12 in 12 – Weiss, weisser am weissesten

Schon bei der Fahrt vom Flughafen von Bangkok in die Wohnung erschlagen mich die Plakate für Hautcreme, Spritzen und Pillen, die nur ein Ziel haben: die Haut so weiss wie möglich zu machen. Wir in Europa geben alles dafür, endlich mal braungebrannt zu sein und hier in Thailand ist das grosse Ziel jeder Frau, so weiss wie möglich auszusehen? Schon schräg.

Wer glaubt, das sei der Versuch der Thailänderin, so weiss wie eine Europäerin auszusehen, der täuscht sich gewaltig. Die Obsession hat einen ganz anderen Hintergrund. Wer dunkle Haut hat, der gilt als arm. Das gilt nicht nur in Thailand, sondern überall in Asien. Dunkle Haut ist ein Zeichen für viel Arbeit an der Sonne, gebückt auf dem Feld. Dunkle Haut gilt als schmutzig und ist – ja Gott bewahre uns – ein Zeichen des Alterns. “Tua Dam” heisst auf Thai “schwarzer Körper” und ist hier ein schlimmes Schimpfwort.

Das hat zur Folge, dass viele Thais nie ans Meer gehen, und das im Land mit den schönsten Sandstränden der Welt. In  Bangkok sieht man immer wieder Frauen mit einem Sonnenschirm herumstolzieren oder gar mit einem Tuch bedeckt. Ja keinen Sonnenstrahl abkriegen, ist die Devise. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum Shopping Malls hier so beliebt sind.

Je heller die Haut, desto schneller gehts mit der Karriere. Traurig, aber wahr. Helle Haut gilt nicht nur als schön, sondern ist auch ein Zeichen von hoher Intelligenz. Die Kosmetikindustrie haut selbstverständlich kräftig in diese Kerbe. “Zu helle Haut gehabt und den Job nicht bekommen? Wir helfen!” heisst ein Slogan. Thais sind Besessen mit der hellen Haut der Koreaner und Japaner. So wollen sie auch aussehen. Sie probieren deshalb alles, um ihre Pigmente weisser zu machen.

Wissenschaftlich ist die Wirkung der Behandlungen äusserst umstritten. Während die Mittel, die in den Kosmetikabteilungen verkauft werden, in der Regel recht harmlos sind, werden unter dem Tisch Sachen verkauft, und im Hinterzimmer Sachen gespritzt, die extrem gefährlich sind. Vitamin-C-Cocktails und Glutathion sind noch die harmloseren Seren. Zudem leiden die Abwehrkräfte der Haut, durch die Weissheitstherapie.

Der grosse Trend im Moment sind übrigens Hautcremen mit Schneckenextrakt (Snail Whitening). Die soll besonders weiss machen und die Haut zudem straffen. Die Bloggerwelt spielt verrückt und in jedem Kosmetikgeschäft sind die Tuben der Creme en masse aufgestapelt. Die armen Schnecken…

Hier noch ein Youtube Video für eine der harmloseren Cremen:

12 in 12 – Städterating Sydney

Das ist der letzte Eintrag aus Sydney. Der Moment, die Stadt zu bewerten, ist gekommen.

Etwas mehr als ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Die australische Lockerheit ist sicher ansteckend. Doch unter der lockeren Oberfläche gibt es durchaus auch eine gewisse Staatshörigkeit. In Australien gibt es mehr Regeln als in den meisten europäischen Ländern

Kulturelles Angebot: 8

Dafür, dass Sydney am Ende der Welt liegt, ist das Angebot absolut erstklassig. Festivals en Masse, eine vibrierende Musikszene, Theater, Museen. Alles is auf internationalem Top-Niveau. Eine wahre Freude.

Food: 7

Dass Australien eine Vielfalt an gastronomischen Einflüssen bietet hat wohl zwei Gründe: Erstens gibt es keine australische Küche und so ist der Australier offen für alles und zweitens ist Australien und insbesondere Sydney ein Einwandererhub. Besonders die asiatische Küche ist hier absolute Spitze. Die Qualität der Zutaten ist zudem “out of this world”.

Preisniveau: 5

Wenn man vorher in Mexico City und Buenos Aires war, dann muss man sich erst wieder an die höheren Preise gewöhnen. Doch unter dem Strich ist Australien nicht teuer. Wenn man ein wenig aufpasst, wo man was kauft, dann ist Australien durchaus mit Europa vergleichbar.

