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12 in 12 – Schmeckt’s wirklich so gut?

Ist es euch auch schon mal so gegangen, dass ihr in den Ferien was neues entdeckt und euch das so gut schmeckt, dass ihr davon gleich was mit nach Hause nehmt? Ihr seid felsenfest davon überzeugt, dass ihr was gefunden habt, das ihr von jetzt an jede Woche essen oder trinken werdet. Ganz bestimmt.

Dann kommt ihr nach Hause und merkt, dass euch die vermeintliche Köstlichkeit überhaupt nicht mehr schmeckt. Sie wandert erst in den Kühlschrank, dann nach ganz hinten im Kühlschrank un zu guter letzt meist in den Papierkorb.

Ich kann mich noch erinnern, als ich in Griechenland vor ein paar Jahren zum Essen immer Ouzo getrunken habe. Das schmeckte so wunderbar. Gleich eine Flasche gekauft, versteht sich und dann…zu Hause habe ich den Ouzo nicht mehr angefasst. Ähnlich ging es in Südafrika mit dem Roibos-Tee. Wie lecker fand ich den und als ich den Teebeutel zu Hause ins Wasser sinken liess, konnte ich den Geruch schon nicht ausstehen, geschweige denn den Geschmack.

Schaut doch mal bei euch im Likörschrank oder der Vorratskammer. Ich bin mir sicher, dass ihr da einige solche Fundstücke habt.

Jetzt hab ich wieder was gefunden, von dem ich überzeugt bin, dass das für immer und ewig zu meinen Favoriten gehören wird: Dulche De Leche. Diese karamellartige Creme aus Milch, Zucker und Vanille ist sowas von Lecker. Vor allem als Glacé-Geschmack aber auch als Brotaufstrich, im Milchreis oder im Kuchen gibt es für mich nichts Besseres als das braune Gold Namens Dulche de Leche.

Entstanden ist Dulche De Leche der Legende nach in Argentinien per Zufall. Die Köchin des argentinischen Diktators Joan Manuel De Rosas vergass irgendwann im 19.Jahrhundert einen Topf mit Milch und Zucker (für den Mate-Tee) auf der Feuerstelle  Sie fand dann eine braune Creme, die ihr Dienstherr und sein Gegner Juan Lavalle dann bei einem Zusammentreffen zu Friedensgesprächen ratzeputz aufassen.

Jetzt frage ich mich, wieviele Töpfe Dulche de Leche ich mir kaufen soll. Möglichst viele sagt mein Herz. Doch mein Verstand weiss: Das wird wieder so eine dieser Dinge sein, die einem hier schmecken und zu Hause dann im Schrank verrotten.

12 in 12 – Die heilige Gesichtscreme

Zu sagen, dass das eine heilige Gesichtscreme ist und dass sie vom Papst persönlich empfohlen wird, wäre zwar übertrieben, doch auch nicht total falsch. Ich traue meinen Augen nicht, als ich in der Eingangshalle der Basilica Menor de San Francisco Monserrat ein kleines Geschäft entdecke. In der Vitrine vor dem Laden steht neben kleinen religiösen Andenken auch ein Topf mit Gesichtscreme. Komisch, denke ich, die verkaufen Kosmetika in einer bedeutenden Kirche. Dem muss ich auf den Grund gehen.

Die Franziskanerkirche steht nur einen Steinwurf von der grossen Kathedrale, in der Papst Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires amtete. Der Papst war den Franziskanern und der Kirche immer sehr verbunden. Schliesslich wählte er seinen Namen nach Franz von Assisi.

Aber zurück zu der Gesichtscreme. Im Laden ist gerade ein älterer Herr dabei, sechs Töpfe der Gesichtscreme zu kaufen. Er erklärt uns, dass die Creme der Grund sei, warum er noch immer so jung aussehe.  Schon beeindruckend. Das Wundermittel werde von Franziskanermönchen weit ausserhalb von Buenos Aires in einer kleinen Abtei hergestellt. Auch das Royal Jelly, das hier in Pillenform verkauft wird, habe eine grosse Wirkung – auch das stammt alles von den Franziskanermönchen.

