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12 in 12 – Essen in Italien: Traum oder Albtraum?

Die Pizza Rosso vom Forno Campo de' Fiori ist ein Gedicht.
Die Pizza Rosso vom Forno Campo de’ Fiori ist ein Gedicht.

In irgendwelchen Seminaren habe ich mal gelernt, dass man eine Kritik immer mit einem Lob einleiten soll. „Softening the blow“ nennt man das auf Englisch treffend. Also wende ich diesen Trick doch gleich mal an.

Das Essen in der italienischen Hauptstadt ist ein Traum. Die Pizza von Da Remo, das Tiramisu von Zum, die Carbonara von Roscioli, das Suppli von Supplizio, die Bianca vom Forno Campo de Fiori und das Eis vom Palazzo Del Freddo – ein Gedicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, kann ich sagen, dass ich diese Klassiker noch nirgends so gut in dieser Qualität gegessen habe. Perfektion. Absolute Perfektion.

Doch darüber hinaus?  – und ich bin mir bewusst, dass ich hier viele in ihrem Stolz verletze und wohl auf wenig Gegenliebe stosse. Darüber hinaus gibt es in Rom nichts, wenn es um die Gaumenfreuden geht. Hier gibt es nur italienische Küche und zwar meist genau so, wie es die Nonna schon damals, als alles noch besser war, gekocht hat und kein bisschen anders. Ja, das schmeckt zwar ausgezeichnet. Doch es ist auch langweilig. Sehr langweilig. Zum einschlafen langweilig.

Zu einer Hauptstadt, die Weltformat haben will, gehört auch die internationale Küche. Ja klar, es gibt hier Sushi und auch mal einen passablen Burger. Doch gross ist die Auswahl nicht. Während es in anderen Grossstädten nur so von Thais, Vietnamesen, Mexikanern, Indern, Peruanern, Franzosen, Spaniern, Amerikanern und ja – Italienern! wimmelt, und jedes interessante Gastrokonzept immer wieder neu erfunden und gemischt wird, ist hier Funkstille.

Im Gambero Rosso, Italiens wichtigstem Restaurantfüher, gibt es über ein Dutzend Restaurantkategorien, die jede eine eigene Rangliste hat. Von der Pizzeria, zur Trattoria über die Osteria bis hin zur Rosticceria… alles wird bewertet. Eine einzige Kategorie beschäftigt sich mit der Küche ausserhalb Italiens und die heisst lapidar: Ethnisch. Sie steht ganz verschupft am Ende des Buches. Acht der zehn Top-Restaurants in der Kategorie ethnisch sind Japaner…

Warum ist das so? Warum haben die Italiener (und sogar die eher aufgeschlossenen Grosstädter aus Rom) Angst vor Veränderung, Angst (oder von mir aus auch keine Lust), etwas Neues auszuprobieren? Die einfache Antwort ist: Wer eine so gute Küche hat, wie wir, der braucht kein Sushi und kein Curry. Doch dass das engstirnig und reaktionär ist, das muss ich hoffentlich niemandem beweisen. Die Angst vor Veränderung gibt es nicht nur bei den Gaumenfreuden, sondern zieht sich in Italien durch alle Zweige der Gesellschaft. Die Mode der Masse hat sich in den letzten 50 Jahren erstaunlich wenig verändert, das Fernsehprogramm, die italienischen Schlager, das Kulturangebot und die Produkte im Supermarkt: alles wie gehabt.

Man lebt in der Vergangenheit und merkt nicht, dass sich die Welt weiter dreht. Ich will jetzt nicht behaupten, dass das auch der Grund ist, warum Italien wirtschaftlich nicht mehr so solide da steht und Innovationen, die zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit beitragen, fehlen. Doch denkt mal darüber nach…

So schön das Gefühl der Italianita und des Bella Italia ist, schön wäre es, wenn man etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung und Offenheit für Neues zeigen würde. Doch zwingen kann man dazu niemanden.

So, es ist Zeit, ans Mittagessen zu denken. Ich habe richtig Lust auf eine Portion Spaghetti Amatriciana – wahrscheinlich gehe ich zu Da Enzo.

12 in 12 – Das Fenster

Das Fenster spielt in Rom eine ganz besondere Rolle. Nirgends habe ich bisher so viele Leute gesehen, die sich die Welt von ihrem Fenster aus anschauen. Der Römer verkriecht sich nicht in seinen vier Wänden, sondern wenn er schon keine Zeit hat, auf der Piazza seine Runden zu drehen, dann ist er am Fenster zu finden. Er beobachtet, grüsst, ruft herunter, schreit nach innen, isst, diskutiert, seufzt, lacht oder denkt ganz einfach nach. Das Leben am Fenster… bella Italia!

