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12 in 12 – Alles dreht sich um “The Industry”

Ich sitze im Restaurant Pine & Crane in Silverlake, habe meine DanDan Noodles vor mir und sinniere so vor mich hin. Da setzen sich zwei Männer neben mich, wohl beide so Mitte Dreissig, casual angezogen mit T-Shirt und Turnschuhen.

“Beim nächsten Film will ich mich nicht wieder mit Produzenten rumschlagen, die mir dann den ganzen Film editieren”, sagt der Eine. “Aber klar doch, das kann ich verstehen. Das kriegen wir schon hin. Ich will ja nur das Beste für deine Karriere” entgegnet der Andere. Aha, ein Regisseur und sein Agent, denke ich. “Ich brauche meine kreative Freiheit. Sonst kann ich nicht richtig arbeiten. Das musst Du einfach verstehen” stellt der Regisseur klar. “Ich bin ganz deiner Meinung. Absolut. Ich hasse es, wenn man kreative Kompromisse machen muss. Absolut keine Sorge, ich verstehe dich und kreative Freiheit ist das allerwichtigste.” Was für ein Arschkriecher dieser Agent. Ich bin mir sicher, dass er, wenn er mit dem Produzenten spricht, sagt, dass er total versteht, dass er den Schnitt des Films kontrollieren will, denn im Endeffekt sei er ja der Geldgeber und habe damit das Recht, sein Produkt zu kontrollieren und zu formen. Regisseure seien ja so was von schwierig und grosse Divas.

Es ist recht laut im Restaurant und ich kriege nur noch Gesprächsfetzten mit. “Dein letzter Film war einfach wunderbar. Der hat dich in eine ganz andere Liga katapultiert” schnappe ich noch auf und “Du musst dir keine Sorgen machen, ich habe genau das richtige Projekt für dich.” Keine Ahnung, wer die beiden sind. Es könnte sich um Jack Ross handeln, der mit Captain Fantastic für den Oscar nominiert wurde. Es könnte aber auch irgend ein x beliebiger Werbespot-Regisseur sein, der von kreativer Freiheit bei einem Wachmittel-Spot spricht.

Gleicher Tag, anderes Restaurant – Teru Sushi in Studio City. Eine gut aussehende aber nichts sagende Endzwanzigerin mit langen blonden Haaren, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hat, sitzt einem mindestens 20 Jahre älteren Typen gegenüber. “All those skinny bitches think they are sooooo pretty. I really don’t get why I didn’t get the part” meckert sie rum. Weil Du sowas von langweilig aussiehst, denke ich und versuche, nicht zu auffällig rüber zuschauen. Doch ihr Sugar Daddy beruhigt sie: ” Honey, you are the prettiest woman in Hollywood – by far – and now let’s have sex.” Den letzten Teil des Satzes hat er nicht gesagt, doch bestimmt gedacht. “You are so sweet – I love you so much” entgegnet sie und setzt dabei ein sowas von falsches Lächeln auf. Die beiden bestellen die Rechnung und er bezahlt. Ich glaube nicht, dass ich Barbie Doll so bald auf der grossen Leinwand sehen werde.

Jeder in Tinseltown ist ja so unheimlich wichtig und erfindet das rad gerade neu. Wer schon nurmal in der Nähe eines Filmsets war,  behauptet in Lalaland von sich, in der Industrie zu arbeiten.

In Los Angeles ist man immer von Hollywood umzingelt. Ob der Superstar beim Kaffee holen oder die Bedienung, die seit Jahren ohne Erfolg versucht, wenigstens mal die Rolle eines Extras zu ergattern, sie sind Teil der “Industry”. Es ist witzig, da von draussen  zuzuschauen und Mäuschen zu spielen. Ein Teil davon möchte ich aber nicht sein.

12 in 12 – Von Vorurteilen und dem Guten im Menschen

Die Sonne brennt, die Luft vibriert und die Strasse schlängelt sich den Hügel hinunter ins Tal. Links und rechts beherrschen wundervolle Bäume die Szenerie. Es sind  Joshua Trees. Die Pflanzen, die aussehen wie Kakteen, aber zu den Liliengewächsen gehören, werden bis 18 Meter hoch und bis zu 900 Jahre alt. Wir befinden uns zwischen der Mojave-Wüste und der Colorado-Wüste mitten im Joshua Tree National Park.