Der Verkäufer im Laden pflichtet dem Herrn bei. Er ist zurückhaltend und unglaublich nett. Er erklärt uns, dass es die Creme nur hier gebe und dass die Leute von weit her kommen, um sie zu kaufen. “Das ist bestimmt teuer” denke ich. Doch weit gefehlt. Ein Topf des Wundermittels kostet umgerechnet gerade mal 4 Euro. Na dann, schaden kann es ja nicht. Meine Frau schlägt zu. Vier Töpfe gehen über den Ladentisch. Der ältere Herr freut sich und verspricht uns, dass wir den Entscheid nicht bereuen werden. Der Verkäufer packt alles schön säuberlich ein und schenkt uns noch ein Glas Honig. “Der schmeckt nur gut und kann sonst nichts” sagt er.

Ich bin gespannt, wie die Creme wirkt. Die Inhaltsstoffe jedenfalls sind alle natürlich und ohne Konservierungsstoffe. Wie gesagt, schaden kann es ja kaum was und wer weiss. Nicht dass ich besonders gläubig bin. Doch wenn so ein Laden in einer renommierten Kirche seinen Platz haben darf und die Preise so tief sind, dass das bestimmt kein grosses Geschäft ist, dann kann man schon mal schwach werden. Falls es wirklich was nützt, halte ich Euch natürlich auf dem Laufenden.

12 in 12 – Eine Ode an Carlos Tevez

 

 

 

Über zehn Jahre ist es her, als ich den Namen Carlos Tevez zum ersten Mal gehört habe. Ich erinnere mich gut daran. Ich sass auf dem Rücksitz eines Taxis in Buenos Aires. In der argentinischen Zeitung Clarin stand, dass der Boca-Juniors-Superstar Carlos Tevez eventuell zu Bayern München wechselt. Der Taxifahrer meinte, dass das eine Falschmeldung sei. Sein “Carlitos”, wie Tevez hier liebevoll genannt wird, werde sicher nicht nach Deutschland wechseln. So war es dann auch. Tevez wechselte Anfang 2005 zum brasilianischen Spitzenteam Corinthians.

Der Taxifahrer fuhr mich direkt zur Bonbonera, dem legendären Stadion der Boca Juniors. Dort war die Hölle los. Diego Armando Maradona, auch ein ehemaliger Boca-Spieler, sass im Stadion.  Boca spielte gegen Velez. Carlos Tevez schoss den Gegner im Alleingang ab. Es war beeindruckend, ihn mit dem Ball tänzeln zu sehen, zuzuschauen wie er sich durch die  Abwehrreihen des Gegners tankt und jede Torchance eiskalt ausnutzte. Ein Vollblutstürmer, der sich nicht zu schade ist, auch mal weite Wege zu gehen.

Ich war gespannt, wo der begnadete Fussballer, der damals gerade mal 20 Jahre alt war, landen würde. Nie und nimmer hätte ich zu träumen gewagt, dass Tevez, der in Brasilien gar nicht glücklich war, zu meinem Verein West Ham United wechseln würde. Ich lebte zu dieser Zeit in London und hatte ein Season Ticket für West Ham. Da kam der Knaller. Tevez und der damals total unbekannte Verteidiger Javier Mascherano (heute Stammspieler bei Barcelona), standen wie aus dem Nichts bei West Ham unter Vertrag. Kein Scherz, sondern Tatsache. Das kleine West Ham hatte den grossen Calritos geholt.

West Ham sah wie der sichere Absteiger aus, als Carlos Tevez als Retter in der Not kam. Er spielte sich in die Herzen der Fans und wirbelte auf dem Platz herum, als gäbe es kein Morgen. Tevez, der Fussballgott…Er schoss unter anderem den Siegestreffer im allerletzten Spiel auswärts gegen Manchester United, der uns in allerletzter Sekunde den bitteren Abstieg ersparte. Es war so schön. Danke Carlitos.

Nach nur einer Saison war die Herrlichkeit vorbei. Tevez wechselte zu ManchesterUnited, dann zu Man City und zu Juventus Turin. Für die Juve schoss er in zwei Saisons (2013/2015) allein in der Liga mal so eben 40 Tore. Doch Tevez hatte Heimweh. Er wollte zurück nach Buenos Aires zu seinen geliebten Boca Juniors. Das kam dann auch so und  dort spielt er jetzt auch noch.

