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Schwalbe fliegt nach…12 in 12 in der NZZ

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Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Mexico CIty. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen.

P.S. 12 in 12 ist jetzt übrigens auch auf “Neon”, ihr wisst schon, das intellektuelle Ding aus dem Hause “Stern”

12 in 12 – Polo ist mehr als Pferdefussball…

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Polo ist in Argentinien eine nationale Obsession. Seit die Briten den Sport Mitte des 19. Jahrhunderts hierher gebracht haben, ist Argentinien so angefressen von Polo, dass es weltweit keine Nation gibt, die da nur annähernd mithalten kann. 90% der beim Polo eingesetzten Pferde kommen denn auch aus argentinischen Züchtungen.

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Wie es der Zufall so will, findet gerade das Campeonato Argentino Abierto de Polo statt, das grösste und wichtigste Poloturnier der Welt. Seit 1893 wird es ausgetragen und seit 1923 findet es im Campo Argentino, der Kathedrale des Polosports im Stadtteil Palermo, statt.

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Hier geben sich die Reichen und Schönen der Stadt am River Plate die Hand. Es ist ein grosses Ereignis. Das Spiel, das ca. 600 vor Christus im Iran erfunden wurde, zieht einen schnell in seinen Bann. Wenn die Pferde an der Tribüne vorbei galoppieren und die Schläger durch die Luft zischen, dann bebt die Erde. Insgesamt acht Spieler stehen sich auf einem riesigen Spielfeld gegenüber, das sechs mal so gross ist, wie ein Fussballplatz.

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Jeder Spieler hat mindestens vier Pferde, die nach jedem Spielabschnitt von sieben Minuten Dauer ausgewechselt werden müssen. Ziel ist es, den Ball in das drei Meter hohe und sieben Meter breite Tor zu schlagen.  Das ist gar nicht so einfach, obwohl das Tor nicht durch einen Torwart beschützt wird. Es ist unglaublich, was die Pferde leisten.  Sie schwitzen, sie prusten, werden zwischen den Spielabschnitten massiert, getätschelt, gewaschen, gefüttert und mit einem grossen Ventilator gekühlt. Man sagt, dass 90% der Leistung im Polo vom Pferd kommt. Da spielt das Handicap der Spieler (10 ist das Beste) weniger eine Rolle.

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Die Pferdezucht ist in Argentinine ein grosses Geschäft. Jährlich werden hier 5000 Polopferde geboren. Erst nach dem fünften Lebensjahr können die besten – fast immer Stuten – in Spielen eingesetzt werden. Ein durchschnittliches Polopferd kostet rund 15’000 $. Spitzenpferde können gerne mal 200’000 $ kosten. Kein Sport für das Volk also…

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Ich bin überrascht, wieviel Spass es macht, dem Treiben auf dem Platz zuzusehen. Ich habe keine Ahnung vom Reiten und noch weniger von Polo. Doch Polo zu spielen muss schon viel Spass machen. Aber ich glaube, dafür ist mein Portemonnaie etwas zu dünn….

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12 in 12 – Wie es ist, ohne H&M und Gap zu leben

Schliesst die Augen und stellt Euch vor, mitten in einer Grossstadt reiht sich ein Laden an den anderen und keiner davon heisst H&M, Gap, Zara, Topshop, Primark, Foot Locker, Tiger, oder Uniqlo.

Schwer vorzustellen, hab ich Recht?  Doch genau so ist es hier in Buenos Aires. Wer hier als Europäer durch die Strassen schlendert, der sieht nur vereinzelt Geschäfte, die ihm bekannt vorkommen. Hier gibt es hunderte von super netten Boutiquen und anderen Geschäften, die ihren Ursprung alle in Argentinien haben.

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Das sollte doch eigentlich spannend sein, denn die Globalisierung hat viele der grossen Städte sowas von langweilig gemacht. Die Einkaufsstrasse in London sieht fast so aus, wie die in Paris und auch in New York, Hongkong und Schanghai sind die grossen Konsummeilen oft identisch und fast so wie zu Hause. Besonders krasse Ausmasse nimmt das jeweils in den grossen Shopping Centern an, die man kaum mehr auseinanderhalten kann.

Im Prinzip schön, dass es hier in Buenos Aires noch Individualität gibt, sei es auch nur, weil sich die grossen Ladenketten wegen der unsicheren Wirtschaftslage und der weiten Wege nicht nach Argentinien trauen.

