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12 in 12 – Was richtige Pizza ist

Der Italiener neben mir in der Pizzeria Güerrin an der AV. Corrientes in Buenos Aires murmelt sich was in den Bart wie “Non e una vera pizza” oder so.  Aha, das ist also keine richtige Pizza. Richtige Pizza? Was ist da überhaupt und wer bestimmt sowas?

Ist die Pizza aus Neapel die richtige Pizza mit ihrer weichen Teigkruste und der überfrischen Mozzarella oder die Römer Pizza mit ihrer dünnen knusprigen Kante? Was ist mit der Chicago Deep Dish Pizza mit ihrem hohen Rand und den Unmengen von Belag oder der New York Style Pizza, die gross und weich ist und deren “Slices” man in der Mitte faltet? Und vor allem: Was ist mit der argentinischen Pizza, die einen knusprigen Teigboden hat, massenweise Mozzarella, ganze grüne Oliven und leckere Tomatensauce? In der Pizzeria Güerrin läuft der Ofen seit 1932 ununterbrochen und die Pizza schmeckt sowas von lecker. Das Rezept stammt hier übrigens von italienischen Immigranten, die 1927 aus Genua nach Argentinien ausgewandert sind und  hier ihr Glück gesucht und gefunden hatten.

Ich will mir hier auch nicht Anmassen, ein Urteil zu fällen, welche Pizza die Beste und schon gar nicht die Richtige ist. Doch was ich nicht ausstehen kann ist, dass man die Pizza, so wie man sie zu Hause macht, automatisch als die Richtige und Beste anpreist, so wie mein Tischnachbar hier in der Pizzeria Güerrin. Solche Engstirnigkeit kann schon mal heftig auf die Nerven gehen. Das ist so ähnlich, wie wenn der Italiener mir lang und breit erklärt, wie ein Kaffee schmecken muss und ich, egal was ich sage und egal wie gut meine Argumente sind, sowieso keine Ahnung habe, nur weil ich nicht aus Italien bin. Das gleiche gilt für den Amerikaner und den Hamburger oder den Franzosen, der mir erklärt, wie ein Baguette schmecken muss. Grrrrrr….

OK, tief durchatmen und auf zehn zählen.  Die Pizzeria Güerrin ist in Argentinien sowas wie ein Nationalheiligtum. Hier geht man hin, wenn man Pizza essen will und Pizza essen, das will der Argentinier fast so oft wie Steak essen. Dass 75% der Argentinier italienisches Blut haben,  merkt man noch heute.

Der Italiener neben mir, der sich darüber beschwert hatte, dass das hier keine echte Pizza ist, bezahlt übrigens gerade. Die Riesenpizza, die gerade noch vor ihm stand und die normalerweise für zwei ist, hat er restlos verputzt. Naja, das mag nicht die richtige Pizza gewesen sein, doch geschmeckt hat sie ihm offensichtlich doch ziemlich gut – und genau darauf kommt es ja im Endeffekt ja einzig und alleine an.

12 in 12 – Mexico City – Ein kleiner Reiseführer

Mexico CIty ist eine Offenbarung, nicht nur wenn es um die kulinarischen Genüsse geht, sondern besonders dann. Ich weiss, die Stadt liegt nicht gleich um die Ecke. Doch ich kann nur jedem empfehlen, hier hinzukommen und so lange zu bleiben, wie möglich. Damit der Einstieg etwas einfacher wird, hier unsere Lieblingsdestinationen, wenn es um gutes Essen geht:

Lardo

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Lardo ist das zweite Restaurant von Mexico City’s Starchefin Elena Reygadas. Uns ist Lardo ans Herz gewachsen und wir finden es besser als ihr erstes Lokal Rosetta. Ob Frühstück (Chilaquiles), Lunch (Mint und Zucchini Pizza) oder Dinner (Pulpo). Hier gibt es immer was Gutes. Eine Fusion zwischen mexikanischer und italienischer Küche. Was könnte besser sein? Hier fühlt man sich einfach nur wohl.

