Category Archives: Paris

12 in 12 – Städterating Paris

Dies ist der letzte Eintrag aus Paris. Es is an der Zeit, die Stadt zu bewerten.

Ein Monat ist nicht viel Zeit, doch genug, um einen Eindruck zu gewinnen, wie eine Stadt tickt. Deshalb haben wir ein Städterating erarbeitet, das sich von den gängigen Modellen der Mercers dieser Welt unterscheidet. Wir achten weniger auf das Bildungssystem, das politische Umfeld und das Gesundheitssystem, sondern mehr auf Faktoren, die eine Stadt einzigartig machen. Das Rating in neun Kategorien geht von 1 (schlecht) bis 10 (grandios) und spiegelt unser rein subjektives Empfinden:

Die Leute: 7

Mann sind die Pariser nett geworden. Hilfreich, höflich und fröhlich und immer ein Scherz auf den Lippen. Besonders die junge Generation ist offen und “welcoming”. Das Klischee vom unfreundlichen Pariser ist nur noch ein Klischee.

Kulturelles Angebot: 9

Wer etwas französisch spricht, der sollte unbedingt auch mal die Theater oder die tollen Studiokinos mit ihren Reprisen ausprobieren. Macht so viel Spass. Auch Musik, Museen und alles andere, was mit Kultur zu tun hat, wird in Paris gross geschrieben. Paris kann durchaus mit Metropolen wie London, New York und Los Angeles mithalten und hat dabei eine angenehm französische Note, die Einheitsbrei vermeidet.

Food: 8

Ich fand immer, dass Paris in den neunziger Jahren stehen geblieben ist und die weltweite Food Revolution total verschlafen hat. Das ist vorbei. Paris ist aufgewacht und spannend. Dass französischer Food ohnehin gut schmeckt, muss ich euch ja nicht erzählen. Doch mittlerweile gibt es alles, was ihr euch wünschen könnt. Ein Erlebnis.

Preisniveau: 4

Paris ist teuer und das kommt von einem, der die Preise in Zürich gewöhnt ist. Klar kann man auch günstig einkaufen, wenn man auf die Märkte geht und etwas vergleicht, Doch unter dem Strich muss man hier schon tiefer in die Tasche greifen, als in den meisten Städten Europas.

Öffentlicher Verkehr: 7

Paris hat das bete Fahrradsystem der Welt. Überall Stationen, immer Fahrräder da und Kostenpunkt ist fast Null (take note, New York). Deshalb braucht man fast nichts anderes als das Fahrrad. Die Bahn ist etwas langsam und die Aircon könnte besser sein. Der Verkehr in der Stadt ist dicht, doch nicht unerträglich.

Wetter/Klima: 6

In unserem Monat hatten wir das perfekte Wetter. Doch aufs Jahr gesehen hat Paris ein gutes, aber kein überwältigendes Klima. Im Winter kann es durchaus kalt werden und regnen tuts auch recht oft. Wenn das Wetter allerdings wie bei uns schön ist, dann ist Paris schwer zu schlagen.

Sicherheit: 8

Wir haben uns super sicher gefühlt in Paris. Das lag auch daran, dass wir im “poshen” 6. Arrondissement gewohnt haben, doch auch in den Aussenquartieren ist Paris viel besser als sein Ruf.

Fun/Feel-Good-Faktor: 10

Eine glatte 10 und das zum ersten Mal.  Hier habe ich mich pudelwohl gefühlt. Die Stadt gibt einem Geborgenheit und man schwebt teilweise im siebten Himmel. Schön, inspirierend und ansteckend aufregend. Das ist Paris.

Coolness/Kreativität: 7

Cool sind sie ja, besonders die Pariserinnen mit ihrem unverwechselbaren Stil. Was Kreativität anbelangt, da kann Paris noch etwas zulegen. Alles ist recht konservativ und nicht unbedingt super progressiv. Natürlich gibt es Ausnahmen. Doch wir vergleichen hier ja auf hohem Niveau.

Gesamtergebnis: 66 Punkte. Das ist hinter den beiden punktgleichen Spitzenreitern Tokio und Los Angeles punktgleich mit Mexiko City Platz 3 noch vor New York und Moskau.