Plötzlich ändert sich die Landschaft. Kleinere, putzig, ja fast pelzig aussehende Kakteen überall. Die Gegend trägt den Namen Cholla Cactus Garden.  Das muss ich mir näher ansehen. Die Kakteen strahlen um die Wette. Das pelzige Aussehen hat den mystischen Pflanzen auch den Namen Teddy Bear Cholla eingebracht. Neben den Teddy Bären gibt es auch sogenannte Jumping Chollas. Eine nicht ganz so harmlose Spezies. Bei der kleinsten Berührung werden ganze Stachelbüschel abgesprengt und die greifen dann sozusagen den Eindringling an. Doch dazu gleich mehr.

Der Weg durch die Kakteen ist gut gekennzeichnet. Wir sind fast alleine. Ein paar Meter weiter steht eine junge Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn gerade ein Selfie nach dem anderen schiesst. “Typisch amerikanische Touristin” denke ich. Dann noch ein übergewichtiger Mann der bestimmt gerade aus dem Casino kommt und das All You Can Eat Buffet so richtig ausgenutzt hat. Vorurteile über Vorurteile, ich weiss.

Ich schiesse auch das eine oder andere Foto – schliesslich bin ich ja auch ein Tourist –  und stapfe mit meinen Sandalen durch den Garten. Aufpassen, dass ich nicht zu nahe an die Jumping Chollas gerate, denke ich gerade noch. Doch es ist bereit zu spät. Es sticht verdammt fest.  Ich schaue mein Bein herunter und habe zwei dicke Kaktusbälle an meinem Fuss, die sich mit aller Gewalt festgekrallt habe. Ich versuche vergebens, sie mit dem anderen Fuss abzustreifen

Während ich noch versuche, den klebrigen Ball irgendwie aus meinem Fuss zu ziehen, steht die Mutter, die gerade noch Selfies geschossen hat, schon neben mir. Auch der Casino-Tourist ist sofort da. “Oh, da musst Du aufpassen”, sagt er.  “Halt Dich an mir fest, dann hast Du einen besseren Stand”. Die Mutter zieht sofort ihre beiden Turnschuhe aus und gibt sie mir. “Nimm die Schuhe wie eine Zange und  zieh die Dinger damit einfach raus” rät sie mir. Ich versuche es, doch ohne Erfolg.  Die Stacheln sind tief im Fuss. OK, tief durchatmen und nochmals zeihen. Es schmerzt, doch daran darf ich jetzt nicht denken. Nochmals kräftig ziehen. Tack, die Kaktuskugel ist draussen. Das Blut tropft dort raus, wo vorher die Stachel waren. “Ich habe Pflaster im Auto sagt der Casino-Tourist, der übrigens aus Montreal kommt, gerade wegen einer Konferenz mit seiner Frau in Palm Springs ist, und unheimlich nett ist. Um es abzukürzen. Das Pflaster wirkt Wunder und der Schmerz hat ziemlich schnell nachgelassen.

Ich habe die Geschichte auch nicht erzählt, um bei Euch Mitleid für meinen Kaktuszwischenfall einzuheimsen, sondern weil mir diese kleine Episode gezeigt hat, dass man das Gute im Menschen nicht unterschätzen darf. Wenn was passiert, dann halten wir oft zusammen und lassen alles stehen und liegen. Noch kurz vor dem Zwischenfall hatte ich mich – shame on me – innerlich abfällig geäussert über genau die Leute, die mir nachher selbstlos zur Hilfe geeilt sind. “Don’t judge a book by its cover ” heisst ein Sprichwort. Genau das hat sich wieder mal bewahrheitet. Man kommt besser durchs Leben, wenn man das Glas immer als halbvoll und nicht als halbleer betrachtet und wenn man seinem Gegenüber erstmal positiv gegenüber steht und nicht gleich das Schlimmste befürchtet. Ja, ich weiss, dass das nicht immer einfach ist. Doch einen Versuch ists auf jeden Fall wert.

