Tag Archives: Russland

12 in 12 – So wird die Polizei ausgetrickst

Der Trick mit der CD
Der Trick mit der CD

Was, die CD hat ausgedient? Spotify, Youtube und Co. haben das Zepter übernommen und wenn schon, dann ganz zurück zu Vinyl? Aber bestimmt nicht in Moskau. Da sind CDs total angesagt.

OK, eins nach dem anderen. In Moskau fahren schickere Schlitten rum als in Chelsea. Lamborghini hier, Ferrari da. Heulende Motoren und Geschwindigkeitsrausch mitten in der Stadt. Die siebenspurigen Boulevards laden so richtig zum Rennerfahren ein. Spätestens wenn die Sonne untergeht, dann rasen einem die Boliden hier so richtig um die Ohren.

Doch wer nicht der Sohn eines Oligarchen ist und damit sozusagen eine „get out of jail free card“ im Handschuhfach hat, muss aufpassen, dass er nicht von einer der über 1’000 Kameras erfasst wird.

960_supx-lamborghini-aventador-in-moscow-russia

Um die Kameras zu überlisten, gibt es einen einfachen Trick: Mit einer CD das hintere Nummernschild teilweise abdecken. Die Kamera versucht dann vergebens, die Identität des Fahrers festzustellen.

Doch ist das nicht illegal? Ja, schon. Das Abdecken der Nummernschilder ist verboten und wenn das ein Polizist bei einem entdeckt, dann gibt es auch einen Strafzettel. Doch der fällige Betrag für das Anbringen einer CD ist Vergleich zur Strafe fürs schnell fahren  so lächerlich tief, dass es sich lohnt, den Trick mit der CD immer und immer wieder anzuwenden.

101769575-lambo-crash-530x298

 

P.S. Eine Kostprobe der russischen Autofahrkunst und anderen Schabernacks gefällig? Dann schaut Euch mal (auf eigene Verantwortung) das Twitter Account von Only in Russia an. Stundenlanger Spass garantiert.

12 in 12 – Japanische Invasion in Moskau

img_9503

Was hat ein japanischer Getränkeautomat in einer Unterführung in Moskau zu suchen? DyDo steht drauf und alle Getränke sind japanischer Herkunft mit japansicher Beschriftung. Verwirrend. Das ist keine Versehen. In jeder, aber wirklich jeder Unterführung und jeder Metrostation in Moskau stehen bis zu 20 Automaten. Wie bestellt und nicht abgeholt. Auf Hochglanz poliert, in Reih und Glied. Kein Schabernack oder eine Filmkulisse. Sie sind wirklich da. Einsam und allein. In bald vier Wochen Moskau habe ich noch keinen einzigen Russen gesehen, der dort etwas kauft. KEINEN EINZIGEN.

img_9504

Die Automaten stehen nicht erst seit gestern da. Die ersten wurden vor zwei Jahren aufgestellt. Der riesige japanische Getränkekonzern DyDo hat mit der Stadt Moskau einen Vertrag abgeschlossen, der ihm erlaubt, 90’000!!! Automaten aufzustellen. Wie viele es bisher sind, ist schwer zu sagen. Doch es dürften mehrere Tausend sein. DyDo ist optimistisch und nach eigener Aussage davon überzeugt, dass Moskau mit seinen 12 Mio. Einwohnern 200’000 dieser Automaten absorbieren kann. Sehr schräg. Soda mit Pfirsichgeschmack, Ingwergetränke und andere japanische Köstlichkeiten sind im Angebot. Passt das zu den Russen?

img_9505

DyDo gibt zu Protokoll, der russische Kunde würde die japanische Qualität schätzen und sei gerne bereit, etwas mehr für ein Qualitätsprodukt zu bezahlen. Aha. Das sieht verdammt nach Fokus-Gruppen, Brainstorming in den Managementetagen Tokios und ausgiebigem Market Research aus….Wer sich das nur ausgedacht hat. Doch Moment. Da geht tatsächlich ein etwa 20-jähriger Russe auf den Automaten zu. Genau das Zielpublikum, das sich die Marketingurus wünschen. Er bleibt vor dem Automaten stehen, schaut sich alles genau an und…greift in den Münzauswurf, um zu sehen, ob da Kleingeld liegen geblieben ist. Nichts drin. Na wie könnte da auch was drin sein. Niemand benutzt die Automaten.