Öffentlicher Verkehr: 6

Der ÖV in Sydney ist verbesserungsfähig. Zu wenige Metro-Linien, kein öffentliches Fahrradsystem und oft starker Verkehr führen oft zu Wartezeiten. Was allerdings cool ist, sind die öffentlichen Schiffs-Linien, die einen je nach Wohnort direkt zur Arbeit bringen.

Wetter / Klima: 8

Sommer ist Winter und Winter ist Sommer, wenn ihr wisst was ich meine. In Sydney ist es das ganze Jahr über schön. Manchmal wird es etwas gar warm, doch dann ist die Abkühlung an einem der 70 Strände der Stadt nicht weit.

Sicherheit: 9

In Sydney gibt es glaube ich das Wort Kriminalität gar nicht. Hier fühlt man sich absolut sicher.

Fun/Feel-Good Faktor: 8

Spass haben kann man in Sydney eine ganze Menge. Alles ist einen Tick lockerer und einfacher.

Coolness/Kreativität: 6

Sydney ist nicht die kreativste aller Städte. In Australien gibt da Melbourne den Ton an. Hier ist man eher etwas konservativ und traditionell. Doch das muss nicht zwangsläufig was Schlechtes sein.

Total: 64 Punkte

Das ist Platz drei, gleichauf mit Buenos Aires und ganz knapp hinter Mexico City und Moskau. Hier noch der Überblick:

12 in 12 – No Worries, Mate – Rugby Sevens

Wie kann man nur so locker drauf sein? Als das als Polzist verkleidete Paar in seinen Mittvierzigern auf dem Grossbildschirm eingeblendet wird und dazu das Thema von Miami Vice durch die Lautsprecher dröhnt, stehen die beiden spontan auf und legen eine Tanzeinlage hin, die das Publikum im Allianz-Stadion in Sydney zum Rasen bringt.

Das ist kein Einzelfall. Die meisten der Zuschauer der Rugby Sevens in Sydney haben sich verkleidet – hier nennt man das Fancy Dress – und haben sowas von einer “good time” ohne dabei vulgär oder anstrengend zu sein. Sie sind einfach nur ausgelassen und freuen sich, heute hier zu sein.

Das Leben nur halb so Ernst nehmen, den Tag geniessen, leben und leben lassen. Da kann man sich ein ganz grosses Stück von abschneiden. Das Ganze ist ansteckend. Je länger ich hier bin, desto stärker sind die Symptome auch bei mir. Irgendwie hat es mich auch erwischt. Ich hoffe, ich werde diesen Virus nicht so schnell wieder los.

12 in 12 – Sydney – Ein kleiner Reiseführer

In Sydney kann man alles haben, was das Herz begehrt. Besonders die asiatische Küche ist hier ganz gross. Doch auch, wer lieber Fine Dining mag, kommt hier auf seine Kosten.

Mamak

Malaiische Küche ist im Moment noch unterbewertet. Alle reden nur von Vietnamesisch und Thai. Zu unrecht. Wer einmal bei Mamak den Teigfladen “Roti Chanai” mir verschiedenen Currysaucen gegessen hat, der weiss, dass es kaum was besseres gibt. Dazu hat Mamak die besten Satay-Spiesse aller Zeiten. Die Erdnussauce malaiischer Art ist noch besser als die Thai-Version und der Grillgeschmack der Spiesse ist unschlagbar.

Happy Chef

Laksa ist in Singapur und Malaysia das Standardgericht. Die Currysuppe mit Sea Food ist nirgends besser als bei Happy Chef.  Den Food-Court-Stand gibt es in Sydney gleich drei Mal und hat immer eine riesen Schlange. Das Warten lohnt sich.

 

Harry’s Cafe de Wheels

Wenn es sowas wie eine australische Spezialität gibt, dann ist das wohl der Pie. Ähnlich wie die britische Version, doch die von Harry’s Cafe de Wheels ist einfach ein Gedicht. Die Combo mit Mash und Mushy Peas ist der Hammer… und natürlich auch mit Gravy.

Uncle Tetsu

Der Cheesecake bzw. die Cheese Tarts von Uncle Tetsu, einer kleinen japanischen Kette ist “out of this world”.  Ich weiss gar nicht wieviele von denen ich gegessen habe. Einige würden sagen zu viele, ich sage zu wenige.

