Sowas hatte Paris noch nicht gesehen. Als Les Bains Douches 1978 seine Tore öffnete, waren in diesem legendären Club nicht nur die reichen Pariser unter sich, sondern alles war etwas abgefuckter als irgendwo anders. Schwarze Jugendliche und Drag Queens gaben sich die Hand. Schnell war Les Bains Douches der angesagteste Club in Paris und für ein paar Jahre das Club-Epizentrum der Welt.
Keith Haring, Grace Jones, Debbie Harry, David Bowie, Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Jean-Paul Gaultier waren Stammgast. Karl Lagerfeld, Catherine Deneuve und Keith Richards sollen gar mal abgewiesen worden sein. Nacht für Nacht warteten die Huldiger an der Rue du Bourg-l’Abbé, um einmal dabei zu sein. Eingerichtet war der Club von einem jungen Philip Stark und aufgelegt hatte in den grossen Jahren ein damals unbekannter David Guetta. Statt wie im New Yorker Studio 54, wo Disco und Funk liefen, spielte im Les Bains Joy Division.
Dazu kamen Bands wie Echo & The Bunnymen, Simple Minds und DAF, die hier ihre ersten Konzerte gaben. Auch Depeche Mode spielte im Les Bains, als sie noch niemand kannte. Mitte der Achtziger Jahre kam dann die Zeit der Supermodels im Les Bains. So manche Party endete im berühmten Pool.
Um die Jahrtausendwende hatte das Les Bains seinen Glanz verloren und schloss fast unbemerkt seine Tore. Doch seit 2015 ist es wieder so weit. Das Les Bains ist wieder da. Mit seinem Club Im Keller und einem kleinen, sehr exklusiven Hotel. 13 Millionen Euro hat es gekostet, das Haus aus dem Koma zu holen. Seine wichtigsten Daten sind auf die Hotelhandtücher gestickt: 1885 – 1978 – 2014 (die Eröffnung hatte ein Jahr Verspätung).
Jetzt stehen sie wieder Schlange die jungen Schönen von Paris. Alles ist etwas schicker geworden und Label wie Dior und Yves Saint Laurent feiern hier ihre Parities während der Fashion Week. Ganz hat Les Bains sein Flair für Underground jedoch nicht verloren. Einmal im Monat werden die heissesten Bands der Gegenwart eingeladen, die kurz vor dem Durchbruch stehen. An so einem Abend hatte ich das Glück, auch da zu sein.
Am Eingang steht ein Schrank von einem Mann, der überraschend freundlich meine Eintrittskarte kontrolliert. Dann zwei typische Pariserinnen, die mir zeigen, wo es lang geht. The Beautiful Crowd ist wieder da. Zwei Stockwerke nach unten und da ist es. Das Pool gibt es immer noch und die schwarzweisen Kacheln ebenfalls. Les Bain ist in neuem Glanz erstrahlt. Rappelvoll und heiss. So soll es sein. Leif Vollebekk legt auf seinem Piano los, ehe die superheisse Band Dream Wifes mit ihrerselbstbewussten isländischen Sängerin auftrumpft. Zum Schluss noch Noga Erez aus Tel Aviv, die schräge Rhythmen aus Israel mitgebracht hat. Les Bains (ohne Douches) ist wieder da!!!