12 in 12 – Wenn das kein Ohrwurm ist

t45580534-i458623906_s400

Irgendwie läuft mir dieser Song hier nach. An jeder Ecke wird er gespielt. Dabei hat die Aufnahme über 40 Jahre auf dem Buckel. Lyudmila Senchina ist sowas wie die Edith Piaff von Russland und Cinderella wohl das La Vie en Rose. Zugegeben, mit dem Vergleich hab ich etwas hoch gegriffen und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich den Song mag oder nicht. Doch wenn das kein Ohrwurm ist…

 

12 in 12 – Neulich im Kreml

img_8888

Er kommt direkt aus dem Kreml, genauer gesagt aus Putins Büro. Unauffällig gekleidet, Krawattennadel, blaugrauer Anzug und eine  schwarze Aktenmappe in der Hand. Das kann nur Anatolij Maximovich Pyrozkov sein. Der Mann aus Kiev soll eine zentrale Rolle spielen, wenn es um die Zukunft der Ukraine geht. Auf welcher Seite er steht, ist nicht mal seinen engsten Vertrauten so richtig klar.

Was hat Pyrozkov mit Putin besprochen und was ist in der Aktenmappe? Wer hat hier wem ein Ultimatum gestellt, was steht auf dem Spiel und wer hat die besseren Karten? Bahnt sich hier gar eine geopolitische Krise an? Pyrozkov, der oft auch „Der Fuchs“ genannt wird, soll auch im Weissen Haus seine Kontaktleute haben. Eine undurchsichtige Sache. Hat er Putin die Nachricht übermittelt, dass über die Krim hinaus in der Ukraine keine Machtansprüche  geltend gemacht werden können oder macht sich Pyrozkov zurück auf dem Weg nach Kiev, um Präsident Poroschenko klar zu machen, dass jeglicher Widerstand zwecklos ist?

Die Antwort liefert nur die schwarze Aktenmappe. Pyrozkov eilt mit forschem Schritt Richtung Haupttor zur Trotskiy-Brücke. Ich hefte mich an seine Fersen. Keiner scheint ihn zu bemerken. Die Masse chinesischer Touristen schirmt mich ab. Raus aus dem Kreml. Es wird langsam dunkel. Ich darf ihn nicht verlieren. Hastig läuft „Der Fuchs“ die Treppe zur Metrostation Aleksandrovsky hinab und steigt in die Linie 4. Kurz bevor die Türe zufällt, quetsche ich mich in den gleichen Wagen. Höchstens einen Meter von Pyrozkov entfernt, starre ich auf seinen verschwitzten Nacken. Die Aktenmappe ist in Griffnähe. Jetzt könnte ich zuschlagen. Ich warte bis zur nächsten Haltestelle. Die Tür geht auf. Das Timing muss stimmen. Zupacken, bevor der Zug weiterfährt. Ich packe zu. Pyrozkov ist total perplex. Er lässt die Mappe los. Ich habe sie fest in der Hand. Die Tür geht zu, doch ich bin durch. Jetzt heisst es rennen. Einfach nur noch rennen, soweit mich die Füsse tragen.

Da tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Es ist ein chinesischer Tourist. „Can you take picture please?” fragt er. Wo kommt der denn her? Wo bin ich? Was? Ich stehe immer noch im Kreml vor dem Büro Putins? Da ist die Fantasie aber gehörig mit mir durchgegangen. Der Herr mit der Krawattennadel ist längst verschwunden und nur die chinesische Touristengruppe ist noch da. Klick. Ich mache das Foto und ziehe von dannen – Richtung Metrostation Aleksandrovsky.

12 in 12 – Moskau ist…

Moskau ist…
Plattenbauten über Plattenbauten, Statuen von Lenin und Stalin, Einheitsbrei und Uniformität, Supermärkte mit leeren Regalen, Borscht und Vodka, Soldaten und Überwachung, Rückständigkeit und Fehlinformation.

Alles falsch. Sowas von falsch.

Moskau das ist ein Haufen reicher Schnösel, sogenannte Oligarchen, die hier die Sau rauslassen, Frauen wie Dreck behandeln, nur Kaviar essen und Champagner schlürfen und keinen Respekt für niemanden und gar nichts haben.

Alles falsch (naja,kommt hier und da schon vor, doch insgesamt ist das sowas von falsch).

Moskau ist eine der vibrierendsten und modernsten Städte, die ich kenne. Moskau ist so, wie ich mir das Paris der dreissiger Jahre vorstelle mit seinen Künstlern und Bonvivants, mit atemberaubender Jugendstilarchitektur, mit breiten, grünen Alleen, die zum flanieren einladen.

Moskau ist aber auch hochmodern mit kreativen Gastrokonzepten an jeder Ecke, die London und New York das Wasser reichen können, mit einer Jugend, die genau weiss, was sie will und für die so viel mehr möglich ist, als wir es uns in den kühnsten Träumen vorstellen können. Moskau hat die Nase im Wind, ist kreativ, überraschend, spannend und liebenswert.  Moskau inspiriert.

Moskau ist sicher, die Leute freundlich und hilfsbereit. Moskau ist Musik an jeder Ecke, Tanz auf der Strasse und Aufbruchstimmung en masse. Kurz und gut: Moskau ist einfach nur schön.

img_8777

img_9164

img_9170

img_9187