Eigentlich sollte das schön und spannend sein, habe ich gesagt. Eigentlich – und jetzt kommt der Knaller: Ist es irgendwie aber nicht, zumindest nicht auf den ersten Blick und unmittelbar. Und da sind wir wieder beim Thema Heimat und Heimatgefühle. Ganz erschreckt musste ich feststellen, dass mir Läden, die mir bekannt vorkommen und die ich gerne mag, ein gutes Gefühl und auch eine gewisse Sicherheit geben, egal ob zu Hause oder in Buenos Aires . Ich weiss, was mich erwartet, was die Preise sind, was ich dort kaufen kann und wie ich mich dort bewege. Ich weiss nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, doch so ist das nunmal. Irgendwie traurig. Ich bin auf die Masche der Grosskonzerne voll reingefallen. Aber da kann man nichts dran ändern.

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Ich habe immer über die Leute gelacht, die in einer fremden Stadt gleich den nächsten McDonald’s ansteuern und auch die Japaner schräg angeschaut, die in Rom unbedingt jeden Abend Sushi essen wollten und werde dies auch weiterhin tun. Denn zum Reisen und zum Leben generell gehört Abenteuer und Offenheit, sonst entwickelt man sich keinen Schritt weiter. Doch ein kleinwenig nachvollziehen kann ich diese Einstellung mittlerweile schon.

Wie mit allem ist die Reaktion auf die unbekannten Läden und das Fehlen des Vertrauten nur der unmittelbare Eindruck. Was einem auf den ersten Blick fremd vorkommt, wird einem mit der Zeit vertrauter und man lernt es zu schätzen. Die Kreativität der Läden in Buenos Aires ist erfrischend. Doch gebt mir etwas Zeit. Ich muss mich erst noch aklimatisieren.

12 in 12 – Bueons Aires: Wir demonstrieren nonstop

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Kaum in Buenos Aires angekommen, mach ich mich auf den Weg zur Plaza Mayor. Dort schlägt das Herz der Stadt und dort ist Präsident Mauricio Macri in der Casa Rosada zu Hause. Buenos Aires ist keine ungefährliche Stadt und angesichts der andauernden Wirtschaftskrise ist das seit meinem letzten Besuch vor zehn Jahren bestimmt nicht besser geworden. Ich bin gespannt auf die Stadt, in die ich mich damals Hals über Kopf verliebt hatte.

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Die U-Bahnstation Catedral liegt direkt unter dem Hauptplatz. Die Treppe rauf und rein ins Getümmel auf der Plaza Mayor. Getümmel in der Tat. Auf dem Platz wehen die Fahnen. Es wird demonstriert. Alles scheint friedlich zu sein. Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass hier mehrere Züge miteinander oder aneinander vorbei demonstrieren.  Die einen wollen die Anerkennung von Kriegsveteranen, die anderen unterstützen die La Campora, eine kirchnergtreue Partei, die häufig für Unruhe sorgt, wider andere setzen sich für faire Löhne ein. Alles verläuft friedlich.

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Demonstrieren und politischer Aktivismus ist in Buenos Aires  das wohl beliebteste Hobby – noch vor dem Fussball. Im Oktober wurde in der Stadt so viel demonstriert wie noch nie – insgesamt 158 Demonstrationen. Das macht im Schnitt fünf Kundgebungen pro Tag. Oft geht der Zug von der Plaza Mayor die Avenida Mayor hinunter. Deshalb ist die Casa Rosada immer mit einer mobilen Schutzwand abgesperrt, an der Sprayer ihre Parolen verewigen. Doch auch der Rest der Stadt wird oft von den Kundgebungen lahm gelegt. Für viele Portenos, wie die Bewohner von Buenos Aires genannt werden, ist das auch ein Ärgernis. Dennoch, auf die freie Meinungsäusserung wollen die Argentinier ganz bestimmt nicht verzichten. Mit gutem Grund.

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Mit Demonstrationen wurden in Argentinien schon Präsidenten gestürzt und das mehr als einmal. Zuletzt geschah dies 2011, als Präsident Fernando de la Rúa mit dem Hubschrauber vom Dach der Casa Rosada das Weite suchte. Der Macht des Volkes sind sich die Argentinier sehr bewusst. Die Diktatur der 70er Jahre, die tausenden von Argentiniern das Leben gekostet hat, soll kein Revival erleben.