 

12 in 12 – Die Wüste lebt

Die Natur ist schon was unglaubliches. Wie sie sich gegen alle Widerstände immer wieder durchsetzt ist faszinierend. Mitten in der Wüste, unweit von Los Angeles, wo sonst kein Kraut wächst und sogar Kakteen Mühe haben, noch Nährstoffe zu finden, blühen im Moment die Blumen um die Wette. Kaum ein Tropfen Wasser weit und breit und trotzdem hat es die Natur irgendwie so eingerichtet, dass die Wüste lebt. Einfach nur schön anzusehen. Ein paar Eindrücke:

 

12 in 12 – Schönes Wetter ist NICHT überbewertet

Gehört ihr auch zu denen, die behaupten, dass ihr die vier Jahreszeiten mögt, dass ihr es schätzt, dass es fünf Monate im Jahr fast null Grad kalt ist, dass es dauernd regnet und die Sonne kaum mal scheint ausser an dem einen Wochenende im August? Jaja, schönes Wetter ist sowas von langweilig…

Bullshit. Schönes Wetter ist nicht langweilig, sondern wie die Etikette schon sagt: schön. Ich bin beileibe kein Sonnenanbeter. Ich brate nicht stundenlang in der Sonne, sobald mal ein Strahl durch die Wolken bricht. Doch schönes Wetter macht mich glücklich und bringt mich in gute Stimmung. Ich weiss nicht, ob es das Vitamin D ist, das herrliche Licht, die Wärme oder sonst was. Doch ich liebe schönes Wetter.

Statistisch gesehen hat die Region um Los Angeles das beste Wetter der Welt. Nur Honolulu auf Hawaii kann da noch mithalten. Kaum Regen, selten zu heiss und fast immer warm genug und dann in der Nacht wieder etwas kühler. Regen: Fehlanzeige und Wolken haben Seltenheitswert.  Durchschnittstemperatur immer um die 20 Grad oder drüber.

Schönes Wetter ist überbewertet? Think again.

 

12 in 12 – Food aus dem Truck

Karamelisierte Rippe mit einer roten Sauce, die aus korenaischen und mexikanischen Chilli-Schoten besteht. Dazu frischer Koriander, ein Zwiebel-Limetten-Relish, und Chilli-Soja-Cole Slaw. Das alles in zwei knusprig gegrillten Taco-Hüllen. Ein Traum.

Ich stehe vor dem Food Truck von Kogi in Eagle Rock und kann mein Glück kaum fassen. Gourmet-Küche aus einem Food Truck und zwar nicht irgendeinem, sondern dem von Kogi, dem Urvater der modernen Food-Truck-Bewegung.

Wer Los Angeles verstehen will, der muss zu Kogi. Die ganze Welt in einer einzigen Stadt, gut geschüttelt und neu erfunden – das ist Los Angeles und das ist Kogi. Koreanische und mexikanische Küche funsionieren. Liegt nicht auf der Hand? Der koreanische Taco  ist der Beweis, dass das aber sowas von gut zusammenpasst.

Als Chef Roy Choi 2008 den ersten Kogi-Truck ins Rennen schickte, konnte er nicht ahnen, dass  Food Trucks zehn Jahre später auf der ganzen Welt wieder en Vogue sind und Kogi für alle das grosse Vorbild ist.  Ich mag Food Trucks. Kreativer Fast Food ohne auf Qualität verzichten zu müssen zu einem fairen Preis. Was gibt es besseres?

Übrigens – ihr habt vielleicht gesehen, dass der Schweizer Koch Daniel Humm mit seinem Restaurant Eleven Madison in New York gerade zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde. In Los Angeles kann man Humm’s Kreationen auch huldigen und zwar stilgerecht in einem Food Truck. Der Nomad-Truck steht meist in Culver City und ist der Vorbote für ein Restaurant, das voraussichtlich Ende Jahr eröffnet wird.

12 in 12 – Oper erst ab 50

Placido Domingo steht auf der Bühne. Ja, genau, DER Placido Domingo. Zusammen mit der wundervollen Sondra Radvanovsky singt er  “Orfanella Il tetto umile” aus Giuseppe Verdi‘s Simon Boccanegra, möglicherweise das schönste Duett aus Verdi’s Feder.

Man könnte eine Stecknadel fallen hören in der Oper von Los Angeles. Die Chemie zwischen dem 76-jährigen Tenor und Radvanovsky stimmt. Es ist ein Genuss, den beiden zuzuhören. Als sie später noch “Lippen schweigen, ‘s flüstern Geigen”  aus der Operette Lustige Witwe von Franz Lehar singen, ist das Publikum seelig.

