12 in 12 – Das Leben auf dem Spielfeld lassen

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Das alte Olympiastadion in Mexico City bebt. Immer wieder dieser Gesang: “GOOOOOOYA, GOOOOOOYA, CACHUN CACHUN RARA, CACHUN CACHUN RARA, GOOOOOOYA UNIVERSIDAD¡¡¡¡” Unverkennbar. Hier spielen die Unam Pumas, das Team der Universidad Nacional Autónoma de México.

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Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter. Richtiges Gänsehautfeeling. Ich habe schon viele Fussballspiele gesehen, manche würden gar sagen, zu viele. Doch das hier ist etwas ganz Besonderes. Hört Euch an, wie der Schlachtruf durchs Stadion hallt:

Fussball ist in Mexiko eine Religion, genauso wie in Brasilien und Argentinien. Hier in Mexiko City ist man entweder ein Puma oder ein America. Die beiden erfolgreichsten Clubs der Stadt sind Erzrivalen. Geht es nach den Puma-Fans, mit denen ich spreche, ist Club America der Teufel. Der Verein gehört dem mächtigen Medienkonzern Televisa, der auch das legendäre Aztekenstadion besitzt. Jedes Jahr werden teure Spieler, vor allem aus Brasilien verpflichtet.  “So wollen wir nicht sein”, sagt Miguel, der eine Reihe vor mir sitzt. “Da gewinne ich lieber ein oder zwei Meisterschaften weniger.” Die Pumas haben keinen Financier, sondern werden von der grössten Universität Lateinamerikas unterstützt. Das wird auch so bleiben.

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Zurück zum Spiel. Unam spielt übrigens gegen die Monarchas und liegt 0:1 zurück. Doch das ist Nebensache. Die Sonne scheint, die Stimmung ist ausgelassen und überall rasen Verkäufer rum, die irgend was interessantes anbieten. Eine Kugel Eis mit Chili, Cueritos (eingelegte Schweineschwarte mit Limettensaft), scharfe Geflügelsuppe, mit viel Schlagsahne gefülltes Gebäck, frische Tacos, Tortilla-Chips mit Salsa Verde, und natürlich Bier.

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Hier werden immer gleich zwei Corona-Flaschen gleichzeitig in den Becher geleert. Ich genehmige mir auch ein bzw. zwei Coronas. Jetzt macht das Spiel gleich noch ein bisschen mehr Spass. Dann wieder dieser Gesang:

“GOOOOOOYA, GOOOOOOYA, CACHUN CACHUN RARA, CACHUN CACHUN RARA, GOOOOOOOYA UNIVERSIDAD¡¡¡¡”

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Was heisst das überhaupt, frage ich meinen Sitznachbarn. Das sei kompliziert. Eine direkte Übersetzung gebe es nicht. Der Schlachtruf geht auf Luis Rodrigez zurück, der in den 40er Jahren an der Universität studierte und der beliebteste Student war. Ihm gelang es durch seinen Charme und Überzeugungskraft mit den grossen Kinos in der Stadt zu vereinbaren, dass Studenten umsonst reindurften. Das berühmteste Kino war das Goya, das Studenten bis dahin nicht mal einen Rabatt gewährt hatte…bis Luis Rodriguez kam.

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So bürgerte sich ein, dass die Studenten an grossen Veranstaltungen, Demonstrationen und Abschlussfeiern immer Goya, Goya riefen. Über die Jahre kamen immer mehr Worte dazu, die gemäss meinem Sitznachbarn nicht wirklich etwas bedeuten. Doch gemeint sei, dass die Spieler ihr Leben auf dem Spielfeld lassen und mit allem was sie haben für den Sieg der Pumas kämpfen sollen. Nicht schlecht… Beim der nächsten Gelegenheit  stimme ich lautstark in den Gesang mit ein. Es ist einfach ansteckend.

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Das Spiel geht vor rund 60 000 Zuschauern übrigens trotz hoher Überlegenheit der Pumas 1:1 aus. Unam beendet die Saison auf Platz sieben und steht in den Play-Offs. Wer da gewinnt, ist noch völlig offen. “Solange es nicht America ist, ist mir egal wer gewinnt” sagt Miguel.

Ich hatte Spass von der ersten bis zur letzten Minute. Ja, ich bin jetzt auch ein Puma.

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P.S. Noch einige Fakten zu den UNAM Pumas:

Sieben Meistertitel, den Letzten 2011.

