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12 in 12 – Nizza: Ein kleiner Reiseführer

Mit 350’000 Einwohnern ist Nizza keine kleine Stadt. Nach Paris, Lyon, Marseille und Bordeaux ist sie die fünftgrösste Stadt Frankreichs. Das Umland mit einberechnet hat die Region Nizza  eine Million Einwohner. Dass Nizza dennoch so gemütlich ist und die Altstadt immer Ferienstimmung und dörflichen Charme ausstrahlt, macht Nizza einzigartig. Damit ihr euren nächsten Besuch so richtig geniessen könnt, hier ein paar Tipps:

 

Le Bistro D’Antoine

Le Bistro D’Antoine ist für mich ohne Frage das beste Bistro der Stadt. Leicht abgewandelte Versionen von Klassikern wie Salad Nicoise, die beste Blutwurst der Welt und sieben Stunden geschmorte Schweinebacken mit Polenta  heben Antoine eine Stufe über alles andere, was in Nizza zu haben ist. Viel besser als La Meranda und auch La Petite Maison und keinesfalls teurer.

 

Deli Bo

Wer in Nizza ein Stück Paris sucht, der geht an die Rue Bonaparte. Dort gibt es trendige Kneipen, die aber gleichzeitig auch total gemütlich sind. Die beste davon ist Deli Bo, die allerdings jeden Tag um 17 Uhr bereits ihre Tore schliesst. Also, schnell hin zum Lunch und dann das Club Sandwich und das Millefeuille bestellen. Guten Appetit

 

Les Amoureux

Der Besitzer ist aus Neapel, ist ein Fan von Maradona und macht die beste Pizza in ganz Frankreich. Echt. Falls ihr nicht reserviert habt, dann geht um 19:30 zu Les Amoureux hin, denn sonst habt ihr keine Chance. Bestellt die Margherita, denn alles andere wäre ein Fehler – nicht weil die anderen nicht schmecken, sondern weil die Margherita einfach divine ist.

 

Boulanger Chez Maitre Pierre

Er liegt nicht bei uns um die Ecke, dennoch gehe ich jeden Morgen den Weg zu Maitre Pierre. Das Baguette – besonders das Talmyre – ist einfach zu gut, um ein anderes zu essen. Life’s too short.

 

Maison Barale

Die besten Ravioli und vor allem auch Gnocchi gibt es bei Maison Barale. Seit Generationen wird hier alles mit Liebe zubereitet…

 

Colombe D’Or

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Wenn ihr etwas tiefer in die Tasche greifen wollt und einen Ausflug nach Saint-Paul-de-Vence ins Auge fasst, dann geht zu Colombe D’Or, reserviert im Garten und nehmt die Vorspeiseplatte. Wenn ihr Euch dann nicht fühlt, wie der Kaiser von Woauchimmer, dann weiss ich auch nicht. Achtet auf die Kunstsammlung. Insane!!! Unbedingt reservieren – unbedingt.

 

 

 

12 in 12 – Nicolas und seine Schätze – Trésors Publics

„Die Sachen müssen in Frankreich hergestellt und die Firma in der Regel über 75 Jahre alt sein“ sagt Nicolas Barbero stolz, als ich ihn in seinem Laden Trésors Publics besuche.

Vor zwei Monaten hat er zusammen mit seinem Ehemann Antoine Bourassin den Shop in der Altstadt von Nice an der Rue du Pont-Vieux Nr. 11 eröffnet. Ohne Zweifel der schönste und coolste Shop der Stadt.

Ich habe auf dieser Reise so viele Concept und Lifestyle Shops gesehen, dass ich sie schon nicht mehr sehen kann. Überall die gleichen Bücher, die gleichen Bilder und die gleichen Marken. Langweilig. Doch Trésor Publics ist anders. An jedem Produkt hängt eine kleine Landkarte von Frankreich mit einem roten Punkt für die geographische Lage und dem Namen der Stadt, wo das Ding produziert wurde. Was man hier Kaufgen kann sieht man in keinem anderen Concept Store.

Der klassische Mouli-Grater von Moulinex, die Pfeffermühle von Peugeot, die blaue Arbeiterjacke von Vétra, wunderschöne Krüge für Pastis und Pernod, original in Frankreich hergestellte Baskenmützen, „La Caraffe“ aus den 70er Jahren, die Bürsten aus La Chavelle und dazu auch Klassiker der Gastronomie wie die Karamell-Stangen von Carambar und das Ratatouille direkt aus Nizza.

