Wir sind im schönen alten Lido-Kino in Bangkok und haben es uns gerade gemütlich gemacht. Gleich beginnt der japanische Film “Tomorrow I Will Date with Yesterday’s You”, eine gute Vorbereitung auf unsere nächste Destination. Da springen plötzlich wie von der Tarantel gestochen alle Zuschauer auf und starren gebannt auf die Leinwand. Aus den Lautsprechern dröhnt die königliche Hymne und auf dem Screen erscheinen minutenlang Portraits des neuen Königs Vajiralongkorn alias Rama X. Auch wir kommen nicht darum herum, aufzustehen und dem König unseren Respekt zu erweisen. Man ist hier ja schliesslich nur Gast.
Der verstorbene König Bhumibol
Thailand hat schwierige Jahre hinter sich. Zwei Militärputschs, immer wieder neue Regierungen, Proteste en masse. Seit die Militärjunta die Fäden zeiht ist die Verfassung ausser Kraft. Die Rechte der Bürger wurden stark eingeschränkt. Die Lage warüber Jahre hinweg bereits angespannt und dann passierte das, wovor alle Angst hatten.
Im Herbst des vergangenen Jahres starb König Bhumibol, der 70 Jahre im Amt war und von den Thailändern als Halbgott verehrt wurde. Er war Vorbild und Ersatzvater für alle und hatte sich immer rührend um das Wohl seines Volkes gekümmert. “Als Bhumibol starb, dachte ich, dass es jetzt vorbei ist mit meinem Thailand” erzählt uns ein Ladenbesitzer im Stadteil Ari.
Nach 30 Tagen Staatstrauer hatten viele mit neuen Protesten und gewaltsamen Auseinandersetzungen gerechnet. Dazu kam, dass der neue König Vajiralongkorn eine umstrittene Persönlichkeit ist. Vajiralongkorn gilt als Playboy und Partylöwe, war drei Mal verheiratet, hat lange Zeit in Deutschland gelebt und wird wohl nie die Anerkennung erreichen, die sein Vater genossen hatte. Wie durch ein Wunder geht das Leben in Thailand jedoch ganz normal weiter. Die Thais sind ein gelassenes Volk. “Life goes on” ist ihr Motto. Zwar gibt es an jeder Ecke noch Bilder und Schreine für den verstorbenen König und trägt die Mehrheit der Staats- und Büroansgestellten noch immer schwarze Kleidung. Doch Feindseeligkeit gegenüber der Militärjunta und dem 64 Jahre alten neuen König ist keine zu spüren. Ein wenig mag dabei auch helfen, dass für Majestätsbeleidigung eine Gefängnisstrafe von 3 bis 15 Jahren ausgesprochen werden kann und das auch öfter mal angewendet wird.
Ach ja, die Nachfrage nach schwarzer Kleidung war zwischenzeitlich so hoch, dass die Regale in den Läden leergefegt waren. Das hatte zur Folge, dass die Preise für schwarze T-Shirts das mehrfache des normalen Niveaus erreichten. Die Regierung beschloss daraufhin, dass jeder, der schwarze Kleidung zu überhöhten Preisen verkauft, hart bestraft wird. Das hat gewirkt. Mittlerweile ist schwarze Kleidung wieder überall zu normalen Preisen erhältlich.
Trotz politischer Unruhen sind 2016 so viele Touristen nach Thailand gereist wie nie zuvor. Bangkok fühlt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit extrem sicher an. Wer also irgendwelche Bedenken hat, hier Ferien zu machen, der kann diese beruhigt ablegen.