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Schwalbe fliegt nach…12 in 12 in der NZZ

Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Bangkok. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
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12 in 12 – Perfekt, perfekter, Japan

Es ist bereits dunkel in Tokio. Wir biegen im Stadtteil Shibuya in eine schummrige Gasse ein und laufen den Bahngleisen entlang.  Ein leerer Zug rattert vorbei. Kaum ein Licht brennt in den Fenstern der kleinen, dicht aneinandergereihten, Häuser. Weit und breit keine Menschenseele.  Die Athmosphäre ist gespenstig. Endlich. Da ist sie, die kleine Tür mit dem Graffiti, genau so wie sie mir Tomoko beschrieben hatte. Hinter dieser Tür soll sich der legendäre Underground-Rock-Club Circus befinden und hier soll gleich die japanische Band Cinnamons auftreten.Die Tür ist zu. Keine Klingel. Ich klopfe. Die Tür geht auf. Eine junge Frau steht dahinter und begrüsst uns. Sie ist munter und fidel. 4000 Yen Eintritt und wir sind drin. Sie gibt uns noch einen Getränkegutschein, den wir an der Bar einlösen können.

Was von aussen dunkel und ich gebe es zu, durchaus etwas gefährlich aussah, entpuppt sich von innen als ultracooler Rockclub, in dem alles äusserst gesittet zu und her geht. Wir sind hier ja schliesslich in Japan. Das Konzert hat schon angefangen. Trotzdem halte ich noch kurz an der Bar und bestelle wie meist einen Gin und Tonic. Spätestens seit Oasis die legendären Songzeilen:

I need to be myself
I can’t be no one else
I’m feeling supersonic
Give me gin and tonic

1994 mit ihrem allerersten Song Supersonic unsterblich gemacht haben, ist G&T mein Getränk.

Keine Plastikbecher, keine Sodapistole mit Chlorgeschmack, kein billiger Gin und kein Cocktail, der nur aus Eis besteht. Nachdem ich dem Barkeeper klar gemacht habe, dass ich kein Ginger Ale, sondern einen Gin and Tonic will, ist er in seinem Element.  Er nimmt ein gut gekühltes, wohl geformtes Glas aus dem Kühlschrank. Es könnte durchaus handgeblasen sein. Die Eiswürfel sind gross, denn sie sollen kühlen und das Getränk nicht verwässern.  Der Gin ist von Sipsmith und kommt, wie es sich bei einem G&T gehört, aus dem Tiefkühler. Das Tonic schüttet er aus der kleinen, traditionellen 19cl-Flasche dazu. Das Verältnis stimmt. Drei Teile Tonic, ein Teil Gin. Dann natürlich noch ein Schnitz frisch geschnittene Limette; ja, unbedingt Limette und keine Zitrone, denn die ist etwas zu süss. Mit einem weiteren Limettenschnitz reibt der Barkeeper, der übrigens blond gefärbte Haare hat, ein schwarzes Metallica-T-Shirt trägt und wohl knapp über 20 ist, den Glasrand ein. So verspürt man beim Trinken zu allererst einen leicht limettigen Geschmack.  Dann noch kurz umgerührt und fertig ist der Gin and Tonic.

Ich habe mittlerweile zwar einen Song der Cinnamons verpasst. Doch das war es wert. Der perfekte Gin and Tonic in einem Rockklub an den Bahngleisen von  Shibuya. Wer hätte das gedacht

Unten im Konzertsaal spielen die  Cinnamons. Ich stehe da und höre zu. Ich weiss gar nicht, woran ich mich mehr efreuen soll, an der japanischen Indie-Musik, die so was von gute Laune macht oder an meinem perfekten Gin and Tonic. Perfekt, perfekter Japan.

12 in 12 – Sushi essen leicht gemacht

Sushi oder genauer gesagt Nigiri Sushi essen ist einfach. Das kleine Päckchen mit Fisch und Reis mit den Stäbchen greifen, kräftig in Soja-Sauce gemischt mit Wasabi tunken, abbeissen und dann einen Haufen Ingwer hinterher. Haaaaaaaaaaaalt! So geht das auf keinen Fall. So werdet ihr in Tokio bestimmt aus dem Restaurant geworfen – na gut, das vielleicht nicht, weil die Japaner viel zu höflich sind – aber auf jeden Fall werdet ihr dort nicht viele Punkte sammeln.