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12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 2

Cinema Farnese
Ein Fall fürAlfredo Conte

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Kapitel 2

„Mord im Cinema Farnese“ steht am nächsten Tag in grossen Lettern auf der Frontseite des „Messaggero“. Das Telefon von Inspektor Conte lief schon den ganzen Morgen heiss. Auch Polizeipräsident Marco Caruso hatte angerufen und kräftig Dampf gemacht. Der Fall müsse gelöst werden, aber subito. Conte hatte nicht geschlafen und gerade mal Zeit, zu Hause ein frisch gebügeltes, hellbeiges Hemd anzuziehen und bei Roscioli einen Caffè zu trinken.

Die Nachforschungen hatten bisher wenig gebracht. Roberto Ginelli, der gestern die Schüsse im Kino gemeldet hatte, war nicht mehr aufgetaucht. Die Forensiker der Polizeiwache hatten weder Fingerabdrücke noch andere Spuren gefunden, die Aufschluss über den Täter geben könnten.

Das waren die Fakten: Es gab keine körperliche Auseinandersetzung und der Schuss wurde aus nächster Nähe wahrscheinlich mit einer einer Beretta PX4 Storm mit 9mm Kaliber direkt in die Schläfe abgefeuert. Immerhin war sich Conte somit so gut wie sicher, dass der Täter das Opfer gekannt hatte. Gut möglich, dass die beiden im Kino nach der letzen Vorstellung nebeneinander sassen und etwas wichtiges zu besprechen hatten.

Der Inspektor hatte Ginelli mehrere Nachrichten hinterlassen und ihn gebeten, umgehend aufs Revier zu kommen. Warum hat er das noch nicht getan? Erst ruft er mich an und dann verschwindet er, fragt sich Conte. Roberto Ginelli und das Opfer kannten sich gut. Freunde waren sie keine. Im Gegenteil. Jeder wusste, dass Mariella Novelli nicht nur die Ehefrau des Kinobesitzers, sondern auch die grosse Liebe von Roberto Ginelli war.

Roberto hatte Giuliano nie verzeihen, dass er ihm damals, als er in Bologna die Bäckerlehre absolvierte, Mariella ausgespannt hatte. Immer wieder gab es deswegen Streit. Roberto hatte nie geheiratet und 30 Jahre darauf gehofft, dass Mariella irgendwann doch zu ihm zurück kommen wird.

Da klopft es an der Tür. “Herein” ruft Conte. Es ist Roberto Ginelli. Er habe nicht mehr warten können gestern Nacht, da er in die Backstube musste, um den Teig für die Pizza Rosso für morgen vorzubereiten. Heute früh sei dann auch zu viel los gewesen, entschuldigt er sich. Der Inspektor verkneift sich eine seiner legendären Schimpftiraden und kommt zur Sache. Er macht keinen Hehl daraus, dass er von Robertos Abneigung, ja vielleicht sogar Hass gegenüber Giuliano, weiss. Roberto läuft rot an, fängt sich aber wieder und beteuert, dass er nie und nimmer in der Lage sei, jemandem etwas anzutun. Er sei gestern Abend nur kurz vor die Tür seiner Backstube gegangen, um wie immer wenn die Glocke der Chiesa die San Pantelo Mitternacht schlägt, eine Zigarette zu rauchen. Dann der Knall aus dem Kino. Da wusste er, dass etwas Schlimmes geschehen war. Gesehen habe er nichts deutliches, nur einen Schatten, der um die Ecke Richtung Via dei Giubbonari entschwand. Allein sei er  in der Backstube gewesen und auch sonst habe er niemand getroffen.

Das reichte dem Inspektor fürs Erste. Er hatte jetzt dringenderes vor. Im Caffe Peru an der Piazza Santa Caterina della Rota traf sich das Quartier oder genauer gesagt, diejenigen, die immer alles von jedem wussten. Ein Besuch dort war meist ergiebiger, als wochenlanges Recherchieren. Der Tisch draussen vor dem Eingang war immer reserviert. Dort sassen jeweils Emanuele Bruno, der das Teatro dei Satiri führte, Mauro Piselli, dem das wunderschöne Hotel Lunetta gehörte und Stefano Totti, der Tausendsassa unter den Gastronomen der Stadt mit seiner Osteria Romana. In der Regel komplettierte Giuliano Novelli die Runde. Doch der würde dieses Mal nicht mehr dabei sein können.