Ich bin kein Opern-Spezialist und habe immer gesagt, dass ich  erst mit 50 so richtig anfangen werde, mich für Oper zu interessieren. Dazu habe ich ja noch ein paar Jahre Zeit. Doch schön war’s schon, heute Abend mit Placido und Sondra. Auch das Ave Maria in Rom in der Kirche, die Kremelsänger in Moskau, die Tenöre in Buenos Aires und die versammelten  Stars der japanischen Opernwelt in Tokio haben mir viel Spass bereitet.  Sollte ich mein Mantra, dass mich Oper erst nach 50 interessiert, nochmals überdenken?

Der Vorhang ist gefallen, Placido Domingo hat sich verabschiedet. Ich steige ins Auto und fahre aus Downtown Los Angeles Richtung Echo Park, wo ich noch ein spätes Konzert gebucht habe. Dort spielt die britische Rockband Wire, die schon Ende der siebziger Jahre mit ihren schrägen Klängen für Aufsehen und Beifall der Kritiker gesorgt hatte.

Als ich im Echoplex ankomme, hat Wire schon angefangen. Das Konzert läuft auf Hochtouren. Der Raum ist dunkel und die Decke tief. Ich habe keinen reservierten Sitzplatz und Champagner wird hier im Gegensatz zur Oper auch nicht gereicht. Ich schlängle mich durch die Menge und stehe wenige Meter von der Bühne entfernt. Colin Newman ist vol in seinem Element und singt, was das Zeug hält. Ja, seine Stimme ist nie und nimmer so gut wie die von Placido Domingo. Doch das muss sie auch nicht sein. Ich stehe im Saal und bin gefesselt. Hier und da läuft mir ein kalter Schauer den Rücken herunter und es kribbelt am ganzen Körper. Ich freue mich und bin glücklich. Solche Momente gibt es für mich nur, wenn ich kreativ gefordert und angeregt bin. Ich schwebe und lasse mich nur noch treiben.

Musik und das Empfinden, wenn man Musik hört, ist subjektiv. Wenn ich jetzt sage, dass Wire besser ist, als Placido Domingo, dann ist das nur dumm. Doch für mich persönlich muss Musik etwas ganz tief in mir drinnen auslösen und das hat Wire geschafft, während ich bei Domingo und Radvanovsky mehr mit offenem Mund staunend dasass und nicht wirklich mittendrin war.

Wenn ich sage, dass ich lieber Erdbeer-Eis als Vanille-Eis esse, dann heisst das ja nicht, dass ich nie Vanille-Eis esse, sondern mehr, dass wenn ich die Wahl habe, dass ich dann Erdbeer wähle. Wenn ich die Wahl habe, dann wähle ich Wire und nicht Domingo. Also, ich behalte mein Mantra doch weiter bei, dass ich mich so richtig erst nach 50 für Oper interessieren werde – vielleicht auch 55.

Hier einer der zugänglicheren Songs von Wire von ihrem 1988 Album “A Bell Is A Cup Until It Is Struck” – Kidney Bingo

12 in 12 – Welcome to the Hotel California

“Hotel California” von den Eagles aus dem Jahr 1976. Wer bringt mit diesem Song nicht irgendeine unsägliche Schülerparty, eine unendlich lange Autofahrt oder eine durchzechte Nacht in Verbindung. Ich habe eine extreme Hassliebe gegenüber dem Song entwickelt. Ja, es ist ein grossartiger Song, doch ich habe ihn zu oft gehört.

Wie oft habt ihr den Song schon gehört? Zehn Mal? Hudert Mal? oder gar Tausend Mal? Und worum geht es in dem Song? Wisst ihr das? Die meisten Leute meinen, es geht um das unbeschwerte Leben in Kalifornien, um Sonne, Strand und Palmen. Weit gefehlt.