Hier ein paar nützliche Grundregeln:

  • Das Sushi nie von oben mit den Stäbchen greifen, sondern immer von der Seite. So zerfällt der Reis nicht. Entgegen der landläufigen Meinung ist guter Sushireis nicht extrem klebrig und kalt, sondern eher locker und noch leicht warm. Deshalb zerfällt das Sushi auch gerne mal, wenn man es von oben packt. Es gibt übrigens auch eine Sushi-Schule, die untersagt, überhaupt Stäbchen zu verwenden. Deshalb ist es auch im besten Sushi-Restaurant mehr als nur OK das Sushi mit den Händen zu essen. Keine Angst, ich lege euch damit nicht rein, damit ihr euch das nächste Mal bei Nobu lächerlich macht. Indianerehrenwort.
  • Sushi nie in Soja-Sauce tunken. OK, mit billigem Sushi vom Take Away könnt ihr das gerne mal machen, aber bitte nicht mit Qualitäts-Sushi. Warum wollt ihr wissen? Der Reis ist wichtiger Bestandteil des Sushi. Taucht man ihn in Soja saugt er sich voll und man schmeckt ihn nicht mehr richtig. Zudem wird der Geschmack des Fischs übertüncht. Falls der Sushi-Chef vergisst, etwas Soja über den Fisch zu streichen und du starkes Verlangen nach Soja hast, dann nimm den Shoga (das ist der eingelegte Ingwer), tauche ihn in Soja und streiche ihn sanft über den Fisch. Das reicht. Hat da jemand Wasabi gesagt? Ja genau, dafür gilt die gleiche Regel.
  • Nicht vom Sushi abbeissen, schon gar nicht, wenn noch ein Topping drauf ist. Sushi ist so zubereitet, dass es genau in den Mund passt. Alle Zutaten sind exakt aufeinander abgestimmt.
  • Keine Berge des Shoga bzw. Gari (Ingwer) essen. Shoga ist dazu da, den Gaumen zu reinigen, um den Geschmack des nächsten Stücks würdigen zu können, Dazu reicht ein ganz kleines Stück. Wer zu viel Ingwer isst, der schmeckt danach gar nichts mehr. Als Gaumenreiniger ist auch der Grüntee gedacht. Warm wirkt er am besten.
  • Wenn Du das Sushi in den Mund nimmst, liegt der Fisch unten, damit er direkt mit der Zunge in Berührung kommt. Nur so kommt der Geschmack richtig zur Geltung.
  • Als Bauernregel gilt: Erst den weissen Fisch essen, dann den Thunfisch, dann Lachs, dann das Ding mit dem Ei drauf sozusagen als Nachtisch und am Schluss noch eine kleine Rolle. So signalisiert man dem Sushi-Chef, dass man fertig bestellt hat.

Ach ja, noch ein paar Kleinigkeiten. Die Miso-Suppe trinkt man direkt aus der Schale, die Stäbchen reibt man nicht aneinander, da das als Affront für das Restaurant gilt (billige Stäbchen), der Wasabi wird nicht mit Soja verrührt auch nicht bei Billig-Sushi und Ketchup gehört auch nicht auf den Fisch (Hinweis: Letzteres war nur ein Scherz).

P.S. Sushi ist übrigens immer Fisch mit Reis drunter. Ist es nur roher Fisch, dann heisst das Sashimi und wenn es gerollt ist mit dem Algenblatt nach aussen, dann heisst es Maki, wenn der Reis aussen ist, dann ist es Uramaki.

Itadakimasu (das heisst guten Appetit und das sagt man mit einer kleinen Verbeugung zu sich selbst und nicht den anderen)

12 in 12 – Gesichtsmasken überall

Es ist 9 Uhr morgens in der U-Bahn in Tokio. Ich stehe auf dem Gleis und steche aus der Menge hervor. Das liegt nicht nur daran, dass ich der einzige Gaijin bin, sondern auch daran, dass ich keine chirurgische Maske trage. Was wir in Europa nur von Michael Jackson oder dem einen oder anderen asiatischen Touristen kennen, ist hier ganz normal. Ja klar, auch in anderen asiatischen Städten trägt der eine oder andere eine Gesichtsmaske. Doch in Tokio ist es wohl fast  jeder Zweite. Ein schräger Anblick.

