Ein dunkles, geschlossenes Eisentor. Dahinter schwarze Limousinen und ein spektakulärer Renaissancepalast. Wir sind an der Via Condotti Nummer 68, Roms luxuriösester Einkaufsstrasse, nur wenige Schritte von der Spanischen Treppe entfernt. Doch hier ist nicht Gucci oder Fendi angesiedelt. Hier ist die möglicherweise mächtigste Organisation dieses Planeten zu Hause: der Malteserorden.
Nichts rührt sich im Innenhof. Die Fensterläden sind geschlossen. „Bestimmt alles schusssicher hier“ denke ich und schaue nach oben, direkt ins Objektiv einer Überwachungskamera. Bite lächeln… Da geht die Tür des schwarzen Mercedes im Innenhof auf. Zwei Männer in dunklen Anzügen steigen aus. Einer schaut in meine Richtung. Ich senke den Blick. Es ist Zeit, hier zu verschwinden, sonst könnte es noch Ärger geben.
Der Malteserorden. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht viel über diese Organisation, ausser, dass sie der älteste katholische Orden ist, Rechte hat wie ein souveräner Staat und sagen- und skandalumwoben ist.
Wer Google konsultiert, der liest, dass der Malteserorden immer und überall die Finger im Spiel gehabt haben soll, sei es bei der Ermordung von JFK, dem Irakkrieg oder allen anderen wichtigen Ereignissen der letzten Jahrhunderte. Zu den Mitgliedern sollen George Bush, Silvio Berlusconi, Tony Blair, Ronald Reagan, Rupert Murdoch und auch Frank Sinatra zählen bzw. gezählt haben. Doch offiziell ist das natürlich alles nicht.
Hier sind die Fakten. Der „Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem, von Rhodos und von Malta“ oder kurz Malteserorden, wurde 1099 gegründet und ist seit 1133 vom Papst anerkannt. Er zählt heute weltweit etwa 13.500 Mitglieder und hat als nichtstaatliches, souveränes Völkerrechtssubjekt seinen Sitz in Rom. Der Orden unterhält diplomatische Beziehungen mit 102 Staaten, hat eine eigene Währung, eine Verfassung und nimmt in der UNO einen Beobachterstatus ein.
Gegründet in Malta und im 18. Jahrhundert von Napoleon vertrieben, fand der Orden in Rom ein neues zu Hause. Ziel des Ordens ist es, Kranke und Flüchtlinge zu unterstützen. “Tuitio fidei et obsequium pauperum” (Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen) ist denn auch der Wahlspruch.
Ich kann Euch auch nicht sagen, was genau wahr ist und welche Ziele der Orden sonst noch verfolgt. Offiziell distanziert sich der Malteserorden immer ganz klar von irgendwelchen Verschwörungstheorien. Doch als ich am nächsten Tag per Zufall an der Villa del Priorato di Malta auf dem Aventin-Hügel vorbeilaufe und die stolz im Wind flatternde Malteserflagge erblicke, frage ich mich schon, was die Herren in dunklen Anzügen da auf dem Balkon zu besprechen haben. Diskutieren sie nur über die nächste Hilfsaktion in Haiti oder geht es um wichtige geopolitische Verstrickungen. Ist das hier die Schaltzentrale dieser Welt oder sind das nur ein paar gut angezogene Herren, die sich um das Wohl der Minderbemittelten und um die Reinheit der katholischen Kirche kümmern?
Wie gesagt: Ich habe keine Ahnung. Doch Organisationen wie den Freimaurern, der Bilderberg-Gruppe, Opus Dei und auch dem Malteser Orden schauen nur ganz wenige in die Karten. Vielleicht ist es auch besser so.