Automata

Wer Fine Dining bevorzugt und die Kreativität australischer Chefs testen will, der wird von Automata begeistert sein. Der beste junge Chef Asiens kocht wie kein anderer.

Burger Project

Das Fleisch ist von Cape Grim in Tasmanien und das schmeckt man. Auf jeden Fall ein Contender für den besten Burger auf diesem Planeten.

 

12 in 12 – Es gibt (fast) keine Haie in Bondi Beach

Es ist besser geworden. Doch manchmal packt mich die Angst völlig unverhofft und irrational. Egal ob beim Schwimmen im Bodensee, im Mittelmeer oder in der Badewanne…Selachophobie, die Angst vor Haien, ist bei mir allgegenwärtig. Sobald ich nicht mehr stehen kann, den Boden nicht mehr sehe, und zu viel über die süssen Fische nachdenke, kriege ich Panik. Jaja, ich weiss, dass das völlig unbegründet ist und wie gesagt, es ist besser geworden. Doch die Phobie ist immer noch da.

Bondi Beach
Bullenhai

Da konnte es ja wohl nichts besseres geben, als freiwillig über einen Monat ins Paradies der Haie, direkt an den Strand von Bondi Beach, zu gehen, den Ort, den der Sydney Morning Herald als einen der weltweiten  “Hot Spots” für Haiangriffe bezeichnet. Diese Auszeichnung erhält Bondi nicht ganz ohne Grund. Hier gibt es sie alle: Weisser Hai, Bullenhai und Tigerhai. Die grossen drei sind da.

Dagegen gibt es nur ein Mittel: Selbstüberlistung – und darin bin ich besonders gut. Fakten helfen. 500 Meter vor der Küste von Bondi Beach ist ein Haifisch-Netz aufgespannt, das dazu da ist, die Haie davon abzuhalten, in die Nähe des Strands zu schwimmen und dort ihr Unwesen zu treiben. Dazu hat man gerade sogenannte “Smarte Bojen installiert”, die die Life Guards per App alarmieren sollen, sobald ein Hai an ihnen vorbei schwimmt. Alles klar. Das reicht mir. Selbstüberlistung erfolgreich abgeschlossen. Seit einem Monat gehe ich jeden Morgen ins Meer Schwimmen und habe kaum einen Gedanken an die Haie verschwendet. Genaueres über Haie in Bondi wollte ich nicht wissen – zumindest bis gestern nicht.

Die Titelgeschichte des “Sydney Morning Herald” von gestern stach mir sofort ins Auge. “Haifischnetzte sind oft gar nicht da” steht da in grossen Lettern. “Your life is at stake!”. Viele Vertragspartner  sollen die Netze überhaupt nicht spannen bzw. die meisten Netze hätten  grosse Löcher, heisst es. Ein weiterer Artikel im “Guardian” kommt gar zum Schluss, dass die Netzte wenig nützen und die Haie entweder drüber schwimmen oder drum herum. Allein im letzten Jahr gab es in der Region um Sydney annähernd 20 gefährliche Haiangriffe – auch in Bondi Beach hiess es kurz bevor wir angekommen sind: Haialarm. 2015 gab es in Australien 98 Haiangriffe. 98!!!

Komisch, dass ich mich dadurch dennoch nicht aus der Ruhe bringen lasse. Heute Morgen bin ich wieder Schwimmen gegangen und habe keinen Weissen Hai  gesehen. Es ist eine weitere Statistik, die mich beruhigt. Der letzte tödliche Haiangriff in Bondi Beach lieg 85 Jahre zurück. Das war 1932.  2010 hatte dann ein Hai einen Surfer übel zugerichtet, doch der Surfer hat überlebt. Ich nehme das Risiko in Kauf. Es scheint mir sehr klein zu sein. “Calculated Risk” nennt man das. Dennoch habe ich weiterhin grossen Respekt vor dem Meer. Es ist faszinierend und unheimlich zugleich genau so wie die Haifische.

P.S. Ach ja, ausnahmsweise hab ich die Fotos hier mal nicht selber gemacht und bin auch recht froh darüber.

Für die Sensationslustigen hier noch ein Video aus dem Hafenbecken von Sydney (gestellt?): 

12 in 12 – Australia rocks!