El Pescadito

 

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Der beste Fast-Food-Laden war für mich bis jetzt immer In-N-Out-Burger. Das war einmal. Jetzt ist es El Pescadito. Die Tacos mit geräuchertem Marlin und Chiles Relenos sind ein Gedicht. Dazu gibt es die beste Salatbar der Welt, mit der man sich den Taco sozusagen stapeln kann. Jeder Biss ist ein kleiner Glücksmoment. So macht Food doppelt Spass.

Contramar

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Wenn ihr etwas tiefer in die Tasche greifen wollt (das heisst, immer noch halb so teuer wie bei uns), dann ist Contramar eine gute Adresse für Fisch. Tostadas mit Tunfisch und der aufgeklappte Fisch mit zweierlei Marinaden sind die landesweit bekannten Spezialitäten.

Tostadas Mercado Coyacan

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Last but not least noch die Tostadas im Mercado Coyacan. Ob Ceviche, Pulpo oder Pollo Mole – alles ist to die for. Dazu eine Horchata oder ein Maracuja-Saft und der Tag ist gerettet.

P.S. Das genialste sind die vielen Strassenstände. Da könnt ihr bedenkenlos zuschlagen. Einer ist besser als der andere…

 

12 in 12 – Bitte Mezcal und nicht Tequila

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Als ich hier in Condesa in einer Bar neulich eine Margarita bestelle, schaut mich der Barkeeper ganz schräg an. “Sin sal” (ohne Salz) sage ich noch und habe damit wohl ganz verspielt. Ich schaue meinen Kollegen Carlos an und der sagt ganz trocken: “Ne Margarita bestellt man in Mexiko nicht. Das ist was Amerikanisches.” Echt? Das kann doch nicht sein. Für mich war die Margarita immer die Königin der mexikanischen Drinks und Tequila der König. Falsch gedacht. Im Prinzip gibt es nur einen Herrscher über die mexikanischen Spirituosen und der ist der Kaiser und heisst Mezcal.

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Den Fehler werd ich so schnell nicht mehr machen. Mezcal statt Tequila, ich habs’ geschnallt.

Doch gibt es zwischen Tequila und Mezcal wirklich einen so grossen Unterschied? frage ich am nächsten Tag Maria. Beides werde doch aus Agave hergestellt. Oh, da war ich nochmals ins Fettnäpfchen getreten. Das ist zusammengefasst, was Maria mir auf meine unschuldige Bemerkung in einer kleinen Schimpftirade an den Kopf warf: Tequila ist Industrieproduktion, während Mezcal meist nach alten Rezepten von kleinen Familienproduzenten hergestellt wird.

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Tequila darf nur aus Agave Tequilana Weber produziert werden, die aus Feldanbau stammt. Die intensive Kultivierung und Züchtung dieser Sorte hat die Biodiversität in den Anbauregionen nachhaltig verarmen lassen. Mezcal darf aus allen Sorten von Agaven hergestellt werden, insbesondere auch wild wachsenden. Der grösste Teil stammt jedoch aus Agave angustifolia (Espadín) , der Urform von A. Tequilana Weber, die noch richtig tiefen Geschmack hat.

Tequila wird unter hohem Druck in wenigen Stunden in Industriebottichen gedämpft. Mezcal wird tagelang langsam in Erd- und Steinöfen eingedämpft. Tequila wird bis zu 49% Zucker zugesetzt, Mezcal lediglich 20%. Zur Gärung von Mezcal kommen keine Beschleuniger zum Einsatz. Tequilla wird  bei hoher Hitze destilliert, Mezcal bei geringerer Hitze über längere Zeit.

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Mezcal schmeckt tatsächlich anders als Tequila – deutlich rauchiger. Ich stelle Ähnlichkeit mit einem Single Malt Whisky fest und das kommt wohl nicht von ungefähr. Einerseits benutzen viele Mezcal-Hersteller alte Whisky-Fässer zur Reifung. Anderseits ist der Herstellungsprozess durchaus vergleichbar.

