12 in 12 – Was wäre, wenn…

Habt ihr euch auch schon mal überlegt, was wäre, wenn ihr in einer anderen Stadt geboren wäret? Was wäre aus euch geworden, wo hätte es euch hingetrieben, wäret ihr glücklich oder unglücklich, überhaupt noch am Leben oder schon lange nicht mehr da?

Ich mache mir manchmal solche Gedanken; besonders wenn ich in fremden Städten bin und sehe, wie hart man dort kämpfen muss, um oben auf zu schwimmen. Was wäre, wenn ich in Chai Nat, einer Kleinstadt, rund 4 Stunden von Bangkok entfernt, sozusagen im Niemandsland, geboren und aufgewachsen wäre?

Hätte ich es dann auch nach Bangkok geschafft und würde heute für die Bangkok Times schreiben oder wäre ich auf den Reisfeldern Chai Nats geblieben und wenn ja, wäre das wirklich so schlimm? Wäre ich auf den Reisfeldern oder beim pflücken der Pomelo-Frucht weniger glücklich?

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich es aus Chai Nat raus geschafft hätte und wenn ja, wäre ich bestimmt vom Grossstadtdschungel  Bangkok geschluckt worden. So gern ich glauben würde, dass ich es geschafft hätte, wie Kamon im Thai-Boxing-Stadion die Fäden der Wettgemeinschaft zu ziehen, so realistisch muss ich zugeben, dass die Chancen dafür ungleich geringer sind, als für jemanden, der in der Nähe von Zürich geboren und aufgewachsen ist, zum Moderator des Auslandsjournals aufzusteigen.

Überlegt euch doch auch mal, was aus euch geworden wäre, wenn. Das muss gar nicht unbedingt eine grosse Metropole im Ausland sein. Manchmal reicht schon ein anderer Kanton oder ein anderes Bundesland und alles hätte sich sowas von anders entwickelt. Oder was wäre, wenn ihr einen wichtigen Entscheid im Leben anders getroffen hättet? Wenn ihr den Job nicht angenommen hättet, die Freundin nicht verlassen hättet, das Bein beim Skifahren nicht gebrochen oder den besten Freund trotz Streit doch angerufen hättet

Wenn schon kleine Veränderungen eine grosse Wirkung zeigen , dann würde die radikale Entwurzelung und die Verpflanzung in eine andere Stadt oder einen anderen Kontinent bestimmt alles völlig durcheinander bringen, oder doch nicht? Setzt man sich durch, egal wo oder eben nicht?

Wäre ich in Sydney tatsächlich Rettungsschwimmer von Bondi Beach geworden, in Buenos Aires Profifussballer, in Mexico City Starkoch, in Rom Barrista und in Moskau Theaterintendant oder würde ich in Sydney bei Coles die Regale füllen, in Buenos Aires Papier sammeln, in Mexico Orangensaft pressen, in Rom arbeitslos sein und in Moskau Stahl giessen?

Und ganz abgesehen von meinem Werdegang, hätte ich die gleichen Gedanken, Träume und Meinungen? Wäre ich liberal oder radikal, stolz oder unsicher, schüchtern oder draufgängerisch? Die berühmte “Nurture vs. Nature” Debatte.

Was wäre, wenn?

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