Die goldene und blaue Farbe des Trikots und des Emblems wurde in  Anlehnung an die US-Universität Notre Dame gewählt, deren Coaches damals die Organisation aufgebaut hatten.

Bei den Pumas spielten unter anderem Bernd Schuster, Hugo Sanchez, Manuel Negrete, Jorge Campos und als Trainer der legendäre Bora Milutinovic.

12 in 12 – Das ist Mexico City

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Da Mexiko City für viele von euch sicher ein unbeschriebenes Blatt ist, heute mal ganz einfach einige nackte Fakten:

Mexico City wurde von den Azteken 1325 auf einer Insel im Morastland gegründet (siehe Bild oben). Eines der grössten Bauwerke aller Zeiten. Kilometerlange Brücken verbanden die aztekische Hauptstadt, die damals Tenochtitlán hiess, mit dem Festland.  Später trocknete der Morast bzw. der See aus und die Stadt begann unaufhaltsam zu wachsen.

Die Metropolregion Mexico City hat je nach Quelle zwischen 20 und 25 Millionen Einwohner und ist damit eine der grössten Städte der Welt (Tokio mit etwas über 30 Mio. ist die grösste).

Mexico City liegt 2250 Meter über dem Meer… Nochmals: 2250 METER ÜBER DEM MEER!!!

Zwei Vulkane, von denen einer aktiv ist, ragen vor den Toren der Stadt in die Höhe (und zwar weit über 5000 Meter).

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Mexico City hat weltweit die meisten Museen (ca. 200). Fast alle sind am Sonntag umsonst.

Mexico City hat weltweit die meisten IMAX-Kinos.

Mexico City ist die reichste Stadt Lateinamerikas und Carlos Slim, der in Mexico City wohnt, der reichste Mensch der Welt.

Es gibt 19 U-Bahnlinien in Mexico City. Ein U-Bahnticket kostet umgerechnet 20 Cent und ist damit weltweit das Günstigste.

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Die Kriminalitätsrate in Mexico City ist tiefer als jene der meisten US-Grosstädte. In Mexiko nennt man die Hauptstadt deshalb auch oft “The Bubble”.

Die Arbeitslosenrate im gesamten Land ist 4,1% (2016),  das Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf (Stand 2015) 9000 $. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenrate in Deutschland beträgt 4,2%, das BIP pro Kopf über 40 000 $.

12 in 12 -Die schräge Welt des Lucha Libre

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Ja, ich gebe es zu. Als der legendäre Horst Brack alias Rochus Hahn Ende der achtziger Jahre bei Catch Up auf RTL2 den moderierenden Fiesling mimte, sass ich nach Mitternacht wie gebannt vor dem Fernseher und hab mir die Ringkämpfe von Ric Flair und Co. angeschaut. Das war Kult. Seither habe ich den Kontakt zum Wrestling verloren. Die Grossveranstaltungen der WWE interessieren mich genau so viel, wie wenn in Peking ein Fahrrad umfällt.

Doch sobald Mexico City als eine der Städte von 12 in 12 feststand war klar: Lucha Libre, die mexikanische Form des professionellen Wrestling, wo sich Männer in Masken gegenüberstehen und sich mit haarsträubenden Akrobatikeinlagen gegenseitig aufs Parkett legen, muss aufs Programm.

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Gesagt, getan. Das Mekka des Lucha Libre ist seit Mitte der fünfziger Jahre die berüchtigte Arena de Mexico. Jeden Freitag geht es hier wild zu und her, wenn die Profiliga Consejo Mundial de Lucha Libre (CMLL) ihre Kämpfe austrägt. Mein Reiseführer rät davon ab, hier allein ohne Touristengruppe hinzugehen. Es kursieren üble Räubergeschichten, was rund um das Stadion schon alles passiert sein soll.

Doch egal. Karten gekauft, rein in die U-Bahn und hin zur Arena. Wird schon gut gehen. Von weitem sieht man die Menschenmassen. Viele haben die Masken ihrer Lieblingskämpfer übergestülpt. Das flösst durchaus Respekt ein. Augen zu und durch. Der „Türsteher“ vor der Arena nimmt mir gleich mal die Kamera ab, gibt sie nach hinten, drückt mir einen orangen Zettel in die Hand und deutet auf ein dunkles Fenster am Ende des Gangs. OK, da muss ich sie wohl abholen, wenn die Kamera dann noch da ist.

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In der Halle ist es ohrenbetäubend laut. Die einzelnen Fangruppen liefern sich mit Sprechgesängen Duelle. „Mistico, Mistico”, schallt es aus der einen Ecke, während die andere Atlantis lautstark unterstützt. Mistico, ganz in Weiss mit goldenen Glitzeraufsätzen, ist der Liebling des Publikums.

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Irgendwie ist es lächerlich, wenn insgesamt gleich sechs Ringkämpfer mit ihren Masken den Ring betreten und jeder eine grössere Show abzieht, als der andere. Doch gleichzeitig strahlt das ganze auch Faszination aus. Mein Sitznachbar auf jeden Fall ist total aus dem Häuschen. Mistico und sein Tag-Team sind drauf und dran, Atlantis und seine Truppe zu vermöbeln. Die Akrobatik ist atemberaubend. Dass sich die Jungs dabei nicht alle Knochen brechen…

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Mistico hat, wie jeder Lucha-Libre-Charakter, eine Hintergrundsgeschichte.  Er wurde als Waisenkind vom Ringpriester Fray Tormensa aufgenommen und von ihm auch trainiert. Als Verteidiger der Armen und Waisen – wie könnte es auch anders sein – trägt er eine lange Fehde mit Mephisto aus.

Mistico ist auch ausserhalb des Rings ein grosser Star. Er ist der Held einer populären Comic-Serie, taucht in Musik-Videos und TV-Shows auf und ist der Liebling unzähliger Kinder in ganz Mexiko. Sie lieben ihren Mistico.

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Am Ende der dritten Runde ist es so weit. Mistico stellt sich auf die Seile in der Ringecke.  Er hat Atlantis, der fordernd mitten im Ring steht, vor sich. Das Publikum weiss, was jetzt bevorsteht.  Mistico hebt ab, wirbelt durch die Luft und streckt Atlantis nieder. Mistico hat gewonnen. Die Welt ist wieder in Ordnung und die Halle ausser Rand und Band.

Schon eine schräge Angelegenheit dieses Lucha Libre. Nach drei Stunden der Spuk vorbei. Ich suche das Fenster am Ende des Ganges. Ich reiche meinen orangen Zettel durchs Gitter.  Alles paletti. Die Kamera ist noch da. Später in der U-Bahn flimmern die Bilder der Kämpfe weiter vor meinen Augen. Hab ich das nur geträumt oder war ich gerade wirklich beim Lucha Libre?

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12 in 12 – Vom Umgang mit dem Tod

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Heute werde ich mal etwas nachdenklicher, denn es geht um den Tod. Wenn ich ehrlich bin, dann ist der Tod für mich eine ganz schreckliche Vorstellung. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, denn das macht mich sowas von hilflos. Wenn ich es trotzdem tue, dann fühle ich mich, als ob mir gerade jemand den Boden unter den Füssen weggezogen hätte. Der eigene Tod, der Tod von Familienmitgliedern und Freunden, die Vergänglichkeit und das Ungewisse…grausam.

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Hier in Mexico ist das ganz anders. Die Verstorbenen aus der Familie und gute Freunde sind allgegenwärtig – ganz besonders am Dia de Muertos. Dann wird ihre Lieblingsspeise gekocht, ihr bevorzugter Schnaps getrunken und mit ihnen und über sie gesprochen – sei dies mit der ganzen Familie und Freunden zu Hause, auf dem Dorfplatz mit der Gemeinschaft oder auf dem Friedhof auch mal andächtig nur mit einer Kerze.

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Es wird gesungen, Musik gemacht, getanzt aber auch nachgedacht. Das ist pure Freude und Lebenslust mit einer Prise Melancholie. Alles ist farbig geschmückt, orange Studentenblumen überall und auch Skelette und Totenschädel. Alles ohne Stigma. Es gehört einfach dazu. Schön, hier dabei sein zu dürfen.

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Der Umgang mit dem Tod ist hier viel selbstverständlicher. Wenn jemand zu mir sagt, der Tod gehört zum Leben wie die Geburt, dann schau ich ihn nur fragend an. So eine dumme Floskel. In Mexiko wird das genau so gelebt. Der Tod als Teil des Lebens. Der mexikanische Autor Octavio Paz hatte einmal sinngemäss gesagt: “Der Tod  vermag uns nicht zu schrecken, denn das Leben hat uns gegen Schrecken gefeit. Sterben ist natürlich, sogar wünschenswert.” Irgendwie kann ich das nachvollziehen.

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Schön, wenn einem der unbeschwerte Umgang mit dem Tod schon in die Wiege gelegt wird. Ich selbst habe Schwierigkeiten, an Himmel und Hölle und das Leben nach dem Tod zu glauben. Das würde ich zwar gerne tun. Doch die Düsterheit und Ernsthaftigkeit in unseren Breitengraden hat mir das in meiner Jugend nicht mit auf den Weg gegeben.

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Ich kann zwar nicht behaupten, dass mich der Tag der Toten hier in Mexiko bekehrt hat. Dazu war ich doch mehr Beobachter als ein Teil davon. Ich hatte keine Erleuchtung. Der Tod ist mir noch immer ein Graus. Doch zu sehen, dass andere Leute viel weniger Berührungsängste mit diesem Tabu haben und der ganzen Sache durchaus Positives abgewinnen, das tut gut. Wenn ich das nächste Mal abdrifte und mir über den Tod Gedanken machen sollte, dann versuch ich, an Mexico und den Tag der Toten zu denken.

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12 in 12 – La Catrina stiehlt allen die Show

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An jeder Ecke sieht man heute in Mexico City weiss geschminkte, elegante und selbstbewusste Frauen, die ihren Mund schwarz verziert haben und wie ein Skelett oder ein Untoter aussehen. Die stolzen Damen erinnern mich etwas an Frida Kahlo. Es ist sie aber nicht. Die Figur heisst La Catrina und ist die ungekrönte Königin des Dia de Muertos, des Tag der Toten.

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La Catrina geht auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als der Kupferstecher Jose Guadeloupe Posada die Gestalt erfand, um sich über die mexikanische Oberschicht, die immer bestrebt war, sehr europäisch zu wirken, lustig zu machen.

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Als die mexikanische Revolution 1910 begann, die 1911 zum Sturz des Diktators Porfirio Diaz führte,  tauchte das Bild der La Catrina immer wieder auf. Sie symbolisierte das  Ende der Diktatur und der Macht der Oberschicht (naja, das Letztere hat nicht ganz geklappt).

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Spätestens als Diego Rivera, der berühmteste Maler Mexikos, der mit Frida Kahlo verheiratet war, La Catrina in seinem Gemälde “Sonntagsträumerei in der Alameda” aufgreift, hat sich der Kult um La Catrina verselbstständigt.

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“Catrina” ist im Spanischen ein Ausdruck für eine wohlhabende oder reiche Person, allerdings mit abwertendem und sarkastischem Unterton. Die Mexikaner lachen dem Tod ins Gesicht. Dass La Catrina eine reiche Frau symbolisiert kommt nicht von ungefähr. Wenn der Tod kommt sind wir alle gleich steckt als “Message” auch etwas hinter dieser Symbolik.

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Heute steht La Catrina für Freiheit, Revolution und Unabhängigkeit und natürlich auch für starke Frauen. Viva La Catrina!!!

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Der Kupferstich als Ursprung der La Catrina
Der Kupferstich von Jose Guadeloupe Posada als Ursprung der La Catrina.

 

12 in 12 – Mexico City kopiert James Bond

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Eigentlich darf ich das ja gar nicht zugeben. Doch der Hauptgrund warum Mexico City auf unserer 12 in 12 Liste steht, ist die Eröffnungssequenz des letzten James-Bond-Films” Spectre”. Die Szene spielt in Mexico City am Dia De Los Muertos, dem Tag der Toten. Eine atemberaubende Parade mit meterhohen Pappmaché-Skeletten und anderen Ungeheuern ist in vollem Gang. Mr. Bond ist, wie könnte es auch anders sein, auf einer Mission. Sowas spektakuläres hatte ich im Kino schon lange nicht mehr gesehen. Da wusste ich: Nach Mexico City muss ich hin und zwar genau zum Tag der Toten. Das will ich erleben.

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Gross war die Enttäuschung,  als ich hier ankam und feststellte, dass es im Prinzip gar keine Parade gibt und auch nie gab. Der Dia De Los Muertos ist zwar das grösste und wichtigste Fest Mexikos, doch ein grosser Umzug? – Fehlanzeige.  Alles von James Bond erfunden.

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Moment mal, nicht so voreilig. Was les ich denn da. Zum ersten Mal in der Geschichte Mexikos wird dieses Jahr ein paar Tage vor dem offiziellen Tag der Toten, der immer am 2. November ist, eine Parade durchgeführt und zwar ganz offiziell in Anlehnung an James Bond. Kaum zu glauben. Doch so soll der Tourismus angekurbelt werden. Das ambitiöse Ziel: eine Konkurrenzveranstaltung zum Carnival in Rio erschaffen. Mir soll’s recht sein. Hauptsache ich kriege meine Parade.

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Hunderttausende stehen an diesem perfekten Tag in Mexico City an  der Strasse. Alles ist farbig, die Kostüme sind spektakulär, Masken überall. Die überdimensionalen Schreckensfiguren aus Pappmaché zaubern ein breites Lachen auf die Gesichter der Zuschauer. Genau so war es im Film. Riesige Begeisterung, grosses Gedränge und eine faszinierende Ambience. Es hat sich gelohnt.

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Mehr Details zum Dia De Los Muertos bring ich Euch übrigens nach dem 2. November, wenn ich Friedhöfe besucht, Schreine gesehen und mit Leuten gesprochen habe – verprochen. Doch dies schon mal vorweg: Der Tag der Toten ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten. Nach dem Volksglauben kehren die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen zu den Familien zurück, um sie zu besuchen.

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Egal, ob das Vorbild zu der Parade James Bond war oder nicht. Hier wächst etwas heran, das sich vor einem Carnival in Rio nicht verstecken muss.

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Wer den Clip aus dem Bond-Film Spectre noch nicht gesehen hat – Here we go :

12 in 12 – Das Städterating für Rom

Das ist der letzte Eintrag aus Rom. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

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Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 6

Die Römer sind äusserst freundlich. Doch manchmal lassen sie dich spüren, dass du hier nur ein Tourist bist.

Kulturelles Angebot: 7

Die Stadt bietet einiges, wenn es um traditionelle Unterhaltung geht. Doch wer Progressives und Überraschendes sucht, der ist hier nicht in der richtigen Stadt.

Food: 7

Wer italienisches Essen liebt (und das tun wir), der ist hier im Paradies. Wer aber gerne auch mal über den Tellerrand schielt, der geht hier leer aus.

Preisniveau:  6

Rom ist bestimmt nicht teuer – schon gar nicht wenn man es mit der Schweiz vergleicht. Doch billig ist Rom auch nicht. Den Espresso für 80 Cent würde ich in Sachen Qualität und Preis jedoch gerne überall hin mitnehmen.

Öffentlicher Verkehr: 2

Ich weiss gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Der ÖV in Rom ist ein Desaster. Busse kommen oft gar nicht, U-Bahnlinien existieren gerade mal zweieinhalb, Taxis gibt es viel zu wenige und ein City-Bike-System? Fehlanzeige. Das ist wirklich ein Ärgernis und versaut einem hin- und wieder mal den Tag.

Wetter/Klima: 8

Wenn das Thermometer im Oktober noch 20 Grad anzeigt, dann ist alles im Lot. Herrlich ist es hier.

Sicherheit: 8

In Rom haben wir uns zu jeder Tages-und Nachtzeit sicher gefühlt. Das ist schon sehr angenehm und hat uns positiv überrascht.

Fun/Feel-Good-Faktor: 7

Es ist schön, in Rom zu sein. Schon kleine Vergnügen, wie de tägliche Spaziergang runter zur Espressobar machen glücklich.

Coolness/Kreativität: 6

Das hat uns doch etwas überrascht. Rom ist eine altmodische Stadt, die in jeder Hinsicht lieber zurück als nach vorne schaut.

GESAMTRATING: 57 von 90 Punkten

Das reicht im Moment zu Platz zwei hinter Moskau (65 Punkte)

Nächster Halt: Mexico City

12 in 12 – Rom – Ein kleiner Reiseführer

Dass Rom nicht die beste Stadt ist, wenn ihr euch die kulinarischen Wunder dieser Welt vorknöpfen wollt, hab ich euch ja schon gesagt. Doch egal. Wenns um italienische Küche geht, dann ist das hier das Paradies. Damit ihr nicht ganz so verloren seit bei eurem nächsten Rom-Aufenthalt: Hier unsere Lieblingsadressen:

 

Forno Campo de’ Fiori

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Wenns um Backwaren aller Art geht, dann gibt es für mich nur den Forno Campo de’ Fiori. Ob Crostata mit Kirschen, Pizza aller Art oder Biscotti, hier is alles perfekt. Am allerbesten schmeckt die Pizza Bianca. Nein, das ist nicht Pizza mit Käse, sondern die römische Version von Focaccia. Viel dünner, saftiger und vor allem viel besser als Focaccia – kein Tag in dem ich nicht im Forno ein Stück Bianca gekauft habe.