 

Nächster Stopp: Berlin

12 in 12 – Paris – Ein kleiner Reiseführer

Da stehe ich auf der Brücke und bin wieder mitten in Paris, in unserer aller Heimat. Da fliesst das Wasser, da liegst du, und ich werfe mein Herz in den Fluss und tauche in dich ein und liebe dich.

von Kurt Tucholsky

In diesem Sinne meine besten Tipps, um in Paris dieses Gefühl zu erleben. Wie geht das besser, als durch den Magen? Deshalb hier die besten Restaurants:

Abri

Es ist kein Zufall, dass mein Lieblingsrestaurant in der Kategorie “Hohe Schule des Kochens” von einem Japaner geführt wird. Katsuaki Okiyama hat schon bei vielen Starköchen gekocht, doch er wollte sein eigenes Restaurant. Mit nicht einmal 20 Plätzen ist Abri das kleinste Fine Dining Restaurant, das ich kenne. Mit 49 Euro für sechs Gänge das wohl beste Preis-Leistungs-Verhältnis zum Dinner in Paris. Wer weniger ausgeben will, der kommt Mittags oder Samstags (Sandwich->Menu am Mittag). Hier wird japanische Technik mit französischer Inspiration gepaart. Alles ist perfekt und das Schokoladendessert wohl das Beste aller Zeiten. Michelin-Sterne sind programmiert. Unbedingt reservieren!!!

 

Le Nemrod

Le Nemrod ist das Pariser Bistro wie man es sich erträumt. Jeden Tag geöffnet von früh am Morgen bis 1 Uhr Nachts, mit allen französischen Gerichten, die ihr euch wünschen könnt, von der Tartine über den Croque Madame auf dem Brot der Bäckerei Poilâne bis hin zum Entrecôte mit Sauce Bérnaise. Und natürlich den Spritz Royale nicht vergessen… Es gibt nichts Schöneres, als hier zu sitzen und die Welt des 6eme an sich vorbeiwandern zu lassen. Das Bistro ist immer gut gefüllt, doch es irgendwo ist immer noch ein kleines Plätzchen frei für dich.

Le Timbre

Der Name kommt nicht von ungefähr. Das Restaurant Le Timbre mit seinen 22 Gedecken ist nicht viel grösser als eine Briefmarke. Bistro mit Twist ist das Konzept. An der Wand hängt ein Jugendbildnis von Marco-Pierre-White, für den der Chef in Australien lange gekocht hat. Doch jetzt ist er hier und kocht richtig französisch. Wie mich das freut.

Auf jeden Fall reservieren, denn jeder, der hier sonst einfach so reinkommt – und das sind Einige – kann gleich wieder gehen. Alles ist bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Miznon

Wer keine Lust hat, lange zu warten und Hunger hat und zwar jetzt gleich, der sollte zu Miznon gehen. Food direkt aus Tel Aviv. Der gebackene Blumenkohl ist eine Freude und die gefüllten Brottaschen, alles Abwandlungen von Shawarma mit einem gastronomischen Twist, sind sowas von mhhhhhhh. Bestellt bei Miznon nicht zu viel, denn ihr könnt Tahini und andere Leckereien ä discretion umsonst noch mit draufladen.

Le Relais de L’Entrecôte

Ja, für einige Pariser mag das eine Touristenfalle sein. Doch dem widerspreche ich energisch. Wer das perfekte Entrecôte haben will, der geht zu Le Relais de L’Entrecôte. Bestellen braucht man hier nicht, denn es gibt nur ein einziges Gericht. Kaum sitzt man, steht der Vorspeisesalat schon auf dem Tisch, Das Geheimnis? Die grüne Sauce. Ich glaube, es ist eine Art Pfeffersauce, doch alles ist ein Geheimnis. Falls ihr das Geheimnis lüftet, bitte an mich weitergeben. Ach ja, vergesst den Nachtisch nicht.

12 in 12 – Rive Gauche vs. Rive Droite

In Paris ist man entweder Rive Gauche oder Rive Droite. Was das heisst? Man ist entweder vom Ufer südlich der Seine (Rive Gauche) oder nördlich der Seine (Rive Droite). Es ist zwar nicht ganz so krass wie in London, wo der Nord-Londoner kaum mal nach Südlondon geht und umgekehrt. Doch ähnlich ist es schon. Mein Vermieter im 6eme Arrondissement an der Rue du Cherche-Midi hat am Kühlschrank ein Magnet mit der Aufschrift: “100% Rive Gauche”. Ich glaube, er ist seit Jahren nicht mehr auf der anderen Seite gewesen…

Historisch gesehen wird das Rive Droite von Handel, Wirtschaft und Luxus geprägt, das Rive Gauche von Kultur und Bildung. Das ist heute anders. Die Stadt hat sich weiterentwickelt.

