…na sagen wir mal…schräg.

Wie ernst man Birding nehmen kann, könnt ihr auch im Film The Big Year mit Steve Martin, Jack Black und Owen Wilson verfolgen:

 

 

 

Schwalbe fliegt nach – 12 in 12 in der NZZ

Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Los Angeles. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen.

12 in 12 – Wieviel Gentrifizierung ist zu viel?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich vor über 15 Jahren an den Washington Square Park in Manhattan zog. Damals kam mir das Village noch wild und ungeordnet vor. Doch für die Alteingesessenen war da schon eines klar: Die Gentrifizierung macht unser Quartier kaputt.

Kein Künstler könne sich mehr leisten, hier zu wohnen, nur noch die finanzkräftige Wirtschaftselite habe das Geld, hier ein Apartment zu mieten oder zu kaufen. Die ersten Starbucks-Filialen setzten sich fest, das Multiplex-Kino, ein H&M und schicke Restaurants waren die Vorboten von dem, was noch kommen sollte.

Ich fand diese Klagerei immer etwas bemühend. Jaja, früher war alles besser. Früher, als Du aufpassen musstest, dass Du unten auf der Strasse nicht überfallen wurdest, früher, als Du noch jung warst und keine Verantwortung hattest, früher als der Kaffee noch einen Dollar kostete…

Ich fand das Village inspirierend. Ich konnte es kaum abwarten, die Cupcakes der Magnolia Bakery zu probieren, den Käse von Murray’s  zu kaufen, bei Babbo das Tasting-Menu für 35 Dollar zu kosten und mir bei Joe’s einen Kaffee zu holen. All das hatte für mich immer noch viel Authentizität und Dynamik, strotzte vor Kreativität und Energie und war Spannung pur. Es gab keinen Ort, an dem ich zu dieser Zeit lieber gewesen wäre, als im Village oder auch  in Soho.

15 Jahre später bin ich wieder in New York. Klar, ich war in der Zwischenzeit einige Male zu Besuch hier. Doch meist eher kurz, Freunde besuchen und gut essen. Da hatte ich jeweils nicht so richtig gemerkt, dass sich die Stadt verändert hatte.

Sie hat sich verändert und zwar wie. Genrifizierung in Vollendung würde ich mal sagen, was immer das heissen mag. Die Häuser sind noch immer traumhaft schön, das Kopfsteinpflaster hat noch immer Löcher und die Fassaden sehen auf den ersten Blick noch total nach Vintage aus. Doch wenn ich genauer hinsehe, dann steckt hinter dieser “unperfekten” Oberfläche viel Perfektion – zu viel. Alles ist so aufbereitet, wie man sich New York aus dem Bilderbuch vorstellt.

Jeder Laden ist ein Millionengeschäft. Wer nicht eine “Big Brand” vertritt, der hat hier keinen Platz mehr. Besonders Soho fühlt sich mittlerweile an wie Disney World. Eine grosse Open Air Mall fast ausschliesslich mit Touristen gefüllt, ohne Herz und ohne Seele.

Gentrifizierung. Jaja, früher war alles besser. Ich hasse es, wenn das jemand sagt. Ehrlich gesagt habe ich nichts gegen einen gewissen Grad an Gentrifizierung. Für mich bedeutet das auch Sicherheit und Qualität. Doch was zu weit geht, das geht zu weit. Ich habe keine Lust, dass die viellecht “greatest city on earth” bald so aussieht, wie irgend eine x-beliebige moderne Stadt in China. New York soll New York bleiben.

Zurück zur Frage: Wieviel Gentrifizierung ist zuviel… soviel wie in Soho und leider auch im Village ist die Antwort.

Zum Glück gibt es sie noch, die Ecken der Stadt, die ihre eigene Identität haben. Das East Village, die Lower East Side, Teile der Upper West Side und Brooklyn.

Deshalb sind wir dieses Mal auch nicht nach Manhattan gezogen, sondern nach Prospect Heights in Brooklyn. Doch dazu später mehr.

 

12 in 12 – Städterating Los Angeles

Der letzte Eintrag aus Los Angeles. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Die Leute in LA sind extrem freundlich und entgegenkommend. Für ein kurzes Gespräch sind sie immer gerne zu haben. Manchmal fehlt es etwas an Tiefe, doch manchmal finde ich gerade das sehr angenehm…manchmal.

Kulturelles Angebot: 9

Wem es hier langweilig wird, der ist selber Schuld. In Sachen Musik und Film gibt es wohl kaum eine bessere Stadt und auch Kunst und Theater sind hier gut vertreten. Dazu kommen unzählige schräge Events, die es nur in L.A. gibt.

Food: 9

Los Angeles steht ganz oben, wenn es um das kulinarische Wohl geht. Besonders wenn es um Street- oder Fast-Food geht ist die City of Angels nicht zu schlagen.

Preisniveau: 6

Los Angeles ist eine günstige Stadt, wenn man sie mit anderen entwickelten Metropolen vergleicht. Hier kann man für 10 Dollar super essen und zwar jede erdenkliche Küche auf allerhöchstem Niveau.