Australien braucht den Vergleich mit England oder den USA nicht zu scheuen, wenn es um gute Musik geht. Über die letzten Wochen habe ich coole australische Bands und Künstler gesehen, in mindestens so coolen Venues in Sydney wie der Oxford Art Factory, dem Newtown Social Club, der Recital Hall, der St. Stephen’s Uniting Church, dem Metro Theater, der Record Crate oder in Melbourne in der Sydney Meyer Music Bowl und dem Northcote Social Club. Das sind die Bands und Songs, die ich Euch gerne näher bringen möchte:

Mein Lieblingssong im Moment von Olympia alias Olivia Bartely heisst Smoke Signals und ist ein Ohrwurm der klassischen Art. Noch ist Olymipa Grassroots, hat aber grosses Potenzial. Hier die Live-Version von Smoke Signals für den Radiosender Triple-J:

Dann die Stimme der umwerfenden Wafia, die vor einer grossen Karriere steht. Adele meets Weyes Blood. Etwas Schmalz aber was fürs Herz.

Middle Kids sind eine coole Rockband, die mit dem Song “Edge of Town” im Radio hier viel Airplay kriegen.:

Ein grosses Talent ist Owen Rabbit. Ein Soundtüftlter erster Klasse:

Dann noch der neuste Song von Methyl Ethel. Die Band mit ihrem zweiten Album, das zeigt, dass die Jungs nicht stehen geblieben sind:

D.D. Dumbo ist das wohl kreativste, was Australien im Moment zu bieten hat. Sein Debut-Album, das auf dem legendären Label 4AD erschienen ist, ist ein “Grower”. Erinnert mich an The Police, falls euch das noch was sagt…:

Dann noch was, das ich Euch mit einem Augenzwinkern ans Herz lege. Live echt ein Erlebnis. Donny Benét wie er leibt und lebt. Very 80’s:

12 in 12 – Die Reise der Blume

Geblüht

Die Blume blüht. Zartrosa oder grell in Rot.

Sie ist perfekt, ohne Effort und Anstrengung.

Sie kann nicht sprechen,  hat aber eine magnetisierende Ausstrahlung.

Die Blume buhlt um die Gunst der Retterin. Mit ihrer Schönheit  und ihrem Duft lockt sie.

Sie hat nicht lange Zeit, denn die Blüte ist vergänglich.

Doch der Erfolg ist ihr gewiss.

Die Biene naht, setzt sich auf die Blume und schabt den Blütenstaub mit ihrem Oberkiefer und Vorderbeinen ab.

Dabei befruchtet sie das Blütenorgan der  Blume.

Die Blume strahlt. Ihre Aufgabe ist erfüllt. Es wird bald neue Blumen geben.

Die Blume weiss, dass sie jetzt in Ruhe vor sich hin blühen kann. Das Leben der Blume ist simpel und schön.

Die Fotos habe ich im Royal Botanic Garden in Sydney aufgenommen, vielleicht der schönste Park der Südhalbkugel. Die Vegetation in Australien ist spektakulär. Eine Augenweide und was fürs Herz und das Gemüt.

12 in 12 – Tod der Plastiktüte!!!

Harris Farm ist ein wunderschöner Bio-Supermarkt in Sydney, der herrlich reife Calypso Mangos, kremige Joghurt mit Passionsfrucht, perfekte T-Bone-Steaks aus Gippsland und himmlisch duftende Pains au Chocolat verkauft. Ich liebe es, bei Harris Farm einzukaufen. Doch als ich das erste Mal an die Kasse komme, bin ich schockiert; nicht etwa weil mich die Kassiererin freundlich fragt, wie es mir geht, sondern weil sie meine Sachen einfach so in drei riesige Plastiktüten einpackt, als wenn das die normalste Sache der Welt wäre. Als ich ihr sage, dass ich meine eigene Tüte dabei habe, weiss sie erst gar nicht recht, wovon ich spreche. Sie gibt mir die Sachen fast wiederwillig ohne Plastiktüte und ich packe sie in meinen Rucksack.

Australien war für mich immer ein Vorbild, wenn es um Natur und Umweltschutz geht. Das grosse Ozonloch hatte hier doch bestimmt alle auf den Plan gerufen. Doch während Länder wie Somalia, Kenia, Tansania, Uganda und China die Plastiktüten längst ganz verboten haben, wird in Sydney und auch in Melbourne weiter kräftig Plastik verschwendet.