Hier kann man stundenlang verweilen und den Duft von besseren Zeiten einatmen. 300 Produkte gibt es im Laden – die Hälfte davon kostet zwischen 1 und 15 Euro.

Ein Jahr wollen sie den Laden führen, bevor sie entscheiden, was der nächste Schritt ist, sagt Nicolas. Er ist sich bewusst, dass das Konzept gut genug ist, um im ganzen Land Fuss zu fassen. Investoren dafür dürften Schlange stehen. Sie haben hier was ganz Besonderes geschaffen. Das spürt man. Die Altstadt von Nizza ist kein leichtes Pflaster für trendige Shops. Das Epizentrum der Cooles liegt an der Rue Bonaparte, etwas ausserhalb der Altstadt Richtung Hafen. Doch dem ist sich Nicolas bewusst. Der Shop richtet sich jan nicht nur an Hipster, sondern an Jedermann.

Sie wollen nichts überstürzen. Einen Schritt nach dem Anderen. Nicolas strahlt, wenn er vom Umbau des Geschäfts erzählt: „Hier war gar nichts drin und wir hatten auch keinen Interieur Designer. Das haben wir alles selber entwickelt.”

Alles ist mit viel Leibe gemacht und jedes Produkt passt genau. Es ist erstaunlich, was man hier für sein Geld bekommt. Nicht Profit, sondern Nachhaltigkeit und Qualität steht hier im Mittelpunkt. Chapeau!

Angesichts der Konkurrenz aus China ist es erstaunlich und beruhigend, dass auch Frankreich noch produziert und zwar gar nicht so teuer. Nicolas und Antoine sind beide keine Experten, wenn es iim Einzelhandel geht. Während der eine in Cannes eine Bar hatte, war der andere beim Chambre de Commerce angestellt.

Ihre Jobs  haben sie mit Mitte Dreissig für Tréor Publics aufgegeben ohne gross mit der Wimper zu zucken. Sie werden es nicht bereuen, da bin ich mir ganz sicher. Spätestens in drei Jahren werden sie ihr erstes Geschäft im Marais in Paris eröffnen. Believe me….

12 in 12 – Ravioli wurden in Nizza erfunden – oder?

Die Ravioli wurden in Nizza erfunden. Schon als ich das erste Mal an die Côte d’Azur kam, hatten mir das die Einheimischen stolz erzählt. Nicht etwa in Neapel oder in Rom oder irgendwo anders in Italien, sondern hier in Nizza kam jemand auf  die glorreiche Idee, Pasta mit einer köstlichen Paste zu füllen und sie dann Ravioli zu nennen.

Nie hatte ich angezweifelt, dass dem nicht so sein könnte. Schliesslich gibt es in Vieux Nice an jeder Ecke ein Geschäft, das frische Ravioli produziert (das Beste ist übrigens Maison Barale). Noch viel wichtiger, um die Ravioli-These zu unterstützen ist, dass Nizza bis 1860 zu Italien gehörte – und dass Ravioli aus Italien stammen, das zweifelt doch wohl keiner an. Das wäre fast schon Blasphemie. Wie gesagt, Nizza gehörte lange Zeit zu Italien. Doch 1860 sprachen sich 99 Prozent der Stimmberechtigten für ein französisches Nizza aus. In Wirklichkeit war der Plebiszit aber inszeniert und der Urnengang manipuliert, glauben Historiker. Sie ordnen die Abtretung als Preis für die Verwirklichung von Giuseppe Garibaldis italienischem Einheitstraum ein. Die Grafschaft Nizza sei der Dank Italiens für die französische Unterstützung im Kampf gegen Österreich gewesen.

Doch egal. Nizza hat italienische Wurzeln und das erklärt auch, warum die Ravioli aus Nizza kommen. Nur zur Sicherheit: Blicken wir doch mal in die Geschichtsbücher. Schliesslich gibt es meist verschiedene Versionen der Geschichte. Den Bagel zum Beispiel beansprucht neben New York auch Montreal und London für sich und die Schokolade wurde auch nicht wirklich in der Schweiz erfunden.

Also, das Geschichtsbuch schreibt den Ursprung der Ravioli auf Francesco di Marco Datini zurück, der in seinem Geschäft in Prato in der Toskana schon im 14. Jahrhundert Ravioli angeboten hatte. Ein Jahrhundert später wurde das Rezept in Venedig im Libro per cuoco verewigt. 

