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12 in 12 – Freude am Glück der Anderen

Es gibt für mich nichts Schöneres, als einer Person in genau dem Moment zuzusehen, wo sich ihr Leben verändert und zwar so, dass bald nichts mehr so ist, wie es mal war und idealer bald alles besser ist. Genau deshalb macht es mir so viel Spass, noch unbekannten Künstlern zuzusehen, wie sie sich vor einem kleinem Publikum die Finger wund spielen und mit aller Kraft versuchen, aus der Obskurität des Übungsraums ans Licht der Weltöffentlichkeit zu gelangen.

Meist muss man Dutzende oder gar Hunderte von Konzerten warten, bis sowas passiert. Gestern war es wieder mal so weit. Im Legendären Club Echo in Silver Lake steht eine junge Frau auf der Bühne: Sie ist nicht als Haupt-Act gebucht, sondern hat die oft undankbare Aufgabe einer sogenannten Support Band. Sie heisst Alina Bea und ihre Songs auf Youtube haben gerade mal zwischen 10 und 40 Hits. Niemand im Saal kennt sie und niemand wartet auf sie.

Doch in dem Moment, wo sie mit ihrem Oberteil, das an die Jedi-Ritter aus Star Wars erinnert, auf die Bühne kommt, und die ersten Akkorde spielt, hat sie den ganzen Saal verzaubert. Kreativ wie Bjork und mit der Stimme und Energie von Kate Bush hat sie das Publikum auf ihrer Seite. Jeder Einzelne ist plötzlich ein Fan und sich bewusst, dass das hier kein normales Konzert ist, sondern dass hier gerade ein Star geboren wird. Nach jedem Song wird der Applaus stärker. Das Wort tosend als Bezeichnung für den Beifall zu gebrauchen, ist sicher nicht übertrieben. Auch Alina weiss, dass heute ein besonderer Tag war. Sie hat einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Irgendein guter Produzent wird sicher im Publikum gewesen sein. Schliesslich sind wir hier in Los Angeles. Nach dem letzten Song hüpft Alina vor Freude auf der Bühne herum. Ihre unnahbare Persona lässt sie links liegen, ist einfach nur glücklich und strahlt mit den Scheinwerfern um die Wette.

Ein paar Minuten später treffe ich Alina am T-Shirt-Stand. Ich sage ihr, wie toll ihr Auftritt war und dass ich ihr viel Glück für die Zukunft wünsche. Sie lacht mich an und bedankt sich. Alina Bea, merkt Euch diesen Namen. Wenn sich das richtige Label um die junge Frau aus Los Angeles kümmert, dann kann sie durchaus in die Fusstapfen einer Lykke Li oder Aurora treten.

Auch wenn Alina viel Potential hat, ist der Weg zum Erfolg noch weit. Nächstes Jahr dürfte sie in Austin beim SXSW-Festival auftreten, danach, wenn sie viel Glück hat, eine US-Tour gebucht bekommen, im Jahr darauf  kümmert sich vielleicht eine richtige Plattenfirma um sie und frühestens 2019 ist sie dann in Europa gefragt. Good Luck Alina. Ich drücke dir die Daumen – alle beide.

12 in 12 – Food aus dem Truck

Karamelisierte Rippe mit einer roten Sauce, die aus korenaischen und mexikanischen Chilli-Schoten besteht. Dazu frischer Koriander, ein Zwiebel-Limetten-Relish, und Chilli-Soja-Cole Slaw. Das alles in zwei knusprig gegrillten Taco-Hüllen. Ein Traum.

Ich stehe vor dem Food Truck von Kogi in Eagle Rock und kann mein Glück kaum fassen. Gourmet-Küche aus einem Food Truck und zwar nicht irgendeinem, sondern dem von Kogi, dem Urvater der modernen Food-Truck-Bewegung.

Wer Los Angeles verstehen will, der muss zu Kogi. Die ganze Welt in einer einzigen Stadt, gut geschüttelt und neu erfunden – das ist Los Angeles und das ist Kogi. Koreanische und mexikanische Küche funsionieren. Liegt nicht auf der Hand? Der koreanische Taco  ist der Beweis, dass das aber sowas von gut zusammenpasst.

