‘I am certain of nothing but the holiness of the heart’s affections, and the truth of imagination.” John Keats
John Keats ist zusammen mit Byron und Shelley nicht nur der bedeutendste Dichter der englischen Romantik, sondern auch mein Vorbild, wenn es um Poesie, Ehrlichkeit und Selbstzweifel geht. Ein Vorbild im Sinne der Bewunderung und leider nicht des Talents… Es ist wohl purer Zufall. Doch unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Als ich in London lebte, lag Keats Wohnhaus nur wenige Schritte von unserer Türschwelle entfernt, direkt am Hampstead Heath. Einige schöne Nachmittage hatte ich im Garten vor seinem Haus verbracht.
Jetzt in Rom ist Keats wieder allgegenwärtig. Gewohnt hat er 1820/21 in seinem letzten, durch eine schwere Krankheit geprägten Jahr, an der spanischen Treppe, begraben wurde er auf einem Friedhof im Stadtteil Testaccio, dem “Cimitero Accatolica”
Nur 25 Jahre alt ist Keats geworden. Auf Einladung von Percy Bysshe Shelley war er mit seinem Freund Joseph Severn nach Rom gereist, um dort die Tuberkulose los zu werden. Doch es war zu spät.
Keats hat Autoren wie Oscar Wilde stark geprägt. Wilde nannte das Grab Keats “den heiligsten Ort in Rom”. Irgendwie versteht man das auch, wenn man vor der Ruhestätte steht und einfach nur tief durchatmet.
Der Friedhof liegt etwas ausserhalb des Stadtzentrums. Es ist still hier. Jedes Grab hat eine Geschichte zu erzählen. Das spürt man. Neben Keats liegen hier auch Shelley und Severn, Goethes Sohn August, der Architekt Gottfried Semper, der Maler Jacob Asmus Carstens und der deutsche Poet Wilhelm Friedrich Waiblinger.
Keats Name steht nicht auf seinem Grab, sonder der Satz: “Here Lies One Whose Name was writ in Water”. So wollte er es. Bis heute streiten sich die Gelehrten, was er damit genau meinte. Doch für mich ist es klar. Keats war es wichtig, etwas zu hinterlassen und die Zuneigung der Öffentlichkeit zu spüren. Gerade in seinen letzten Jahren wurde er immer schärfer kritisiert. Seine Beliebtheit nahm ab. Keats muss es vorgekommen sein, als sei alles, was er hinterlassen werde, sein ins Wasser geschriebener Name, der verschwindet, ehe er überhaupt fertiggeschrieben wurde. Ein trauriges Bild. Doch so geht es uns ja allen – und das ist auch OK so.
Nicht ganz so poetisch wie Keats Worte sind jene, die ich auf einem Grabstein fernab von Keats Ruhestätte entdecke. Gaby Andre Smith fordert ihre Nachkommen auf: “If you think of me, smile to the next person you see”. So einfach, aber so schön.