Die Gründe dafür sind nicht ganz die, die ihr euch vielleicht  vorstellt. Wie so vieles in Japan rührt der Ursprung des Maskentragens von den vielen Verhaltensregeln, die uns völlig fremd sind. Als Höflichkeit gegenüber seinen Mitarbeitern ist es in Japan seit Jahrzehnten üblich, dass der kranke Mitarbeiter, der eine Grippe wegen seines dicht gedrängten Terminkalenders einfach nicht zu Hause auskurieren kann, eine Gesichtsmaske trägt. So soll verhindert werden, dass sich die anderen anstecken. Kein Schutz für sich selber also, sondern ein Schutz der anderen.

In den letzten Jahren hat sich das geändert. Eine Maske zu tragen ist in Tokio total normal und hat das Stigma eines Kranken verloren. Einige tragen die Maske, da man so auf das Make-Up verzichten kann. Bei Hautproblemen wird der Fokus so auf die Augen gerichtet. Einige tragen eine Maske, weil sie sich so besser konzentrieren können und andere, weil sie im Winter so schön wärmt.

Dann gibt mittlerweile natürlich auch den Selbstschutz. Schweine- und Vogelgrippe haben bestimmt auch das ihrige dazu beigetragen, dass die Japaner heute ein Volk der Maskenträger sind. Die neueren Masken halten Pollen fern und helfen bei Asthma. Einige Japaner tragen die Maske 24 Stunden lang, da sie Atembeschwerden auch im Bett lindern soll. In vielen Schulen werden die Kinder dazu angehalten, mit Gesichtsschutz zur Schule zu kommen. Vorschrift ist es allerdings noch nicht.

Mittlerweile gilt die Maske gerade bei Teenagern als Mode-Accessoire. Es gibt Masken mit Tiergesichtern und Mustern und dann – das ist kein Scherz – gibt es Gesichtssutz mit Geschmack – also genauer gesagt Masken, die nach etwas Schönem riechen. Zuckerwatte ist besonders populär.

Ich bin gespannt, wie lange es gehen wird, bis die Maske Europa erreicht. Ich hoffe, dass es noch lange dauert, bis nicht nur der Velokurier mit dem Ding herumfährt. Wir kapseln uns Tag für Tag schon genug ab, sei das mit unserem Smart Phone, Kopfhörern oder dem Tablet. Ich sage nein zur Maske.

 

12 in 12 – Westworld meets Blade Runner

Hattet ihr das auch schon mal, dass ihr durch die Strassen irrt und Euch fragt, ob das wirklich alles gerade passiert oder ob ihr nur träumt? Dass ihr irgendwie auf Wolken schwebt und das Gefühl habt, ihr seid nicht wirklich da, sondern beobachtet alles nur aus der Distanz? Hattet ihr Euch auch schon mal gefragt, was Realität überhaupt ist und ob ihr gerade in der realen Welt lebt?

Genau so fühlt man sich in Tokio; wie in einem Traum oder wie im Film „Westworld meets Blade Runner“. Alles ist irgendwie unwirklich und unverständlich aber perfekt, fast zu perfekt. Auch der Film Truman Show fällt mir dazu ein. Der Zug ist immer auf die Sekunde pünktlich, die Leute sind so hilfsbereit und freundlich als seien sie dazu programmiert, in den Läden ist immer alles so aufgeräumt und schön aufgestellt, dass man sich fragt, wer das immer wieder so herrichtet. So perfekt kann doch niemand sein.

Alles sieht aus, wie eine Filmkulisse. Man weiss nicht, ob hinter der Fassade der Häuser überhaupt irgendjemand wohnt oder ob da einfach Nichts ist. Alles ist sowas von geordnet, und das kommt von jemandem, der im wohl geordnetsten der geordneten Länder aufgewachsen ist – dachte ich zumindest.