Öffentlicher Verkehr: 3

Ohne Auto ist man hier ziemlich aufgeschmissen. Zwar gibt es Metro und Busse und wird bald auch nochmals kräftig in den ÜV investiert. Doch auch danach wird es nicht Moskau oder Tokio sein. Wer ein Auto hat (und das hat fast jeder) und nicht allzu grosse Distanzen zurücklegen muss, für den ist L.A. allerdings sher angenehm zu navigieren. Es macht Spass, hier mit dem Auto unterwegs zu sein (falls man der Rush Hour entwischt).

Wetter/Klima: 10

Es gibt Untersuchungen, die sich mit dem besten Klima auf diesem Planeten beschäftigen. Los Angeles steht dabei immer ganz oben auf der Liste. Bei mir auch. Es gibt kein angenehmeres Klima als in L.A. Warm am Tage und etwas kühler in der Nacht. Dazu die kalifornische Sonne, die wirklich immer scheint.

Sicherheit: 8

Der Ruf von L.A. ist schlechter als die Realität. Mir ist in L.A. noch nie auch nur annähernd was passiert. Die Stadt ist total sicher. EInige Gegenden sollte man vielleicht meiden. Doch das ist ja wohl überall so.

Fun/Feel-Good-Factor: 9

Der Vibe in dieser Stadt ist unschlagbar. Mein Stimmungsbarometer steigt ins Unendliche, sobald ich hier ankomme. Alles ist locker, der Californian Lifestyle ist kein Werbeslogan, sondern existiert wirklich und ist einfach ansteckend.

Coolness/Kreativität: 8

Los Angeles ist für mich der Trendsetter in den USA schlechthin. Hier sitzen die Kreativen des Landes und das merkt man. Die Mischung aus Retro und Neu passt ganz genau,

Gesamtergebnis: 69 Punkte

Das ist zusammen mit Tokio der Spitzenplatz,
Hier die Übersicht:

12 in 12 – Scientology macht mich traurig

Wer wie ich denkt, dass Scientology angesichts all der negativen Presse und üblen Skandale bald am Ende ist, der hat sich kräftig getäuscht. In Los Angeles, dem Zentrum, um nicht zu sagen Brutstätte, dieser “Religion”, hängt das Schild der Church of Scientology bei jedem Besuch an noch mehr Häusern. Mittlerweile dürften es über 50 teils riesige Gebäude sein, in denen die Kirche ihren Jüngern predigt. Sie bringt ihnen bei, wie sie ihr volles Potential ausschöpfen, in dem sie die Fähigkeiten der Seele (Thetan), die die Menschheit vor Millionen von Jahren verloren haben soll, wieder zum Funktionieren bringt.

Dass schlechte Presse und Skandale nicht zum Scheitern einer Bewegung führen muss, wissen wir nicht erst seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.  Doch dass eine von einem zweitklassigen Science-Fiction-Schriftsteller namens Ron L. Hubbard 1954 erfundene Religion für Viele eine so anziehende Wirkung hat, ist schon erstaunlich. Der Hauptsitz der Kirche befindet sich direkt am Sunset Boulevard in einem blauen Art-Deco-Prunkbau. Der Parkplatz ist immer voll und was da drinnen genau vor sich geht ist mir schleierhaft. Irgendwelche Seminare, wo die Anhänger durch sogenanntes Auditing neue Stufen des Bewusstseins erreichen, dürften die Hauptaktivität sein.

Besonders sagenumwoben ist das Scientology Celebrity Center, ein schlossähnliches Gebäude, in dem Leute, die in der Lage sind, die Welt zu verändern (vor allem Schauspieler und Sportler), von Scientology betreut werden. Ich parke oft in der Nähe des Celebrity Centers, da gleich gegenüber einer meiner liebsten Comedy Clubs liegt. Dabei kommt mir die Szenerie um das Celebrity Center immer wie eine Mischung aus The Shining und Eyes Wide Shut vor.

OK, ich habe überhaupt nicht die Kapazität, hier irgendwelche Skandale aufzudecken oder fundierte Kritik an Scientology zu üben. Doch ein Anblick hat mich gestern so richtig traurig und wütend gemacht. Nur wenige Meter vom Hauptsitz der Kirche entfernt, auf einer riesigen gemieteten Plakatwand steht folgendes: “to my loved one in scientology: Call me.” Bezahlt wurde dieser Aufruf von der Organisation: Stopscientologydisconnection.com.

Scientology fordert ihre Mitglieder dazu auf, zu ihrer gesamten Familie, die nicht an Scientology glaubt, jeglichen Kontakt abzubrechen und zwar für immer und ewig. Nur so kann das Bewusstsein gestärkt werden, wird den Jüngern eingebläut. Jede Religion, die sowas von einem Menschen verlangt, hat bei mir verspielt. Klar muss jeder selber wissen, wie er sein Leben lebt. Doch wer solche Regeln aufstellt, der macht sich lächerlich, vor allem wenn er verzweifelt versucht, immer wieder zu beweisen, dass es sich hier nicht um einen Kult, sondern um eine Ernst zu nehmende Religion handeln soll. Wieviele Scientology-Anhänger es wirklich gibt ist äusserst umstritten. Aus den eigenen Reihen wird immer wieder die Zahl von 10 Millionen genannt. Neutrale Schätzer gehen von lediglich 100’000 oder gar weniger aus.