Rive Droite sind Louvre, Champs Elisées, die Börse und die Ausgangsviertel um Bastille und Belleville. Das Rive Gauche sind der Eifelturm, der Jardin du Luxembourg und das Paris aus dem Bilderbuch.

Um herauszufinden, welches Flussufer tatsächlich besser ist, steigen die beiden Seiten für euch in den Ring. Über zehn Runden wird ausgeboxt, wer den Titel davonträgt.

Runde 1: Kultur und Museen

Da hat das Rive Droite die Nase vorne. Nicht nur der Louvre und das Grand Palais, sondern auch die Mehrzahl der coolen Gallerien sind auf der rechten Flussseite. Das gilt auch für Theater und Konzertsäle. Da  kann die Left Bank mit  Rodin Museum und Musée d’Orsay nicht ganz mithalten.

Rive Gauche 0 :1 Rive Droite

Runde 2: Bilderbuchparis

Klarer Sieger Rive Gauche. Im 5., 6., und 7. Arrondissement ist es so schön, wie ihr es in euren kühnsten Träumen kaum vorstellen könnt. Paris aus dem Bilderbuch. Kein Wunder, dass das 6eme die höchsten Quadratmeterpreise der Stadt hat, wenn es ums Wohnen geht.

Rive Gauche 1:1 Rive Droite

Runde 3: Restaurants

Das ist eine schwierige Entscheidung. Die schöneren Bistros mit mehr Flair und weniger Touristen gibt es ohne Frage im Rive Gauche. Doch sowohl die Gourmettempel dieser Stadt als auch die kreativen Food-Konzepte haben im Rive Droite die Nase vorn. Winner: Rive Droite

Rrive Gauche 1: 2 Rive Droite

Runde 4: Grünflächen

Die Tuileries sind zwar nett (Rrive Droite). Doch der Jardin du Luxembourg schlägt sie alle. Zusammen mit dem Jardin des Plantes, der auch zum Rive Gauche gehört und dem Champ de Mars, ist das ein klarer Win fürs Rive Gauche.

Rive Gauche 2:2 Rive Droite

Runde 5: Hipster-Faktor

Da war das Rive Gauche mal ganz weit vorne mit all den Philosophen von Voltaire über Rousseau und De Beauvoir. Doch mittlerweile geht im Norden die Post ab – ob im nördlichen Marais, am Kanal, in Belleville oder Oberkampf. Das Rive Droite gewinnt.

Rive Gauche 2:3 Rive Droite

Runde 6: Lifestyle Shopping

Das ist eine enge Kiste. Zwar hat das Rive Droite auch alle Luxustempel und viele kleine süsse Geschäfte. Doch so gemütlich und kreativ wie im Rive Gauche ist es dann doch nicht. Dazu kommen viele coole Vintage Shops am linken Ufer.

Rive Gauche 3:3 Rive Droite

Runde 7: Food, Patisserien und Boulangerien

Da gewinnt das Rive Gauche hands down. Die Grande Epicerie, die Märkte, die Patisserien, Bioshops. Einfach ein Traum.

Rive Gauche 4: 3 Rive Droite

Runde 8: Ausgehen

Direkt an der Seine ist es auf der linken Seite deutlich besser. Die Bistros und Weinbars des Rive Gauche haben viel mehr Charme als ihre Brüder und Schwestern im Norden. Klar, die Hipsterbars sind mehr im Norden (trotz Wanderlust) . Doch fürs Hipstertum hat das Rive Droite schon einen Punkt gekriegt. Ich stimme für das Rive Gauche.

Rive Gauche 5:3 Rive Droite

Runde 9: Surprise Factor

Auf der Nordseite des Flusses wird man eher mal überrascht, als auf der Südseite. Hier gibt es eher schräge Vögel, Streitereien, Dreck, Staunen und Ärger. Das alles ist toll. Ich mag Dreck und Ärger… Der Punkt geht ans Rive Droite.

Rive Gauche 5:4 Rive Droite

Runde 10: Wohfühlfaktor

Das ist noch ein Soft Faktor- ich weiss. Doch für mich ist er unglaublich wichtig. Zwar mag ich sonst die kreativen und progressiven Quartiere der grossen Metropolen besonders gut und das würde für die nördlichen Pariser Quartiere sprechen. Doch in Paris ist das irgendwie anders, weil hier Tradition noch gelebt wird weil sie hier nicht fehl am Platz ist . Total subjektiv wie alles auf Trendengel geht der Punkt deshalb ans Rive Gauche.