Freunde, die ich hier frage, warum die Tüten noch immer nicht verboten sind, zucken ratlos mit der Schulter. Ja, stimmt eigentlich. Doch die Tüten seien bestimmt biologisch abbaubar meinen sie. Ein wenig Nachforschung ergibt, dass einerseits längst nicht alle Plastiktüten, die in Australien umsonst abgegeben werden, biologisch abbaubar sind und anderseits auch biologisch abbaubare Tüten aus Plastik sind und der abbaubare Plastik als einziger Vorteil in kleinere Teile zerfällt, aber weiterhin Plastik bleibt.

Seit 2003 arbeitet Australien an einem Verbot von Plastiktüten. Jedes Jahr heisst es, man sei jetzt bald so weit. 14 Jahre später gibt es noch immer keinen Erlass und aus der Bevölkerung kommt viel zu wenig Druck. Australien, Du solltest dich schämen. Nur zur Erinnerung: Es dauert 1000 Jahre, bis eine Plastiktüte vollständig abgebaut ist. 500 bis 1000 Milliarden Plastiktüten sind bereits im Umlauf. 300 Millionen davon sind irgendwo im Atlantik verteilt. Allein in Australien werden jährlich 4 Milliarden Plastiktüten produziert. 1 Million Vögel und über 100’000 Delphine, Schildkröten und andere Meerestiere sterben jedes Jahr, weil sie sich in Plastiktüten verstricken oder ihren Magen mit Plastiktüten verstopfen. Um Plastiktüten herzustellen braucht man Öl. In den USA allein sind es 12 Millionen Fass Öl pro Jahr, die dafür eingesetzt werden. Die könnte man alle locker sparen.

Immerhin, einige Regionen, darunter Tasmanien und das Northern Territory, haben die Tüten bereits verboten. Wenn alles gut läuft, sollten die anderen Regionen in den nächsten zwei Jahren folgen. In Queensland soll da Verbot 2018 in Kraft treten. “Don’t Trash our Oceans” steht in Bondi Beach auf einem grossen Graffiti. Ja, bitte auch nicht mit Plastiktüten.

12 in 12 – Das Croissant als Wissenschaft – Lune

Gemäss der New York Times soll das beste Croissant der Welt nicht etwa in Paris, sondern in Melbourne gebacken werden. Das hört sich verrückt an, oder? Der Laden in Melbourne, der aller Pariser vor Neid erblassen lassen soll, heisst “Lune” und ist im übercoolen Viertel Fitzroy zu Hause. Ist ja wohl klar, dass ich mir das nicht entgehen lassen kann.

Ins Leben gerufen hat  “Lune” Kate Reid, die nicht etwa Bäckerin, sondern Weltraumingenieurin gelernt hat. Nachdem Kate ihr Wissen einige Jahre für ein Formel-1-Team “verbraten” hatte, zog sie nach Paris und ging beim Bäckermeister Christophe Vasseur von “Du Pain et Des Idées” sozusagen in die Lehre. Monatelang hatte sie ihn bekniet, bei ihm ein Internship zu absolvieren, bis er schwach wurde und zusagte. Nun ist die Schülerin drauf und dran, den Meister abzulösen.

Als ich bei La Lune ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Das sieht hier aus wie ein Labor, dass in einem James-Bond-Film gut untergebracht wäre. Ein altes Lagerhaus, hochmodern eingerichtet.

Die Schaltzentrale in der Mitte, wo am Teig gefeilt wird. Hier ist es immer genau 18 Grad warm.  Die Auslage an der Kasse erinnert an einen Juwelier. Die Kreationen des Tages, sind hier aufgereiht und zwar wie am Schnürchen. Alles wirkt grosszügig und durchgestylt, gleichzeitig aber auch einladend.

Doch nun zur Gretchenfrage. Schmecken die Dinger tatsächlich so gut, wie es uns die New York Times und andere Gastro-Kritiker Glauben machen wollen? Ich kaufe ein Croissant und ein Mandel-Croissant und lege dafür umgerechntet mehr als 10 Euro auf den Tisch. Schluck…

Erst das Croissant. Schon optisch ist es ein Gedicht und zwar eines der romantischen Gattung. Eher gerade als krumm und mit jedem Biss schmeckt das Croissant mehr nach Butter – mehr aber nie zu stark. Knusprig und doch saftig, nicht zu schwer und mit einem leicht süsslichen Abgang. Ein grossartiges Croissant. Doch der Höhepunkt kommt noch.