Mezcalerias (Bars, die auf Mezcal spezialisiert sind), schiessen mittlerweile besonders in den USA wie Pilze aus dem Boden. Das  hat dazu geführt, dass die grossen Produzenten mittlerweile auch ihre Mezcal-Marken haben und die hohe Kunst des Mezcal-Destillierens damit in Gefahr bringen. Sie kaufen immer mehr kleine Agave-Plantagen zusammen. Immer mehr Familienbetriebe werden schwach und verkaufen. Pleas don’t…

Eine Mezcal-Marke, die auch in uneren Breitengraden erhältlich ist und die ihre Sache gut macht, ist Alipus. Probiert doch mal ein Glas…denn Mezcal ist zu Recht der Kaiser der mexikanischen Spirituosen.

Ach ja, und wer Euch erzählt, dass ein richtiger Mezcal einen Wurm drin hat, der ist ein Gringo…

12 in 12 – Pujol erfindet die mexikanische Küche neu

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Gutes Essen ist eine der magischsten, anregendsten und wichtigsten Sachen nicht nur auf dieser Reise, sondern im Leben überhaupt, finde ich zumindest. “There is no love sincerer than the love of food” hatte schliesslich schon George Bernard Shaw in seinem Roman Man and Superman gesagt. Doch über Essen schreiben und Bilder davon zu zeigen, bringt in der Regel nicht viel. Ohne das Essen zu spüren und die Geschmacksnerven zu aktivieren, ist die schönste Visualisierung nichts wert.

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Dennoch mach ich heute mal eine Ausnahme. Ferran Adria, der spanische Koch von El Bulli, der von vielen als der beste der Welt angesehen wird, hat mal gesagt: “Es gab mexikanische Küche vor und nach Enrique Olvera”, dem Koch des Restaurant Pujol, das er vor etwas mehr als 15 Jahren eröffnet hat. Mittlerweile ist Pujol das beste Restaurant Mexikos und wird auf der “San Pellegrino World’s Best Restaurant List” seit Jahren unter den Top 25 geführt. Die New York Times hat Mexico City zudem gerade als weltweit beste Food-Destination 2016 erkoren. “High Praise.”

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Das Restaurant ist klein, weisse Tischtücher Fehlanzeige, coole Musik im Background und makelloser Service. Eine Speisekarte gibt es keine. Wer ins Pujol kommt, der gibt sich in die Hände des Maestros und bestellt das Tasting Menu. Die Geschmacksknospen blühen in der Sekunde auf,  als der erste Gang auf dem Tisch landet. Olvera nimmt mexikanische Klassiker, häufig Street Food, und stellt sie auf den Kopf. Kleine Maiskolben beispielsweise, die normalerweise in einem Karren vor dem Supermarkt gekocht oder geröstet und mit Käse und (zu) viel Mayonnaise serviert werden, macht Olvera anders (erstes Bild). Die Mayonnaise wird mit gemahlenen Chicatana Ameisen gewürzt (kein Scherz) und der kleine Maiskolben (Baby Corn) in einem Shot Espresso gedünstet, Chili Flakes geben noch das gewisse Etwas dazu. Das Gedicht ist fertig.

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Unzählige Gänge landen auf unserem Tisch. Die für uns oft unbekannten Gewürze führen zu einer Geschmacksexplosion nach der anderen. Wie gesagt, über Essen schreiben ist müssig. Doch einen Gang will ich noch kurz erwähnen: Die 1115 Tage alte Mole Madre mit Mole Nuevo (Bild unten).

Mole ist das Nationalgericht und der Stolz Mexikos. Nicht nur jede Region oder jede Stadt, sondern jede Familie hat ein anderes Rezept dafür. Wer denkt,  Mole sei nur Schokolade mit Chili, der liegt falsch. Es ist viel komplizierter.

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Die Mole Madre von Pujol besteht aus Plantanen, Rosinen, Heirloom Tomaten, Knoblauch, Zimt, Nelken, Anis, Muskatnuss, Ingver, Pflaumen, Mandeln, Pekan-Nüssen, Erdnüssen, Thymian, Majoran, Oregano, roten chilhuacle Chilli, schwarzen und blauen Chilli, Flachsöl, Meeressalz, Zucker und dunkler Schokolade aus Oaxaca.  Je häufiger die Mole aufgewärmt wird, desto besser schmeckt sie. Die einzelnen Zutaten werden dadurch immer mehr zu einer Einheit. Die Mole, die wir serviert bekommen, wurde vor bald vier Jahren angesetzt und wärmt das Herz jedes auch noch so skeptischen Gastes. Versprochen.