Auch in England! gibt es Aufzeichnungen, die im 14. Jahrhundert schon von Ravioli sprechen und zwar unter dem Namen Rauoles. Die sollen aus Malta oder aus Sizilien gekommen sein. Andere Quellen wiederum geben den Chinesen die Rechte an den Ravioli. Das wird den Italienern weh tun. Nicht nur die Spaghetti, sondern auch die Ravioli sollen aus China stammen. Die Spaghetti waren in China 3000 vor Christus erfunden worden. Nur schwer vorzustellen, dass nie jemand auf die Idee kam, diese zu füllen (habt ihr schon mal von Dumpings gehört?????? –

Also, alles kommt auch China – damals wie heute.

Nizza wird in den Geschichtsbüchern nicht erwähnt. Oder doch? Das Maison Barale macht seine Ravioli seit 1892. Wer die Einheimischen fragt, der hört, dass es schon im 17. Jahrhundert in Nizza ein Dutzend Raviolimacher gegeben haben soll. Was kreative Füllungen anbelangt, sei Nizza aber schon immer unschlagbar gewesen. Zudem sei die Perfektionierung des Prozesses und die Zusammensetzung des Teiges nirgends so schmackhaft wie in Nizza. Kreative Füllungen? Eigentlich gibt es nur eine Art richtiger Ravioli in Nizza und die wurde ohne Zweifel hier erfunden: Die Ravioli Nicoise. Das sind Ravioli mit Mangold und einer Art reduzierter Rindfleischeintopf (Daube). Alle anderen Zutaten sind für die Puristen verboten. Doch ich sehe das nicht so eng.

Einigen wir uns doch darauf, dass Nizza die kreative Heimat der Ravioli ist – China hin oder her. Damit kann wohl jeder Leben. Auf jeden Fall habe ich noch nie so gute Ravioli gegessen wie die Ingwer-Zitronen-Ravioli von Barale – und das ist im Endeffekt ja wohl entscheidend. Das Dutzend kostet übrigens gerade mal 1.30 Euro.

 

12 in 12 – Pernod oder Pastis?

Als ich ein Teenager war,  fuhren wir fast jeden Sommer nach Frankreich. Meist war es Südfrankreich und meist hiess das eine unendlich lange Autofahrt auf dem Rücksitz in der Sommerhitze. Einigs hat sich da in meiner Erinnerung festgebrannt. Die Autoscooter in Cap d’Agde, der intensive Geruch von Lavendel in der Provence, das Zirpen der Grillen in der Nacht, ein Fruchtgetränk namens Oasis und dass mein Vater immer wieder einen Pernod bestellt hat.

Pernod? Oder war es ein Pastis? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber seit diesen Tagen hat das Getränk, das durch die Zugabe von Wasser diese geheimnisvoll milchig-gelbe Farbe annimmt, einen besondern Platz in meinem Herzen. Doch was ist Pernod bzw. Pastis überhaupt und gibt es da denn einen Unterschied?

Die kurze Antwort: Ja, es gibt einen Unterschied. Doch der Reihe nach:

Beides sind hochprozentige Schnäpse bzw. Liköre (rund 40 Volumenprozent), deren Hauptzutat Anis ist. Vorgänger von Pastis und Pernod ist der Absint ein Thujon-haltiger (Thujon aus der Salbeipflanze) Kräuterlikör mit bis zu 85 Prozent Alkohol der 1915 fast weltweit verboten wurde, da er abhängig machte und Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervorrief. In Künstlerkreisen ( Edgar Allen Poe, Oscar Wilde, Pablo Picasso, Vincent van Gogh) war er jedoch weiterhin sehr beliebt. Van Gogh soll im Absintrausch sein Ohr abgeschnitten haben.

In der Provence stellten die Bauern nach dem Verbot von Absint  im verborgenen einen Ersatz her. Diese Nachahmung hiess „Pastiche“.  Aus Pastiche wurde, ihr hat es erraten, der Pastis. Pastis wurde dann 1922 erlaubt und der Alkoholgehalt bis auf 45 Prozent erhöht.

Pastis wird aus Wasser, Alkohol, Zucker, Fenchel, Süssholz und Anis überwiegend Sternanis hergestellt bzw. aufgesetzt. Pernod wird neben Anis und Fenchel auch  Koriander und Minze zugefügt. Der grösste Unterschied ist aber, dass der Pastis seinen Geschmack durch das Einweichen(=Mazerieren) der Zutaten in  Alkohol und Öl erhält und KALT hergestellt wird, während Pernod das Ergebnis eines Destillierungsprozesses ist. Das heisst, die Inhaltsstoffe werden aus den Zutaten mittels eines thermischen Prozesses, also Erhitzung, Verdampfung und Abkühlung in einen flüssigen Zustand “herausgezogen”.