Wenn die Argentinier etwas berührt, dann gehen sie auf die Strasse. Ende Oktober folgten mehrere hundert Tausend Demonstranten dem Aufruf des Twitter Hashtag #MiércolesNegro, um auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Auslöser war die Verschleppung und Vergewaltigung der 16-jährigen Lucia Perez, in Mar del Plata. Die Regierung hat daraufhin Massnahmen ergriffen.

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Die Argentinier sind politisch sehr interessiert. Hier lässt man sich nur wenig gefallen. Eigentlich haben sie Recht. Wem was nicht passt, der soll es sagen, denn nur so kann verhindert werden, dass es unter der Oberfläche brodelt und später explodiert. Davon können wir ganz bestimmt  was lernen…

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12 in 12 – Städterating Mexico City

Das ist der letzte Eintrag aus Mexico City. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

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Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 8

Die Chilangos, wie die Bewohner aus Mexico City genannt werden, sind unheimlich nett. Sie freuen sich, dass Du da bist, helfen dir wo sie können und haben eine Herzlichkeit, die ich bisher kaum wo erlebt habe. Toll.

Kulturelles Angebot: 7

Eine positive Überraschung. Eine äusserst lebendige Musik-Szene, grosse und kleine Festivals, die alle top organisiert sind. Theatervorführungen en masse, die meisten Museen der Welt (echt), die am Sonntag zudem noch umsonst sind, und viele Veranstaltungen, die draussen stattfinden.

Food: 7

Mexikanische Küche ist so viel mehr als nur Burritos und Tacos. Die Vielfalt ist beeindruckend und die Geschmäcker gehen von subtil bis hammerhart (scharf meine ich damit). Flautas, Gorditas, Chilaques, Tostadas, Esquites,…die Liste ist lang. dann die Backwaren. Die Panderias und Pasticerias sind eine Offenbarung. Meterlange Regale mit allem, was das Herz begehrt. Vom Strassenstand bis zu Fine Dining – alles ist ein Traum. DAs Rating wäre noch höher gewesen, doch leider hat mich Montezumas Rache für fast eine Woche flach gelegt und das muss einen kleinen Abzug geben.

Preisniveau: 10

Für eine Europäer ist das hier das Paradies. Ich kenne keine Stadt, wo man so hohe Qualität für so wenig Geld bekommt. Egal was, alles ist hier billig. Ob im Supermarkt, im Restaurant oder in der Boutique, das Preisniveau ist sowas von tief. Besser gehts nicht.

Öffentlicher Verkehr: 6

Hier gibt es 19 U-bahn-Linien, Schnellbusse, und an jeder Ecke Fahrräder, die fast umsonst zu haben sind. Dazu kommen die Taxis von Uber, die dazu geführt haben, dass die Stadt super sicher geworden ist. In Stosszeiten ist der Verkehr etwas gar dicht. Doch das ist der einzige Grund, warum das Rating nicht höher ist.

Wetter/Klima: 8

Im November meist noch über 20 Grad. Das lässt man sich gerne gefallen. Das Wetter ist ein Traum, auch wenn wir hier und da mal die Jacke anhatten, denn in der Nacht kann es kühl werden. Doch das ist durchaus angenehm.

Sicherheit: 6

Wir haben uns in Mexico City immer pudelwohl gefühlt. Nichts, aber auch gar nichts ist uns passiert. Wir haben nicht mal etwas gefährliches gesehen. Deshalb sollte das Rating eigentlich höher sein als 6. Doch hier sind wir mal etwas vorsichtiger. Auch wenn wir die Räubergeschichten nicht bestätigen können, sind sie wohl nicht alle total erfunden.

Fun/Feel-Good-Faktor: 8

Mexico City rocks. Hier ist immer was los und wir werden die Stadt sehr vermissen. Hier wird es nie langweilig und die Stadt macht einfach nur Spass.

Coolness/Kreativität: 6

In jeder Metropole gibt es viel Cooles. Das ist auch in Mexico City so.  Doch die Stadt ist sicher nicht übercool. Muss auch nicht sein, doch das reicht für eine 6.