Endresultat:

Rive Gauche 6:4 Rive Droite

Das Rive Gauche ist mein Favorit und das 6eme Arrondissement mein Lieblingsviertel.

 

 

12 in 12 – Let them eat cake!

Kuchen oder Brot? Egal. Das meinte schon Marie Antoinette, die Frau von Louis XVI. Sie wurde durch das Zitat: “Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen” berühm und berüchtigt. Dass sie das nie gesagt hat, interessiert heute nur noch die Geschichtsforscher. Erstens heisst es im Original aus Les Confessions von Jean-Jaques Rousseau; “Dann sollen sie Brioche essen” und nicht wie immer wieder falsch übersetzt wird “Kuchen”, und zweitens schrieb Rousseau das Zitat lediglich einer grossen Prinzessin und nicht Marie Antoinette  zu. Marie Antoinette war zur Zeit der Veröffentlichung von Les Confessions erst zehn Jahre alt und noch keine grosse Prinzessin.

Soviel zur Historie. Keine Frage. Ich habe eine Schwäche für gute Backwaren und himmlische Patisserie. Genauso wie ich die Italiener nicht ausstehen kann, die behaupten, dass guter Kaffee nur in Italien serviert wird, kann ich aber auch die Franzosen nicht riechen, die ein Eclair nur dann überhaupt probieren, wenn es in Frankreich hergestellt wurde oder wenn der Bäcker immerhin Franzose ist.

Ich bin der Meinung, dass sich in jeder Grossstadt Patisserien finden lassen, die genauso gute Süssigkeiten herstellen, wir die Franzosen. Doch eines muss ich den Franzosen lassen. Während ich in allen anderen Städten zuerst mal drei Nieten ziehe, bis ich die richtige Bäckerei ider Konditorei  gefunden habe, gibt es in Paris Boulangerien und Patisserien en masse. Oft sind es zwei bis drei oder gar vier im gleichen Strassenzug innerhalb von 100 Metern – eine  meist besser als die andere.

Kleiner Einschub, um Verwirrung zu vermeiden: Eine Boulangerie ist übrigens auf Brot und einfaches Gebäck spezialisiert. Manchmal bietet die Boulangerie  auch Sachen wie Millefeuille, Eclairs und Früchtetörtchen an. Doch die sind oft eher zweitklassig. Auch Sandwiches und Getränke sind beim Boulanger im Angebot.Eine Patisserie ist auf gut  Deutsch eine Konditorei und ist somit ausschliesslich auf Feingebäck spezialisiert. Ihr wisst schon, was ich damit meine.

Hier sind meine Favoriten, in Paris aus der Welt der Patisserien unterteilt nach ihren Spezialitäten:

Eclair

Eigentlich mag ich keine Eclairs. Wenn bei uns an der Kuchentheke nur noch das Eclair übrig war, dann bin ich jeweils wieder aus dem Laden gelaufen. Doch seit ich weiss, wie ein richtiges Schokoladen-Eclair schmecken muss, liebe ich die Dinger. Das Beste gibt es im Stohrer, der ältesten Patisserie von Paris (seit 1730 im Geschäft). Lasst Euch nicht davon täuschen dass hier auch  Touristen ein- und ausgehen. Die Eclairs sind grandios.

Lemon Meringue

Das beste Lemon Meringue gibt es bei Karamel. Der Bäcker macht alles in Perfektion und hat so gut wie alle Preise gewonnen, die man gewinnen kann. Während Lemon Meringue sonst schon mal zu süss sein kann, ist hier alles in Perfektion ausbalanciert. I want one!!!

Saint-Honoré

Die etwas abgewandelte Version des französischen Klassiker macht Pain Pain so wie kein Anderer. Lecker.

Millefeuille

Ein Millefeuille hat aber sowas von gar nichts mit einer Kremeschnitte zu tun. Der Teig ist so richtig erdig und nicht fast roh und die Vanillecreme ist komplex und nicht einfach Pudding. Carl Marletti kann das am besten.

Schokolade

Alain Ducasse ist für viele der beste Koch der Welt. In Paris stellt er in einem kleinen Laden (es gibt drei Filialen) Schokolade her. Die Tafeln sind nicht ganz billig. Doch es lohnt sich. Ja, Lindt ist auch nicht schlecht. Doch das hier ist nochmals eine andere Dimension.