Es geht um die vermeintlichen Ideale des American Dream, um die Dekadenz und den Verfall des American Way of Life in den 70er Jahren, um Süchte, Sehnsüchte und vielleicht auch um den Teufel…

Lest Euch mal diese Textzeile aus dem Song durch. Tausend mal gehört und tausend mal ist nichts passiert:

Last thing I remember, I was
Running for the door
I had to find the passage back to the place I was before
‘Relax’ said the night man,
‘We are programmed to receive.
You can check out any time you like,
But you can never leave!’

YOU CAN CHECK OUT ANY TIME YOU LIKE
BUT YOU CAN NEVER LEAVE

Für mich persönlich ist das die perfekte Charakterisierung von Los Angeles. Du wirst wie ein Magnet von dieser Stadt angezogen und Du kannst die Stadt auch wieder verlassen, doch loslassen wird sie dich nie.

Einige Interpretationen gehen deutlich weiter. Beim Hotel California soll es sich um eine Hippie-Sekte, eine Gemeinschaft von Satanisten um Anton Szandor LaVey oder um eine geschlossene psychiatrische Einrichtung handeln, aus der kein Entkommen möglich ist. Auch wenn Don Henley von den Eagles das immer dementiert, würde das auch gut zum Song passen.

Das Hotel California per se gibt es übrigens nicht. Auf dem Plattencover ist das legendäre Beverly Hilton in Los Angeles abgebildet. Auch das Chateau Marmont in L.A. wird oft als Referenz herangezogen. Für mich kann es so gut wie jedes Motel oder Hotel in Los Angeles sein. Es gibt kaum eines, das nicht seine kleinen Geheimnisse hat.

Dann noch diese Strophe:

Her mind is Tiffany-twisted, she got the Mercedes bends
She got a lot of pretty, pretty boys, that she calls friends
How they dance in the courtyard, sweet summer sweat
Some dance to remember, some dance to forget

Hier wird die  Oberflächlichkeit des Lebens im Luxus charakterisiert (pretty boys, that she calls friends) zudem haben die Zeilen etwas geheimnisvoll/mystisches (some dance to remember, some dance to forget) – Da ist mehr drin, als man denkt.

Ach ja, noch kurz zum Satan. Auf dem Cover des Albums steht ein Wesen im ersten Stock in den Arkaden, das vage an den Teufel erinnert.

Die Songzeilen

They stab it with their steely knives
But they just can’t kill the beast

soll die Resistenz und Übermächtigkeit des Teufels beschreiben…und dann natürlich wieder

YOU CAN CHECK OUT ANY TIME YOU LIKE
BUT YOU CAN NEVER LEAVE

Für die, die sich nicht mehr erinnern können: Der Song:
https://www.youtube.com/watch?v=jFi2ZM_7FnM

12 in 12 – Die coolste Flagge und die Berner

Im Bootleg Theater, einem kleinen Konzertsaal mitten in Angelino Heights, nicht weit von Echo Park entfernt, hängt sie an der Wand. Die Flagge des Bundesstaates Kalifornien. Ein Grizzlybär, ein roter Stern und die Aufschrift California Republic. Der Sänger der australischen Band Methyl Ethel kann sich nicht einkriegen. “Shit, Ihr habt die coolste Flagge, die ich je gesehen habe”, sagt er, nachdem die Band den Song “Twilight Driving” gerade zur Perfektion abgeliefert hat.

Die heutige Staatsflagge Kaliforiens

Die coolste Flagge. Da kann ich nur zustimmen. Vielleicht auch die Schönste. Ein Bär im Zentrum, ein roter Stern und die Aufschrift California Republic und drunter ein schmaler roter Balken. Irgendwie sieht das so aus, wie eine Collage, die ein dreizehnjähriger Teenager mit etwas künstlerischem Flair mal eben so hingeklebt hat – aber genau das macht die Coolness aus. Die Flagge schreit nach Rebellion. Hey, mit uns ist nicht zu Spassen. Lasst uns in Ruhe und lasst uns so leben wie wir wollen.

Woher kommt die sogenannte “Bear Flag” überhaupt? Hat sie das coole Image überhaupt verdient?