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Ich weiss, ihr habt jetzt bestimmt Hunger und deshalb fang ich gar nicht erst an, vom Nachtisch zu schwärmen.

Wer noch immer denkt, Tacos seien alles, was die mexikanische Küche zu bieten hat, der liegt sowas von falsch. Pujol tritt stellvertretend für das ganze Land den Beweis an. Also, wenn ihr mal in Mexico City seit, dann tut alles dafür, eine Reservation bei Pujol zu kriegen (was kein einfaches Unterfangen ist). Schöner Nebeneffekt dieses Abenteuers: Während ein Menu dieser Klasse normalerweise 250 Euro pro Person kostet, sind es hier gerade mal 80 Euro.

P.S. Wenn ich schon George Bernard Shaw zitiert habe, hier noch mein Lieblingszitat von ihm mit auf den Weg für Euch:

“A life spent making mistakes is not only more honorable, but more useful than a life spent doing nothing.”

Denkt mal darüber nach…

12 in 12 – Rom – Ein kleiner Reiseführer

Dass Rom nicht die beste Stadt ist, wenn ihr euch die kulinarischen Wunder dieser Welt vorknöpfen wollt, hab ich euch ja schon gesagt. Doch egal. Wenns um italienische Küche geht, dann ist das hier das Paradies. Damit ihr nicht ganz so verloren seit bei eurem nächsten Rom-Aufenthalt: Hier unsere Lieblingsadressen:

 

Forno Campo de’ Fiori

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Wenns um Backwaren aller Art geht, dann gibt es für mich nur den Forno Campo de’ Fiori. Ob Crostata mit Kirschen, Pizza aller Art oder Biscotti, hier is alles perfekt. Am allerbesten schmeckt die Pizza Bianca. Nein, das ist nicht Pizza mit Käse, sondern die römische Version von Focaccia. Viel dünner, saftiger und vor allem viel besser als Focaccia – kein Tag in dem ich nicht im Forno ein Stück Bianca gekauft habe.

Roscioli Caffè

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Das Roscioli Caffè ist meiner Meinung nach das Kronjuwel aus der Roscoli-Familie, die noch ein Restaurant und eine Bäckerei umfasst. Hier ist immer was los und alles schmeckt grandios. Die kleinen Gebäcke sind hohe Kunst und das immer dazu gereichte Glas Wasser mit Orangenschnitz passt sowas von gut zu deinem Caffè. Eine wahre Freude. Der Geheimtipp hier: Das Club Sandwich. Kein Scherz. Das ist das beste Club Sandwich auf diesem Planeten.

Hosteria Romana

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Die Hosteria Romana ist zwar kein Geheimtipp und es gibt auch den einen oder anderen Touristen, der da drin sitzt. Doch egal. Die Carbonara (eine römische Spezialität!) ist ein Traum und die Artischocken – entweder alla Guida oder Romana sind schon allein die Reise nach Rom wert. Die Kellner sind übrigens auch grandios. Sie gehören sozusagen zum Inventar.

Gelateria La Romana

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Unter den Gelaterie einen Favoriten zu finden ist nicht einfach. Doch unter dem Strich ist es wohl die Gelateria Romana. Davon gibt es einige in Rom. Crocante Della Nonna, alle Varianten des Nuss-Glace, die Blutorangen-Variation sind nur einige der Top-Gusti. Noch ein Tipp: Statt der normalen Schlagsahne die mit Zabaione nehmen (ist übrigens umsonst) und das Cono unten mit flssiger Schokolade füllen lassen.

Pizzeria Al Marmi

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An der Viale di Trastevere, 53 befindet sich die Pizzeria Al Marmi. Kein Rom-Aufenthalt ist komplett ohne einen Besuch dort. Nehmt euch einen Platz drinnen, um das Treiben so richtig beobachten zu können. Die Pizza ist erste Klasse und die Stimmung noch besser. Geht rechtzeitig, denn die Schlange kann lang sein. Erwartet keinen neapolitanische Pizza mit dicker Kruste. Hier gibt es die römische, die dünn und kross ist.