GESAMTRATING: 66 von 90 Punkten

Das ist der Spitzenplatz!!! Hier noch der Vergleich mit Moskau und Rom:

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Nächster Halt: Buenos Aires

12 in 12 – Mexico City – Ein kleiner Reiseführer

Mexico CIty ist eine Offenbarung, nicht nur wenn es um die kulinarischen Genüsse geht, sondern besonders dann. Ich weiss, die Stadt liegt nicht gleich um die Ecke. Doch ich kann nur jedem empfehlen, hier hinzukommen und so lange zu bleiben, wie möglich. Damit der Einstieg etwas einfacher wird, hier unsere Lieblingsdestinationen, wenn es um gutes Essen geht:

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Lardo ist das zweite Restaurant von Mexico City’s Starchefin Elena Reygadas. Uns ist Lardo ans Herz gewachsen und wir finden es besser als ihr erstes Lokal Rosetta. Ob Frühstück (Chilaquiles), Lunch (Mint und Zucchini Pizza) oder Dinner (Pulpo). Hier gibt es immer was Gutes. Eine Fusion zwischen mexikanischer und italienischer Küche. Was könnte besser sein? Hier fühlt man sich einfach nur wohl.

El Pescadito

 

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Der beste Fast-Food-Laden war für mich bis jetzt immer In-N-Out-Burger. Das war einmal. Jetzt ist es El Pescadito. Die Tacos mit geräuchertem Marlin und Chiles Relenos sind ein Gedicht. Dazu gibt es die beste Salatbar der Welt, mit der man sich den Taco sozusagen stapeln kann. Jeder Biss ist ein kleiner Glücksmoment. So macht Food doppelt Spass.

Contramar

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Wenn ihr etwas tiefer in die Tasche greifen wollt (das heisst, immer noch halb so teuer wie bei uns), dann ist Contramar eine gute Adresse für Fisch. Tostadas mit Tunfisch und der aufgeklappte Fisch mit zweierlei Marinaden sind die landesweit bekannten Spezialitäten.

Tostadas Mercado Coyacan

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Last but not least noch die Tostadas im Mercado Coyacan. Ob Ceviche, Pulpo oder Pollo Mole – alles ist to die for. Dazu eine Horchata oder ein Maracuja-Saft und der Tag ist gerettet.

P.S. Das genialste sind die vielen Strassenstände. Da könnt ihr bedenkenlos zuschlagen. Einer ist besser als der andere…

 

12 in 12 – Das ist Jorge

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Jorge ist IT-Spezialist oder sowas ähnliches. Jorge hat ein klitzekleines Geschäft im Stadtteil Roma Norte in Mexico City. Der Laden ist sein ganzer Stolz. Vor zwei Jahren, kurz vor seinem 50. Geburtstag, hat er sein Erspartes zusammengekratzt und den Shop eröffnet. Es laufe gut, sagt er und lächelt.

Bei Jorge ist man immer richtig, wen es um elektronische Geräte geht. Wenn das iPhone kaputt ist, schaut man bei Jorge vorbei. Er wird’s schon richten. Keinen Adapter für die Steckdose? Ja genau, Jorge hat ihn. Und wer in der Nachbarschaft einfach nur einen Schwatz halten will, für den hat Jorge auch immer ein offenes Ohr.

Ich war dringend auf Jorges Hilfe angewiesen, denn ich brauchte Kopien von einer Musik-CD und zwar gleich 20 Stück. Das CD-Rom-Laufwerk meines MacBooks hatte den Geist aufgegeben und mir blieb nichts anderes übrig, als alles auf einen USB-Stick runterzuziehen und bei Jorge vorbeizuschauen.

Ob er das machen kann, frage ich ihn. „Claro que si“ meint er. Bis Nachmittags um fünf sei alles fertig. Super. Den USB-Stick brauche er nicht, denn er habe bereits alles auf seinen Harddrive kopiert. Alles klar. Easy peasy…

Nachmittags um fünf. Jorge verkauft gerade ein Keyboard an eine überglückliche Kundin. Gut, dass ich vorbei komme, meint er. Er brauche den USB Stick doch nochmal, denn er habe die Daten nicht richtig runtergeladen. Ob denn morgen auch noch reiche für die Kopien. Aber sicher. Gar kein Problem. Ich gehe zurück in die Wohnung und hole den USB-Stick. Jorge kann endlich loslegen.