Tokio ist fremd und vertraut zugleich. Ein Supermarkt ist auch hier ein Supermarkt und die U-Bahn die U-Bahn. Dennoch ist alles anders. Das liegt meiner Meinung nach nicht nur an den japanischen Schriftzeichen, sondern an der japanischen Kultur, die über hunderte von Jahren gewachsen ist, ohne grosse Einflüsse von Aussen zu haben. Japan als High-tech-Leader hat vieles selber entwickelt und nicht einfach übernommen oder kopiert. Deshalb ist es so wunderschön anders. Realität oder nicht? Westwolrld oder Truman Show? Egal. Mir gefällt es in Tokio. Bis jetzt ist vieles zwar noch Lost in Translation. Doch ich arbeite daran und kann es kaum erwarten, mehr über diese Traumwelt zu erfahren.

12 in 12 – Städterating Bangkok

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

“The Land of the Smiles”nennt man Thailand auch. Das kommt nicht von ungefähr. Auch in Bangkok sind die Thais meist freundlich und haben ein Lächeln übrig. Doch so richtig schlau wird man aus den Thais nicht, geschweige denn versteht man sie wirklich in weniger als einem Monat. Man bleibt Beobachter und gewinnt das Gefühl, dass hier vieles nur oberflächlich ist und dass die Regel “aus den Augen, aus dem Sinn” gilt.

Kulturelles Angebot: 4

Wenn man Shopping nicht als kulturelle Aktivität zählt, dann hinkt Bangkok deutlich hinter anderen Metropolen hinterher. Theater, Kunst, Musik und auch Sportveranstaltungen  sind hier “far and inbetween”.

Food: 7

Food ist sicherlich das grosse Plus dieser Stadt. Gutes Essen ist hier überall gegenwärtig, sei es Street Food oder Fine Dining. Thai Food ist so viel mehr als nur Curry und Pad Thai. Auch wer auf internationale Küche steht, der kommt hier auf seine Kosten.

Preisniveau: 10

Manchmal fragt man sich, wie eine Stadt dieses Kalibers nur so billig sein kann. Ein Mittagessen für einen Euro, ins Kino für 3 Euro, ein ganzes Outfit für 10 Euro. Es gibt wohl keine Stadt auf diesem Planeten, in der man so günstig leben kann.

Öffentlicher Verkehr: 4

Dank dem Skytrain ist die Fortbewegung in Bangkok so viel besser und einfacher geworden. Auch die Taxis sind nicht mehr ganz so nervig und immer mehr Fahrer sind bereit, auch den Taxi-Zähler anzustellen. Doch insgesamt könnte die Infrastruktur besser sein. Fahrradfahren ist schlicht unmöglich, Uber steckt noch in den Kinderschuhen und wenn ein Ziel nicht am Skytrain oder der Metro liegt, wird es umständlich. Zudem ist der Verkehr haarsträubend.

Wetter/Klima: 6

In Bangkok ist es so gut wie immer warm; für viele viel zu warm. Im Februar ist das Klima so gut wie sonst nie. Deshalb war es recht angenehm. Doch spätestens ab April ist es oft unerträglich heiss und schwül. Doch insgesamt ist das schon viel besser als die bitterkalten Winter in Moskau.

Sicherheit: 8

Die wohl grösste Überraschung war, wie sicher Bangkok ist. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Thais sind extrem friedfertig. Es kann durchaus sein, dass jemand auf dem Markt mal seine Stimme erhebt und etwas frech wird. Doch damit hat es sich dann auch.

Fun/Fell-Good-Factor 7:

Es macht Spass in Bangkok einfach mal durch ein Quartier zu laufen. Irgendwas passiert immer. Ein Augenschmaus. Langweilig wird es einem hier nicht so schnell. Zudem ist fast alles machbar – man muss nur wissen wie und wo.

Coolness/Kreativität; 5

Thailand ist das Land der Copycats. Hier wird alles kopiert, ob aus Europa, Japan oder den USA. Das gilt für Produkte, Gastrokonzepte und Freizeitaktivitäten. Das ist zwar spassig, aber nicht unbedingt kreativ.