Genug der Details der Zubereitung, denn  es gibt einen noch viel wichtigeren Unterschied. Pastis – sei es Ricard oder 51 – wird in Marseille hergestellt. In Marseille im Süden Frankreichs. Pernod hingegen wird in Paris fabriziert. Während im Rest von Europa in den Bars meist Pernod dominiert, wird hier im Süden von Frankreich – trotz der Rivalität zwischen Nizza und Marseille  – Pastis bevorzugt. Wer einen Pernod bestellt, der outet sich sofort als Tourist. Früher war das Ganze auch eine Frage von Grosskonzern gegen unabhängige Hersteller. Doch mittlerweile gehören beide Marken dem Konzern Pernod Ricard.

Also, die Wahl ist klar. Pastis ist besser als Pernod. Das ist nicht nur wegen der schönen Geschichte so, sondern er schmeckt auch besser. Auf der Terrasse sitzen und langsam an seinem Pastis nippen und ihn wie ein Professor ganz behutsam in seinem Glas mischen, das macht grossen Spass. Dazu ein Berret aufsetzen, ein Baguette unter dem Arm tragen, ein blau-weiss gestreiftes T-Shirt anziehen und leise “Sur le pont d’Avignon” vor sich her singen… und schon seit ihr der perfekte Franzose.

Ach ja, ihr wollt noch wissen, wie man einen Pastis trinkt? Pastis wird nur mit Eis und Wasser getrunken. So bekommt man dann auch bei der Bestellung eines Pastis, ein Pastisglas mit Pastis und Eis und eine Wasserkaraffe. Der Pastis wird dann mit 5 Teilen Wasser aufgefüllt und erhält seine milchig weiße Farbe. Voilà.

Nachtrag: Wer ganz viel auf sich hält und in Nizza einen Pastis bestellt, der sollte den Pastis de Nice bestellen. Den gibt es hier zwar nicht überall, doch der schmeckt besonders lecker – Gemäss Werbung sind sogar die Leute aus Marseille darauf eifersüchtig…

 

12 in 12 – Döner und nicht Currywurst

Nicht die Currywurst, sonden der Döner ist das Leibgericht der Berliner. In der deutschen Hauptstadt gibt es 1200 Imbissstände, die Döner anbieten. Dazu kommen nochmals rund 1000 Restaurants, die den Döner auf der Karte haben. Gemäss Currywurst-Museum (ja, sowas gibt es in Berlin) stehen der Übermacht der Dönerbuden lediglich 170 Currywurst-Stände gegenüber.

Meinen Döner esse ich fast immer bei Imren, der in einer Seitenstrasse des Kottbusser Damms die besten Fleischspiesse der Stadt anbietet.  Nicht nur das Brot, sondern auch die Saucen und der Spiess sind “handgemacht” und schmecken einfach traumhaft. 3 Euro lege ich dafür auf den Tisch, der Tee ist umsonst und ein Ayran kostet gerade mal 50 Cent.  Alternative: Tuna’s Gemüsekebap im Wrangelkiez. Halt, keine Angst; das ist nicht wirklich ein Gemüsekebap, sondern ein Kebap mit Hühnchen, Kartoffeln und etwas Aubergine mit super leckeren Saucen und sonstigen Köstlichkeiten gespickt.

Die Berliner behaupten übrigens auch, dass sie den Döner erfunden haben. Anfang der siebziger Jahre soll entweder am Kottbusser Damm oder am Zoo der erste Döner verkauft worden sein. Ein Gastarbeiter hatte die Idee, das geraffelte Fleisch mit Zwiebeln in ein Brot zu stecken. “The rest is history”.

Oder doch nicht? Gemäss den Geschichtsbüchern soll in der Türkei schon Mitte des 19. Jahrhunderts Fleisch im Brot serviert worden sein. Dieser Schisch Kebab wurde aber noch auf einem üblichen horizontalen Grill zubereitet. Etwas später soll ein Koch namens Hamdi in Kastamonu erstmals geschichtetes Fleisch an einem senkrecht stehenden Spiess gegrillt haben.