Am nächsten Morgen um 10 sei alles fertig. Mit den Öffnungszeiten nimmt es Jorge nicht so genau. Um 11 ist noch niemand da. Ich komme um 12 wieder. Alles zu. Na ja, dann geh ich eben erst Mittag essen. Danach habe ich Glück. Jorge steht vor seinem uralten Desktop Computer und grinst. Er hätte noch was erledigen müssen, entschuldigt er sich. Ach ja, die CD’s. „Es ging nicht, da ich das Modem nicht an den PC anschliessen konnte“ meint er. Wie bitte? Warum braucht er das Internet für eine einfache Kopie? Naja, ich habe ja auch nicht viel Ahnung und Jorge ist schliesslich der Spezialist. Er könne da alles heute Abend zu Hause machen, meint er. Dort habe er einen besseren Computer. Ob er sicher sei, dass morgen alles bereit ist, frage ich. „Claro que si“ kommt es wie aus der Pistole geschossen. Morgen um 10 sei alles fertig.

Ich warte bis Mittags. Der Rolladen ist noch immer nicht hochgezogen. Ich schaue die Strasse entlang und sehe Jorge. Er kauft sich gerade einen Kaffee. Puh, Glück gehabt. Er habe ein Problem, meint er. Die CD’s sind kopiert, aber der Songname kam nicht mit. Das soll auch am Internet liegen. Ich zeige ihm, dass auf der Harddisk und dem Stick alles drauf ist. Nein, es gehe nur mit Internet. OK. Ob ich denn noch einen Tag warten könne. Naja, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an und bezahlt habe ich Jorge ja auch noch nicht. „Claro que si“ sage ich und zottle wieder von dannen.

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Ich komme mir vor wie bei Groundhog Day. Der Wecker klingelt, Frühstück wird gemacht und der tägliche Besuch bei Jorge steht an. Was wird es dieses Mal sein? Als er mich kommen sieht, kramt er im Regal rum, dann in seinem Aktenkoffer. Wo sind die CD’s? Er ruft seine Frau an. Ja, er hat sie zu Hause vergessen. In zwei Stunden sind sie da, verspricht er. Ach ja, einer der Songs hätte nicht drauf gepasst. Mhh. Das hatte ich ihn am Anfang schon gefragt. Er hatte da noch gesagt, dass bestimmt alle Songs drauf passen. Doch egal. Hauptsache die CD’s sind fertig.

Zwei Stunden später. Jorge hat die CD’s. Er spielt mir die Erste stolz in seinem Auto vor. Gleich merke ich, dass die Reihenfolge völlig durcheinander geraten ist. Wir legen die CD in seinem Laptop ein und siehe da, auch die Songnamen fehlen noch immer. Das könne er gleich wieder gut machen. Er habe das Modem und alle sei bereit. Ob er dazu nicht alle CD’s von neuem brennen müsse, will ich wissen. Jaja schon, doch das macht gar nichts. Um 4 Uhr Nachmittags sei alles gemacht.

5 Uhr Nachmittags. Jorge ist noch am Brennen. Noch zwei, dann sei er fertig. Ich lege eine der fertigen CD’s, die er in eine Schokoladenschachtel gelegt hat, in das Laufwerk seines zweiten Laptops. Ich traue meinen Augen nicht. Der erste Song ist gleich zweimal drauf, der fünfte ebenfalls und insgesamt sind es 22 Songs statt 20. Dazu hat er nur 16 statt 20 CD’s kopiert. Das ist nicht nur auf der Test-CD so, sondern auf allen 16.

Jorge ist das mega peinlich. Er ist mit seinem Latein am Ende. Er hat sich Mühe gegeben, doch ich glaube, besser wird’s nicht. „Vielleicht mögen die Leute ja die Songs so gern, dass sie sie zweimal hören wollen“, sagt er scherzhaft und versucht zu retten, was zu retten ist. Irgendwie tut er mir Leid, denn er hat sich viel Zeit genommen und Mühe gegeben und jetzt war alles umsonst. Er gibt mir die 16 CD’s, Geld will er dafür keins haben.

Jorge mag zwar nicht der nächste Zuckerberg oder Gates sein. Doch ein guter Kerl ist er allemal. Ich gebe ihm die Hand und er entschuldigt sich tausend Mal.
Es wird mir fehlen, nicht mehr jeden Tag bei Jorge vorbeizuschauen. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt.

Nachtrag:

In Argentinien hab ich die CD’s dann getestet, was gar nicht so einfach war. Ich hatte ja kein CD-Rom-Laufwerk mehr, in der Wohnung gab es keinen CD-Spieler und ein Geschäft mit CD-Spielern ist hier eher eine Seltenheit. Nach einigen Tagen fand ich dann endlich doch ein Geschäft. Erste CD – Disc Error – Zweite CD: Ebenfalls Disc Error. Das kann doch nicht sein. Jorge, was hast Du denn bloss gemacht?. Dritte CD ebenfalls Disk error. SO ging das weiter bis zur letzten. Von den 16 CD’s war gerade mal eine CD brauchbar. Sowas aber auch. Da hab ich nun drei Wochen “on and off” damit verbracht, die CD’s zu brennen und dann gar kein happy end. C’est la vie sagt man da wohl. Jetzt muss es ein Attachment bzw. ein Download tun…

 

 

12 in 12 – Die Hundeflüsterer von Mexico City

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Sowas habe ich noch nie gesehen. Im wunderschönen Parque Espana liegen links und rechts der Promenade fast 50 Hunde. 50 HUNDE!!! Alle haben eine Leine, aber keiner von ihnen ist irgendwo festgebunden und alle sind total friedlich. Ob Pitbull, Boxer, Schäferhund oder Promenadenmischung, sie alle scheinen irgendwie hypnotisiert zu sein. Kein Bellen, kein Knurren, sondern nur verträumte Blicke.

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Hier sind die Hundeflüsterer von Condesa am Werk. Angel, der gerade mal 20 Jahre alt ist und sein Vater haben sich an der Federation Canofila zum Hundetrainer ausbilden lassen. Jeden Morgen holen sie die Hunde bei den “Herrchen” ab und beginnen mit dem Training, das bis zum frühen Nachmittag dauert. Nicht nur das Gehorsam der Hunde, sondern auch das Selbstbewusstsein und das Verhalten an sich werden trainiert.

Fast jeden Morgen schaue ich Angel und seinem Vater für ein paar Minuten zu. Die Hunde haben es gut. Ich wünschte mir auch, so Zen drauf zu sein. Beeindruckend. Dagegen sind die “Dog Walker” im Central Park in New York reine Amateure.

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In Condesa hat so gut wie jeder einen Hund.  Hundesalons gibt es denn auch an jeder Ecke. Leider käme es immer wieder mal vor, dass ein Besitzer morgens den Hund bringt und ihn nie wieder abholt, sagt Angel. “Dann bleibt er bei uns im Training, bis wir einen neuen Besitzer gefunden haben.” Der Labrador Cabo ist so einer. Der war mal ein Strassenköter, den Angel selbst aufgenommen hat. Ein Parkbesucher nahm sich dem Hund an, kam dann aber einige Monate später einfach nicht mehr vorbei. Jetzt sei Cabo wieder ohne Herrchen bei ihm zu Hause. Am liebsten würde ich Cabo gleich selbst adoptieren. Doch leider geht das nicht. Doch bei den Hundeflüsterern ist er gut aufgehoben.

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12 in 12 – Guadelupe: Hier wollen alle hin

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Habt ihr Euch schon mal gefragt, welches der beliebteste und meist besuchte christliche Wallfahrtsort ist? Das muss wohl Lourdes sein. Oder ist es Santiago de Compstela? Beides ist falsch. Es ist Villa de Guadelupe, ein Stadteil von Mexico City.

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Jährlich kommen hier 20 Millionen Gläubige hin, die einem Tuch mit einem Marienbild in einer Basilika huldigen. Das Treiben hier kann man sich nur schwer vorstellen. Alle sind sie gekommen, um der Maria von Guadelupe so nahe wie möglich zu sein und ihr die Ehre zu erweisen. Auf Knien überqueren viele den gesamten Platz, um zum Eingang der Basilika zu gelangen. Einige sind wie in Trance, andere ganz still und in sich gekehrt. So eine Athmosphäre habe ich noch nie erlebt. Im inneren des Gotteshauses Gottesdienst nonstop.

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Die Attraktion ist ein Tuch mit einem Marienbild, das über dem Altar hängt. Wer es sich näher ansehen will, der kann dies auf einem der vier Rollbänder tun, die daran vorbei gleiten. Der Andrang ist so gross, dass ans Stehenbleiben nicht zu denken ist.