Gesamtresultat für Bangkok: 57 Punkte

Bangkok liegt damit punktgleich mit Rom auf dem letzten Platz. Das heisst nicht, dass es uns in Bangkok nicht gefallen hat. Im Gegenteil. Die Stadt, die wir als allerletzte auf unsere Liste aufgenommen haben, ist eine Offenbarung. We’ll be back.

 

12 in 12 – Bangkok – Ein kleiner Reiseführer

Bangkok ist ein Paradies, wenn es um Street Food geht, An jeder Ecke gibt es kleine Stände, wo jemand für wenig Geld Köstlichkeiten anbietet. Wer lieber mal drinnen sitzt und auch mit dem Auge isst, für den gibt es in Bangkok ebenfalls unbegrenzte Möglichkeiten. Hier ein paar meiner Favoriten:

Green Chili (Prik Yuak)

Green Chili liegt versteckt am Ende des Weekend Markets gleich hinter dem Ausgang der Metro-Station. In Tontöpfchen wird hier das beste Curry der Stadt serviert. Nicht scharf, sondern süsslich erinnert es an ein Massaman-Curry. Dazu der spezielle braune Reis, aber nur, so lange der Vorrat reicht. Ein Traum.

Thip Samai

Thip Samai. Hier gibt es das beste Pad Thai der Stadt. Das Geheimnis: Eine dünne Eischicht um die Nudeln. Eine Augenweide, den Jungs dabei zuzuschauen, wie sie die Hülle um das Gericht zaubern. Hier müsst ihr mindestens eine halbe Stunde warten – doch es lohnt sich.

Soei Restaurant

Soei Restaurant kocht die kreativste (und vielleicht auch schärfste) Küche der Stadt. Ein ehemaliger Rugby-Spieler zaubert hier Sachen auf den Tisch, die ihr nie mehr vergessen werdet. Das Curry mit Soft Shell Crabs und die Muscheln mit Wasabi. Wow! Achtung, das Restaurant hat eine neue Adresse.  Der Link führt Euch übrigens zu meinem Lieblingsfoodblog: eatingthaifood.

Sanguan Sri

Ob ihrs glaubt oder nicht – ein Grünes Curry ist in Bangkok nicht leicht zu finden. Bei uns wohl das bekannteste Thai-Gericht, ist es in Thailand eher ein Nebenschauplatz. Doch ich bin ein Fan und deshalb habe ich viel Aufwand betrieben, um dieses Restaurant zu finden. Sanguan Sri ist ein “Hole in the Wall” Restaurant mitten in der Stadt. Das Curry ist eine Wucht. Kommt rechtzeitig, sonst ist es ausverkauft.

After You Dessert Cafe

Für alle, die gerne mal was Süsses essen, kann ich das After You Cafe nur wärmstens empfehlen. Der Honey Shibuya Toast ist Perfektion.  Das Original liegt im coolen Stadtteil Ari direkt am Skytrain. Mittlerweile gibt es das After You jedoch in jeder Shopping Mall, die etwas auf sich hält. Thais lieben After You. Deshalb müsst ihr Euch auf etwas Wartezeit gefasst machen.

Terminal 21 Food Court

Wer nicht auf der Strasse essen, aber doch das Street Food Feeling haben will, der geht zur Mall Terminal 21. Der beste aller Food Courts mit den besten aller Preise. Hier isst man für einen Euro.

Issaya Siam

Zum Abschluss noch ein Restaurant, für jene, die dem Street Food nicht trauen und für Qualität auch gerne mal etwas mehr ausgeben. In einer wunderschönen alten Thai-Villa zaubert der wohl berühmteste Koch Bangkoks für seine Gäste. Bei Issaya Siam gibt es ohne Frage das beste Massaman-Curry aller Zeiten.

12 in 12 – Bangkok loves Tokyo

In Bangkok ist alles japanisch. Sushi-Restaurants, Ramen, Gyoza, japanische Mode, J-Pop, Anime, Manga, japanische Filme in den Kinos und und und. Während japanische Touristen in Europa und besonders in den USA oft  belächelt werden, sind sie hier die grossen Stars.

“Ich liebe Japan” sagt die knapp 30-jährige Aunyawee, die ein japanisches Comme-dse-Garcons-Shirt an hat. “Wenn die was machen, dann aber richtig” sagt sie. Thailänder wachsen mit der japanischen Kultur auf. Cartoons wie Sailor Moon und Doraemon laufen hier im Fernsehen rauf und runter. Japaner gelten als “sophisticated”, reich und schön.