12 in 12 – Boule das war gestern

Es gibt wohl nichts Französischeres als Boule oder genauer gesagt Pétanque. Das Spiel mit den grossen Metallkugeln, die möglichst nahe an die kleine Holzkugel geworfen werden müssen, ist aus dem Stadtbild von Paris und ganz Frankreichs nicht wegzudenken. Das Kugelspiel ist für mich das Sinnbild französischer Geselligkeit.

Doch halt. Was spielen dann die Leute da im Jardin des Tuileries? Das ist kein Pétanque und auch sonst kein Kugelspiel. Das sind Spielhölzer mit Nummern drauf, die durch den Wurf eines Wurfholzes umgeworfen werden. Diese Beobachtung ist in Paris kein Einzelfall. Die Spielhölzer laufen Boule den Rang ab. Ich sehe sie überall. Ganz Frankreich scheint nur noch mit nummerierten Holzpflöcken zu spielen.

Das Spiel heisst Mölkky und kommt nicht etwa aus Frankreich, sondern aus Finnland! Wer zuerst exakt 50 Punkte erreicht, der hat gewonnen. Besonders die jungen Pariser fahren total auf Mölkky ab. Man könnte gar sagen, Mölkky ist der totale Hipstersport – doch das lasse ich mal. Mölkky gibt es seit 1996 und die Franzosen haben den Sport nicht nur ins Herz geschlossen, sondern fast schon annektiert.  An den letzten Weltmeisterschaften haben sie denn auch prompt den Meistertitel geholt.

Mölkky macht total Spass. Es ist etwas Glück dabei aber auch eine grosse Portion Können. Versucht es doch mal. Eure nächste Sommerparty sollte auf jeden Fall nicht ohne Mölkky stattfinden. Besonders mit einer Flasche Rosé in der Hand trifft es sich ausgezeichnet. Mölkky-Fever in the House.

Hier noch die detaillierten Regeln:

Zu Beginn des Spiels werden die zwölf Spielhölzer einander berührend in Form eines stumpfen Dreiecks aufgestellt, das mit seiner „niedrigen“ Spitze zur Wurflinie zeigt.  Die Wurflinie ist drei bis vier Meter  von den vorderen Hölzern entfernt.

Nach jedem Wurf werden die Trefferpunkte nach folgendem Schema ermittelt, wobei als „gefallene Hölzer“ nur solche zählen, die nicht auf einem anderen oder dem Wurfholz aufliegen:

  • Fällt nur ein Holz, erhält der Spieler soviele Trefferpunkte, wie das jeweilige Holz repräsentiert (einen bis zwölf).
  • Fällt mehr als ein Holz, erhält der Spieler als Trefferpunkte die Anzahl der gefallenen Spielhölzer (zwei bis zwölf) – also unabhängig von den auf den Hölzern stehenden Zahlen.
  • Fällt kein Holz, erhält der Spieler null Punkte und den Vermerk eines Fehlwurfes. Als Fehlwurf zählt ebenfalls ein Übertreten der Wurflinie. Drei Fehlwürfe in Folge führen zum Ausscheiden des Spielers bis zum Spielende.

Die Trefferpunkte jedes Spielers werden zu seinem bisherigen Punktestand addiert. Erreicht ein Spieler dabei exakt fünfzig Punkte, gewinnt er, und das Spiel ist beendet. Übersteigt dagegen die Addition die 50-Punkte-Marke, so wird der Punktestand auf 25 zurückgesetzt und regulär weitergespielt.

 

12 in 12 – Rosen im Wasser von Giverny

Ich erinnere mich, als ob es gestern war. Es war Ende der achtziger Jahre. Ich stand in London’s National Gallery vor Claude Monet’s Bild der Seerosen unter der japanischen Brücke. Ich war hypnotisiert und tauchte ein ins tiefe Grün der Pflanzen und des Wassers. Ich hatte sie gefunden, meine Einstiegsdroge in die Kunst. Eine Droge, die mich nie mehr losgelassen hat.

Ich stieg zwar später auf andere Drogen um, auf Pollock, Richter, Abramovic, Sherman, Gurksy und Bacon. Monet war mir zu süss und zu Mainstream. Doch ganz verloren ging die Wirkung seiner Werke nie. Monet schafft es, wie wohl kein anderer, eine Unschuld und Ruhe zu kreieren, ohne dabei ins Seichte und Gekünstelte abzudriften.