Der Star ist nicht das traditionelle Croissant, sondern das Mandel-Croissant. Die Füllung erinnert etwas an einen Schweizer Nussgipfel, die im Ofen leicht angeknusperten Mandelsplitter, die wie durch eine magische Hand angeordnet, fest auf dem Croissant thronen, sind ein Gedicht und der Puderzucker verstärkt den Geschmack. Sowas hab ich noch nie gegessen. Besser als in Paris? Wer weiss. Doch bestimmt die besten Croissants südlich des Äquators.

Bei Lune kann man übrigens auch ein Tasting-Menu haben, das nur aus Croissants besteht. Drei Kreationen aus dem Labor und einen speziellen Kaffee dazu. Ein bisschen Firlefanz? Vielleicht. Doch amüsant ist es auf jeden Fall.

Noch etwas mehr Food Porn auf der Website von Lune

12 in 12 – Helm tragen beim Joggen

Rauf aufs Fahrrad und die Gegend auskundschaften. Besser kann man eine Stadt nicht kennen lernen. Kaum zehn Minuten auf der Strasse höre ich von hinten eine Sirene. Was ist denn nun schon wieder los? Ist da jemand zu schnell gefahren? Die Sirene hört nicht auf und heult mittlerweile direkt hinter mir. Oops, die meinen mich. Was soll ich denn falsch gemacht haben? Ich bin nicht bei rot über die Ampel gefahren, habe signalisiert, dass ich links abbiegen will und fahre auf dem Fahrradweg. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.

Ich halte am Strassenrand an. Im Polizeiwagen sitzen zwei Officer. Sie parken ihr Auto direkt neben mir. Die Polizistin auf dem Beifahrersitz lässt das Fenster runter und sagt: “Hör zu, du hast zwei Optionen. Entweder du bezahlst jetzt gleich 200 Dollar oder Du gehst da rüber ins Fahrradgeschäft und kaufst Dir einen Helm.” Ich bin baff. Einen Helm? Ist der hier Pflicht? “Und ob der hier Pflicht ist”, sagt die Polizistin mit bestimmter Stimme. Ich benutze meinen ganzen Charme und spiele den Touristenjoker. “I am from Switzerland” kam mir wohl noch nie so schnell über die Lippen und mein Schweizer Akzent war schon lange nicht mehr so breit.

Die Polizisten lassen mich ungeschoren davon kommen. Ich stosse das Fahrrad nach Hause, denn dort hat unser Vermieter einen Helm bereitgelegt.  Jetzt weiss ich auch warum. Ich kenne keine andere Grossstadt, die Helmpflicht für Fahrradfahrer eingeführt hat. Ich hasse solche Vorschriften. Den Eingriff in die persönliche Freiheit, besonders wenn man, wie in diesem Fall, nur sich selber und nicht andere gefährdet, finde ich in den seltensten Fällen gerechtfertigt.

Doch diese Vorschrift überrascht mich nicht. Entgegen seinem Ruf vom  lockeren und übercoolen Land, in dem fast alles geht, sind die Regeln in Australien ziemlich hart, sei es im Strassenverkehr, oder anderswo. Doch darauf, was ich gestern gesehen habe, bereitete mich auch diese kleine Episode mit dem Helm nicht vor.

Am Strand von Bondi Beach gibt es ein neues Verbotsschild, dass darauf aufmerksam macht, dass hier Joggen ohne Helm nicht erlaubt sei. No helmet = No run – steht dort drauf. Wer dagegen verstösst, dem wird eine Strafe angedroht.

Ach was, das kann doch nicht sein. Kopfschüttelnd stehen die Menschen vor dem Schild. “Fast so unsinnig wie das Einreiseverbot in Amerika”, sagt einer. Doch leider ist Trump’s Einreiseverbot Tatsache, während sich nach ein wenig Recherche herausstellt, dass das Schild mit der Helmpflicht ein Scherz eines Unbekannten ist.

 

12 in 12 – Wo sich wie lebt