Caffè Peru

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Zu guter Letzt noch das Lieblings-Caffè bzw.  Bar, das Caffè Peru.  Der Caffè ist zwar nicht der beste der Stadt (viellicht der viertbeste), doch das Ambiente ist sowas von authentisch und einfach perfekt – egal zu welcher Tageszeit. Hier fühlt man sich immer pudelwohl.

 

12 in 12 – So trinkt man einen Caffè

caffe-2Wie trinkt man einen Caffè? Eine dumme Frage? Vielleicht. Ich will hier auch niemanden belehren. Richtig oder falsch gibt es nicht. Doch hier meine Methode, die ich mir in Rom angeeignet habe:

Zuallererst die Basics. Ein Caffè ist in Italien immer ein Espresso – in meinen Augen die einzig akzeptable Art, Kaffee zu trinken. Wer also in Italien in eine Bar geht und einen Caffè bestellt, kriegt einen Caffè, nicht einen Latte, nicht einen Americano, nicht eine Schale oder einen was auch immer: einen Caffè.

Die wichtigste Regel gleich vorweg: Von dem Moment an, wo man den Caffè kriegt, hat man 10 bis maximal 20 Sekunden Zeit, bevor der Caffè stirbt.

Stirbt? Ja, genau. Stirbt, tot, aus und vorbei. Danach kann man ihn gleich weggiessen.
Und ja, genau deshalb trinken die Italiener ihren Caffè immer an der Bar. Sie wollen ihn nicht sterben sehen.

Warum die 20- (oder für manche auch  10) Sekundenregel? Also: Der Espresso und damit die schwarze Flüssigkeit, ist das Herz des Caffè, die Crema (nennen wir sie mal salopp Schaum) die Seele. Die Crema ist der bittere Teil des Caffè. Sie “schwimmt” obenauf  und an ihr beissen sich Barristas (und Jura-Kaffeemaschinen) oft die Zähne aus. Nach spätestens 20 Sekunden löst sich die Crema mehr oder weniger auf und verschwindet aus dem Caffè. Die Seele steigt in den Himmel, der Geschmack auch und der Kaffee ist tot.

Also, wenn man die Tasse kriegt, dann mit dem Löffel kurz umrühren, um Luft in die Flüssigkeit zu rühren, Herz und Seele etwas zu vermischen, wodurch sich das Aroma erst so richtig entfaltet. Dann mit zwei oder maximal drei kleinen Schlucken den Caffè trinken.

Der Caffè wird mit ca. 80 Grad oder etwas drüber gebrüht. Die Tasse ist vorgewärmt. Dennoch kühlt sich der Caffè gleich etwas ab. Der Metalllöffel hilft da auch nicht.  Die Temperatur bleibt für 20 Sekunden auf rund 65 Grad. Das ist perfekt.

Ein Glas Wasser zum Caffè ist nicht Pflicht, aber ratsam. So neutralisiert man die Geschmacksnerven, um den Kaffee richtig geniessen zu können.
So einfach ist das.

Bester Caffè in Rom? Roscioli. Der Kaffee dort ist von Gianni Frasi di Giamaica Caffè aus Venedig. Kostenpunkt: 1 Euro. Der Italiener sagt übrigens: Sobald Du mehr als einen Euro für einen Caffê bezahlst, wurdest Du über den Tisch gezogen.

12 in 12 – Essen in Italien: Traum oder Albtraum?

Die Pizza Rosso vom Forno Campo de' Fiori ist ein Gedicht.
Die Pizza Rosso vom Forno Campo de’ Fiori ist ein Gedicht.

In irgendwelchen Seminaren habe ich mal gelernt, dass man eine Kritik immer mit einem Lob einleiten soll. „Softening the blow“ nennt man das auf Englisch treffend. Also wende ich diesen Trick doch gleich mal an.