Wie dem auch sei. Heute gibt es in Berlin auf jeden Fall mehr Dönerbuden als in Istanbul. Wie bitte, ihr glaubt, dass nicht der Döner, sondern McDonald’s der König von Berlin ist, wenn es um Fast Food geht? Auf keinen Fall. In Berlin gibt es lediglich 60 McDonald’s-Restaurants. Ein Klacks gegen die 1200 Dönerstände.

 

12 in 12 – Let them eat cake!

Kuchen oder Brot? Egal. Das meinte schon Marie Antoinette, die Frau von Louis XVI. Sie wurde durch das Zitat: “Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen” berühm und berüchtigt. Dass sie das nie gesagt hat, interessiert heute nur noch die Geschichtsforscher. Erstens heisst es im Original aus Les Confessions von Jean-Jaques Rousseau; “Dann sollen sie Brioche essen” und nicht wie immer wieder falsch übersetzt wird “Kuchen”, und zweitens schrieb Rousseau das Zitat lediglich einer grossen Prinzessin und nicht Marie Antoinette  zu. Marie Antoinette war zur Zeit der Veröffentlichung von Les Confessions erst zehn Jahre alt und noch keine grosse Prinzessin.

Soviel zur Historie. Keine Frage. Ich habe eine Schwäche für gute Backwaren und himmlische Patisserie. Genauso wie ich die Italiener nicht ausstehen kann, die behaupten, dass guter Kaffee nur in Italien serviert wird, kann ich aber auch die Franzosen nicht riechen, die ein Eclair nur dann überhaupt probieren, wenn es in Frankreich hergestellt wurde oder wenn der Bäcker immerhin Franzose ist.

Ich bin der Meinung, dass sich in jeder Grossstadt Patisserien finden lassen, die genauso gute Süssigkeiten herstellen, wir die Franzosen. Doch eines muss ich den Franzosen lassen. Während ich in allen anderen Städten zuerst mal drei Nieten ziehe, bis ich die richtige Bäckerei ider Konditorei  gefunden habe, gibt es in Paris Boulangerien und Patisserien en masse. Oft sind es zwei bis drei oder gar vier im gleichen Strassenzug innerhalb von 100 Metern – eine  meist besser als die andere.

Kleiner Einschub, um Verwirrung zu vermeiden: Eine Boulangerie ist übrigens auf Brot und einfaches Gebäck spezialisiert. Manchmal bietet die Boulangerie  auch Sachen wie Millefeuille, Eclairs und Früchtetörtchen an. Doch die sind oft eher zweitklassig. Auch Sandwiches und Getränke sind beim Boulanger im Angebot.Eine Patisserie ist auf gut  Deutsch eine Konditorei und ist somit ausschliesslich auf Feingebäck spezialisiert. Ihr wisst schon, was ich damit meine.

Hier sind meine Favoriten, in Paris aus der Welt der Patisserien unterteilt nach ihren Spezialitäten:

Eclair

Eigentlich mag ich keine Eclairs. Wenn bei uns an der Kuchentheke nur noch das Eclair übrig war, dann bin ich jeweils wieder aus dem Laden gelaufen. Doch seit ich weiss, wie ein richtiges Schokoladen-Eclair schmecken muss, liebe ich die Dinger. Das Beste gibt es im Stohrer, der ältesten Patisserie von Paris (seit 1730 im Geschäft). Lasst Euch nicht davon täuschen dass hier auch  Touristen ein- und ausgehen. Die Eclairs sind grandios.

Lemon Meringue

Das beste Lemon Meringue gibt es bei Karamel. Der Bäcker macht alles in Perfektion und hat so gut wie alle Preise gewonnen, die man gewinnen kann. Während Lemon Meringue sonst schon mal zu süss sein kann, ist hier alles in Perfektion ausbalanciert. I want one!!!

Saint-Honoré

Die etwas abgewandelte Version des französischen Klassiker macht Pain Pain so wie kein Anderer. Lecker.

Millefeuille

Ein Millefeuille hat aber sowas von gar nichts mit einer Kremeschnitte zu tun. Der Teig ist so richtig erdig und nicht fast roh und die Vanillecreme ist komplex und nicht einfach Pudding. Carl Marletti kann das am besten.

Schokolade

Alain Ducasse ist für viele der beste Koch der Welt. In Paris stellt er in einem kleinen Laden (es gibt drei Filialen) Schokolade her. Die Tafeln sind nicht ganz billig. Doch es lohnt sich. Ja, Lindt ist auch nicht schlecht. Doch das hier ist nochmals eine andere Dimension.