Der Rote Stern stammt aus der Rebellion von 1836. Damals versuchte Juan Alvarado, die Unabhängigkeit Kaliforniens von Mexiko  zu erzwingen. Alvarado wurde zwar Gouverneur von Kalifornien, doch die Unabhängigkeit schaffte er nicht. 1846 begann der amerikanisch-mexikanische Krieg. Die Siedler Kaliforniens hissten in Sonoma die Flagge der California Republic. Der Bär kam als Symbol der Unbeugsamkeit dazu. Die Unionstruppen ersetzten die Flagge zwar temporär gegen die US-Flagge. Doch das liessen sich die Kalifornier nicht lange bieten und liessen die Bear-Flag an jeder Ecke wehen.

 

Die Flagge von 1846

Eine Theorie besagt übrigens, dass die Idee des Bären von der Stadt Bern abgekupfert wurde. Fort Sutter, das in der Nähe von Sacramento lag, hatte grossen Einfluss auf Kalifornien. Namensgeber und Gründer des Forts war John Sutter, der tatsächlich aus Bern stammte und der die Berner Flagge immer mit dabei hatte. Der erste Bär auf der kalifornischen Flagge steht denn auch aufrecht und hat wie der Berner Bär eine sichtbare Zunge. Falls es nicht stimmt ist es zumindest eine schöne Geschichte.

 

Als 1861 im amerikanischen Bürgerkrieg um die Unabhängigkeit Kaliforniens und Amerikas von Grossbritannien gekämpft wird, waren besonders die Bürger von Los Angeles klar für eine unabhängige Republik. Die Flagge mit dem Bären wurde wiederum als Symbol dieser Bewegung gebraucht. Offiziell wurde die Bear Flag 1911 zur Flagge des Bundsstaates Kalifornien – und das ist sie heute noch.

Über die Jahre hat sich die Flagge leicht verändert. Doch unter dem Strich verkörpert sie noch immer diesen Spirit der Unabhängigkeit und des Leben und Leben lassens. Dennoch gibt es im Moment eine Bewegung in Kalifornien, die eine neue Flagge fordert. Die Flagge sei veraltet und wurde damals von Radikalen eingeführt, die nicht zuletzt auch Rassisten waren, wird in der Kampagne ins Feld geführt.

OK- das lass ich jetzt einfach mal so stehen. Immerhin hat Donald Trump in Kalifornien bei den Präsidentschaftswahlen nur gerade Mal 30% der Stimmen erhalten – in Los Angeles waren es gar nur 20%.

Die kalifornische Flagge. Schon der Anblick schreit nach Freiheit. Ja, es ist nur eine Flagge und das allein bewirkt herzlich wenig. Doch es hilft… California Republic

 

 

 

12 in 12 – Hallo mein Freund, ich habe dich vermisst

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Bestimmt nicht. Los Angeles ist eine kleine Diva und lässt nicht so leicht jemanden an sich ran. Spröde, hässlich, unnahbar, unverständlich und unberechenbar ist die Stadt der Engel.

Die erste Bekanntschaft mit Los Angeles habe ich schon zu meiner Schulzeit gemacht, als ich mit meinem Vater per Greyhound-Bus Amerika durchquert hatte. Damals kam mir alles noch so gross und unheimlich vor…  Ich kenne Los Angeles mittlerweile länger als die meisten meiner Freunde. Die Beziehung ist mit der Zeit immer intensiver geworden. Seit über zehn Jahren komme ich jedes Jahr mindestens zwei Wochen hierher. Die Stadt hat mich in ihren Bann gezogen. Ich glaube, ich verstehe sie mittlerweile – zumindest ein bisschen. Sie ist wunderschön, magisch, vertraut, altmodisch und fortschrittlich zugleich und die Uhr tickt hier etwas langsamer als im Rest der Welt.

Vielleicht ist es genau das, was ich so mag an Los Angeles. Die Uhr tickt langsamer. Hier gelingt es mir, wie in kaum einer anderen Stadt, mein Tempo zu verlangsamen, mich treiben zu lassen und nicht alles so Ernst zu nehmen. Es ist zwar ein Klischee mit dem Californian Way of Life. Doch irgendwie hat es schon was. Amerikanische Städte haben oft keine Identität. Los Angeles ist da eine Ausnahme. Multiple Identities können auch was Gutes sein.

Ich habe dich vermisst, Los Angeles und bin froh, wieder bei dir zu sein.

Geborgen im Palmenmeer

Sorglos die Strasse entlang

Inspiriert die Augen öffnen

Zufrieden Neues und Altes entdecken

Das ist Los Angeles