Das Essen in der italienischen Hauptstadt ist ein Traum. Die Pizza von Da Remo, das Tiramisu von Zum, die Carbonara von Roscioli, das Suppli von Supplizio, die Bianca vom Forno Campo de Fiori und das Eis vom Palazzo Del Freddo – ein Gedicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, kann ich sagen, dass ich diese Klassiker noch nirgends so gut in dieser Qualität gegessen habe. Perfektion. Absolute Perfektion.

Doch darüber hinaus?  – und ich bin mir bewusst, dass ich hier viele in ihrem Stolz verletze und wohl auf wenig Gegenliebe stosse. Darüber hinaus gibt es in Rom nichts, wenn es um die Gaumenfreuden geht. Hier gibt es nur italienische Küche und zwar meist genau so, wie es die Nonna schon damals, als alles noch besser war, gekocht hat und kein bisschen anders. Ja, das schmeckt zwar ausgezeichnet. Doch es ist auch langweilig. Sehr langweilig. Zum einschlafen langweilig.

Zu einer Hauptstadt, die Weltformat haben will, gehört auch die internationale Küche. Ja klar, es gibt hier Sushi und auch mal einen passablen Burger. Doch gross ist die Auswahl nicht. Während es in anderen Grossstädten nur so von Thais, Vietnamesen, Mexikanern, Indern, Peruanern, Franzosen, Spaniern, Amerikanern und ja – Italienern! wimmelt, und jedes interessante Gastrokonzept immer wieder neu erfunden und gemischt wird, ist hier Funkstille.

Im Gambero Rosso, Italiens wichtigstem Restaurantfüher, gibt es über ein Dutzend Restaurantkategorien, die jede eine eigene Rangliste hat. Von der Pizzeria, zur Trattoria über die Osteria bis hin zur Rosticceria… alles wird bewertet. Eine einzige Kategorie beschäftigt sich mit der Küche ausserhalb Italiens und die heisst lapidar: Ethnisch. Sie steht ganz verschupft am Ende des Buches. Acht der zehn Top-Restaurants in der Kategorie ethnisch sind Japaner…

Warum ist das so? Warum haben die Italiener (und sogar die eher aufgeschlossenen Grosstädter aus Rom) Angst vor Veränderung, Angst (oder von mir aus auch keine Lust), etwas Neues auszuprobieren? Die einfache Antwort ist: Wer eine so gute Küche hat, wie wir, der braucht kein Sushi und kein Curry. Doch dass das engstirnig und reaktionär ist, das muss ich hoffentlich niemandem beweisen. Die Angst vor Veränderung gibt es nicht nur bei den Gaumenfreuden, sondern zieht sich in Italien durch alle Zweige der Gesellschaft. Die Mode der Masse hat sich in den letzten 50 Jahren erstaunlich wenig verändert, das Fernsehprogramm, die italienischen Schlager, das Kulturangebot und die Produkte im Supermarkt: alles wie gehabt.

Man lebt in der Vergangenheit und merkt nicht, dass sich die Welt weiter dreht. Ich will jetzt nicht behaupten, dass das auch der Grund ist, warum Italien wirtschaftlich nicht mehr so solide da steht und Innovationen, die zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit beitragen, fehlen. Doch denkt mal darüber nach…

So schön das Gefühl der Italianita und des Bella Italia ist, schön wäre es, wenn man etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung und Offenheit für Neues zeigen würde. Doch zwingen kann man dazu niemanden.

So, es ist Zeit, ans Mittagessen zu denken. Ich habe richtig Lust auf eine Portion Spaghetti Amatriciana – wahrscheinlich gehe ich zu Da Enzo.

12 in 12 – Moskau: Doch noch ein kleiner Reiseführer

Ja OK, ich will ja mal nicht so sein. Unsere Zeit in Moskau neigt sich langsam dem Ende entgegen. Dass wir die Stadt lieben, habt ihr ja wohl schon gemerkt.  Wir können nur jedem empfehlen, nach Moskau zu reisen und die grösste Stadt Europas selber zu entdecken. Hier einige unserer Lieblingsrestaurants, die wir vermissen werden und die nicht in jedem Reiseführer stehen:

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Die Brüder Karavaevi sind ein Gastrokonzept, das Starbucks alt aussehen lässt. Gibt es in jedem Quartier und hat alles, was das Herz begehrt. Von russischen Spezialitäten bis zum französischen Gebäck. Da könnte ich den ganzen Tag sitzen. Ich sage nur: Kirschstrudel.