Carlitos und ich wieder mal in der gleichen Stadt. Im Derby vor einer Woche gegen River Plate, dem sogenannten Superclassico, drehte Tevez das Spiel, als wäre es die einfachste Sache der Welt, im Alleingang. Zwei Tore und eine Vorlage war seine Ausbeute. Vor der Bonbonera steht mittlerweile eine Statue von Carlitos. Sie lieben ihn hier und wer kein Boca-Fan ist, der respektiert ihn. Für viele Einheimische ist er der beste argentinische Fussballer aller Zeiten. Ein hohes Lob, wenn man bedenkt, dass es noch Namen wie Messi und Maradona gibt.

Die Geschichte hat nur ein halbes Happy End. Tevez hat gestern hier sein letztes Spiel gespielt. Der chinesische Verein Shanghai Shenhua hat den Argentinier unter Vertrag genommen. Rund 1 Million Euro wird er dort verdienen und das pro Woche. Das macht ihn zum best bezahlten Fussballer der Welt. Bei jedem anderen Fussballer hätte ich den Kopf geschüttelt. Doch dem mittlerweile 32 Jahre alten Carlos Tevez kann ich vieles verzeihen, denn der Vollblutfussballer, der in jedem Spiel ohne Ausnahme 100% gibt, hat mir und so vielen anderen viel viel Freude bereitet.
Eine kleine Kostprobe:
https://www.youtube.com/watch?v=KVp_P00YMWE

12 in 12 – Es wird Musik gemacht

Die Tür der U-Bahn, die in Buenos Aires Subte heisst,  geht auf. Ein junger Typ steigt ein, wohl Mitte 20 mit langem, etwas zotteligem Haar. Er hat eine Gitarre und einen kleinen Verstärker dabei und stellt sich im ohnehin schon vollen Wagen auf. Er legt gleich los und spielt eine jämmerliche Version von Hey Jude, die bei Paul, George, John und Ringo wohl Kopfschmerzen verursacht hätte.

Hoffentlich ist das bald vorbei, denke ich. “And anytime you feel the pain, hey Jude, refrain”. schallt es mir entgegen. Ja genau, ich spüre den Schmerz, doch ich halte mich zurück, den Blick gesenkt zum Boden. Es kann ja nicht mehr lange dauern. “Take a sad song and make it better”…leider nicht.

Und jetzt noch das “Nah nah nah nah nah nah, nah nah nah, hey Jude
Nah nah nah nah nah nah, nah nah nah, hey Jude”. Tribunales – die nächste Haltestelle kommt und Hey Jude nimmt ein abruptes Ende. Ich schaue in die Runde und fange die Blicke ein. Doch meine Mitfahrer scheinen im Gegensatz zu mir überhaupt nicht genervt zu sein. Im Gegenteil. Sie applaudieren anständig und kramen aus ihren Portemonnaies etwas Geld. Der Sänger sammelt seine Beute dankend ein, verlässt den Wagen und steigt einen weiter hinten wieder ein.

Komischerweise bin ich überhaupt nicht erleichtert, dass der Beatles-Impersonator nicht mehr da ist. Im Gegenteil. Ich fühle mich etwas schuldig. Die Toleranz und die freundliche, soziale Einstellung meiner Sitznachbarn hat mich beeindruckt. Das kennen wir gar nicht mehr so richtig. Wenn bei uns jemand Musik macht in der U-Bahn oder sonst wo, dann muss der so richtig gut sein, sonst wird er meistens mit verachtenden Blicken gestraft. Hier hingegen gibt es Anerkennung und Mitgefühl – egal wie gut einer ist.

Ich bleibe zwar dabei, dass die Version von Hey Jude, die der Crooner hier hingelegt hat, lausig war. Doch nach dem Motto “leben und leben lassen” ist es schön, dass man hier in die Schuhe des anderen schlüpft und Respekt zeigt. In einem U-Bahn-Wagen zu singen, ist ja schliesslich auch kein einfacher Job. Schon etwas fehl am Platz, so wie ich den Miesepeter zu spielen.

PS. In der Subte gibt es übrigens Musik an jeder Ecke. Meistens sind die Performer auch echt gut. Es gibt Leute, die sagen, nirgends seien die Strassenmusiker von so hoher Qualität wie hier. Und noch ein grosses Plus: Bisher habe ich in Buenos Aires noch keine Panflöte gehört!!!

