Habt ihr Euch auch schon mal gefragt, wo der Papst seine Klamotten einkauft? Nimmt er sein MacBook, geht auf Papst.com und klickt sich seine neue Soutane, die Mozzetta und das Pileolus in den Farben der Saison versandkostenfrei in den Vatikan? Natürlich nicht. Der Papst wird seit 1846, als damals Pius IX gewählt wurde, von Gammarelli eingekleidet.
Gammarelli ist ein von aussen unscheinbares Geschäft an der Via di Santa Chiara 34, gleich um die Ecke des Pantheon. Im Schaufenster ist die neuste Kollektion der liturgischen Gewänder ausgestellt. Echt schick. Preisschilder gibt es selbstverständlich keine. Es braucht etwas Überwindung, in den Laden einzutreten. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich dürfe hier nicht rein. Ich weiss auch nicht warum. Komm schon, nur Mut.
Einmal drin, wird einem die Scheu genommen. Edle Stoffe überall, Dankesschreiben der hohen Geistlichen und die Portraits der letzten neun Päpste an der Wand. „Schaut Euch nur um”, sagt der Verkäufer. Wir sind ganz alleine im Laden – allein mit unzähligen Roben und Gewändern.
Wieviel die päpstliche Robe kotet, will uns der Herr im Laden nicht verraten. Ein schlichtes schwarzes Gewand für einen Prister koste so 500 bis 1’000 Euro, sagt er. Na das sind doch vernünftige Preise – immerhin ist’s massgeschneidert.
Im Schaufenster fallen mir zwei Paar Socken auf. Eines in rot, eines in Lila. Soll ich mir ein Paar kaufen oder ist das schon Blasphemie, schiesst mir durch den Kopf. Ach, was weiss ich denn schon, doch lieber nicht. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Ich versuche, an etwas anderes zu denken. An die Geschichte der Gammarellis beispielsweise. Der Laden wurde 1798 gegründet und befindet sich noch immer in Familienbesitz – in der siebten Generation. Es soll der älteste ständig von der gleichen Familie geführte Laden in Rom sein.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden von Gammarelli tausende Seminaristen und Priester, sowie hunderte Bischöfe, Kardinäle und Päpste ausgestattet. Während der Konklave, wo alle Kardinäle den Papst wählen, werden von Gammarelli drei weisse Gewänder in unterschiedlichen Grössen für den neuen Papst angefertigt. Allzeit bereit sozusagen.
Zeit, wieder zu gehen. Ich verabschiede mich freundlich, ja so freundlich, dass ich mich leicht verbeuge. Was sollte das denn? Auf keinen Fall negativ auffallen, wenn ich schon nichts gekauft habe, dachte ich wohl. Als ich aus dem Laden trete, kommt mir ein Geistlicher in weisser Kutte entgegen. Der ist bestimmt hier, um sich von der neuen Winterkollektion von Gammarelli was Schönes auszusuchen. Wen interessiert da schon die Paris Fashion Week.