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 1

Cinema Farnese
Ein Fall für Alfredo Conte

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Kapitel 1

Es war bereits nach Mitternacht, als das Telefon klingelte. Wie fast jeden Abend sass Inspektor Alfredo Conte noch in seinem kleinen Büro an der Piazza della Trinita dei Pellegrini mitten im Centro Storico von Rom. Seit über 20 Jahren war Conte für das Quartier rund um den Campo de’ Fiori zuständig. Er war mit allen Wassern gewaschen. Ein kauziger aber liebenswerter Typ. Sein hellbeiges Hemd, die dichten, gewellten schwarzen Haare und der buschige Schnurrbart waren sein Markenzeichen.

Der Inspektor nahm den Hörer ab. Es war Roberto Ginelli, der Geschäftsführer des Forno Campo de’ Fiori, der wohl besten Bäckerei der ganzen Stadt. Ihn kannte Conte gut, da er sich bei ihm jeden Mittag sein grosses Stück Pizza Rosso abholte. Roberto war ausser sich. Er müsse sofort kommen, sagte er. Schüsse habe er gehört und zwar im Cinema Farnese. Nein, reinzugehen habe er sich nicht getraut, obschon die Eingangstür sperrangelweit offen stehe.

Conte legte den Hörer auf. Mit seinem karierten Jacket unter dem Arm machte er sich auf den Weg. Das Cinema Farnese war gerade mal 100 Meter von seiner Polizeiwache entfernt. Er kannte den alten Giuliano Novelli, der das in den dreissiger Jahren gegründete Kino führte, gut. Noch gestern hatte er ihn gesehen, als er seine Pizza bei Roberto abgeholt hatte und über den Campo zur Polizeiwache zurückging. Die Tür stand tatsächlich weit auf. Roberto war nicht zu sehen. Conte verlor keine Zeit und trat gleich ein. Seine kleine Beretta hatte er wie immer in der Innentasche seines gestreiften Jackets, das er mittlerweile übergestreift hatte.

Er wusste, dass Giuliano in der Regel der Letzte war, der das Kino nach der Abendvorstellung verliess. „Roberto“ rief Conte. Keine Antwort.. Es war still. Totenstill und dunkel. Der Lichtschalter im Foyer schien nicht zu funktionieren. Das von aussen unscheinbare Kino hat einen Saal mit 300 Plätzen – auch dort stand die Tür offen. Conte trat in den Saal. Er hatte mittlerweile seine kleine Taschenlampe angeknipst. In der ersten Reihe schien sich was zu bewegen. „Halt“ schrie er, rannte den Gang entlang Richtung Leinwand und richtete den Lichtstrahl auf die roten Plüschsitze. Es war Giuliano. Regungslos sass er in der ersten Reihe und starrte Richtung Leinwand. Das Blut lief von seiner Schläfe herunter und tropfte auf den Boden. Kein Puls. Giuliano war tot.

12 in 12 – Das Städterating für Moskau

Das ist der letzte Eintrag aus Moskau. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

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Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

Die Moskauer sind sehr nett, gehen allerdings selten auf einen zu.

Kulturelles Angebot: 7

Wenn die Sprachbarriere nicht wäre, dann wäre das Rating noch höher – aber eben, subjektiv ist die Bewertung. Die unzähligen Theater an jeder Ecke blieben uns leider mehrheitlich verschlossen. Doch sonst gibt es ein fast grenzenloses Angebot, das erfrischend anders ist, als irgendwo sonst auf der Welt.  Gleichzeitig ist Moskau aber auch international und relevant.  Besonders die klassische Musik gehört hier zur DNA der Stadt.

Food: 7

Die kreative Gastroszene in Moskau war die grosse positive Überraschung. Wir werden die unendlichen Möglichkeiten vermissen.

Preisniveau: 9

Moskau eilt der Ruf einer teuren Stadt voraus. Keine Ahnung warum. Nicht nur wegen der Rubelkrise ist hier alle billig – teilweise gar spottbillig.

Öffentlicher Verkehr: 8

Die Metro in Moskau schlägt sie alle. Alle 2 Minuten ein Zug und das in jede Richtung. Zudem gibt es Uber, Taxis, Busse und alles andere, was man sich so wünscht. Der Verkehr auf der Strasse ist dicht, doch nicht so schlimm wie der Ruf, der ihm vorauseilt. Zudem beeindruckt Moskau mit Fahrradstationen an jeder Ecke.

Wetter/Klima: 4

Wir hatten Glück, da wir im Spätsommer hier waren. Das war toll. Doch der Winter kündigt sich bereits an und der wird hart – hammerhart.

Sicherheit: 9

Die sicherste Stadt, in der wir je waren.