Ich hatte mir nie wirklich Gedanken gemacht, wo Monet  seine Inspiration hergeholt und die Seerosen unter der japanischen Brücke gemalt hat. Wo sass er, gab es den Ort wirkich, und wenn ja in welcher Stadt und in welchem Land?

Ich hatte vom Garten in Giverny nie gehört. Umso faszinierter war ich, als ich davon erfuhr, dass der Garten in Giverny Monet nicht nur gehörte, sondern dass er dort jede einzelne Pflanze nach einem genauen Plan anpflanzen liess und oft auch selbst Hand anlegte.

Giverny liegt weniger als eine Autostunde von Paris entfernt. Der Garten ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Noch Fragen? Da musste ich hin. Die Brücke und die Seerosen nicht nur sehen, sondern spüren und erleben. Was kann schöner sein?

Ich möchte Euch nicht mit Einzelheiten langweilen. Doch wer hier in Giverny nicht zum Romantiker wird und wer hier nicht spürt, wie schön das Leben sein kann, dem ist nicht mehr zu helfen.

Ja klar, ihr müsst anstehen, um in den Garten zu kommen und allein werdet ihr nicht auf der Brücke stehen können. Doch all das ist egal. Wenn sich die Sonne im Wasser spiegelt, die Seerosen blühen, die Luft vibriert und die Bäume sanft im Wind rauschen, dann verstummen alle Nebengeräusche; dann gibt es nur Monet, die Rosen und dich. Dann kannst du hören, wie der Pinsel die Leinwand streichelt, die Farbe mit Sorgfalt gemischt wird und wie pure Magie entsteht. Dann ist alles im Einklang.

Insgesamt hat Monet 250 Bilder mit seinen “Water Lilys” in Giverny  gemalt. Eines grandioser als das Andere. Monet, der 86 Jahre alt wurde (1840-1926), malte die letzten 30 Jahre seines Lebens kaum ein anderes Motiv als seine Seerosen.

Monet war von seinem Anwesen in Giverny besessen. Er bezeichnete denn auch seinen Garten und nicht eines seiner Bilder als sein grösstes Meisterwerk. Da möchte ich dem Meister lieber nicht widersprechen.

 

12 in 12 – Alle Wege führen zum Étoile

Heute mach ich mal einen kleinen Quiz mit Euch. Jeder kennt bestimmt den Arc de Triomphe. Der Triumphbogen steht in Mitten des Place Charles-de-Gaulle oder des Étoile, wie ihn die Pariser nennen. Die Champs-Elisées kommt vom Place de la Concorde und führt sozusagen direkt durch den Bogen. Auf der anderen Seite des Bogens heisst sie dann übrigens Avenue de la Grande-Armée.

Doch wieviele Strassen bzw. Avenues gehen insgesamt vom Triumphbogen aus weg bzw. führen direkt zum Étoile? Was meint ihr? Eine Kreuzung bzw. ein Kreisel mit wie vielen Abzweigungen? Überlegt mal kurz.

Ihr wisst es nicht? Höchstens sieben? OK, dann will ich euch etwas auf die Sprünge helfen. Eine normale Kreuzung hat vier “Ausgänge”. Der Étoile ist keine normale Kreuzung, sondern ein riesiger Kreisel. Dann sagen wir doch mal, dass er neben den üblichen vier Ausgängen nochmals jeweils einen zwischendurch hat. Das wären dann acht Strassen, die vom Triumphbogen in alle Himmelsrichtungen weggehen.

Doch das reicht noch nicht.  Acht sind zu wenige. Dann nehmen wir auf jeder Seite nochmals eine weitere Abzweigung dazu und kommen auf zehn. Fast – aber noch nicht ganz. Insgesamt sind es 12 Wege, die zum Étoile führen. 12 Strassen bzw. 12 Avenues mit unterschiedlichen Namen.

Ich glaube nicht, dass es irgendwo noch eine verwirrendere Kreuzung gibt – die Grösste ist sie auf jeden Fall noch immer. Kleine Mutprobe gefällig? Fahrt mal mit dem Fahrrad um den Place Charles-de-Gaulle. Ihr seid echt gut, falls ihr es schon beim ersten Versuch in die richtige Avenue schafft.

12 in 12 – Macron und ich

Scharfschützen auf den Dächern, Secret Service  Agenten überall und ein ganzer Haufen geladene Gäste aus der Pariser High Society. Ich stehe mitten im Innenhof des Elysée Palastes und wundere mich, wie ich nur hierher gekommen bin.