Als Chef Roy Choi 2008 den ersten Kogi-Truck ins Rennen schickte, konnte er nicht ahnen, dass  Food Trucks zehn Jahre später auf der ganzen Welt wieder en Vogue sind und Kogi für alle das grosse Vorbild ist.  Ich mag Food Trucks. Kreativer Fast Food ohne auf Qualität verzichten zu müssen zu einem fairen Preis. Was gibt es besseres?

Übrigens – ihr habt vielleicht gesehen, dass der Schweizer Koch Daniel Humm mit seinem Restaurant Eleven Madison in New York gerade zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde. In Los Angeles kann man Humm’s Kreationen auch huldigen und zwar stilgerecht in einem Food Truck. Der Nomad-Truck steht meist in Culver City und ist der Vorbote für ein Restaurant, das voraussichtlich Ende Jahr eröffnet wird.

12 in 12 – Mexiko und die Sache mit der Immigration

Das Bild des Mexikaners, der sich, koste es was es wolle, über die amerikanische Grenze schleppt, um dort sein Glück zu suchen, ist stets vor meinen Augen. Insgesamt sollen in den USA 6,3 Mio. Mexikaner illegal wohnen. Das sind über 60% der illegalen Einwanderer in die USA. Zwischen 2009 und 2014 sind übrigens mehr Mexikaner in ihr Land zurückgekehrt, als in die USA eingewandert sind. Der Mythos des Einwanderungsstroms aus Mexiko ist also nicht ganz richtig.

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Doch wie sieht die Sache mit der Einwanderung eigentlich in Mexiko aus? Als ich heute mit der U-Bahn von unserer Station Sevilla nach Banderas fuhr, fiel mir ein Plakat auf, das Verständnis für Immigranten fordert. Ein Kolumbianer, der seit 5 Jahren im Land ist und eine Amerikanerin, die schon seit 13 Jahren hier ist, machen auf sich und das, was sie für das Land hier leisten, aufmerksam. “Valoremos a las Personas Migrantes”, was soviel heisst wie “Wir schätzen unsere Migranten” steht auf dem Plakat. So ist’s recht.

Mexiko hat rund 4 Millionen Immigranten – drei Millionen davon sollen illegal im Land sein. Die meisten der Illegalen stammen aus Honduras, El Salvador und Nicaragua.

Mexiko greift recht hart durch , wenn es um illegale Immigration geht. Nicht zuletzt auf Druck der USA natürlich. In den sieben Monaten zwischen Oktober 2014 und April 2015 deportierte Mexiko fast 100’000 illegale Einwanderer. Das sind deutlich mehr als die USA im gleichen Zeitraum ausgeschafft hat.

Wie in so vielen grossen Metropolen wird hier in Mexico City Toleranz gross geschrieben. Initiativen wie die Plakataktion in der U-Bahn gibt es einige und offenen Rassismus sieht man in Mexico City wahrscheinlich seltener, als bei uns zu Hause in Europa. Ob jemand aus Kolumbien oder El Salvador kommt, spielt keine so grosse Rolle. Das ist ganz anders als in Spanien, wo der Hass gegenüber den Lateinamerikanern doch manchmal bedenkliche Ausmasse annimmt.

Doch keine Angst. Ganz rosarot ist meine Brille dann doch nicht. Natürlich gibt es hier immer noch eine Art Rassismus, die weniger mit Landesgrenzen, als mit der Hautfarbe zu tun hat. Noch immer ist es so, dass die Chancen, eine Karriere zu machen, hier deutlich besser sind, wenn deine Hautfarbe möglichst hell ist. Das Bild hat sich zwar verbessert. Doch wer in einem schicken Restaurant sitzt, der kann sicher sein, dass der Tischnachbar eher aussieht, als ob er aus Madrid, als aus einem Bauerndorf in Mexiko kommt. Doch das ist ein weltweites Phänomen. Eine Art Rassismus, die wohl nie ganz aussterben wird.