Fun / Feel-Good-Factor: 8

Wir haben uns hier pudelwohl gefühlt und sehr viel Spass gehabt.

Coolness/Kreativität: 7

Sehr viel modische und progressive Leute. Hat uns sehr positiv überrascht.

GESAMTRATING: 65 VON 90 PUNKTEN

Das reicht im Moment für den Spitzenplatz

Next stop: Bella Roma

12 in 12 – Moskau: Doch noch ein kleiner Reiseführer

Ja OK, ich will ja mal nicht so sein. Unsere Zeit in Moskau neigt sich langsam dem Ende entgegen. Dass wir die Stadt lieben, habt ihr ja wohl schon gemerkt.  Wir können nur jedem empfehlen, nach Moskau zu reisen und die grösste Stadt Europas selber zu entdecken. Hier einige unserer Lieblingsrestaurants, die wir vermissen werden und die nicht in jedem Reiseführer stehen:

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Die Brüder Karavaevi sind ein Gastrokonzept, das Starbucks alt aussehen lässt. Gibt es in jedem Quartier und hat alles, was das Herz begehrt. Von russischen Spezialitäten bis zum französischen Gebäck. Da könnte ich den ganzen Tag sitzen. Ich sage nur: Kirschstrudel.

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Warum nicht den ganzen Tag Frühstücken? Das hat sich auch der Besitzer von Cook’kareku gedacht. In diesem coolen Restaurant gibt es Frühstück aus aller Herren Länder. Russland, USA, Thailand, Israel, Armenien, Schweiz! und und und…

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Khachapuri, diese georgische Pizzavariation, ist einfach “to die for”.  Die Auswahl in Moskau ist riesig, doch wir mochten Xachapuria am liebsten. Der mit Spinat, Käse und Ei in der Bootform ist der Hammer.

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Wer die Nase voll hat von osteuropäischen Spezialitäten, der kann zu Cutfish Bistro,  einem Sushi-Restaurant im Trendquartier Patriarchs Pond, in dem das schöne Moskau verkehrt. Die Preise sind dennoch mehr als fair. Der Albacore Tuna Poke sucht seinesgleichen.

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Zu guter letzt noch was für Fast-Food-Liebhaber: Teremok. Die russischen Crepes sind so lecker. Der mit Lachs, Käse und Sour Cream ist ganz klar der Beste. Alles frisch gemacht. Gibt es in ganz Russland  – in Moskau alle paar hundert Meter.

 

12 in 12 – Paradies im Anti-Café

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Die Klingel unter dem Zifferblatt drücken und kurz warten. Jemand meldet sich durch die Gegensprechanlage. Ich sage: “Zifferblatt” und schon geht die Tür auf. Zwei Stockwerke nach oben. Da ist es wieder dieses Schild mit dem Zifferblatt. Wir stossen die Tür auf. Ist das der falsche Eingang? Hier wohnt doch jemand.
„Kommt rein“ ruft eine junge Frau. Das machen wir. Die junge Frau heisst Olya und fragt uns, ob wir was zu trinken wollen.

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img_9545Wir sind hier richtig. Goldrichtig. Das ist es also. Das Original Anti-Café. Das „Ziferblat“ an Moskaus Nobelmeile Tverskaya. Gemütlich ist’s hier.  Das Konzept ist einfach. Du zahlst nach der Zeit, die Du hier verbringst. Kaffee, Tee, Kuchen,  kleine Häppchen und alles was du sonst konsumierst ist umsonst. Die erste Stunde kostet drei Euro, danach zwei und ab Stunde vier ist es ganz umsonst. Hier sollst Du verweilen und dich wohl fühlen.

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Hier kannst Du Dich unterhalten oder ein Buch lesen und wenn es sein muss auch im Netz surfen oder Deinen Laptop aufklappen. Hier verkehren Künstler und Studenten aber auch ganz normale Moskauer, die einfach einen Gang zurückschalten wollen. Hier setzt sich mal einfach einer ans Klavier oder fragt Dich, ob Du Lust auf eine Partie Schach hast. Doch eines ist es hier ganz besonders: Eine Oase der Ruhe in einer Stadt, die den Kapitalismus für sich entdeckt hat. Das offizielle Motto: Im Ziferblat darfst Du alles, solange Du Rücksicht auf Deine Mitbesucher nimmst.