12 in 12 – Ruhig ist es hier

Der Cementerio de la Recoleta in Buenos Aires, für mich der schönste Friedhof der Welt, hat eine ganz besondere Aura. Er macht nachdenklich und komischerweise auch ein klein wenig euphorisch. Hier spielt Zeit keine Rolle und hier ist es ruhig. Obschon einige der Grabstätten mit Spinnweben eingehüllt sind und die Särge einfach so rumstehen, ist mir hier nicht schummrig zu Mute. Ein Ort der Besinnlichkeit, aber auch der Inspiration. Da Bilder mehr sagen als 100o Worte: Hier ein paar Impressionen.

 

12 in 12 – Was richtige Pizza ist

Der Italiener neben mir in der Pizzeria Güerrin an der AV. Corrientes in Buenos Aires murmelt sich was in den Bart wie “Non e una vera pizza” oder so.  Aha, das ist also keine richtige Pizza. Richtige Pizza? Was ist da überhaupt und wer bestimmt sowas?

Ist die Pizza aus Neapel die richtige Pizza mit ihrer weichen Teigkruste und der überfrischen Mozzarella oder die Römer Pizza mit ihrer dünnen knusprigen Kante? Was ist mit der Chicago Deep Dish Pizza mit ihrem hohen Rand und den Unmengen von Belag oder der New York Style Pizza, die gross und weich ist und deren “Slices” man in der Mitte faltet? Und vor allem: Was ist mit der argentinischen Pizza, die einen knusprigen Teigboden hat, massenweise Mozzarella, ganze grüne Oliven und leckere Tomatensauce? In der Pizzeria Güerrin läuft der Ofen seit 1932 ununterbrochen und die Pizza schmeckt sowas von lecker. Das Rezept stammt hier übrigens von italienischen Immigranten, die 1927 aus Genua nach Argentinien ausgewandert sind und  hier ihr Glück gesucht und gefunden hatten.

Ich will mir hier auch nicht Anmassen, ein Urteil zu fällen, welche Pizza die Beste und schon gar nicht die Richtige ist. Doch was ich nicht ausstehen kann ist, dass man die Pizza, so wie man sie zu Hause macht, automatisch als die Richtige und Beste anpreist, so wie mein Tischnachbar hier in der Pizzeria Güerrin. Solche Engstirnigkeit kann schon mal heftig auf die Nerven gehen. Das ist so ähnlich, wie wenn der Italiener mir lang und breit erklärt, wie ein Kaffee schmecken muss und ich, egal was ich sage und egal wie gut meine Argumente sind, sowieso keine Ahnung habe, nur weil ich nicht aus Italien bin. Das gleiche gilt für den Amerikaner und den Hamburger oder den Franzosen, der mir erklärt, wie ein Baguette schmecken muss. Grrrrrr….

OK, tief durchatmen und auf zehn zählen.  Die Pizzeria Güerrin ist in Argentinien sowas wie ein Nationalheiligtum. Hier geht man hin, wenn man Pizza essen will und Pizza essen, das will der Argentinier fast so oft wie Steak essen. Dass 75% der Argentinier italienisches Blut haben,  merkt man noch heute.

Der Italiener neben mir, der sich darüber beschwert hatte, dass das hier keine echte Pizza ist, bezahlt übrigens gerade. Die Riesenpizza, die gerade noch vor ihm stand und die normalerweise für zwei ist, hat er restlos verputzt. Naja, das mag nicht die richtige Pizza gewesen sein, doch geschmeckt hat sie ihm offensichtlich doch ziemlich gut – und genau darauf kommt es ja im Endeffekt ja einzig und alleine an.

12 in 12 – Mafalda – Klein, frech und liebenswert

 

Sie ist gerade mal fünf Jahre alt, ist klein, frech und eigensinnig,  hat immer eine Schleife im Haar und sie ist wohl die beliebteste Argentinierin, noch viel beliebter als die stolze Evita. Sie heisst Mafalda und ist eine Comicfigur. Erfunden hat sie der argentinische Comiczeichner Quino, der von 1964 bis 1973 elf Bände zeichnete, die bis heute an jedem Kiosk und in jeder Buchhandlung zu haben sind. Meine Frau findet, sie hat Ähnlichkeit mit Mafalda – das lass ich jetzt einfach mal so im Raum stehen.