12 in 12 – Das beste Baguette

Wo der Pariser sein Baguette kauft, ist eine Glaubensfrage.Sag ja nicht, dass das Baguette überall gleich schmeckt. Da versteht der Pariser absolut keinen Spass, denn für ihn gibt es da extrem grosse Unterschiede. Die Stadt Paris organisiert denn auch jedes Jahr einen Wettbewerb, bei dem das beste Baguette von Paris ausgewählt wird. Der Gewinner erhält 4000 € Preisgeld und hat die Ehre, den Präsidentenpalast für ein Jahr zu beliefern.

Folgende Kriterien sind entscheidend:

„Le goût, la cuisson, la mie, l’odeur et l’aspect“. Auf Deutsch: der Geschmack, die Backzeit, das Innere Erscheinungsbild, der Duft und das Äussere.

Die eingereichten Baguettes haben strikte Bedingungen zu erfüllen. Das Brot muss zwischen 55cm und 65cm lang sein, 250g bis 300g wiegen und darf nicht mehr als 18g Salz enthalten.

Der Gewinner 2016 hat seinen Laden gleich bei uns um die Ecke. Charles und Mickael Reydellet, ein Bäcker-Duo, das in der Bäckerei „La Parisienne“ arbeitet, hatten letztes Jahr den grossen Preis abgeräumt. Es versteht sich von selber, dass ich da gleich am ersten Tag hinmusste. Das Baguette kostet 1.20 Euro und kriegt die Balance zwischen Knusprigkeit und Saftigkeit perfekt hin.

Der Gewinner 2017, der ein weiteres Mal vom Rive Gauche kommt, hat den Sieg mit einem Baguette de Tradition davongetragen. Das ist ein Baguette ohne Zusatzstoffe und ist die Bevorzugte Variante der Pariser. Sami Bouattour aus dem 13e Arrondissement ist der grosse Gewinner.

Wenn ihr mich fragt, schmecken alle Baguettes in Paris, die von einem richtigen Bäcker und nicht von Carrefour kommen, einfach klasse. Ein kleiner Tipp: Kauft immer das “Tradition”,  Ob das Beste der Besten oder eins, das keinen Preis gewonnen hat; wenn die Pariser etwas ganz genau wissen ,dann ist es, wie ein Baguette zu schmecken hat..

Die Gewinner seit 2000

12 in 12 – Bald ganz ohne Cash?

In der New Yorker Restaurantszene gibt es einen neuen Trend: Statt “Cash Only” sieht mann immer häufiger das Schild: “No Cash, Credit Card only”.

Ob das Bao House an der 14. Strasse oder Sweetgreen, Eatsa Fish Cheeks oder LaVecchia – sie alle setzen voll auf die Karte und akzeptieren keine harten Dollar mehr. Ein Grund dafür ist die Sicherheit. Sie haben es satt, immer wieder überfallen zu werden und für eine Versicherung dagegen tief in die Tasche zu greifen. Zudem ist es einfacher, so die Abrechnung zu machen. Da zahlen sie gerne die Gebühren von 1,5 bis 2%, die ihnen die Kreditkartenfirmen abknöpfen.

Harvard-Professor Kenneth Rogoff, der in seinem Buch “The Curse of Cash” die Nachteile des Bargelds beschreibt, sagt zwar nicht das totale Sterben des Bargelds voraus findet aber, dass Bargeld ein Hemmschuh des Wirtschaftswachstum sei.

Eine Untersuchung der Eliteuniversität MIT kommt denn auch zum Schluss, dass die Kunden in einem Restaurant, wenn sei ihre Kreditkarte zücken, im Durchschnitt doppelt so viel ausgeben, als wenn sie ihr hart verdientes Bargeld auf den Tisch legen müssen.

Mir persönlich wäre es ehrlich gesagt egal, wenn es kein Bargeld mehr geben würde. Ich zahle ohnehin viel lieber mit der Karte. Ja, ich weiss, dass das im Endeffekt auch zu höheren Preisen führen kann. Gerade in Ländern, in denen die Kreditwürdigkeit der Geschäfte nicht so hoch ist wie in den USA, kann der Aufschlag für die Zahlung mit der Karte mächtig hoch sein. In Argentinien beispielsweise zahlen die Geschäfte locker mal 10% und mehr.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Das “Cash Only” Schild dürfte nicht ganz verschwinden. Doch nehmt auf jeden Fall immer Eure Karte mit. Sonst müsst ihr beim nächsten Restaurantbesuch vielleicht in der Küche abwaschen, um Eure Rechnung zu bezahlen.