Einige von Euch werden den Namen Carlos Slim kennen, andere nicht. Na dann will ich Euch kurz auf die Sprünge helfen. Herr Slim lebt in Mexico City und ist der reichste Mensch der Welt. Jahr für Jahr duelliert er sich mit Bill Gates um diesen Titel. Sein Vermögen hat er dank der Privatisierung des mexikanischen Telekomgiganten Telmex gemacht. Zack – so einfach geht das.
Wie Gates hat auch Slim eine Stiftung, die viel Gutes tut und die viel Geld in Kunst investiert. Als ich las, dass die Stiftung hier in Mexico City ein Museum gebaut hat, das eine der weltweit wichtigsten Kunstsammlungen beherbergt, dachte ich mir: Da muss ich hin. Das Museo Soumaya haut einen schon visuell um. Sechs Stockwerke voller Kunst. Insgesamt sollen es 66’000 Werke sein. Der Wert liegt bei weit über 1 Mrd. US-Dollar. Alles gibt es hier: Van Gogh, Degas, Picasso, Miro, Dali und und und.
Doch nichts, aber auch gar nichts kann einen auf den Besuch des obersten Stockwerks vorbereiten. Hier stehen in einem einzigen Raum fast wahllos zusammengewürfelt 380 Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin. 380 SKULPTUREN VON AUGUSTE RODIN!!! Ich weiss nicht genau was das soll. Schön ist das irgendwie nicht mehr, sondern eher unheimlich. Man bewegt sich in einem Raum, aus dem jedes andere Museum schon stolz wäre, eine einzige der Skulpturen zu haben. Irgendwie Verschwendung. Man kann sich keinem einzelnen Werk widmen, sondern ist völlig verloren und überfordert. Tage später kann ich mich an keine einzige der Skulpturen mehr erinnern. Ob Carlos das gewollt hat?
Na gut, es gibt zwei Sachen, die diesen Wahnsinn irgendwie rechtfertigen. Erstens hat Carlos Slim das Museum zu Ehren seiner Frau gebaut, die leider 1999 im Alter von nur 50 Jahren verstarb. Das Museum trägt deshalb auch ihren Namen. Zweitens ist das Museum für alle umsonst, denn jeder soll sich ein Bild von den schönen Künsten machen können. Naja, ich sagte ja schon, irgendwie rechtfertigen. 380 Skulpturen von Rodin in einem Raum…