Im Prinzip wollte ich mir ja nur kurz von aussen anschauen, wie der französische Präsident Emmanuel Macron und seine Gattin Brigitte  an der  Rue du Faubourg Saint-Honoré im Elysée-Palast wohnen. Schon nur vor die Tore des Palastes zu kommen, ist ein Spiessrutenlauf um unzählige Sicherheitsschranken und Absperrungen. Immer wieder muss ich meine Einkaufstüte vorzeigen und werde von bewaffneten Polizisten  kontrolliert.

Doch dann stehe ich plötzlich und unverhofft auf der gegenüberliegenden Strassenseite der Residenz. Rüber kann ich nicht. Dafür sorgen weitere Absperrungen und zwei Polizisten. Na, macht ja auch nichts. Ist ja von hier aus schon sehr beeindruckend. Schnell ein Photo gemacht und dann weiter. Aus der Gegenrichtung kommt eine Schulklasse, die direkt auf den Polizisten zusteuert. Der öffnet die Absperrung. Die Klasse geht durch. Ich werfe dem Polizisten einen erstaunten Blick zu. “Allez-y” sagt der und winkt mich durch.

Was war das denn? Plötzlich stehe ich vor dem grossen Tor des Palastes. Eine weitere Sicherheitskontrolle steht mir bevor. Ich habe weder eine Einladung, noch sonst was. Wenigstens habe ich meine Identitätskarte dabei. Jetzt komme ich dran. Keinen Ausweis wollen die bis an die Zähne bewaffneten Polizisten sehen. Nur meine Flasche Wasser schauen sie interessiert an und werfen sie in ein Testgerät. Keine Bombe. Glück gehabt. “Guten Abend und viel Spass” sagt der Gendarme und drin bin ich.

Im Innenhof spielt ein Orchester. Dutzende von Fernsehkamera sind aufgestellt. Die Stimmung ist festlich. Ich habe keine Ahnung, was hier vor sich geht. Mittlerweile stehe ich direkt vor dem Eingang des Palsates. Überall Secret Service Agenten. Auf den Dächern des gegenüber liegenden Hauses kann ich Scharfschützen sehen. Was wird denn hier gespielt?

Kommt etwa Emmanuel Macron bald höchstpersönlich aus dem Haus? Kann doch nicht sein. Mal abwarten. Ich komme mir vor, wie in einem James-Bond-Film. Inmitten der Pariser Elite stehe ich und das in einem weissen T-Shirt, kurzer Hose und Sandalen. Wie schräg. Gleich tritt ein kolumbianisches Jugendorchester auf. Sollte hier etwa der kolumbianische Präsident zum Staatsbesuch erwartet werden?

“Da ist Brigitte” schreit die Dame neben mir ganz entzückt. Tatsächlich. Brigitte Macron, die Gattin des Präsidenten, die nicht zuletzt wegen ihres grossen Altersunterschieds zu ihrem Emmanuel in aller Munde ist, steht in einem schwarzen Kleid vor dem Eingang des Elysée. Sie begrüsst die Gäste und steht einen halben Meter vor mir. Jetzt kommt auch Emmanuel. Die grosse neue Hoffnung Europas sieht unglaublich jung aus. Fast wie ein kleiner Schuljunge. Doch genau das macht ihn wohl so sympathisch.

Seine Frau und er gehen zum Eingang des Palastes und holen Juan Manuel Santos, den kolumbianischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger samt  Gattin  ab. Sie hören sich das Orchester an, schwatzen, bleiben stehen, reden mit den Gästen und das alles bei 36 Grad im Schatten. Brigitte und Emmanuel sind ein schönes Paar. Frankreich kann sich glücklich schätzen. Ich finde es toll, dass sie 24 Jahre älter ist als er. Die Frau an seiner Seite verleiht dem jugendlich wirkenden Politiker Macron die Reife und Erfahrung, die ihm fehlt. Gleichzeitig lässt sie den ewigen Musterschüler wie einen Rebellen wirken, der keine Angst hat, Konventionen zu brechen. Bravo.

Doch halt, ich schweife ab. Die Ehrengäste sind mittlerweile auch da. Die Sicherheitsagenten in ihren grauen Anzügen schwitzen, was das Zeug hält. Das Bankett ist angerichtet. Brigitte schüttelt Hände und streckt ihre Hand auch in meine Richtung. “Bonsoir” sage ich und sowas wie “bien fait” oder so. Keine Ahnung mehr, ehrlich gesagt. Dann ist der Spuk vorbei. Ich trete wieder auf die Strasse und kann immer noch nicht fassen, was gerade passiert ist.