Mafalda tritt für den Weltfrieden, Gerechtigkeit, Demokratie und die Frauenbewegung ein und ist weltanschaulich immer ein Stück schlauer als ihre Eltern. Mafalda liebt die Beatles und hasst Suppe. Mafalda hat mit ihren Ansichten zum Vietnam-Krieg, Atomenergie, Menschenrechten und Gerechtigkeit eine ganze Generation beeinflusst und tut dies heute immer noch.

In Argentinien sind nach Mafalda Plätze und Strassen benannt und an Hauswänden ist sie über die ganze Stadt hinweg verstreut verewigt. Lang lebe Mafalda!!!!!

12 in 12 – Mein Freund der Baum…

“Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot” hatte die deutsche Sängerin Alexandra vor bald 50 Jahren gesungen. Da war ich zwar noch nicht auf der Welt, doch der Song begleitete dennoch meine Jugend. So mysteriös und so traurig – mein Freund der Baum ist tot… Ich hatte damals keine Ahnung, was Alexandra damit sagen wollte. Doch wenn man genau zuhört, ist die Erklärung eigentlich einfach.  Alexandra sang den Song für ihren geliebten Baum, dem sie schon als Kind alle Sorgen anvertraut hatte und der jetzt im Morgenrot gefällt wurde. Ihr Freund der Baum war tot.

Ein Baum als Freund? Das hatte ich nie recht kapiert. Doch jetzt verstehe ich es. Wenn ich hier in Buenos Aires die wunderschön blühenden Jacaranda-Bäume anschaue, wie sie so ganz lila vor sich hin blühen, dann fang ich an zu träumen. Der Wind rauscht durch die Blätter und das Lila nebelt einen ein, so dass man nichts mehr anderes sieht und nur noch an die schöne Welt denkt.

Der Jacaranda-Baum gehört zur Familie der Trompetenbaumgewächse und ist in ganz Südamerika verbreitet. Seinen Ursprung findet er aber in Buenos Aires. Die ersten Bäume wurden hier 1875 zur Eröffnung des 3 de Febrero Park geflanzt. Jetzt sind sie gross und schön und strahlen enorme Ruhe aus. Jacaranda-Bäume haben doppelt gefiederte Blätter und glockenförmige, überwiegend purpur- bis malvenfarbige Blüten,

Mein Freund der Baum kann ich jetzt auch sagen – nicht tot, sondern quicklebendig. Ich liebe die Jacaranda-Bäume.

Wer sich an den Song von Alexandra nicht mehr erinnern kann…bitte unbedingt anhören:

12 in 12 – Polo ist mehr als Pferdefussball…

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Polo ist in Argentinien eine nationale Obsession. Seit die Briten den Sport Mitte des 19. Jahrhunderts hierher gebracht haben, ist Argentinien so angefressen von Polo, dass es weltweit keine Nation gibt, die da nur annähernd mithalten kann. 90% der beim Polo eingesetzten Pferde kommen denn auch aus argentinischen Züchtungen.

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Wie es der Zufall so will, findet gerade das Campeonato Argentino Abierto de Polo statt, das grösste und wichtigste Poloturnier der Welt. Seit 1893 wird es ausgetragen und seit 1923 findet es im Campo Argentino, der Kathedrale des Polosports im Stadtteil Palermo, statt.

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Hier geben sich die Reichen und Schönen der Stadt am River Plate die Hand. Es ist ein grosses Ereignis. Das Spiel, das ca. 600 vor Christus im Iran erfunden wurde, zieht einen schnell in seinen Bann. Wenn die Pferde an der Tribüne vorbei galoppieren und die Schläger durch die Luft zischen, dann bebt die Erde. Insgesamt acht Spieler stehen sich auf einem riesigen Spielfeld gegenüber, das sechs mal so gross ist, wie ein Fussballplatz.

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Jeder Spieler hat mindestens vier Pferde, die nach jedem Spielabschnitt von sieben Minuten Dauer ausgewechselt werden müssen. Ziel ist es, den Ball in das drei Meter hohe und sieben Meter breite Tor zu schlagen.  Das ist gar nicht so einfach, obwohl das Tor nicht durch einen Torwart beschützt wird. Es ist unglaublich, was die Pferde leisten.  Sie schwitzen, sie prusten, werden zwischen den Spielabschnitten massiert, getätschelt, gewaschen, gefüttert und mit einem grossen Ventilator gekühlt. Man sagt, dass 90% der Leistung im Polo vom Pferd kommt. Da spielt das Handicap der Spieler (10 ist das Beste) weniger eine Rolle.