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Kurz zum Hintergrund. 1531 erschien am Stadtrand von Mexiko-Stadt dem Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin  der Überlieferung zufolge viermal eine schöne Frau, die sich als „Maria, die Mutter des einzig wahren Gottes” bezeichnete. Sie beauftragte Juan Diego, dem Bischof zu übermitteln, dass am Berg der Erscheinung eine Kapelle errichtet werden sollte, sie wolle den Menschen dort ihre Liebe zukommen lassen. Der Bischof bezweifelte den Bericht und verlangte ein Zeichen. Als tags darauf der Indio vor dem Bischof seinen Mantel ausbreitete, in dem er auf Geheiss von Maria mitten im Winter blühende, duftende Blumen gesammelt hatte, und auf dem Mantel das Gnadenbild Marias erschien, erkannte der Bischof die Echtheit der Erscheinung an und erfüllte den Wunsch des Bittstellers und errichtete die Kapelle. Eine schöne Geschichte.

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Die neue Basilika, die 1974 errichtet wurde, kann 40’000 Besucher aufnehmen. Guadelupe ist die Schutzpatronin Mexikos und selbstverständlich heilig. Bilder von ihr sieht man im genazen Land an jeder Ecke. In jeder Strasse gibt es einen oder mehrere Schreine in ihrem Andenken. Jesus spielt in Mexico CIty sozusagen nur eine Nebenrolle.

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Irgendwie ist es schön anzusehen, mit welcher Harmonie und Friedfertigkeit die Besucher hier agieren. Ich bin durch den Besuch hier zwar nicht gläubiger geworden. Doch Guadelupe strahlt eine sehr angenehme Ruhe aus, die uns allen gut tut.

12 in 12 – Mexiko und die Sache mit der Immigration

Das Bild des Mexikaners, der sich, koste es was es wolle, über die amerikanische Grenze schleppt, um dort sein Glück zu suchen, ist stets vor meinen Augen. Insgesamt sollen in den USA 6,3 Mio. Mexikaner illegal wohnen. Das sind über 60% der illegalen Einwanderer in die USA. Zwischen 2009 und 2014 sind übrigens mehr Mexikaner in ihr Land zurückgekehrt, als in die USA eingewandert sind. Der Mythos des Einwanderungsstroms aus Mexiko ist also nicht ganz richtig.

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Doch wie sieht die Sache mit der Einwanderung eigentlich in Mexiko aus? Als ich heute mit der U-Bahn von unserer Station Sevilla nach Banderas fuhr, fiel mir ein Plakat auf, das Verständnis für Immigranten fordert. Ein Kolumbianer, der seit 5 Jahren im Land ist und eine Amerikanerin, die schon seit 13 Jahren hier ist, machen auf sich und das, was sie für das Land hier leisten, aufmerksam. “Valoremos a las Personas Migrantes”, was soviel heisst wie “Wir schätzen unsere Migranten” steht auf dem Plakat. So ist’s recht.

Mexiko hat rund 4 Millionen Immigranten – drei Millionen davon sollen illegal im Land sein. Die meisten der Illegalen stammen aus Honduras, El Salvador und Nicaragua.

Mexiko greift recht hart durch , wenn es um illegale Immigration geht. Nicht zuletzt auf Druck der USA natürlich. In den sieben Monaten zwischen Oktober 2014 und April 2015 deportierte Mexiko fast 100’000 illegale Einwanderer. Das sind deutlich mehr als die USA im gleichen Zeitraum ausgeschafft hat.

Wie in so vielen grossen Metropolen wird hier in Mexico City Toleranz gross geschrieben. Initiativen wie die Plakataktion in der U-Bahn gibt es einige und offenen Rassismus sieht man in Mexico City wahrscheinlich seltener, als bei uns zu Hause in Europa. Ob jemand aus Kolumbien oder El Salvador kommt, spielt keine so grosse Rolle. Das ist ganz anders als in Spanien, wo der Hass gegenüber den Lateinamerikanern doch manchmal bedenkliche Ausmasse annimmt.

Doch keine Angst. Ganz rosarot ist meine Brille dann doch nicht. Natürlich gibt es hier immer noch eine Art Rassismus, die weniger mit Landesgrenzen, als mit der Hautfarbe zu tun hat. Noch immer ist es so, dass die Chancen, eine Karriere zu machen, hier deutlich besser sind, wenn deine Hautfarbe möglichst hell ist. Das Bild hat sich zwar verbessert. Doch wer in einem schicken Restaurant sitzt, der kann sicher sein, dass der Tischnachbar eher aussieht, als ob er aus Madrid, als aus einem Bauerndorf in Mexiko kommt. Doch das ist ein weltweites Phänomen. Eine Art Rassismus, die wohl nie ganz aussterben wird.