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Warum nicht den ganzen Tag Frühstücken? Das hat sich auch der Besitzer von Cook’kareku gedacht. In diesem coolen Restaurant gibt es Frühstück aus aller Herren Länder. Russland, USA, Thailand, Israel, Armenien, Schweiz! und und und…

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Khachapuri, diese georgische Pizzavariation, ist einfach “to die for”.  Die Auswahl in Moskau ist riesig, doch wir mochten Xachapuria am liebsten. Der mit Spinat, Käse und Ei in der Bootform ist der Hammer.

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Wer die Nase voll hat von osteuropäischen Spezialitäten, der kann zu Cutfish Bistro,  einem Sushi-Restaurant im Trendquartier Patriarchs Pond, in dem das schöne Moskau verkehrt. Die Preise sind dennoch mehr als fair. Der Albacore Tuna Poke sucht seinesgleichen.

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Zu guter letzt noch was für Fast-Food-Liebhaber: Teremok. Die russischen Crepes sind so lecker. Der mit Lachs, Käse und Sour Cream ist ganz klar der Beste. Alles frisch gemacht. Gibt es in ganz Russland  – in Moskau alle paar hundert Meter.

 

12 in 12 – Paradies im Anti-Café

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Die Klingel unter dem Zifferblatt drücken und kurz warten. Jemand meldet sich durch die Gegensprechanlage. Ich sage: “Zifferblatt” und schon geht die Tür auf. Zwei Stockwerke nach oben. Da ist es wieder dieses Schild mit dem Zifferblatt. Wir stossen die Tür auf. Ist das der falsche Eingang? Hier wohnt doch jemand.
„Kommt rein“ ruft eine junge Frau. Das machen wir. Die junge Frau heisst Olya und fragt uns, ob wir was zu trinken wollen.

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img_9545Wir sind hier richtig. Goldrichtig. Das ist es also. Das Original Anti-Café. Das „Ziferblat“ an Moskaus Nobelmeile Tverskaya. Gemütlich ist’s hier.  Das Konzept ist einfach. Du zahlst nach der Zeit, die Du hier verbringst. Kaffee, Tee, Kuchen,  kleine Häppchen und alles was du sonst konsumierst ist umsonst. Die erste Stunde kostet drei Euro, danach zwei und ab Stunde vier ist es ganz umsonst. Hier sollst Du verweilen und dich wohl fühlen.

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Hier kannst Du Dich unterhalten oder ein Buch lesen und wenn es sein muss auch im Netz surfen oder Deinen Laptop aufklappen. Hier verkehren Künstler und Studenten aber auch ganz normale Moskauer, die einfach einen Gang zurückschalten wollen. Hier setzt sich mal einfach einer ans Klavier oder fragt Dich, ob Du Lust auf eine Partie Schach hast. Doch eines ist es hier ganz besonders: Eine Oase der Ruhe in einer Stadt, die den Kapitalismus für sich entdeckt hat. Das offizielle Motto: Im Ziferblat darfst Du alles, solange Du Rücksicht auf Deine Mitbesucher nimmst.

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Mittlerweile gibt es diese Anti-Cafés in Moskau an jeder Ecke. Auch in London und Berlin hat das Konzept Fuss gefasst. Doch keines ist wie das Ziferblat, das der Lebenskünstler Ivan Mitin 2011 gegründet hat. Während andere genau ausrechnen, was die Stunde kosten muss, damit sich die Sache lohnt, ist Mitin noch immer kein Geschäftsmann. Ohne Gönner könnte das Anti-Cafe  nicht überleben. Zum Glück gibt es viele Gleichgesinnte, denen es wichtig ist, dass es nicht nur Starbucks & Co. gibt, sondern auch Freiräume für alle, die kein dickes Portemonnaie haben. Die Welt braucht mehr Zifferblätter…