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Mittlerweile gibt es diese Anti-Cafés in Moskau an jeder Ecke. Auch in London und Berlin hat das Konzept Fuss gefasst. Doch keines ist wie das Ziferblat, das der Lebenskünstler Ivan Mitin 2011 gegründet hat. Während andere genau ausrechnen, was die Stunde kosten muss, damit sich die Sache lohnt, ist Mitin noch immer kein Geschäftsmann. Ohne Gönner könnte das Anti-Cafe  nicht überleben. Zum Glück gibt es viele Gleichgesinnte, denen es wichtig ist, dass es nicht nur Starbucks & Co. gibt, sondern auch Freiräume für alle, die kein dickes Portemonnaie haben. Die Welt braucht mehr Zifferblätter…

12 in 12 – So wird die Polizei ausgetrickst

Der Trick mit der CD
Der Trick mit der CD

Was, die CD hat ausgedient? Spotify, Youtube und Co. haben das Zepter übernommen und wenn schon, dann ganz zurück zu Vinyl? Aber bestimmt nicht in Moskau. Da sind CDs total angesagt.

OK, eins nach dem anderen. In Moskau fahren schickere Schlitten rum als in Chelsea. Lamborghini hier, Ferrari da. Heulende Motoren und Geschwindigkeitsrausch mitten in der Stadt. Die siebenspurigen Boulevards laden so richtig zum Rennerfahren ein. Spätestens wenn die Sonne untergeht, dann rasen einem die Boliden hier so richtig um die Ohren.

Doch wer nicht der Sohn eines Oligarchen ist und damit sozusagen eine „get out of jail free card“ im Handschuhfach hat, muss aufpassen, dass er nicht von einer der über 1’000 Kameras erfasst wird.

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Um die Kameras zu überlisten, gibt es einen einfachen Trick: Mit einer CD das hintere Nummernschild teilweise abdecken. Die Kamera versucht dann vergebens, die Identität des Fahrers festzustellen.

Doch ist das nicht illegal? Ja, schon. Das Abdecken der Nummernschilder ist verboten und wenn das ein Polizist bei einem entdeckt, dann gibt es auch einen Strafzettel. Doch der fällige Betrag für das Anbringen einer CD ist Vergleich zur Strafe fürs schnell fahren  so lächerlich tief, dass es sich lohnt, den Trick mit der CD immer und immer wieder anzuwenden.

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P.S. Eine Kostprobe der russischen Autofahrkunst und anderen Schabernacks gefällig? Dann schaut Euch mal (auf eigene Verantwortung) das Twitter Account von Only in Russia an. Stundenlanger Spass garantiert.

12 in 12 – Japanische Invasion in Moskau

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Was hat ein japanischer Getränkeautomat in einer Unterführung in Moskau zu suchen? DyDo steht drauf und alle Getränke sind japanischer Herkunft mit japansicher Beschriftung. Verwirrend. Das ist keine Versehen. In jeder, aber wirklich jeder Unterführung und jeder Metrostation in Moskau stehen bis zu 20 Automaten. Wie bestellt und nicht abgeholt. Auf Hochglanz poliert, in Reih und Glied. Kein Schabernack oder eine Filmkulisse. Sie sind wirklich da. Einsam und allein. In bald vier Wochen Moskau habe ich noch keinen einzigen Russen gesehen, der dort etwas kauft. KEINEN EINZIGEN.

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Die Automaten stehen nicht erst seit gestern da. Die ersten wurden vor zwei Jahren aufgestellt. Der riesige japanische Getränkekonzern DyDo hat mit der Stadt Moskau einen Vertrag abgeschlossen, der ihm erlaubt, 90’000!!! Automaten aufzustellen. Wie viele es bisher sind, ist schwer zu sagen. Doch es dürften mehrere Tausend sein. DyDo ist optimistisch und nach eigener Aussage davon überzeugt, dass Moskau mit seinen 12 Mio. Einwohnern 200’000 dieser Automaten absorbieren kann. Sehr schräg. Soda mit Pfirsichgeschmack, Ingwergetränke und andere japanische Köstlichkeiten sind im Angebot. Passt das zu den Russen?

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DyDo gibt zu Protokoll, der russische Kunde würde die japanische Qualität schätzen und sei gerne bereit, etwas mehr für ein Qualitätsprodukt zu bezahlen. Aha. Das sieht verdammt nach Fokus-Gruppen, Brainstorming in den Managementetagen Tokios und ausgiebigem Market Research aus….Wer sich das nur ausgedacht hat. Doch Moment. Da geht tatsächlich ein etwa 20-jähriger Russe auf den Automaten zu. Genau das Zielpublikum, das sich die Marketingurus wünschen. Er bleibt vor dem Automaten stehen, schaut sich alles genau an und…greift in den Münzauswurf, um zu sehen, ob da Kleingeld liegen geblieben ist. Nichts drin. Na wie könnte da auch was drin sein. Niemand benutzt die Automaten.