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Die Pferdezucht ist in Argentinine ein grosses Geschäft. Jährlich werden hier 5000 Polopferde geboren. Erst nach dem fünften Lebensjahr können die besten – fast immer Stuten – in Spielen eingesetzt werden. Ein durchschnittliches Polopferd kostet rund 15’000 $. Spitzenpferde können gerne mal 200’000 $ kosten. Kein Sport für das Volk also…

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Ich bin überrascht, wieviel Spass es macht, dem Treiben auf dem Platz zuzusehen. Ich habe keine Ahnung vom Reiten und noch weniger von Polo. Doch Polo zu spielen muss schon viel Spass machen. Aber ich glaube, dafür ist mein Portemonnaie etwas zu dünn….

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12 in 12 – Wie es ist, ohne H&M und Gap zu leben

Schliesst die Augen und stellt Euch vor, mitten in einer Grossstadt reiht sich ein Laden an den anderen und keiner davon heisst H&M, Gap, Zara, Topshop, Primark, Foot Locker, Tiger, oder Uniqlo.

Schwer vorzustellen, hab ich Recht?  Doch genau so ist es hier in Buenos Aires. Wer hier als Europäer durch die Strassen schlendert, der sieht nur vereinzelt Geschäfte, die ihm bekannt vorkommen. Hier gibt es hunderte von super netten Boutiquen und anderen Geschäften, die ihren Ursprung alle in Argentinien haben.

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Das sollte doch eigentlich spannend sein, denn die Globalisierung hat viele der grossen Städte sowas von langweilig gemacht. Die Einkaufsstrasse in London sieht fast so aus, wie die in Paris und auch in New York, Hongkong und Schanghai sind die grossen Konsummeilen oft identisch und fast so wie zu Hause. Besonders krasse Ausmasse nimmt das jeweils in den grossen Shopping Centern an, die man kaum mehr auseinanderhalten kann.

Im Prinzip schön, dass es hier in Buenos Aires noch Individualität gibt, sei es auch nur, weil sich die grossen Ladenketten wegen der unsicheren Wirtschaftslage und der weiten Wege nicht nach Argentinien trauen.

Eigentlich sollte das schön und spannend sein, habe ich gesagt. Eigentlich – und jetzt kommt der Knaller: Ist es irgendwie aber nicht, zumindest nicht auf den ersten Blick und unmittelbar. Und da sind wir wieder beim Thema Heimat und Heimatgefühle. Ganz erschreckt musste ich feststellen, dass mir Läden, die mir bekannt vorkommen und die ich gerne mag, ein gutes Gefühl und auch eine gewisse Sicherheit geben, egal ob zu Hause oder in Buenos Aires . Ich weiss, was mich erwartet, was die Preise sind, was ich dort kaufen kann und wie ich mich dort bewege. Ich weiss nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, doch so ist das nunmal. Irgendwie traurig. Ich bin auf die Masche der Grosskonzerne voll reingefallen. Aber da kann man nichts dran ändern.

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Ich habe immer über die Leute gelacht, die in einer fremden Stadt gleich den nächsten McDonald’s ansteuern und auch die Japaner schräg angeschaut, die in Rom unbedingt jeden Abend Sushi essen wollten und werde dies auch weiterhin tun. Denn zum Reisen und zum Leben generell gehört Abenteuer und Offenheit, sonst entwickelt man sich keinen Schritt weiter. Doch ein kleinwenig nachvollziehen kann ich diese Einstellung mittlerweile schon.

Wie mit allem ist die Reaktion auf die unbekannten Läden und das Fehlen des Vertrauten nur der unmittelbare Eindruck. Was einem auf den ersten Blick fremd vorkommt, wird einem mit der Zeit vertrauter und man lernt es zu schätzen. Die Kreativität der Läden in Buenos Aires ist erfrischend. Doch gebt mir etwas Zeit. Ich muss mich erst noch aklimatisieren.