Kuchen oder Brot? Egal. Das meinte schon Marie Antoinette, die Frau von Louis XVI. Sie wurde durch das Zitat: “Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen” berühm und berüchtigt. Dass sie das nie gesagt hat, interessiert heute nur noch die Geschichtsforscher. Erstens heisst es im Original aus Les Confessions von Jean-Jaques Rousseau; “Dann sollen sie Brioche essen” und nicht wie immer wieder falsch übersetzt wird “Kuchen”, und zweitens schrieb Rousseau das Zitat lediglich einer grossen Prinzessin und nicht Marie Antoinette zu. Marie Antoinette war zur Zeit der Veröffentlichung von Les Confessions erst zehn Jahre alt und noch keine grosse Prinzessin.
Soviel zur Historie. Keine Frage. Ich habe eine Schwäche für gute Backwaren und himmlische Patisserie. Genauso wie ich die Italiener nicht ausstehen kann, die behaupten, dass guter Kaffee nur in Italien serviert wird, kann ich aber auch die Franzosen nicht riechen, die ein Eclair nur dann überhaupt probieren, wenn es in Frankreich hergestellt wurde oder wenn der Bäcker immerhin Franzose ist.
Ich bin der Meinung, dass sich in jeder Grossstadt Patisserien finden lassen, die genauso gute Süssigkeiten herstellen, wir die Franzosen. Doch eines muss ich den Franzosen lassen. Während ich in allen anderen Städten zuerst mal drei Nieten ziehe, bis ich die richtige Bäckerei ider Konditorei gefunden habe, gibt es in Paris Boulangerien und Patisserien en masse. Oft sind es zwei bis drei oder gar vier im gleichen Strassenzug innerhalb von 100 Metern – eine meist besser als die andere.
Kleiner Einschub, um Verwirrung zu vermeiden: Eine Boulangerie ist übrigens auf Brot und einfaches Gebäck spezialisiert. Manchmal bietet die Boulangerie auch Sachen wie Millefeuille, Eclairs und Früchtetörtchen an. Doch die sind oft eher zweitklassig. Auch Sandwiches und Getränke sind beim Boulanger im Angebot.Eine Patisserie ist auf gut Deutsch eine Konditorei und ist somit ausschliesslich auf Feingebäck spezialisiert. Ihr wisst schon, was ich damit meine.
Hier sind meine Favoriten, in Paris aus der Welt der Patisserien unterteilt nach ihren Spezialitäten:
Eclair
Eigentlich mag ich keine Eclairs. Wenn bei uns an der Kuchentheke nur noch das Eclair übrig war, dann bin ich jeweils wieder aus dem Laden gelaufen. Doch seit ich weiss, wie ein richtiges Schokoladen-Eclair schmecken muss, liebe ich die Dinger. Das Beste gibt es im Stohrer, der ältesten Patisserie von Paris (seit 1730 im Geschäft). Lasst Euch nicht davon täuschen dass hier auch Touristen ein- und ausgehen. Die Eclairs sind grandios.
Lemon Meringue
Das beste Lemon Meringue gibt es bei Karamel. Der Bäcker macht alles in Perfektion und hat so gut wie alle Preise gewonnen, die man gewinnen kann. Während Lemon Meringue sonst schon mal zu süss sein kann, ist hier alles in Perfektion ausbalanciert. I want one!!!
Saint-Honoré
Die etwas abgewandelte Version des französischen Klassiker macht Pain Pain so wie kein Anderer. Lecker.
Millefeuille
Ein Millefeuille hat aber sowas von gar nichts mit einer Kremeschnitte zu tun. Der Teig ist so richtig erdig und nicht fast roh und die Vanillecreme ist komplex und nicht einfach Pudding. Carl Marletti kann das am besten.
Schokolade
Alain Ducasse ist für viele der beste Koch der Welt. In Paris stellt er in einem kleinen Laden (es gibt drei Filialen) Schokolade her. Die Tafeln sind nicht ganz billig. Doch es lohnt sich. Ja, Lindt ist auch nicht schlecht. Doch das hier ist nochmals eine andere Dimension.