Japan ist der grösste Investor in Thailand. 4500 Unternehmen aus dem Land der aufgehenden Sonne haben hier eine Niederlassung. Ein grosser Teil der Infrastruktur in Thailand wird ebenfalls von Japan aus finanziert. Vergessen sind die Differenzen aus dem zweiten Weltkrieg. Damals wechselte Thailand kurz vor Kriegsende die Seiten und in den Strassen wurde gefeiert, als Japan kapitulierte.

Wer in Thailand etwas auf sich hält, der fliegt nach Japan. Dank der Billig-Airline Air Asia und dem wirtschaftlichen Boom ist das für viele Thailänder durchaus erschwinglich geworden. Die japanische Küche vor Ort erleben, einmal an einer Manga-Convention dabei sein und die Lieblings-J-Pop-Band endlich mal live sehen. Das steht ganz oben auf der Liste der jungen Thais.

Zwischen den beiden Ländern gibt es durchaus Parallelen. Beide haben einen König, Buddhismus spielt eine besondere Rolle, die Länder sind sicher, die Leute freundlich und hilfsbereit. Die Thailänder bewundern die Japaner. Sie möchten auch gerne so sein – innen und aussen.  Weiss, weisser, am weissesten, japanisch…oder so ähnlich.

Einen grossen Unterschied gibt es aber. Während in Japan der soziale und gesellschaftliche Druck und die Konformität wohl so ausgeprägt ist, wie nirgends andes auf der Welt, gilt in Thailand weitgehend: Leben und Leben lassen. Ich hoffe, das bleibt auch so, denn die Unbeschwertheit ist genau das, was das Land ausmacht.

12 in 12 – Was wäre, wenn…

Habt ihr euch auch schon mal überlegt, was wäre, wenn ihr in einer anderen Stadt geboren wäret? Was wäre aus euch geworden, wo hätte es euch hingetrieben, wäret ihr glücklich oder unglücklich, überhaupt noch am Leben oder schon lange nicht mehr da?

Ich mache mir manchmal solche Gedanken; besonders wenn ich in fremden Städten bin und sehe, wie hart man dort kämpfen muss, um oben auf zu schwimmen. Was wäre, wenn ich in Chai Nat, einer Kleinstadt, rund 4 Stunden von Bangkok entfernt, sozusagen im Niemandsland, geboren und aufgewachsen wäre?

Hätte ich es dann auch nach Bangkok geschafft und würde heute für die Bangkok Times schreiben oder wäre ich auf den Reisfeldern Chai Nats geblieben und wenn ja, wäre das wirklich so schlimm? Wäre ich auf den Reisfeldern oder beim pflücken der Pomelo-Frucht weniger glücklich?

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich es aus Chai Nat raus geschafft hätte und wenn ja, wäre ich bestimmt vom Grossstadtdschungel  Bangkok geschluckt worden. So gern ich glauben würde, dass ich es geschafft hätte, wie Kamon im Thai-Boxing-Stadion die Fäden der Wettgemeinschaft zu ziehen, so realistisch muss ich zugeben, dass die Chancen dafür ungleich geringer sind, als für jemanden, der in der Nähe von Zürich geboren und aufgewachsen ist, zum Moderator des Auslandsjournals aufzusteigen.

Überlegt euch doch auch mal, was aus euch geworden wäre, wenn. Das muss gar nicht unbedingt eine grosse Metropole im Ausland sein. Manchmal reicht schon ein anderer Kanton oder ein anderes Bundesland und alles hätte sich sowas von anders entwickelt. Oder was wäre, wenn ihr einen wichtigen Entscheid im Leben anders getroffen hättet? Wenn ihr den Job nicht angenommen hättet, die Freundin nicht verlassen hättet, das Bein beim Skifahren nicht gebrochen oder den besten Freund trotz Streit doch angerufen hättet

Wenn schon kleine Veränderungen eine grosse Wirkung zeigen , dann würde die radikale Entwurzelung und die Verpflanzung in eine andere Stadt oder einen anderen Kontinent bestimmt alles völlig durcheinander bringen, oder doch nicht? Setzt man sich durch, egal wo oder eben nicht?