Ein ganz gewöhnlicher Tag in Paris.

 

 

 

12 in 12 – Es muss Sennelier sein

Wir schreiben die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Paris  befindet sich im Umbruch. Schnell und rasant geht es voran. Auf Anordnung des Präfekten George-Eugène Haussmann werden ganze Häuserreihen abgerissen, unzählige Parks angepflanzt und der Eiffelturm errichtet. Paris ist der Nabel der Welt. Mit der Industrialisierung kommt auch die Moderne. Die Attitüde der Bürger verändert sich. In dieser Zeit entsteht in Paris etwas, das die Kunstwelt für immer verändern wird: Der Impressionismus.

Die Darstellung des Lichts und der atmosphärischen Bedingungen in leicht abstrakter aber noch immer leicht erkennbarer Weise, begleiten die Zeit. Neue Techniken werden getestet und verfeinert. Ein weiteres Merkmal: Der teilweise Verzicht auf Schwarz und erdige Farbtöne lässt die gesamte Farbpalette aufhellen.

Während die Impressionisten auch heute noch jedes Kind kennt, hat ein Mann nur geringe Berühmtheit erlangt, ohne den die Karriere von Monet, Cézanne, Turner Gauguin und auch Picasso nicht denkbar gewesen wäre: Gustave Sennelier. Der Chemiker kreierte in seinem Geschäft  am 3, Quai Voltaire  im 7 ème Arrondissement, auf der gegenüberliegenden Seite des Louvre, Farben und vor allem Pigmente. Die Maler der Zeit trafen sich bei ihm und warteten ungeduldig darauf, dass Sennellier neue Pigmente auf den Ladentisch zauberte. Bei Senellier  unterhielten sie sich, prahlten mit neuen Techniken und versuchten gleichzeitig, ihre Konkurrenten auszuspionieren und Aufträge an Land zu ziehen.

Senneliers Farben waren das stille Geheimnis des Impressionismus . Das Grün, mit dem Monet für seine Wasserlinien gemalt und das Blau, mit dem Gauguin seine blauen Bäume auf die Leinwand gezaubert hat, wäre ohne den Chemiker nie und nimmer so unvergesslich geworden.

Der Laden ist bis heute unverändert. Ein Urenkel von Gustave führt den Shop. Bei Senellier gibt es alles, was sich ein Künstler wünscht. Wasserfarben mit hoher Pigmentdichte, Ölfarben in allen Variationen, Aquarellfarben und und und…. Noch heute malen Künstler, die etwas auf sich halten, mit Sennelier.  Da können auch Graham, Winsor und  Gamblin nicht mithalten.

Aber eines dürfen ich und andere Hobbymaler trotz der richtigen Farbenmarke in ihrem Überschwang nicht vergessen: Farbe ist das Eine, Talent das Andere…

12 in 12 – Yves und Simone

 

Auf dem Friedhof Père Lachaise im Norden von Paris geben sich die Berühmtheiten sozusagen die Hand. Ob Wilde, Morrison, Piaff, Molière, Chopin, Bizet,  Callas, Chabrol, Colette, Delacroix, La Fontaine, Proust, Saint Exupéry oder Trintignant; sie alle sind hier begraben.

Inspiration und Nachdenklichkeit machen sich breit. Doch kein Grab berührt mich so, wie das von Yves Montand und Simone Signoret. Nur zwei Namen auf einem Stein. Dazu ein Blumenstrauss. Sonst Nichts. Keine Daten, keine Lobeshymnen.

Trotzdem spürt man hier endlose Liebe. 34 Jahre waren sie verheiratet. Das Traumpaar der französischen Unterhaltung, das sich unermüdlich für die Anliegen der Unterdrückten und Schwachen eingesetzt hatte und schon in den 50er Jahren aktiv gegen Kernwaffen aller Art protestiert hatte.

Sie waren unzertrennlich und stehen so für Paris, wie wohl kein anderes Paar.

Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,
Da muss des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.

Das ist nicht von mir, sondern von Hoffman von Fallersleben; passt aber so schön zur Stimmung, die ich vor dem Grab von Yves und Simone verspüre.

Eternal Love sagt man so oft. Zwei Namen auf einem Stein. Hier kann man sie spüren.

Ihre Geschichte: