12 in 12 – Der grosse Honigkrieg

Bei der Zwischenlandung in Auckland auf dem Weg nach Sydney hätte ich fast den Anschlussflug verpasst, weil mich der Shop mit den neuseeländischen Spezialitäten in den Bann gezogen hatte. Gefrorene Abalone-Muscheln, Wundercreme aus Schafsmilch und  ein Serum, das aus dem Gift der Bienen gewonnen wird.  Doch am meisten fasziniert hatte mich eine kleine Dose Honig. Manuka-Honig stand da drauf. Kostenpunkt umgerechnet rund 350 Euro. Was steckte dahinter? So eine Art Royal Jelly?

Der Verkäufer hatte schon das Glänzen in den Augen, als ich das Glas genau studierte. “Das ist was ganz besonderes. Der  Manuka-Honig wird aus dem Blütennektar der Südseemyrte (Manuka) erzeugt  und ist ein Naturheilmittel” erklärt er mir. “Heilmittel gegen was?” will ich wissen. “Der hilft gegen Allergien, schliesst Wunden, fördert die Verdauung, zerstört Bakterien, stärkt das Immunsystem und lindert Atembeschwerden aller Art. ” Aha, ein Wundermittel also.

Er gibt mir einen klitzekleinen Löffel zum probieren und ich muss sagen: Er schmeckt. Der Verkäufer macht mich darauf aufmerksam, dass es den Honig nur in Neuseeland gibt und dass der Tennisspieler Novak Djokovic seine Turniere nur gewinnt, weil er ein grosser Fan des Honigs sei. Dennoch bin ich nicht restlos überzeugt und verzichte ich auf einen Kauf.

In Sydney angekommen, sehe ich im Organic Food Store in Bondi Beach wieder diesen Manuka Honig. Dieses Mal kommt er aus Australien. “Ich dachte, Manuka kommt nur aus Neuseeland” frage ich die Verkäuferin unschuldig. “Ja, das hätten die Kiwis wohl gerne”, sagt sie. “Die Südseemyrte mit ihren einmaligen Wirkstoffen wächst auch in Südaustralien. Doch im Moment bekriegen sich unsere beiden Länder, wer im Endeffekt den Namen benutzen darf.”

Der König unter den Manuka-Produkten ist jener Honig, der einen Unique Manuka Factor (UMF) von 25+ hat. Damit wird die antibakterielle Wirkung des Honigs gemessen. Das Kilo kostet weit über 1000 Euro.

Die Neuseeländer berufen sich darauf, dass Manuka ein Wort der Ureinwohner Neuseelands, der Maori sei und dass der Name deshalb zu Neuseeland gehöre. Als Präzedenzfall führen sie Champagner und Scotch Whiskey an.  Australien vertritt den Standpunkt, dass die gleiche Pflanze auch den gleichen Namen tragen darf. Noch gibt es keinen endgültigen Entscheid. Doch es geht um Geld – viel viel Geld.

In einer Woche werde ich in Melbourne am Australian Open sein. Da werde ich ganz besonders darauf achten, ob Novak Djokovic ein Glas Manuka-Honig auf dem Court verschlingt. Wenn das wirklich so sein sollte, dann verspreche ich Euch eins: Ich werde so viel Manuka-Honig verschlingen, bis ich der Nachfolger von Roger Federer bin.

 

 

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 7

Hier ist es endlich. Das letzte Kapitel des Krimis Cinema Farnese:

Cinema Farnese

Ein Fall für Alfredo Conte

Kapitel 7

Inspektor Alfredo Conte hatte die Puzzleteile fein säuberlich zusammengesetzt. So sah es aus.

Stefano Totti hatte seit Jahren ein Auge auf das Cinema Farnese geworfen. Er hatte Novelli immer wieder bearbeitet, ihm das Kino doch für seine neue Trattoria „Stefano“ zu überlassen. Als er ihm dann vor wenigen Monaten anbot, gleichberechtigter Teilhaben zu werden, wurde Novelli schwach und sagte zunächst zu. Doch nach einigen Tagen hatte Novelli, für den das Kino sein ganzes Leben war, seine Meinung geändert. Er hatte im Vertrag, den Conte bei der Hausdurchsuchung von Novellis Büro gefunden hatte, die Klausel entdeckt, dass Totti nach einem Jahr die Option hatte, ihn für 250’000 Euro aus dem Vertrag zu kaufen. Wutentbrannt hatte Novelli beim Grundbuchamt seinen Antrag zurückgezogen. Totti hatte mehrere Male versucht, Novelli umzustimmen – ohne Erfolg.

Totti wusste, dass die Erben von Novelli kein Interesse am Kino hatten. Sie waren schon lange aus Rom nach Mailand gezogen und hatten keine Zeit, sich um das Cinema Farnese zu kümmern. Totti’s Plan war, das Kino nach dem Tod von Novelli kurzerhand zu kaufen. Conte hatte Novelli‘s Tochter Roberta angerufen und von ihr erfahren, dass sich vor einigen Tagen tatsächlich jemand erkundigt hatte, ob sie Pläne für das Kino habe. Das konnte nur Totti gewesen sein.

Auch wusste Totti, dass der Bäckermeister Roberto Ginelli unsterblich in Giulianos Ehefrau Mariella verliebt war. Als Giuliano am Abend vor der Tat in der Bar Peru in aller Öffentlichkeit die Drohung gegen den Kinobesitzer aussprach, kam Totti die glorreiche Idee. Er wusste von einigen feuchtfröhlichen Abenden mit Bruno und Piselli auf der Terrasse der kleinen Wohnung von Ginelli, dass dieser, versteckt in einer kleinen Box, eine Beretta besass. Während Ginelli am Abend vor dem Mord wie immer in der Backstube war, brach Totti in die Wohnung des Bäckers ein und packte sich die Waffe.

Totti hatte mit allen Mitteln versucht, Conte auf die falsche Fährte zu bringen und die Beretta immer wieder ins Spiel gebracht. Doch einmal zu viel. Mit seiner doch sehr bestimmten Vermutung, dass die Beretta von Ginelli verschwunden sei, hatte sich Totti nur noch verdächtiger gemacht.

Nachdem Totti bei Ginelli im Kino mit seinem Plan, eine Trattoria zu eröffnen, ein letztes Mal auf Granit gebissen hatte, erschoss er ihn kaltblütig. Danach ging er direkt zu seinem Freund Piselli. Totti wusste, dass ihm der Hotelbesitzer ein Alibi geben würde. Er nützte die verzweifelte Lage Pisellis mit dem kriselnden Hotel, das baufällig war und nur noch rote Zahlen schrieb, aus. Die Rechnung ging zunächst auf. Piselli gab zu Protokoll, dass die beiden zur Tatzeit den ganzen Abend mit einer Flasche Wein bei ihm auf der Terrasse gesessen seien. Im Gegenzug lieferte Totti Piselli eine halbe Million Euro ab, mit der er dann sein Hotel umbauen konnte.

Genau da lag der Schwachpunkt in Totti‘s Plan. In dem Moment, als er Piselli an Bord holte, gab er die Kontrolle aus der Hand. Piselli konnte Totti nicht ausstehen und das nicht erst, seit er seine finanzielle Notlage ausnutzen wollte, um sich da Hotel unter den Nagel zu reissen. Totti hatte Piselli immer wieder spüren lassen, dass er ein Versager war und ihm bei jeder Gelegenheit vorgehalten, welche Fehler er mit seinem Hotel gemacht hatte. Dazu kam, dass Piselli die Geduld fehlte, mit dem Umbau seines Hotels zu warten. Er gab Totti’s Geld gleich aus, statt still zu halten, bis Gras über die Sache gewachsen war.

Piselli war es denn auch, der Alfredo Conte die Nachricht mit dem Grundbuchamt zukommen liess und den Inspektor damit auf die richtige Fährte gebracht hatte. Dabei hatte der Hotelbesitzer wohl nicht damit gerechnet, dass Conte  im Grundbuchamt auch auf seine Pläne für den Umbau des Wintergartens stossen würde. Conte hatte Piselli durchschaut und ihm das bei seinem Besuch schonungslos offenbart. Womit Conte nicht gerechnet hatte war, dass Piselli  ihm bei dieser Gelegenheit gleich noch das letzte Puzzleteil zur Lösung des Falls präsentieren würde.

Totti hatte Piselli in der Nacht nach der Tat eine weitere Aufgabe übertragen: Er sollte die Beretta verschwinden lassen. Doch das hatte Piselli nie getan. Die Forensiker identifizierten die Beretta schnell als Tatwaffe und fanden, obschon Totti die Waffe gut abgewischt hatte, noch Fragmente seiner Fingerabdrücke. Das hatte auch die letzte Zweifel an der Schuld von Stefano Totti aus dem Weg geräumt.

Inspektor Conte hatte einen weiteren Fall gelöst. Ein Fall, der ihm sehr nahe ging. Als er am nächsten Mittag seine Pizza Rosso bei Roberto Ginelli holte, kam ihm Mariella Novelli entgegen. In einer Tasche trug sie eine frische Crostata. Seit 30 Jahren war sie nicht mehr im Forno bei Roberto gewesen.  Zu schmerzhaft wäre der Besuch für beide gewesen. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, drehte sich um, und warf Roberto einen scheuen Blick zu, ehe sie erhobenen Hauptes über dden Campo de Fiori stolzierte.

12 in 12 – Cinema Farnese – Kapitel 6

Ihr hattet wohl gedacht, Inspektor Alfredo Conte sei nicht in der Lage, den verzwickten Fall des Mordes im Cinema Farnese zu lösen. Schliesslich habt ihr ja eine ganze Weile nichts mehr vom italienischen Colombo gehört. Doch weit gefehlt. Der Inspektor aus Rom hat in der Zwischenzeit Fortschritte gemacht. In den letzten zwei Kapiteln erfahrt ihr, wie und warum Giuliano Novelli in seinem Cinema Farnese erschossen wurde und wer der Mörder ist. War es Roberto Ginelli, der unsterblich n Mariella, die Frau des Kinobesitzers verliebt ist,  Mauro Piselli, der mit seinem Hotel in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, Stefano Totti, der im Cinema Farnese eine Trattoria eröffnen wollte oder etwa gar Mariella Ginelli, die mit dem Erlös der Lebensversicherung ein sorgloses Leben führen könnte?

Als kleine Erinnerung, was bisher geschah, hier die direkten Links zu den fünf Kapiteln, die bis jetzt erschienen sind:

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Cinema Farnese

Ein Fall für Alfredo Conte

Kapitel 6

Mauro Piselli steht höchstpersönlich an der Rezeption seines Hotels. Er ist gerade dabei, die welken Blumen von der Theke zu nehmen, als Conte von der Strasse her seinen Namen ruft. „Was kann ich für dich tun, Alfredo?“ entgegnet Piselli.  „Lass uns doch kurz nach hinten gehen, ich habe da noch eine Frage.“ Das kleine Büro hinter der Rezeption wurde gerade renoviert. Der Schreibtisch, ein schönes Art-Deco-Stück, war neu und der Raum roch nach frischer Farbe. Conte kommt gleich zur Sache. „Warum hat mir niemand erzählt, dass Totti geplant hatte, das Cinema Farnese in eine Trattoria umzuwandeln?“ Piselli antwortet gelassen: „Ich hatte nicht gedacht, dass das was zur Sache tut und wenn überhaupt hätte Totti ja wohl was sagen sollen und nicht ich“. „Natürlich tut das was zur Sache, vor allem weil Novelli vor wenigen Tagen beim Grundbuchamt sein Einverständnis zum Umbau des Kinos zurückgezogen hat“, schickt Conte hinterher. „Das ist ja interessant“ antwortet Piselli süffisant. Totti sei in den letzten Tagen in der Tat etwas von der Rolle gewesen. Doch dass das mit dem Cinema Farnese zu hatte, das habe er nicht gewusst.

Conte hatte genug gehört. Beim Rausgehen kommen ihm zwei Bauarbeiter entgegen. „Mensch, das Hotel Lunetti erstrahlt ja bald wieder im schönsten Glanz, mein lieber Piselli. Sehr schön.“ „Ja, das Hotel wird wieder auf Vordermann gebracht. Hinten werde ich noch eine kleine Bar kreieren und dann noch einen Wintergarten dazu bauen. Die Pläne hab ich schon beim Grundbuchamt deponiert. Das wird wunderschön“, ist Piselli ganz begeistert. „Na dann, viel Glück damit“, sagt Conte und zieht von dannen.

Conte wundert sich, woher Piselli plötzlich das Geld hatte, das Hotel Lunetti zu renovieren. Noch vor wenigen Wochen war er so gut wie am Ende und sah sich fast gezwungen, das Hotel an Totti zu verkaufen. Es war zudem offensichtlich, dass Piselli von Totti’s Plänen, das Cinema Farnese zu übernehmen und auch von der Kehrtwende Novellis, gewusst hatte. Kam die Nachricht, mal beim Grundbuchamt vorbeizuschauen, Piselli? Und wenn ja, was hatte er davon, Totti zu belasten? Immerhin ware es ja er, der Totti für den Abend der Tat ein Alibi gegeben. Die beiden sahen immer wie dicke Freunde aus.

Es war an der Zeit, bei Stefano Totti vorbeizuschauen, und ihn zur Rede zu stellen. Totti sitzt wie immer am Freitagabend im Hinterzimmer seiner Osteria Romana und zählt die Einnahmen. Sein Restaurant hatte einen weiteren erfolgreichen Abend hinter sich. Die Spaghetti Carbonara der Osteria waren über die Stadtgrenze hinaus bekannt. Der dick geschnittene, in viel Olivenöl knusprig angebratene Speck, war nirgends so gut wie in der Osteria. 17 Euro waren zwar ein stolzer Preis für das Gericht, doch die Spaghetti waren jeden Cent wert.

Conte klopft kurz und bestimmt an die angelehnte Tür und tritt umgehend ein. „Was willst Du denn?“ brummt Totti. Conte legt Totti das Schreiben aus dem Grundbuchamt vor die Nase. „Warum hast Du mir nicht erzählt, dass du deine neue Trattoria im Cinema Farnese eröffnen wolltest, und Novelli seine Einwilligung vor wenigen Tagen zurückgezogen hatte?“  Totti blickt von seinen Büchern auf und erwidert: „Hör zu, Alfredo. Ich muss dir gar nichts sagen. Das sind Geschäftsgeheimnisse und die gehen dich wirklich nichts an“ „Ach ja, wenn dir ein grosses Geschäft mit Novelli durch die Lappen geht und der dann einfach so mal umgebracht wird, das geht nicht gar nichts an?“ schnauzt Conte zurück.

Totti war mit seiner Geduld am Ende. „Hör zu, der Fall ist klar. Giuliano Ginelli hat Novelli umgebracht. Er war eifersüchtig wegen Mariella und hat ihn mit seiner Beretta erschossen. Oder hast Du die Beretta etwa bei Ginelli gefunden und festgestellt, dass daraus kein Schuss abgefeuert wurde? Nicht? Dachte ich es mir doch.“ Conte stand regungslos im Raum und liess sich nicht anmerken, dass er genau das gehört hatte, was er hören wollte. Er musste sofort zurück auf die Polizeiwache. Ein dringender Aufruf war fällig und dann musste er noch ein ernsthaftes Gespräch mit einem gewissen Herrn Piselli führen. Er hatte ihn zuvor unnötigerweise mit Samthandschuhen angefasst.

Drei Stunden später. Es ist nach Mitternacht. Inspektor Conte fährt mit Blaulicht vor der Wohnung von Totti vor. Er ist in Begleitung von drei bewaffneten Polizisten. Als Klopfen nichts nützt, tritt Conte die Tür ein. Von Totti keine Spur. Ein Klirren im Hinterhof. Aus dem Badezimmerfenster sieht der Inspektor noch einen Schatten entschwinden. Schnell hinterher. Mitten auf dem Campo de Fiori holt er Totti ein. Er wirft ihn auf das harte Kopfsteinpflaster, dreht ihn auf den Rücken und legt ihm Handschellen an. „Das Spiel ist aus, mein Lieber. Du stehst im Verdacht, Kinobesitzer Giuliano Novelli kaltblütig umgebracht zu haben. Du bist festgenommen.“

Das letzte Kapitel mit der Auflösung des Falls erscheint morgen.

 

Schwalbe Fliegt Nach…12 in 12 in der NZZ

Buenos Aires lässt Euch noch nicht ganz in Ruhe. Einen hab ich noch…Der nächste Beitrag aus der Serie: Schwalbe fliegt nach… in der NZZ ist erschienen. Klickt hier drauf, um den Artikel zu lesen. Für die NZZ bzw. NZZ Bellevue nehme ich Objekte und Zeichen unter die Lupe, die für die locals alltäglich erscheinen, dem Besucher aber ins Auge springen. Daraus soll eine Art Atlas des Corporate Designs von zwölf Weltstädten und Stadtkulturen entstehen. Diese Episode beschäftigt sich mit Buenos Aires. Wie immer auch hier auf Trendengel sind die Fotos von mir selber geschossen und exklusiv. Viel Spass.

Hier nochmals der ganze Link, falls ihr lieber so klickt:
Genau hier drauf klicken, um zur NZZ-Seite zu gelangen.

12 in 12 – Städterating Buenos Aires

Das ist der letzte Eintrag aus Buenos Aires. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Die Portenos sind nicht ganz leicht zu knacken. Doch wenn man ihnen einmal gezeigt hat, dass man nicht nur ein “doofer Tourist” ist, dann werden sie charmant und redselig. Auf jeden Fall sind sie total “real”.

Kulturelles Angebot: 8

Das war die grösste Überraschung. In Buenos Aires gibt es immer was spannendes zu tun. Ob klassische Musik, Tangoveranstaltungen, Theater, Popkonzerte oder Kunst an sich. Buenos Aires hat die Nase im Wind. Dazu kommt, dass fast alles umsonst ist. Gratis und franko. Das Centro Cultural Kirchner ist die beste Kulturinstitution, die ich irgendwo auf dieser Welt kenne. Dazu das Centro Cultural Recoleta und das Glück ist perfekt.

Food: 7

Dass es hier das beste Fleisch der Welt gibt, ist nicht nur ein Klischee. Dazu kommen leckere Pizzas, Pasta, Salate und Empanadas.D ie Atmosphäre ist immer familiär. Toll!  Auch internationale Küche fehlt nicht. Doch da gibt es noch etwas Nachholbedarf.

Preisniveau: 7

Nach Mexico City hat es im Vergleich jede Stadt schwer. Doch wer etwas aufpasst, was er kauft, der kommt in Buenos Aires mit wenig Geld durch. Die Metro kostet weniger als 50 Cent und ein mega fettes Steak gibt es für 15 Euro.

Öffentlicher Verkehr: 5

Da gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Die U-Bahn fährt nur bis 23 Uhr und das Fahrradsystem ist ein Albtraum. Doch Uber und die Zuverlässigkeit des ÖV insgesamt machen das Ganze immerhin deutlich besser als in Rom.

Wetter/Klima: 8

Jetzt ist hier Sommer und das Klima ist perfekt. Doch in BA ist es das ganze Jahr über mild. Im Winter regnet es zwar recht oft, doch draussen Sitzen ist auch dann noch immer möglich.

Sicherheit: 7

Buenos Aires hat keinen sehr guten Ruf, wenn es um Sicherheit geht. Doch davon haben wir überhaupt nichts gespürt. Wir haben uns pudelwohl gefühlt.

Fun/ Feel-Good-Faktor: 8

Hier ist immer was los. Spass lauert sozusagen an jeder Ecke und zu Hause fühlt man sich auch. BA ist auch ein wenig The city that never sleeps…

Coolness/Kreativität: 7

Hier vibriert es. Die Leute sind cool drauf, ziehen sich auch gerne mal schön an und man merkt, dass hier viele Künstler und sonstige Kreative zu Hause sind. Kultur liegt den Leuten hier im Blut.

Gesamtergebnis: 64 Punkte

Hier der Vergleich zu den anderen Städten. Ganz knapp hat es nicht für den Spitzenplatz gereicht. Platz drei im Moment.

Next stop: Sydney

12 in 12 – Buenos Aires – Ein kleiner Reiseführer

Food steht Buenos Aires im Mittelpunkt. Wer denkt, Fleisch schmecke zu Hause genau so gut, wie hier, der liegt falsch. Hier sind die besten Restaurants in Buenos Aires:

La Cabrera

Das Steakhaus in Palermo Soho ist zwar in so gut wie jedem Reiseführer. Doch das hat seinen guten Grund. Bei Cabrera gibt es die besten Steaks. Das Ojo de Bife ist ein Traum. Kleiner Tipp: Wer um 6:30 kommt, der kriegt 40% auf alles, ja wirklich alles.

El Trapiche

Bei El Trapiche fühl sich jeder wohl. Die Portionen sind gigantisch und alles ist klassisch und gut. Die Lasagne und das Milanese sind besonders empfehlenswert.

Nuestra Parilla

Ein Wort: Choripan: Ein Brötchen mit einer gegrillten Chorizo. Ein Gedicht. Dieser kleine Stand in San Telmo, der sich auf die Wurst spezialisiert hat, schlägt sie alle. Choripan ist das Grösste. Etwas Chimichurri drauf und weg damit. Nuestra Parilla rocks.

Yeite

Yeite hab ich euch ja bereits vorgestellt. Pamela Villars kleines Restaurant heilt alle, die eine Überdosis Steak eingefangen haben und mal was Anderes möchten.

Güerrin

Dann noch die ultimative argentinische Pizza von Güerrin. Der Ofen läuft seit 80 Jahren ununterbrochen. Einfach nur lecker.

 

12 in 12 – Das ist Pamela

Sie passt nicht ins Bild des Argentiniers, der sein Steak auf den Grill schmeisst und es so richtig fest anbraten lässt. Pamela Villar’s Händedruck ist sanft und ihre Stimme leise. Sie ist schüchtern und lieber hinten in der Küche als vorne im Restaurant. Das Unterhalten der Gäste überlässt sie lieber ihrer Schwester. Oh, ein Foto. Von mir? sagt sie erschrocken. Also gut… Trotz dieser Berührungsängste ist Pamela der neue Shooting Star der argentinischen Küche. Ihr kleines Restaurant Yeite, in einem noch weitgehend unentdeckten Teil des Stadtviertels Villa Crespo, ist das Lieblingsrestaurants der Küchenchefs von Buenos Aires.

Pamela hatte früher eine Fernsehsendung in Argentinien, wo sie Torten aller Art herbeizauberte. Jetzt mag sie es gemütlicher. In ihrem Restaurant Yeite kocht sie ganz nach dem Vorbild von Yotam Ottolenghi, dem grossen Londoner Meister der “Salatrevolution”, ganz gesund. Salate und Suppen nach italienisch-israelischem Vorbild, leichte Blätterteig-Quiches mit nicht alltäglichen Zutaten und selbstverständlich kreative Patisserie. Das alles zu extrem günstigen Preisen und natürlich super lecker.

Pamela gibt gerne Kochunterricht – vor allem für die neue Generation. Sie will ihnen zeigen, dass es einfach ist, auch mal was anderes zu kochen. Sie spricht nicht gerne über sich, doch es ist klar, dass hier was ganz besonderes heranwächst. Sie ist die Pionierin einer neuen argentinischen Kochkunst. Nach dem Prinzip “Farm to Table” sucht sie sich die Zutaten in der Umgebung und kocht nur das, was gerade “in season” ist.

Ich bin gespannt, was man von Pamela noch hören wird. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr Restaurant schon bald einmal im Dunstkreis der World’s Best Restaurant List erscheint. Doch an sowas denkt Pamela bestimmt nicht. Dazu ist sie viel zu bescheiden. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt, wieder einmal bei Pamela essen zu dürfen.

12 in 12 – Schmeckt’s wirklich so gut?

Ist es euch auch schon mal so gegangen, dass ihr in den Ferien was neues entdeckt und euch das so gut schmeckt, dass ihr davon gleich was mit nach Hause nehmt? Ihr seid felsenfest davon überzeugt, dass ihr was gefunden habt, das ihr von jetzt an jede Woche essen oder trinken werdet. Ganz bestimmt.

Dann kommt ihr nach Hause und merkt, dass euch die vermeintliche Köstlichkeit überhaupt nicht mehr schmeckt. Sie wandert erst in den Kühlschrank, dann nach ganz hinten im Kühlschrank un zu guter letzt meist in den Papierkorb.

Ich kann mich noch erinnern, als ich in Griechenland vor ein paar Jahren zum Essen immer Ouzo getrunken habe. Das schmeckte so wunderbar. Gleich eine Flasche gekauft, versteht sich und dann…zu Hause habe ich den Ouzo nicht mehr angefasst. Ähnlich ging es in Südafrika mit dem Roibos-Tee. Wie lecker fand ich den und als ich den Teebeutel zu Hause ins Wasser sinken liess, konnte ich den Geruch schon nicht ausstehen, geschweige denn den Geschmack.

Schaut doch mal bei euch im Likörschrank oder der Vorratskammer. Ich bin mir sicher, dass ihr da einige solche Fundstücke habt.

Jetzt hab ich wieder was gefunden, von dem ich überzeugt bin, dass das für immer und ewig zu meinen Favoriten gehören wird: Dulche De Leche. Diese karamellartige Creme aus Milch, Zucker und Vanille ist sowas von Lecker. Vor allem als Glacé-Geschmack aber auch als Brotaufstrich, im Milchreis oder im Kuchen gibt es für mich nichts Besseres als das braune Gold Namens Dulche de Leche.

Entstanden ist Dulche De Leche der Legende nach in Argentinien per Zufall. Die Köchin des argentinischen Diktators Joan Manuel De Rosas vergass irgendwann im 19.Jahrhundert einen Topf mit Milch und Zucker (für den Mate-Tee) auf der Feuerstelle  Sie fand dann eine braune Creme, die ihr Dienstherr und sein Gegner Juan Lavalle dann bei einem Zusammentreffen zu Friedensgesprächen ratzeputz aufassen.

Jetzt frage ich mich, wieviele Töpfe Dulche de Leche ich mir kaufen soll. Möglichst viele sagt mein Herz. Doch mein Verstand weiss: Das wird wieder so eine dieser Dinge sein, die einem hier schmecken und zu Hause dann im Schrank verrotten.

12 in 12 – It Takes Two to Tango

“Tango is a vertical expression of a horizontal desire”,  hat schon der englische Schriftsteller George Bernard Shaw gesagt. Das übersetze ich jetzt nicht und lasse es einfach mal so stehen.

Ich will mir gar nicht anmassen, in nur einem Monat zum Tangoexperten avanciert zu sein. Ich bin weit davon entfernt, besonders wenn es um die eigenen Fähigkeiten des Tango tanzen geht. Meilenweit um ehrlich zu sein. Doch eins weiss ich: Tango ist eine Kunstform, die der klassischen Musik und dem Ballett nicht im Geringsten nachsteht.

Ich habe die Grössen des Tangos singen gehört, die Meister des Bandoneons spielen sehen dürfen, Milongas, wie die Tangoparties hier heissen,  besucht und Tanzprofis bestaunt. Tango ist grossartig. Ich hatte bis jetzt immer gedacht, das Bandoneon sei ein unnützes Instrument, das nur für Schunkelveranstaltungen geeignet ist. Doch da muss ich meine Meinung aber sowas von revidieren. Wer ein Tango-Orchester live erlebt und die Leidenschaft, Lust und das Feuer spürt, der weiss, dass das Bandoneon seinen Platz gefunden hat und zwar im Tango.

Tango-Tänzer strahlen Stolz aus, wie kaum jemand anderes. Ein alter Mann, der zuvor gebrechlich auf seinem Stuhl sitzt, ist wie verwandelt, wenn er über die Tanzfläche stolziert. Aus einer verlorenen Seele wird ein feuriger Draufgänger. Der Kampf zwischen Mann und Frau, das hin- und her, die Verzweiflung und die Sehnsucht, das Verlangen und die Wut, das Anklagen und das Flehen, die Herausforderung und die Zurückweisung, der Misserfolg und der Erfolg. Das alles spürt man, wenn man den Tango erlebt und zwar schon beim Zuschauen.

Entstanden ist der Tango übrigens Ende des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires. Seit 2009 ist er sogar UNESCO-Weltkulturerbe. So richtig los ging es in den 30er Jahren, als Carlos Gardel den Tango der Welt nahe brachte. Argentinien boomte damals als Getreide- und Fleischlieferant für Europa. Die Leute hatten genügend Geld, das Radio verbreitete die Musik bis ins hinterste und letzte Dorf und an jeder Ecke schossen die Tangoclubs aus dem Boden. Bis heute ist Tango im Blut jedes Argentiniers.

Richtig Tango tanzen werde ich wohl nie können. Doch der Tango hat  einen Patz in meinem Herzen sicher. Astor Piazolla und Carlos Gardel “worked their magic.”

Und hier noch Tango-Stunden mit Barack Obama:

12 in 12 – Wo sich wie lebt