Wäre ich in Sydney tatsächlich Rettungsschwimmer von Bondi Beach geworden, in Buenos Aires Profifussballer, in Mexico City Starkoch, in Rom Barrista und in Moskau Theaterintendant oder würde ich in Sydney bei Coles die Regale füllen, in Buenos Aires Papier sammeln, in Mexico Orangensaft pressen, in Rom arbeitslos sein und in Moskau Stahl giessen?

Und ganz abgesehen von meinem Werdegang, hätte ich die gleichen Gedanken, Träume und Meinungen? Wäre ich liberal oder radikal, stolz oder unsicher, schüchtern oder draufgängerisch? Die berühmte “Nurture vs. Nature” Debatte.

Was wäre, wenn?

12 in 12 – Michelin auf der Strasse

Seit zehn Jahren baut Trang an diese Strassenecke ihren kleinen Wagen auf und zaubert Bananen-Pfannekuchen aus dem Hut bzw. aus ihrer portablen Kochplatte. Genau so muss ein Banana-Pancake schmecken. DerTeig ist aussen knusprig und innen noch ein wenig teigig, die Banane ist auf den Punkt  gereift, ein klein wenig Zucker und leicht gesüsste Kondensmilch sorgen für das gewisse Etwas.

Zehn Jahre bereitet Trang ein einziges Gericht zu. Jeder Handgriff sitzt. Das muss einfach gut sein. Sonst würden die Leute nicht Tag für Tag wiederkommen und umgerechnet weniger als 1 Euro dafür bezahlen.

Wer sich in Bangkok davor scheut, an den Strassenständen zu essen, der verpasst was. Alles ist ultrafrisch und köstlich. Ich habe hier an keinem einzigen Stand etwas ausprobiert und es danach bereut. Im Gegenteil. Ich wünschte, ich könnte sie alle testen. Alle an einmem Tag und wieder von vorne.

Ich bin ja ein im Prinzip grosser Freund des “Fine Dining“. Doch es gibt Küchen, bei denen sich Fine Dining  in ein Michelin-Restaurant einfach nicht lohnt. Thailand ist so ein Beispiel – Rom und Mexico City ebenfalls.

Die heimlichen Michelin-Stern-Köche in Bangkok sind die Street-Food-Anbieter. Gar keine Frage: Den Green Papaya Salat an der BTS-Station in Ari gleich unten an der Rolltreppe kann man nicht besser machen. Von mir kriegt der einen Michelin-Stern.

Gerichte wie Khao Soy (curried egg noodles), Hainanese-style chicken rice (khao mun gai), Khao gang (curry rice)  oder kanom pang sankaya (steamed bread with coconut custard dipping sauce) sind nur einige der Höhepunkte.  Von den meisten Gerichten, die ich probiert habe, weiss ich nicht einmal den Namen, geschweige denn was da genau drinnen war. Doch das macht gar nichts. Hauptsache es schmeckt.

Den Thais ist das Essen enorm wichtig. Wohl das Wichtigste überhaupt. Wichtiger als Religion und Shopping. Ob Strassenstand oder das neuste durchgestylte Food-Konzept. In Bangkok steht man auch gerne mal an, um den Gaumen zu verwöhnen.

Dazu fällt mir die schöne Geschichte ein, die uns ein Freund neulich erzählt hat. Seit einigen Wochen ging er in ein Buddhisten-Kloster, um dort etwas Ruhe zu finden. Er war von den Mönchen in ihren orangen Gewändern fasziniert.

Er hörte ihnen stundenlang zu und bewunderte ihre ruhigen Gespräche, ohne zu verstehen, worum es ging. Er nahm sich fest vor, besser Thailändisch zu lernen, nur um die Mönche zu verstehen und dann vielleicht erleuchtet zu werden.

Nach einigen Wochen war es dann so weit. Die ersten Gesprächsfetzen kamen bei ihm an.  “Die haben sich den ganzen Tag über Essen unterhalten – über Essen!”

Gross war seine Enttäuschung. Doch Mönche sind eben auch nur Menschen…