Roscioli Caffè

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Das Roscioli Caffè ist meiner Meinung nach das Kronjuwel aus der Roscoli-Familie, die noch ein Restaurant und eine Bäckerei umfasst. Hier ist immer was los und alles schmeckt grandios. Die kleinen Gebäcke sind hohe Kunst und das immer dazu gereichte Glas Wasser mit Orangenschnitz passt sowas von gut zu deinem Caffè. Eine wahre Freude. Der Geheimtipp hier: Das Club Sandwich. Kein Scherz. Das ist das beste Club Sandwich auf diesem Planeten.

Hosteria Romana

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Die Hosteria Romana ist zwar kein Geheimtipp und es gibt auch den einen oder anderen Touristen, der da drin sitzt. Doch egal. Die Carbonara (eine römische Spezialität!) ist ein Traum und die Artischocken – entweder alla Guida oder Romana sind schon allein die Reise nach Rom wert. Die Kellner sind übrigens auch grandios. Sie gehören sozusagen zum Inventar.

Gelateria La Romana

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Unter den Gelaterie einen Favoriten zu finden ist nicht einfach. Doch unter dem Strich ist es wohl die Gelateria Romana. Davon gibt es einige in Rom. Crocante Della Nonna, alle Varianten des Nuss-Glace, die Blutorangen-Variation sind nur einige der Top-Gusti. Noch ein Tipp: Statt der normalen Schlagsahne die mit Zabaione nehmen (ist übrigens umsonst) und das Cono unten mit flssiger Schokolade füllen lassen.

Pizzeria Al Marmi

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An der Viale di Trastevere, 53 befindet sich die Pizzeria Al Marmi. Kein Rom-Aufenthalt ist komplett ohne einen Besuch dort. Nehmt euch einen Platz drinnen, um das Treiben so richtig beobachten zu können. Die Pizza ist erste Klasse und die Stimmung noch besser. Geht rechtzeitig, denn die Schlange kann lang sein. Erwartet keinen neapolitanische Pizza mit dicker Kruste. Hier gibt es die römische, die dünn und kross ist.

Caffè Peru

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Zu guter Letzt noch das Lieblings-Caffè bzw.  Bar, das Caffè Peru.  Der Caffè ist zwar nicht der beste der Stadt (viellicht der viertbeste), doch das Ambiente ist sowas von authentisch und einfach perfekt – egal zu welcher Tageszeit. Hier fühlt man sich immer pudelwohl.

 

12 in 12 – Warum die Madonnelle das Herz von Rom sind

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Sie werden von den einheimischen verehrt und geliebt. Sie sollen schon so manches Wunder vollbracht haben, sind Schutzpatron und Wächter und sie sind schön, wunderschön. Die Rede ist von den kleinen Madonnen, den sogenannten Madonnelle, die in Rom an so gut wie jeder Hausecke in rund 5 Metern Höhe angebracht sind.

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Mehrere Tausend gibt es davon in Rom – jemand sei beim zählen mal auf genau 2753 gekommen. Die Tradition greift für einmal nicht auf die Römerzeit, sondern auf das 16. Jahrhundert zurück. So sollten die Römer immer wissen, dass die Jungfrau Maria sie auf dem Weg nach Hause von oben herab beschützen würde. Das wussten Gläubige und Ungläubige gleichsam zu schätzen, denn die Madonna ist sozusagen seit jeher das Maskottchen von Rom.  Ein schöner Nebeneffekt war, dass die kleine Lampe, die zur Beleuchtung der Mutter Gottes diente, oft die einzige Strassenbeleuchtung in der Nacht war. Einige Diebe soll das Licht und die wachsamen Augen Marias in der Tat abgeschreckt haben.

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Wunder werden so gut wie jeder Maria zugeschrieben. 1544 leuchtete die Lampe einer Madonna am Tiber auch nach der grossen Flut weiter. 1796 haben sich die Augen der Madonna dell Archetto mehrere Male bewegt, bevor Napoleons Truppen angegriffen haben. 1835 soll sich das selbe als Warnung vor einer Choleraepidemie abgespielt haben.

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Die Madonnen hängen seit hunderten von Jahren im Freien. Einige haben ein kleines Blechdach zum Schutz, andere sind hinter Glas. Doch die meisten sind Wind und Wetter ausgesetzt , was seine Supern hinterlässt. Doch genau das macht den Charme der Kunstwerke aus.  Ohne die Madonnelle wäre Rom nur halb so schön.

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Schwalbe fliegt nach… – 12 in 12 in der NZZ

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Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Rom. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen

12 in 12 – Wo sich wie lebt